Eindosierung von 7jährigem/AD(H)S & PDA-Autist

Hallo ihr Lieben,

ich bin froh, dieses Forum gefunden zu haben. Auch wenn ich noch nicht sicher bin, ob das hier das richtige Unterforum ist :slight_smile:

Mein Sohn ist 7 Jahre alt, seit 2 Jahren als Autist diagnostiziert, jetzt kommt noch die ADHS-Diagnose dazu. Die Psychologin hatte es bei der Autismus-Diagnostik schon angemerkt, dass das vermutlich dazu kommt, so wie sie ihn erlebt hat. Eine zumindest überdurchschnittliche Intelligenz kommt auch noch dazu…

Weil unser Familienleben massiv unter der Impulsivität und Aggressivität leidet und die Beschulung auch schwierig ist (Schulbegleitung ist vorhanden), soll er jetzt auf Medikamente eingestellt werden. Körperliche Voruntersuchungen laufen, Blutbild und EKG war in Ordnung. EEG ist erst Anfang Februar…
Die Psychologin meinte, die Einstellung erfolgt entweder zunächst auf Ritalin oder auf Risperidon. Ritalin aber wohl definitiv unretardiert. Ich verstehe auch den Sinn dahinter, aber wie soll das denn funktionieren in der Schulzeit? Ich kann ja nicht alle zwei Stunden in die Schule kommen, um ihm die Tablette nachzureichen? Und die Lehrerinnen dürfen ja vermutlich auch keine Medikamente geben, die Hort-Erzieherinnen ebenso wenig.

Wie habt ihr denn das gemacht? Immer nur in Ferien gestartet? Theoretisch wären die Faschingsferien nicht weit hin nach dem Termin, aber puuh… ich erhoffe mir einfach (zu) viel davon und will eigentlich nicht länger warten als nötig…

Also, gerne her mit euren best practices :slight_smile:

Liebe Grüße
raiynbow

Unser Sohn war 8 (ADS), als wir mit Medikinet begonnen haben. Als Startpunkt haben wir definitiv ein Wochenende genutzt. Seine erste Dosierung war 5mg Medikinet, unretardiert. Das haben wir erst einmal so beibehalten und in den nächsten Ferien auf 10mg erhöht. Das hat die Vormittage abgedeckt. Mit 7 hat Euer Kind nur wenige Stunden Unterricht. Wartet deshalb ab, wie es ihm insgesamt geht. Meist kann man jederzeit die Kinderpsychiater kontaktieren und die Dosierung anpassen.

Was sofort sichtbar wurde, ist die Verbesserung des Schriftbildes gewesen. Zudem war er emotional stabiler. Das wirkt auch auf uns Eltern. Erst ist man aufgeregt und dann kommen die ersten kleinen Dinge zum Vorschein, die den Alltag für die Kinder und Eltern erleichtern.

Alles Gute! :+1:

Hallo und willkommen, :slight_smile:

ich vermute das „auf jeden Fall unretardiert“ bezieht dich auf das Finden der richtigen Dosierung. Erstmal sehen wie es wirkt. Wir hatten in der Einstellungsphase immer eine Woche 5mg, dann eine Woche 10mg, dann 15mg usw. Und dann guckt ihr und die Schulbegleitung, was sie feststellen.

Erstmal würde ich nicht davon ausgehen, dass du auf Dauer was organisieren musst, damit dein Sohn die zweite Tablette bekommt. Ist doch für die Eindosierung gut, dass es nur den halben Tag imfasst, denn die Schulbegleitung sieht direkt den Unterschied.

Starten kannst du sofort, wenn ihr das Rezept habt. Ihr bekommt die Wirkung dann am Wochenende mit.
Klar empfehlen kann ich einen „Test“: bei uns war es ein ganz kurzes Diktat immer während der Wirkzeit und als Vergleich am Nachmittag. Und kritische Situationen wie schwimmen gehen: Wie schnell klappt das Umziehen, wird wieder jeder vollgequatscht, wird rumgerannt und geschrien und gespritzt, obwohl man 10x sagt, dass man nicht bespitzt werden will. :wink:

Als Vorwarnung: Das richtige Medikament in der passenden Dosierung zu finden, kann etwas dauern. Daher am besten Tagebuch schreiben und auch den Vorher-Zustand mal festhalten.

Viele Grüße
Katha

Danke schon mal für die Infos :slight_smile: Aber das unretardierte wirkt ja so 2 bis 3 Stunden, das würde ja dann einen Rebound in der Schulzeit (7:45 bis 12:05) geben?

Ja, das wäre etwas doof. 7:45 bis 12:05 ist sogar für Retardkapseln ziemlich lang! Bei mir wirkt Medikinet Adult 5 Stunden, d. h. ich muss nach 4 1/2 Stunden nachnehmen.

Kann sein dass es bei eurem Sohn länger ist, aber das werdet ihr herausfinden.

Wie auch immer: Der Beginn der Medikamenteneinnahme und jede Dosiserhöhung immer am Wochenende bzw. einem freien Tag. Dann seht ihr gleich, wie gut es wirkt, wie lange und ob es einen nennenswerten Rebound gibt. Der ist dosisabhängig, d. h. am Anfang seht ihr vermutlich nicht viel davon.

EEG erst im Februar? Okay, aber ich würde an eurer Stelle darauf drängen, trotzdem schon jetzt zu beginnen, um nicht noch 3 Wochen oder mehr zu verlieren! Wozu überhaupt EEG, gibt es einen Hinweis auf Epilepsie?

Bei meinem Sohn (10) nehmen wir übrigens eine wirkungslose Zeit in der Schule hin. Er bekommt um 6:30 Attentin, das wirkt ungefähr fünfeinhalb Stunden, d. h. er hat eine Wirkung bis 12:00, die Schule geht aber bis 15:00. Nachmittags werden aber nicht so anspruchsvolle Sachen gemacht, sondern spazierengehen oder Ähnliches.

Er kriegt dann um 15:30, wenn er nach Hause kommt, noch etwas Attentin, und meist so um 19:45 noch eine Vierteltablette unretardiertes Methylphenidat.

Doch, das geht schon. Also sie müssen nicht, wenn die Schule oder der Hort sich weigern habt ihr Pech, aber rechtlich spricht nichts dagegen, wenn die Ärztin genau schriftlich festlegt wieviel zu jeder Zeit und wenn euer Kind die Dosis abgezählt in einer Dose mitbringt.

Ihr macht dann eine schriftliche Vereinbarung, offiziell ist es dann so dass die Lehrerinnen bzw. Erzieherinnen das Kind nur an die Einnahme erinnern und nichts medizinisch selbst machen, um aus der Haftung raus zu sein.

Das hatten wir so bei unserem großen Sohn. War natürlich Arbeit für die Lehrerinnen, aber da sie sahen dass sie mit einem kooperativen und einsichtigen Schüler „belohnt“ wurden, haben sie auch mitgemacht.

Bei unserem kleinen Sohn haben wir bis heute noch nichts von Medikamenten in der Schule erzählt - der ist dort auch ohne Medis sehr lieb und angepasst. :wink:

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Ah, das ist auch eine sehr hilfreiche Information, dann könnte ich das ja beim Gespräch direkt mit anfordern bzw. schon mal darauf hinweisen, dass wir das uU brauchen.

EEG ist übrigens wohl einfach das Standardprozedere der Uni-Klinik. Oder wegen der eventuellen Einstellung auf Risperidon? Wobei ich das wirklich nicht will mit dem Risiko der Gewichtszunahme, er ist schon immer eher so auf der 70er Perzentile unterwegs was das Gewicht angeht.

Am liebsten wäre mir eigentlich Intuniv, so von dem, was ich darüber gelesen habe, vor allem mit der Komorbidität Autismus. Und der Spiegelwirkung, die Morgen und Abende hier zuhause sind nämlich auch nicht ohne. Aber ich befürchte, ich habe da nicht viel mitzureden…

Er kriegt dann um 15:30, wenn er nach Hause kommt, noch etwas Attentin, und meist so um 19:45 noch eine Vierteltablette unretardiertes Methylphenidat.

Hilft die 1/4 Tablette ihm dann beim einschlafen?

Ja, sonst würde er nochmal richtig aufdrehen am Abend.

Und Risperidon und andere Neuroleptika solltet ihr auf jeden Fall so lange es geht vermeiden - nicht nur wegen der Gewichtszunahme. Bei einem 7-jährigen sollte man doch Impulsivität mit Stimulanzien in den Griff kriegen - anders als bei einem aggressiven Pubertierenden, der Andere ernstlich verletzen könnte, da geht es manchmal nicht anders.

Kannst du erläutern, wieso du Neuroleptika auf jeden Fall vermeiden würdest?

Er ist extrem aggressiv. Gestern hat er mir in den Bauch geschlagen, heute Morgen hat er mir massiv ins Gesicht auf den Kieferknochen geboxt. Ich kann einfach nicht mehr :sob: Klar, wenn MPH oder Guanfacin oder so reicht, gerne. Aber gerade… puh.

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Bei uns hat die Kombi Intuniv und MPH dieses extreme rausgenommen, bin echt froh darüber, optimal ist es aber noch nicht

Weil es das potenziell Nebenwirkungen machende Medikament ist. Und weil es nicht gegen die ADHS an sich wirkt. Und weil es sich mit den Jahren abnutzt.

Die Grundlage der Medikation bei ADHS sollte schon ein Stimulans sein, und dann müsst ihr gucken dass die Dosis richtig ist und der Tag abgedeckt ist (also nicht nur für die Schule). Und wenn dann die Aggressivität immer noch nicht unter Kontrolle ist, würde ich über Risperidon nachdenken, aber erst dann.

Heute war der Termin… wir sollen mit 3 Tage lang 1x täglich 5mg Medikinet unretardiert anfangen, dann 3 Tage lang 10mg und dann auf 20mg Medikinet retardiert umsteigen. Puh, ich glaube das geht etwas zu schnell in der Steigerung, oder?

Was sagen die Profis, wie ich die Eindosierung abschwächen kann? Und 10mg wirken ja dann auch nur stärker als die 5mg, aber nicht länger, richtig? Welche Wirkdauer hat denn das retardierte Medikinet? Einen Rebound in der letzten Schulstunde ohne Schulbegleitung muss jetzt nicht sein :see_no_evil:

Unser Sohn nimmt ret. Medikinet um 7 Uhr und es wirkt bis ca 13:30 Uhr
Sollte normalerweise 6-8 Stunden wirken. Es kommt bei uns so ungefähr hin.

Ihr dürft auch 5 Tage lang 1x 5mg geben, dann das gleiche bei 10mg. Aber schaut vorher wie viele Tabletten ihr habt, damit ihr auskommt. :grinning:

Lehrer einbeziehen :+1:

Hallo,

das geht für einen 7-jährigen wirklich etwas schnell. Ob ihr 10 mg unretardiert bzw. 20 mg Retardkapsel überhaupt braucht, wisst ihr vorher doch gar nicht! (Mein großer Sohn hatte, bis er 11 war, die Einzeldosis 5 mg unretardiert - aber die alle 2 Stunden.)

Von 5 mg unretardiert würde ich die Dosis 7,5 mg unretardiert jedenfalls nicht auslassen.

Und klar, wie lange es bei deinem Sohn (!) wirkt, weißt du vorher auch nicht. Daher empfehle ich, jeden neuen Steigerungsschritt zuerst an einem Wochenende (oder Ferientag) auszuprobieren. Und schon dadurch könnt ihr logischerweise nicht alle drei Tage steigern (es sei denn, ihr macht es in den Ferien).

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Da kommt gleich die Frage, die ich vielleicht der Ärztin hätte stellen sollen :woman_facepalming: Woran merke ich denn die „richtig passende“ Wirkung? Sorry, die Frage ist irgendwie so dämlich… einfach daran, dass es „einfacher“ läuft im Alltag? Klar, reden kann mein Kind perfekt, aber sein inneres reflektieren eher nicht, er ist ja trotz allem (vor allem?) Autist. Und halt auch erst 7…

Immerhin war sie sehr aufgeschlossen, falls es nichts gegen die Impulsivität bringt, wovon sie ausgeht, Intuniv auszuprobieren. Elvanse würde sie überspringen, weil sie das wohl als zu nebenwirkungsreich empfindet.

Interessant, dass sie davon ausgeht. Hat sie es auch begründet?

Bei uns wer der Sohn am ersten Tag tiefenentspannt, hat sich hingesetzt und ewig gemalt. Am zweiten Tag hat er nach langem seine Legokiste rausgeholt und mehrere Stunden gespielt. Längerfristig hat sich das dann wieder verändert. Wir schauen, ob es insgesamt ok ist, keine größeren Vorkommnissen. Ja, es lief eine zeitlang einfach entspannter bei uns, jetzt muss wieder angepasst werden.

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Sie meinte einfach, dass Methylphenidat wohl zwar großen Einfluss auf die Konzentration hat, aber nicht stark auf Impulsivität eingreift. Bzw nur dann, wenn die quasi durch die Ablenkbarkeit entsteht. Äh. Ich weiß auch nicht so genau. Ich solle mir einfach nicht zu große Hoffnungen machen.

Und mein Mann versteht nicht, warum ich lieber fremden Menschen im Internet glaube, was das langsamere eindosieren angeht als der studierten Ärztin… na ja. Hauptsache, er akzeptiert es.

Das hattest du ganz zu Anfang geschrieben und das sollte auch der Beobachtungspunkt sein:

Wir haben bei unserem Sohn mit Medikinet (und anderen Stimulanzien) eine bessere Konzentration bei den Hausaufgaben bemerkt.
Da es aber weiterhin viel Stress in der Schule gab, sind wir bei Intuniv angekommen und innerhalb von ca. 3 Wochen war plötzlich Ruhe: kein auf den Tisch schlagen, kein Treppe runterstampfen, kein wütendes Schreien, kein Türen knallen.

Aber das alles habe ich erst richtig gemerkt, als es weg war. Ich empfand es vorher zu Hause als völlig normal, worüber ich jetzt den Kopf schüttle. Die Schule hat aber wöchentlich angerufen wegen Vorfällen.

Berichte gerne mal, wie es bei euch läuft. Man muss dazu sagen, dass unser Sohn „nur“ ADHS hat und Autismus ausgeschlossen wurde (der Verdacht bestand aber). Ich hoffe also, die Medikamente greifen auch bei euch gut, aber irgendwie hangelt man sich vorwärts und es kann sein, dass ihr Geduld mitbringen müsst. Das war auch der Spruch unserer Neurologin: „Haben Sie Geduld.“ Fällt nur schwer :wink:

Na, ich denke mal, wie es auf die Impulsivität wirkt, ist sehr unterschiedlich. Was mein großes Kind und mich selbst betrifft, wirkt Methylphenidat sehr gut auf Impulsivität, aber gerade da merkt man leider auch Lücken und Nachlassen sehr deutlich. d. h. man muss tüfteln, um die richtige Dosis und den richtigen Abstand zu finden.

Und speziell wegen der Impulsivität im Familienleben finde ich wichtig, für eine Abdeckung gerade auch am Nachmittag und Abend zu sorgen. Da helfen oft verblüffend niedrige Dosen, früher mein kleiner Sohn und jetzt mein Großer kriegt(e) am frühen Abend noch eine Vierteltablette (2,5 mg Methylphenidat), und der Abend verläuft harmonischer.

Methylphenidat (oder Attentin) und Intuniv könnte man auch kombinieren, da gibt es kein Entweder/Oder.