Eindosierung MPH wirkt einmalig gut und dann garnicht

Hallo zusammen,

erstmal etwas zu meiner Person für die, die es interessiert:

Mein Name ist Patrick, ich bin 39 Jahre alt. Vor etwa zwei Jahren begann ich meine Probleme zu realisieren. Auslöser waren hierbei Probleme auf der Arbeit was Organisation und Konzentration betraf. Hinzu kamen Probleme in der Familie, wobei mich vor allem meine große Tochter mit der Frage „Warum kommt Papa nie mit?“ dazu bewegt hat das Ganze endlich in Angriff zu nehmen. Ich bin selbst als Kind vernachlässigt worden, da mein Vater auf Wechselschicht und meine Mutter mit meinem Bruder stark eingespannt war. Er hat Dyskalkulie und eine Lernschwäche und hat mit den ganzen Therapien, helfen bei den Hausaufgaben etc. sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Ein Ritalin Test wurde durchgeführt, war allerdings negativ. Auf Grund der Erfahrungen aus meiner Kindheit habe ich mir fest vorgenommen, dass ich dieses bei meinen Kindern besser machen möchte. Die Frage meiner Großen war also ein richtiger Schlag für mich.

Im April 23 konnte ich endlich mit der Psychotherapie beginnen. Es hat sich dabei herauskristallisiert, dass ich deutliche Anzeichen im Bereich ADS aufweise und wohl an Dysthymie leide (wahrscheinlich Aufgrund ständigen Versagens). Eine ausgeprägte Hyperaktivität gab und gibt es bei mir nicht.

Im Dezember habe ich endlich einen Termin bei der ADHS-Ambulanz zwecks Diagnose erhalten. Mein Fall ist leider nicht ganz klar. Es gab allerdings schon erste Hinweise in meinen Grundschulzeugnissen und auch die restliche Schullaufbahn lief nicht reibungslos (zweimal wiederholt und dreimal Nachprüfung). Auch meine Probleme im Arbeits- und Privatleben sprechen dafür. Insgesamt gab es die Aussage, dass ich wahrscheinlich ADS habe und deshalb wurde eine Medikation empfohlen.

Mit der Diagnose bin ich zur Psychiaterin gefahren. Gut aufgehoben fühle ich mich dort aber nicht.
Ihr Fahrplan ist sehr vorsichtig. Empfohlen wurde mit 10mg zu starten und wöchentlich um 10mg zu steigern. Sie wollte aber mit 5mg anfangen und das soll ich einen Monat machen. Dazu kam, dass sie selbst nicht mal BTMs verschreiben darf, obwohl ich beim ersten Termin (noch vor der Diagnose) genau diesen Beweggrund genannt habe. Insgesamt scheint sie auch nicht viel Erfahrung mit dem Thema zu haben. Ich werde mich also nach jemand anderem umschauen müssen.

Jetzt aber endlich zu meinem Problem:

Ich habe unvernünftigerweise selbst die Dosierung gesteigert um zu schauen, ob es wirkt oder nicht.

Beim ersten mal mit 20mg Medikinet wurde mein Kopf ruhiger und auch der Trubel bei der Familienfeier hat mich nicht gestört. Meine Frau meinte, dass ich entspannter wirkte und ansprechbarer war. Insgesamt hielt es ca. 4 Stunden an.

Nach ein paar Tagen habe ich es erneut mit 20mg versucht, allerdings wurde mir ein unretardiertes Präparat (Methylpheni TAD) verschrieben. Keine Wirkung.

Am nächsten Tag habe ich 30mg (Methylpheni TAD) versucht, ebenfalls ohne Wirkung. Nach einer Stunde habe ich nochmal 10mg genommen. Nach etwa 20 Minuten begann die Wirkung, mein Kopf wurde ruhig und ich konnte auf einmal aufräumen, arbeiten unterbrechen und auch wieder fortsetzen. Es ging alles leicht von der Hand und war nicht so anstrengend. Leider hielt es nur ca. 3 Stunden an. Es gab zwischenzeitlich auch einen kurzen Moment, 5-10 min, indem ich etwas drüber war.

Heute, fünf Tage später, habe ich erneut 40mg Methylpheni Tad eingenommen und die Wirkung war nicht da. Nicht einmal der Kopf wurde merklich ruhiger… Höher wollte ich dann aber auch nicht mehr gehen, die Unvernunft muss ja auch mal Grenzen haben.
Das Ganze ist für mich jetzt sehr verunsichernd.

Bin ich Non-Responder? Was bedeutet das für die Diagnose, die sich ja erstmal nur auf die Wirkung von MPH bezieht?

Der ganze Weg war jetzt echt anstrengend und langwierig. Überall Wartezeiten, viel Rennerei und dann wirkt es einmal richtig gut und anschließend gar nicht mehr?

Wirkt Medikinet anders, obwohl es der gleiche Wirkstoff ist?

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Das könnte (könnte !!!) eine Anpassungsreaktion sein.
Aber die ist sehr selten,. Sehr viel seltener als ein unvernünftiges Herumspielen mit Stimulanzien bei der Eindosierung durch ganz rein zufälligerweise irgendwie ungeduldige und impulsive Betroffene :wink:

Meine Empfehlung wäre (bin aber kein Arzt):
Mach langsam, halt dich an den Eindosierungsplan - und teile uns den doch vielleicht überhaut erst mal mit, bevor du ihn außer acht lässt.

Unretardiertes MPH wirkt per Definitionem allenfalls 2,5 bis 3,5 Stunden. Danach bist du unmedikamentiert.
Es ist nicht der Sinn und Zweck, eine Einzeldosis so lange zu steigern, bis es den ganzen Tag passt, sondern zu schauen, ob es für die folgenden 3 Stunden eine Verbesserung gibt.

Und du hast zwischen den Einnahmen 3 Tage Pause gelassen? Warum das?

Medikinet war wahrscheinlich retardiert (dann wirkt es 5 bis 6 Stunden) und muss, damit es verlängert wirkt, unbedingt mit Essen eingenommen werden (also danach).

Hier ein paar allgemeine Infos zur Eindosierung von Stimulanzien bei ADHS.

1. Koffein komplett vermeiden
Wirklich wichtig: kein Koffein bei der Eindosierung von Stimulanzien. Nicht nur weniger, sondern ganz konsequent: Gar keines.

Koffein ist ein Adenosinantagonist, d.h. es hemmt Adenosin. Und Adenosin hemmt Dopamin. Im Ergebnis fördert Koffein Dopamin.
Oft werden Koffein und Stimulanzien jeweils allein gut vertragen, führen aber bei gemeinsamer Einnahme zu Kreuzwirkungen (z.B. einer Zittrigkeit wie bei einer Stimulanzienüberdosierung und/oder anderen gravierenden Nebenwirkungen).

Nach der Stimulanzien-Eindosierung, also wenn das passende Medikament und die passende Dosis gefunden wurden, kannst du bei neuem Koffeinkonsum problemlos erkennen, falls Nebenwirkungen aus diesem resultieren und nicht aus den Medikamenten.

Koffein findet sich in Kaffee, Schwarztee, Grüntee, Cola, Energydrinks; verwandte Stoffe finden sich in dunklem Kakao.

2. Eindosierungsleitfaden lesen

3. Eindosierungshilfetabelle verwenden
Besonders wichtig für Frauen aufgrund des Monatszyklus.
Download hier:

https://adhs-forum.adxs.org/t/ein-dosierungshilfetabelle/7270

Dokumentiere deine Einnahme, Symptome und Nebenwirkungen täglich.
Bewerte immer nur den Durchschnitt von 3 Tagen und frühestens ab dem 5. Tag auf derselben Dosishöhe.
Bitte sieh von Anfragen im Forum zur Wirkung von Medikamenten ab, wenn du die aktuelle Dosis noch keine 5 Tage nimmst.

4. Arzt ist der Maßstab
Und klar: Alle Hinweise und Informationen hier im Forum und bei ADxS.org dürfen nie dazu führen, ärztliche Anweisungen zu missachten, sondern dienen stets nur dazu, mit dem Arzt besser kommunizieren zu können.

Meine persönliche Vermutung ist, dass das unretardierte Präparat placebo und Medikinet retard echt war. Das ist alles

Und wie soll ein Placebo-Medikament in die Packung gekommen sein? Das war ja nicht im Rahmen einer Studie, also eher unwahrscheinlich - nett ausgedrückt.

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