Egozentrik bei ADHS

…immer mal wieder durfte und darf ich leider erleben, dass ADHSler aus dem engeren oder weiteren persönlichen Umfeld auffallen durch Wahrnehmung überwiegend der eigenen Bedürfnisse und Nicht-Wahrnehmung der Bedürfnisse des Gegenübers, durch Beschäftigung überwiegend mit sich selbst (mit sich selbst beschäftigt sein ist nun aber sicherlich häufig zu finden bei so ziemlich allen Menschen, die psychische Probleme haben), durch soziale Nogos, damit meine ich unter anderem, dass Geld, das in einer Notsituation geliehen wurde, auch im Nachhinein nicht zurück gezahlt wird (auch deswegen, weil man gar keinen Sinn hat für die Perspektive des Gegenübers), durch Ichbezogenheit und Egozentrik… ich kann dafür angesichts bestimmter Gesamtkonstellationen mit Biographie, Sozialisation und mancher typischer Symptome bei ADHS Verständnis haben, respektieren und akzeptieren muss ich „Ich,Ich,Ich!!!“ deswegen trotzdem nicht… nun leben wir seit Trump, Brexit, dem quasi absolutistischen Alleinherrscher in China Xi Jinping und dessen Förderung von kollektivistischem Gedankengut in einer Restauration des Kollektivismus zu Ungunsten des Individualismus. Trump, Boris, Xi Jinping, aber im Grunde auch Erdogan, Putin und Duterte auf den Philippinen, der Widerspruch dieser Super-Egos als Aushängeschilder antiliberaler, teils kollektivistischer, nationalistischer und antiindividualitischer Strömungen ist paradox… also scheinbar widersprüchlich… eben nur scheinbar… Trump, der Milliardär und zuvor Millionärssohn als Held der entrechteten Arbeiterklasse in den USA ist genauso paradox… kurzum: Individualismus und „Ich,Ich,Ich!!!“ ist in 2020 komplett uncool in der Welt… ich würde da auch an manche ADHSler appelieren, sich diesbezüglich selbst zu reflektieren… wie denkt ihr hier im Forum darüber?

nun habe ich das Buch „Nicht normal, aber das richtig gut: Mein wunderbares Leben mit Autismus und ADHS“ nicht gelesen, aber der Buchtitel, auch so was meine ich mit Individualismus, der in 2020 mit der Spaltung in Globalisierungsgewinner und Globalisierungsverlierer, mit einer insgesamt in national und interrnational, progressiv und konservativ, arm und reich, sehr gespaltenen Gesellschaft nicht immer gut ankommt… ich beziehe mich wie gesagt auf die Ausssage im Titel des Buches, nicht auf das Buch an sich: <LINK_TEXT text=„https://www.amazon.de/Nicht-normal-aber … 3827012783“>https://www.amazon.de/Nicht-normal-aber-das-richtig/dp/3827012783</LINK_TEXT>


Verstehe nicht, wie du darauf kommst. Das Gegenteil ist doch der Fall.

Was die Fähigkeit zum Perspektivwechsel angeht: Damit haben viele ADHSler einfach ein Problem und sollten das auf dem Schirm haben, wenn sie einigermaßen sozial kompetent durch die Welt gehen wollen. Auch wenn man auf diesem Gebiet niemals Profi wird, sollte man immer versuchen, sein Bestes zu geben, natürlich auch im eigenen Interesse. :wink:

@Overthesky Auch hier: ich empfinde deine Schreibe als sehr negativ gegenüber AD(H)Slern eingestellt. Woran liegt das? Hast du selbst AD(H)S oder leidest du unter einem Partner mit AD(H)S? Was das Thema angeht, auf mich trifft es auch zu und als mir das bewusst wurde, habe ich große Schuldgefühle gespürt, die spüre ich immer wieder deswegen. Ich gebe mir Mühe, weniger egozentrisch zu sein. Ich bin aber nicht egozentrisch, weil ich mich so toll finde, sondern weil mich so vieles überfordert, dass ich ständig damit beschäftigt bin, mein seelisches Gleichgewicht aufrecht zu erhalten und zurecht zu kommen im Leben. Da brauche ich nicht noch solche Beiträge wie den deinen.

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Egozentrismus ist einfach ein typisches ADHS-Symptom, auch „Problem des Perspektivwechsels“ genannt. Akzeptanz statt Selbstabwertung, bitte! - Ich glaube, das wird hier langsam zu meinem Mantra… :wink:

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@Addy_Haller Das ist ein gutes Mantra :slight_smile:

[quote=Overthesky post_id=3187 time=1580849473 user_id=272]

…immer mal wieder durfte und darf ich leider erleben, dass ADHSler aus dem engeren oder weiteren persönlichen Umfeld auffallen durch Wahrnehmung überwiegend der eigenen Bedürfnisse und Nicht-Wahrnehmung der Bedürfnisse des Gegenübers, durch Beschäftigung überwiegend mit sich selbst (mit sich selbst beschäftigt sein ist nun aber sicherlich häufig zu finden bei so ziemlich allen Menschen, die psychische Probleme haben), durch soziale Nogos, damit meine ich unter anderem, dass Geld, das in einer Notsituation geliehen wurde, auch im Nachhinein nicht zurück gezahlt wird (auch deswegen, weil man gar keinen Sinn hat für die Perspektive des Gegenübers), durch Ichbezogenheit und Egozentrik… ich kann dafür angesichts bestimmter Gesamtkonstellationen mit Biographie, Sozialisation und mancher typischer Symptome bei ADHS Verständnis haben, respektieren und akzeptieren muss ich „Ich,Ich,Ich!!!“ deswegen trotzdem nicht…

Selten habe ich so ein Blödsinn gelesen. Schön wäre es wenn ich mehr egozentrisch bin, vielleicht habe ich tatsächlich ein großes Ego in manchen wenigen Bereichen, trotzdem respektiere ich immer die Bedürfnisse anderer.
Wie passt dann die von dir beschriebene Egozentrik mit unserer großen Empathie und unserem Helfersyndrom zusammen?
Was heißt soziale Nogos, gehe bitte nicht alleine von dir aus!!


Sehe ich auch so.
Klar rede ich hier viel von mir, weil ich gerade dabei bin, vieles aufzuarbeiten nach Jahrzehnten im Dunkeln. Im Job und bei meinen Kindern geht es selten um mich. Das letzte Jahr habe ich damit verbracht, meinen Vater zu pflegen und mich nach dessen Tod um meine Mutter zu kümmern.
Und ich war noch bei keinem Therapeuten, der mich nicht zu einer Verhaltensänderung dahingehend angestiftet hätte, mich mehr um meine Bedürfnisse zu kümmern. „Jetzt sind Sie mal dran.“
Ich bin in meinem Leben schon sehr oft ausgenutzt worden und ich denke es geht anderen hier auch so.
Du solltest nicht von Deinem Bekanntenkreis auf uns hier schließen.

Das Helfersyndrom ist ja auch in erster Linie fürs eigene Ego gut und erst nachrangig für die anderen. Da geht es ja auch um die Kompensation eines Mangelzustands.:wink:

Und die viel beschworene Empathie bei ADHS, naja, da habe ich so meine Zweifel. Es gibt ja auch verschiedene Formen von Empathie, da kann es schon mal durcheinander gehen. Möglicherweise wird da viel aneinander vorbeigeredet.

Viele ADHSler erkennen doch noch nicht mal ihre eigenen Bedürfnisse, wie sollen sie da die der anderen wahrnehmen?

Der dagegen so typische Drang nach „unmittelbarer Bedürfnisbefriedigung“ ist mMn oft einfach eine Reaktion auf hirnorganische Schieflagen, ob es jetzt um Sex, Zucker, Drogen oder Sensationen im weitesten Sinne geht. Und dabei gerät das, was andere gerade wollen, gerne mal in den Hintergrund, wogegen man sich selbst knallhart durchzusetzen versucht.

Sorry für die harte Wortwahl, aber das mit der angeblichen Empathie bei ADHS geht mir schon länger gegen den Strich. Egozentrismus ist für ADHS mMn viel typischer, da sollte nichts beschönigt werden.

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@Hedwig
Dass man sich nicht um seine eigenen Bedürfnisse kümmert, hat mE nichts mit den Bedürfnissen der anderen zu tun.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass das Drama bei ADHS darin besteht, weder nach den eigenen noch nach den Bedürfnissen der engsten Bezugspersonen zu leben.

Das finde ich jetzt hart als hochsensibler Mensch.
Klar, wenn mein Gehirn grad verrückt spielt, weil ich Hunger oder ein anderes Grundbedürfnis habe - dann rücken die Bedürfnisse der anderen in den Hintergrund. Zu den Grundbedürfnissen würde ich hier höchstens noch Schlaf zählen. Aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich nie die Bedürfnisse z.B. meiner Kinder zurückgestellt habe, um Sex oder andere „Sensationen“ zu haben. Selbst das Essen kann dann warten und Schlaf sowieso. Es gab genug Situationen, in denen ich dann noch nicht mal auf Toilette gegangen bin, um den Bedürfnissen anderer nachzukommen, und mir damit gesundheitlich geschadet habe.

Zumindest würde ich behaupten, dass es hier Unterschiede zwischen uns gibt.

Sehe ich nicht so und kann da aber nur von mir und dem Feedback, das ich bekomme, ausgehen.

Ist nicht jeder Mensch ein Egoist (Überlebensinstinkt) egal was er macht und welche Entscheidungen er trifft?
Wird uns nicht in der Therapie von „normal tickenden“ Therapeuten, Bücher/Ratgeber ständig geraten, unsere eigene Bedürfniss an erster Stelle zu stellen? Uns am meisten lieben sollten? Tja, dann frage ich mich wer hier der Egozentriker ist?

Kann ein hochsensibler Mensch andere überhaupt komplett übergehen?

Vielleicht „verkaufen“ wir es nur schlechter, wenn wir uns mal nicht kümmern.


Kann er oder sie schon. Also komplett übergehen nicht - aber komplett abwehren ja.

Die Frage ist, welche Rolle das Gegenüber für die Person einnimmt - als Störfaktor? als Mitmensch?
Bei denjenigen, von denen ich annehme, dass sie hochsensibel sind (ich möchte das bewusst nicht verallgemeinern), habe ich eher das Gefühl, dass sie sehr um die eigenen Befindlichkeiten kreisen, also da Gegenüber nur in Bezug auf ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen. Ich kann mir vorstellen, dass das eher einschränkend als förderlich auf Beziehungen wirkt.
Da muss dann schon viel passen, um das Gegenüber annehmen zu können, weil ansonsten Gerüche, Eigenheiten … alles sehr schnell stört.

Abgesehen davon ist Empfindlichkeit nicht mit Charakter gleichzusetzen… will sagen: es gibt auch empfindliche Stoffel und Stoffelinen.

Auch bei ADHS steht ja aufgrund der Reizoffenheit ein gewisser Eigenschutz im Vordergrund.


Richtig. Ich denke auch, dass da das Dazugehörenwollen eine große Rolle spielt. Helfen ist eine gute Art zu interagieren, ohne sich zu nahe zu kommen…

Sehe es genau so. Ich habe auch 20 Jahre meines Lebens geopfert, um meine Mutter aus dem Alkohol und meiner Schwester aus den Drogen ( war ihr mehr Mutter als unsere Mutter, obwohl ich 4 Jahre junger bin) rauszuholen. Natürlich ohne Erfolg!

Echt, seht Ihr andere Menschen als Störfaktoren?
Das kann ich nicht unterschreiben.
Grob geschätzt stören mich höchstens 10% der Mitmenschen, denen ich zufällig begegne. Im Job sind es weniger und privat stört mich niemand.

Die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und zu respektieren bedeutet ja nicht, sie ständig an erste Stelle zu setzen.
Also wenn ich Kinder habe, stelle ich meine Bedürfnisse hintan - aber dann putze ich nicht noch hinter dem Gatten her, weil er gerade mal traurig schaut, und die Schwägerin kann die Kuchen für ihren Geburtstag selbst backen. Sie wird sagen, dass das egoistisch sei - für mich bedeutet es nur, auf die lange Strecke durchzuhalten ohne unterzugehen.
Gerade die Wahrnehmung eigener Bedürfnisse, Motive etc. fällt den meisten Menschen schwer, weil die Erwartungen und Vorstellungen anderer und alle Normen und Werte ohnehin noch einmal drauf, die Selbstwahrnehmung verhindern.

Sich bewusst abzugrenzen und sich selbst zu folgen ist überlebenswichtig und hat nichts mit Egoismus zu tun. Wir sind uns heute der eigene Leitstern, müssen ja auch mit den Konsequenzen leben.
Dass das Abgrenzen bei Menschen mit ADHS oft nicht funktioniert, ist da kein Vorteil sondern kommt auf den ganzen Komplex „Reizoffenheit“ eher noch erschwerend obendrauf.

Deine Aussage betrifft doch alle Menschen oder nicht?


Habe ich so nicht geschrieben.
Aber bei HSPs ist es häufig so, dass Gerüche oder z.B. Essgeräusche oder auch Farbreize einfach nicht ertragen werden. Ist wahrscheinlich die Frage, wie das gelagert ist.
Und da wirds halt verdammt schwierig mit der Interaktion…