Eindosierung Methylphenidat - starke Nebenwirkungen

Hallo Zusammen,

ich bin 28J. und habe vor zwei Wochen meine ADHS Diagnose bekommen.

Habe seither Methylphenidat verschrieben bekommen und sollte mit der kleinsten Dosis (10mg, morgens nach dem Essen) anfangen und dann im Wochentakt steigern. Die Wirkung beschränkte sich anfangs wirklich auf ein bisschen mehr Konzentration, allerdings keine weltbewegenden Unterschiede.

Nun nach Dosiserhöhung auf 20mg (auch morgens nach dem Frühstück) habe ich eigentlich nur noch starke Nebenwirkungen, ich fühle mich sehr benommen, unglücklich und sehe alles verschwommen. Und habe aber quasi keinerlei „Mehrwert“ in Sachen positive Aspekte. Habe die Dosis dann nach drei Tagen wieder eigenständig reduziert.

Mein Arzt hat nun gesagt, ich solle das gleiche Medikament weiter nehmen mit veränderter Dosiserhöhung. Heißt: die zweite Tablette nicht mehr gleichzeitig nehmen und nur alle paar Tage schrittweise dazu.

Eine Frage an die Community: ist das so üblich / besteht unter den genannten Umständen wirklich noch die Hoffnung, dass es einen positiven Effekt gibt? Gibt es hierzu Erfahrungswerte? Ich habe irgendwie das Gefühl, ich bräuchte ein anderes Medikament, da ich vom positiven Nutzen bisher wirklich nur wenig merke.

Danke vorab für die Rückmeldungen :slight_smile:

Viele Grüße

Hi, willkommen im Forum.

Vorab etwas grundsätzliches bei der Eindosierung:

Auf Koffein (Kaffee, Redbull usw) anfangs verzichten, gleiches bei Alkohol. Auch Nikotin (Tabak) kann (negativen) Einfluss auf die Wirkung haben, so dass Nebenwirkungen eher vorkommen.

Welches konkrete Präparat hast du bekommen? Das ist hier wichtig. Vermutlich Medikinet adult?

Hi Pedro,

danke für Deine schnelle Antwort!

Auf Alkohol habe ich seither komplett verzichtet, Nikotin konsumiere ich sowieso nicht und Koffein habe ich in den üblichen Mengen weiter konsumiert (ca. 3-4 Tassen Kaffee und evtl. Mal ein Glas Spezi zu Mittag), da mich keiner auf etwaige Komplikationen hingewiesen hat. Danke also für den Tipp!

Auf der Verpackung steht „Methylphenidat AL“, Hersteller ist „Aliud Pharma“. Der Wirkstoff heißt „Methylphenidathydrochlorid“. Ich hoffe das hilft weiter.

Zusätzlich sei noch erwähnt, dass ich (leider) in jüngeren Jahren bereits mit illegalen Substanzen (v. A. Amphetaminen) in Berührung gekommen bin und mir das (damals natürlich noch unwissentlich) in Hinblick auf die Symptome schon geholfen hat, weshalb ich mir von den Medikamenten ähnliches versprochen habe. Dieser „positive“ Effekt bleibt bisher aber leider aus.

Dass es Nebenwirkungen gibt, war mir natürlich klar, aber dass der positive Effekt dem gegenüber so gering ausfällt, macht mich etwas stutzig. Mein Arzt sieht jedenfalls (noch) keine Notwendigkeit das Mittel zu wechseln, er hat mir nun empfohlen alle paar Tage eine zweite Tablette zu Mittag einzunehmen.

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Das mit dem verschwommen sehen bzw das Gefühl das ich auf einmal irgendwie schlechter/ unschärfer sehe hatte ich das erste Monat auch. Ich hab sowieso sehe trockene Augen und hab dann einfach jeden Abend befeuchtende Augentropfen genommen, dann ging es weg. Weiß aber nicht ob dass das selbe ist was du gemeint hast.

Gerne. Würde das beobachten wie es sich ohne Koffein verhält. Manchmal kommt es vor, dass Nebenwirkungen durch eine Unterdosierung stärker provoziert werden (auch wenn viele Ärzte meinen das es dies nicht gibt). Heißt aber nicht dass man da direkt hoch dosieren soll.

Kurzes Update:

Nachdem ich das Koffein weggelassen habe, haben die genannten Nebenwirkungen relativ zügig und eindeutig nachgelassen. Ich bin daher dann mehr oder weniger direkt auf 20mg hoch und mittlerweile bei 30mg täglich (immer jeweils früh zum Essen) angekommen.

Die Wirkung ist teilweise schwankend, es gibt Tage da ist es besser und Tage, da ist es schlechter. Ebenfalls ist der Schlaf leider schlechter.

Was ich aber nach wie vor etwas „vermisse“ ist dieser deutlich positive Effekt durch die Wirkung. Kann es wirklich sein, dass man einfach nur noch höher dosieren muss bzw. erwarte ich vielleicht einfach zu viel? Oder kann man daraus eventuell schon ableiten, dass ein anders Medikament besser wäre?

Vielleicht gibt es hier ja Erfahrungswerte, die mir weiterhelfen könnten.

Vielen Dank schon mal!

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Nochmal Hallo miteinander,

kurzes Update, da ich nach wie vor etwas verunsichert bin:

Ich nehme mittlerweile täglich 30mg MPH morgens und 10mg (hier habe ich aktuell Ritalin adult von der Apotheke bekommen) nochmal gegen Vormittag / frühem Mittag nach Bedarf (wobei ich die eigentlich immer einnehme). Auf Koffein verzichte ich weiterhin, da ich bei jeder Tasse Kaffee weiterhin merke, dass es mir nicht gut tut.

Ich vernehme eine leicht positive Wirkung in Bezug auf Impulsivität, fühle mich ansonsten aber ehrlich gesagt eigentlich nur benommener/ruhiger als wirklich konzentrierter. Der unkontrollierte Bewegungsdrang ist z. B. auch nach wie vor vorhanden

Als Nebenwirkungen machen sich aktuell Herzrasen, Schlafstörungen, teilweise innere Unruhe und wieder das verschwommene Sehen bemerkbar. Außerdem fühle ich mich teilweise wieder nicht gut / unglücklich.

Ich hatte das letzte Mal bei meinem Arzt eine mögliche Umstellung auf Elvanse angefragt, da mir das auch in Hinblick auf Einnahme unabhängig von den Mahlzeiten sehr recht wäre. Die Antwort war, dass meine MPH Dosis aktuell noch sehr niedrig sei und ein Wechsel daher (noch?) nicht in Frage kommt.

Ich stelle mittlerweile wirklich sehr in Frage, ob es wirklich zielführend ist nun einfach weiter die Dosis zu erhöhen und zu erhöhen und zu erhöhen? Kann es wirklich sein, dass sich das nun auch nach fast 2 Monaten noch einpendelt mit den Nebenwirkungen und allen voran auch in Hinblick auf die Wirkung auf Konzentration etc.?

Vielleicht gibt’s ja jemanden, der mir hier mit einer Einschätzung weiterhelfen kann. Falls ja, auf jeden Fall schon mal vielen Dank.

Ich bin nach ca. sechs Wochen Eindosierung bei 25 / 15 / 5 mg gelandet + Kaffee dann irgendwann wieder dazu genommen (aber vieeel weniger als ohne Medikation).

Wenn die Nebenwirkungen noch auszuhalten sind, würde ich dem ganzen noch ein paar Tage geben.

Danke für die Rückmeldung.

Ich habe mich die Tage echt schlecht gefühlt und seither auch noch ein bisschen recherchiert. Der „Zombie-Modus“ beschreibt meine Lage relativ gut, was ja nach meinem Verständnis dann auf eine Überdosierung/Fehldosierung hindeuten sollte?

Daher bin ich seit gestern wieder bei 30mg morgens, so wie mein Arzt es mir gesagt hat. Ich muss jedoch sagen, dass ich dann spätestens ab Nachmittag von der eigentlichen Wirkung so gut wie gar nichts mehr habe.

Die 10mg zusätzlich versuche ich nun alle paar Tage dann dazu zu nehmen und es langsamer zu steigern.

Ich habe auch gelesen, dass man MPH eigentlich in viel kleineren Schritten steigern soll, um eben diese Nebenwirkungen zu vermeiden? (Alle paar Tage 2,5mg mehr o. Ä.?)
Dann wären 10mg mehr pro Tag ja viel zu viel. Aber wahrscheinlich gibt es hier einen Unterschied zwischen retardiert und nicht-retardiert?

Das ist (leider) völlig normal. Um halbwegs über den Tag zu kommen, muss i.d.R. eine zweite Dosis eingenommen werden.

Bei mir - und einigen anderen - sogar eine dritte Dosis, da sonst der Rebound voll in den Feierabend hereinfällt.

Mein Arzt und ich haben uns Wirkstoffspiegelverlaufskurven von Medikinet adult angeschaut, um das Nachlegen zu timen. Das hat mir sehr geholfen.

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Mein Arzt meinte wie gesagt, ich solle 30mg frühs nehmen und nach Bedarf vormittags nochmal 10mg. Nicht später, da ich sonst abends evtl. nicht schlafen könnte. Klingt sehr konträr zu meiner bisherigen Erfahrung und den ganzen anderen Erfahrungen, die man hier so liest.

Vielen Dank für die Grafik, das ist sehr hilfreich. Gerade in Hinblick darauf, dass ich ja aktuell zwei verschiedene Präparate habe. (MPH und Ritalin adult)

Das ist ein wichtiger Punkt, der aber auch sehr individuell ausfällt. Bei mir hat anfangs auch das Einschlafen etwas gelitten aber trotzdem haben die Vorteile überwogen. Mittlerweile schlafe ich besser ein wenn ich gegen 17 Uhr meine letzte Dosis genommen habe (5 mg retardiert).

Das Medikament baut ja keinen Spiegel auf oder muss ein- oder ausgeschlichen werden. Man kann es ganz gut für sich ausprobieren. Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, nicht zu früh aufgeben oder zu schnell hin und herspringen von den Mengen. Das Hirn muss auch Zeit haben sich einzupendeln.

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Ich habe gerade Methylphenidat ratio 30mg und Ritalin 10mg (wegen Lieferengpass) bekommen.

Die 30mg MPH im der früh zum Essen bringen mich leider nicht wirklich weiter, wenn ich gegen Vormittag / Mittag die 10mg Ritalin adult dazu nehme hatte ich die besagten Probleme mit Depressionen / Zombie Modus.

Die Grafik hat mir zumindest schon mal weiter geholfen zu verstehen, dass die Wirkungen unterschiedlich sind.

Dass man gegen 17 Uhr zB noch eine Dosis nehmen kann/soll, widerspricht komplett dem, was mein Arzt sagte und was ich bisher empfinde. Ich werde weiterhin ausprobieren und versuchen auf Elvanse umsteigen zu können bzw. einen anderen Arzt zu finden.