UI, hier wurde ja wieder fleissig diskutiert.
Während ich noch am schreiben war, hat @UlBre Ulbre auch nochmal das wichtigste Zusammengefasst, daher:
TL;DR:
WENN die ärztllchen Empfehlungen nicht funktionieren liegt das entweder daran, dass man eben nicht so funktioniert wie der Grossteil, ODER weil einem Informationen fehlen und man daher die Veränderungen nicht richtig einsortieren kann.
Und da können (mangelndes Wissen, mangelnde Zeit) oder wollen eben wohl viele Ärzte nicht helfen (weil evtl. nicht vorgesehen im Leitfaden).
Ich würd mir daher mal einen Thread wünschen, wo nicht so viel diskutiert wird (auch wenn ich das schätze) sonder eher nach Template Erfahrungen berichtet werden.
Ich poste jetzt trotzdem noch meinen ganzen Roman:
Meine Neurologin ist leider wirklich nicht gut, es war einfach die einzige in meiner Gegend, die mich als Neupatient aufgenommen hat.
Die ganze Vorab Aufklärung hat mir grösstenteils von ihr gefehlt und zu ganz viel Verunsicherung geführt, weshalb ich dann letzten Endes glaub ich auch hier gelandet bin.
Weils bei mir eben nichts so funktioniert hat, wie ich es mir erwartet hätte, aber weil ich auch nur extrem nebensächlich und allgemein über Erwartungshaltungen und Wirkweisen aufgeklärt wurde.
Ich hab nach 10 Minuten hier auf dem Wiki und im Forum mehr verstanden als nach 10 Sitzungen bei ihr.
Ich finds ja völlig OK als Arzt zu sagen „Sorry, in dem Gebiet kenn ich mich nicht so gut aus“ oder „Das und das steht im Leitfaden und wenn ich mich nicht daran halte, drohen mir negativ Konsequenzen“.
Aber man kann auch das Wohl des Patienten in den Vordergrund stellen und in den meisten Fällen kommt vermutlich die Angst was falsch zu machen wenn man nicht genau nach Leitfaden vorgeht hauptsächlich von einem Mangel an Information.
Mich regt das halt vor allem auf, weil mir die ganzen Informationen zu ADHS vor allem eins klar gemacht haben:
Ich hab ne physiologische Benachteiligung, die in manchen Bereichen an eine Behinderung grenzt und all die Skills, die ich gelernt habe funktionieren auf Dauer NUR, wenn ich diese Benachteiligung weit genug runterschrauben kann.
Wer blind ist, dem nützt auch keine Brille was, man muss schon wenigstens ein BISSCHEN sehen können.
Was die Wirkung angeht:
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Ich glaube auch, dass es etwas verfälscht, wenn man sich zu sehr auf die persönlichen Erfahrunsberichte im Forum verlässt (wobei es hier ingesamt finde ich schon recht differenziert ist). In diesem Forum landen sicher vermehrt Menschen wie ich, bei denen es eben NICHT wie bei der Mehrheit funktioniert. Man landet eben dort wonach man sucht, daher ist das bisschen viel vom Forum verlangt, sofort „neutral“ zu sein. Wenn man die „objektiven“ Infos sucht, dann findet man die hier auch.
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Es geht glaub ich vielen so wie mir, dass man erstmal so froh ist, dass man überhaupt endlich weiss, was los ist und sich plötzlich als Teil von einer grösseren Gruppe von Menschen betrachtet, denen es genauso geht, dass man schnell übersieht wie unglaublich vielfältig der Bereich ADHS wirklich ist.
Ich betrachte mich insgesamt eigentlich gar nicht als so „schwerer“ Fall von ADHS, grad im Vergleich zu meiner Freundin bin ich geradezu vorbildlich fokussiert und organisiert…meistens.
Aber das kostet mich nicht nur unglaublich viel Energie und hat zu Depressionen und Ängsten geführt, ich mach halt trotzdem noch viel zu viele „Flüchtigkeitsfehler“ (aufgrund von Ungeduld oder Impulsivität) und kann mich zuwenig auf wichtige Themen konzentrieren, so dass ich dann mit den Konsequenzen am Ende nicht besser da stehe als meine Freundin (hätte ich mal paar Wochen mehr Geduld gehabt und mich motivieren können mich damit zu beschäftigen, hätte ich noch ne Berufsunfähigkeitsversicherung abschliessen können…).
Was ich damit sagen will: ADHS ist vielleicht der gemeinsame Nenner, aber wir hören sicher nicht alle dieselbe Musik oder wählen die selben Parteien, warum sollten wir dann also alle die gleiche Wirkung bei den Medikamenten haben…umso wichtiger finde ich es, möglichst objektive Indikatoren zu finden, die eher wertneutral helfen das richtige Medikament/die richtige Dosierung zu finden, vor allem für die für die es eben nicht wie im Leitfaden funktioniert, oder deren Arzt die Aufklärung nur nach Leitfaden macht.
- Mein absolutes Lieblings ADHS Video ist das hier:
Drugs, dopamine and drosophila -- A fly model for ADHD? | David Anderson | TEDxCaltech - YouTube
Ich schliesse daraus unter anderem:
A) Wenn auch Fruchtfliegen mit genetisch bedingten Dopaminrezeptor-Störungen ähnliche Symptome zeigen wie Menschen…dann hat das alles herzlich wenig mit Erziehung oder subjektiver Bewertung zu tun.
Man hats, oder man hats nicht.
B) Die Erwartungshaltung kommt ein bisschen von unserem Unwissen über das menschliche Gehirn.
Man stellt sich das ein bisschen so vor wie eine grosse Suppe, in der das Dopamin rumschwimmt und wenn da zuwenig rumschwimt, dann kippt man eben bisschen mehr rein.
Aber das funktioniert eben in etwa so gut wie wenn der Ölstand im Auto niedrig ist und man einfach eine Flasche Öl in den Motorraum kippt:
Es wird sicherlich an ein paar Stellen ankommen, wo es was bringt, aber eventuell auch gar nicht und eventuell kommt es an ein paar Stellen an, wo es eher schadet und eventuell kommt es an anderen Stellen gar nicht an (und wenn man nen Elektromotor hat, ist das sicher auch nochmal ganz anders…):
Die Dopaminrezeptoren haben in verschiedenen Hirnarealen völlig unterschiedliche Aufgaben und die heutige Medikation funktioniert GUT für viele viele Menschen, aber eben auch nicht sonderlich spezifisch.
C) Daher ja auch mein Wunsch, dass man vielleicht mal sammelt, welche Symptome wer denn überhaupt hat und bei welchen Symptomen welches Medikament denn eigentlich wie genau hilft.
Und woran man das genau merkt: Merkt man das physisch und sofort, merkt man das eher indirekt über Zeit, merkt man das unabhängig von anderen Faktoren oder nur in Kombination, lässt die Wirkung nach, Ich glaub das wäre mal einen Extra Sammelthread wert.
Ich fühl mich immer noch hauptsächlich als Gast hier, aber vielleicht hab ich ja mal Lust und mach nen Vorschlag für ein Template, was jeder dafür benutzen könnte, damit das wirklich eher ne Sammlung als ein Diskussionsthread wird.
Hätte ich schon als Kind gewusst, dass ich ADHS habe, dann hätte ich auch nicht mein ganzes Leben damit verbracht all die Symptome mit irgendwas anderen zu erklären, daher ist es auch nicht so einfach die Symptome jetzt so klar von den Ursachen zu trennen, und die wiederum von dem was tatsächlich ADHS bedingt ist, das ist sicher noch einige Arbeit für mich.
Aber es wäre sicher hilfreich, eine strukturierte Liste mit Symptomen zu haben und mit Erfahrungen damit, wie diese von Medikamenten beeinflusst werden KÖNNEN.
Im Idealfall mit Beispielen, weil ja allein die Begriffe oft schon für jeden was anderes heissen.
Bei Medikinet konnte ich einige Sachen besser angehen/zu Ende bringen, aber ich fühlte mich dabei genauso gestresst wie vorher und war abends genauso oder noch schlechter gelaunt, wenn der „normale“ Stress nachliess (den ich halt brauchte um zu funktionieren).
Bei Elvanse kann ich mich genauso schlecht an irgendwas erinnern, was dann durchaus auch immer noch zu ähnlichen Problemen wie mein „Baseline ADHS“ führt.
In beiden Fällen könnte ich nur anhand der Einzelsymptome daher nicht genau sagen, ob ich über oder unterdosiert bin oder das Medikament schlicht nicht für mich geeignet ist.
Was ich jetzt recht klar feststellen kann sind vor allem die Überdosierungen, wenn ich zuviel auf einmal nehme: Wenn ich zu gut gelaunt auf Elvanse bin und Rededrang habe und einen leichten Druck auf der Brust spüre oder ein diffuses „Stress“ Gefühl, wenn es gerade KEINEN konkreten Grund gibt (was mit ADHS schwer wahrzunehmen ist leider…).
Woran ich klar festmachen kann, dass die WIrkung „weg“ (oder der Pegel zu niedrig ist um noch zu helfen): Wenn ich leichter reizbar bin.
Und das war bei Elvanse (mit ein zwei Tagen mal am Wochenende) ausnahmslos immer spätestens nach 6-8 Stunden so. Wenn den Rest des Abends dann keine weiteren Stressoren dazu kamen, dann blieb ich auch ruhig, aber sobald irgendwas dazukam, war ich schnell wieder wie vor Medikation: Leicht reizbar, gestresst, depressiv verstimmt.
Das war leider auch bei 70mg der Fall, da hatte ich auch sehr klar das Gefühl einer Überdosierung, aber die vor allem die leichte Irritierbarkeit kam nicht wirklich später zurück als bei 30 oder 50.
Oder wenn dann vielleicht maximal ne Stunde.
Wenn ich das aufteile, hab ich die Überdosierungssymptome nicht, auch nicht bei 70mg, aber funktioniere auch noch ein paar Stunden NACH Feierabend.
Abends nicht einschlafen können ist bei mir aber zum Beispiel kein Symptom, an dem ich ne Überdosierung festmachen könnte: Ich bin Abends sowohl mit als auch Medikation NUR müde, wenn ich mehrere Tage hintereinander weniger als 6 Stunden geschlafen habe.
Ich werde einfach nicht natürlich müde, ich muss mich ZWINGEN ins Bett zu gehen.
Und wenn ich nicht „natürlich“ müde bin, dann kann ich einfach nicht sofort einschlafen, weder mit noch ohne Medikation, weil mein Gehirn einfach nicht zur Ruhe kommt, wenn es nicht ausreichend stimuliert ist.
Wobei ich da auch klarifizieren muss: Ich wälz mich nicht jeden Abend 3 Stunden schlaflos im Bett rum, ich lieg halt 10 minuten bis schätzungsweise maximal ne halbe Stunde (ich kuck da nicht mehr auf die Uhr) im Bett und fühl mich rastlos.
Ich hab noch nicht probiert spät Abends nochmal ne sehr kleine Menge nachzulegen, aber da stecken glaub ich auch einfach soviele schlechte Gewohnheiten mit drin (die meistens mit Medikation nicht einfach verschwinden), dass ich das anders angehen sollte.