Eindosierung von Atomoxetin/Strattera bei Kombinationstherapie

Hallo,

ich wollte mal fragen, wie man Atomoxetin bzw Strattera eigentlich eindosiert.

Angeblich ist ja das Wirkband sehr schmal. Ist es noch schmaler als bei MPH oder Elvanse?

Wenn doch die Wirkung erst nach mehreren Wochen ganz da ist - woher weiß mann denn, auf welcher Dosis man länger bleiben sollte?

Denn wenn man vielleicht nur 10mg braucht, aber das erst nach drei Wochen merkt, da ist man ja vielleicht schon bei 18mg gelandet und merkt dann erst nach drei Wochen, dass man total drüber ist und kommt gar nicht so schnell runter…

@UlBre schrieb zur Eindosierung für die Kombinationstherapie mit 5mg anzufangen und alle zwei Tage auf 10 und dann 15 zu erhöhen… aber bis wohin? Und wie lange warten, bis man nochmal wieviel erhöhen kann?

Der Arzt meines Sohnes scheint selber noch keine Kombinationstherapie begleitet zu haben.

Mein Sohn nahm bisher Concerta 27 plus mehrmals täglich 2,5mg unretardiertes Medikinet oben drauf bzw. im Anschluss. Also ist klar, dass er eigentlich Concerta 36 gebraucht hätte, aber der Rebound war schon bei 27 zu doll.

Jetzt soll mein Sohn mit 10mg Atomoxetin anfangen und Concerta 27. Nach einer Woche dann auf Concerta 18 gehen und 18mg Atomoxetin nehmen.

Ich habe erstmal 4 Tage mit 5mg bei ihm angefangen, um Nebenwirkungen abzumildern. Er merkt schon was, findet es angenehm und gut. Das freut mich schmal total.

Jetzt werde ich ihm die 10mg geben. Mal schauen.

Ich frage mich jetzt, ob es geschickt ist, am selben Tag Atomoxetin von 10 auf 18 zu erhöhen und Concerta von 27 auf 18 zu reduzieren…

Oder nach ein paar Tagen mit 10mg Atomoxetin das Concerta schon auf die 18er runterfahren, erstmal das zu beobachten, vielleicht an einem Wochenende… und dann Atomoxetin erhöhen und schauen, wie das dann ist.

Erstaunlich ist doch, dass mein Sohn sofort schon was gemerkt hat.

Wobei ich sagen muss, dass ich wegen des nächtlichen Festplattensurrens jetzt auch mit Strattera zu Elvanse angefangen habe.

Und ich habe bei 3mg schon was gemerkt.

Meine Ärztin hat 10mg aufgeschrieben.

Aber leider hat sie auch nichts Genaueres zum Tempo des Steigerns gesagt. Ich soll halt in drei Wochen schreiben, wie es ist…

Als ich ihr sagte, dass ich als „Niedrigdosierer“ mit 5mg starten will, meinte sie „das habe ich jetzt nicht gehört!“.

Nun ja und ich wollte es ganz genau wissen und habe die erste 10er Kapsel sogar auf drei Tage gestreckt, also 3,33mg. Dann 5mg - auch OK.

Wie haben denn diejenigen von Euch, die Atomoxetin nehmen, das gesteigert bzw abgewartet?

In Kombination mit Concerta bzw Elvanse ist es ja auch noch mal was anderes.

Macht hier jemand Kombinationstherapie?

Ich bin eigentlich erstaunt, dass unsere Ärzte hier eher ungern Kombinationstherapien begleiten…

1 „Gefällt mir“

Hi Nono,

Kombinationstherapie ist in D fast für alle neu. Das kennen nur ganz wenige Experten. In den USA sind die Vorteile schon seit langem bekannt (siehe der dazu verlinkte Vortrag von Barkley aus 2014…)

Mit dem Eindosieren komme ich zu immer kleineren Schritten. Früher hielt ich Schritte von 5 mg / Einzeldosis unretardiertes MPH schon für vorsichtig, inzwischen weiss ich, dass es Betroffene gibt, bei denen 2,5 mg zu wenig oder zu viel schon den Unterschied zwischen Unter- und Überdosierung machen. So auch Kühle, der sich im deutschsprachigen Raum wohl am intensivsten mit der Dosierung beschäftigt hat.

Einzeldosis unretardiertes MPH meint nicht Tagesdosis. Das heisst, dass die bis zu 5 mal am Tag genommen werden kann, um die Tagesabdeckung zu bekommen. Aber auch da würde ich nicht von 0 auf 5 einsteigen, sondern auch die Tagesgesamtdosis lanhgsam hochfahren.

Ich übertrage die Erfahrung einfach mal auf Atomoxetin:
Wie machen Igel Liebe ? Gaaaaanz voooorsichtig.

Und warum ?
Weil es denen, die größere Toleranzen haben, nicht schadet (außer dass sie mehr Geduld brauchen, aber dafür minimiert es Eindosierungsnebenwirkungen), aber einen signifikanten Anteil von Betroffenen rettet, weil sie so überhaupt erst die Chance haben, die für sie richtige Dosis zu finden.

Was ich in den letzten Monaten an Betroffenen begegne, die jahrelang über Unverträglichkeit von ihren jeweiligen AD(H)S-Medikamenten klagten, und die, nachdem sie

  • Koffein (Kaffe, Schwarztee, Grüntee) bei der Eindosierung weggelassen haben und
  • in hübsch kleinen Schritten vorgegangen sind,
    auf einmal zu erstaunlich positiven Medikamentenwirkungen gelangen, ist schon krass.

Concerta runterfahren, wenn ihr mit ATX hochgeht, halte ich schon für sinnvoll, weil es sich ja sonst in der Summe aufaddiert und eine Überdosierung bewirken kann. Um das genauer mitprotokollieren zu können, dürfte es aber sinnvoller sein, erst eine Woche lang Concerta schon mal runterzufahren und dann erst ATX hoch. Wenn Ihr merkt, dass das verringerte Concerta ein Loch reisst, könnt ihr ATX ja schneller rauffahren.

Das sind so meine Ideen.
Aber bitte natürlich - wie immer - mit dem Doc abstimmen !

Merksatz:
Langsameres Eindosierung schadet niemandem. Schnelles Eindosieren verliert einen signifikanten Anteil der Betroffenen, weil die passende Dosis übersprungen wird und Eindosierungsnebenwirkungen häufiger sind.

2 „Gefällt mir“

Thanx @UlBre klingt gut, dass du auch erstmal Concerta runterfahren würdest, bevor mit Atomoxetin hoch gegangen wird.

Dann lassen wir es tatsächlich noch ein paar Tage länger so, wenn es geht…

Ich habe jetzt vor einer Woche angefangen, ganz wenig Atomoxetin dazu zu nehmen. Ich musste meine Ärztin gar nicht lange überreden.

Ich finde es hilft tatsächlich etwas die Spitze aus vielen Emotionen zu nehmen.

Aber es ist tricksig mit dem Aufsummieren der Wirkung nach ein paar Tagen.

Ich habe mit 3,33mg angefangen drei Tage, habe sofort minimal etwas gespürt. Bin dann drei Tage bei 5mg geblieben und dann rauf auf 7,5 und wups eine schlaflose nervöse Nacht. Zurück auf 5 mg, übernächste Nacht wieder so komisch unruhig. Jetzt bin ich wieder bei 3,33 mg… aber das fühlt sich nicht so rund an wie 5mg oder die 7,5 tagsüber… ich muss wohl viel langsamer steigern… und bin jetzt dabei für jeden Tag zwei verschiedene Pülverchen abzumessen :flushed::scream:

Ich hatte zunächst Atomoxetin zwischen 16 und 18 Uhr eingenommen. Besser ist es bei mir mittags. Ich verlege die Einnahme jetzt allmählich mehr Richtung morgens, was ja auch normalerweise empfohlen wird.

Elvanse brauche ich bei 7,5 mg Atomoxetin tatsächlich nicht mehr so unbedingt gleich morgens einzunehmen, aber vormittags merke ich allmählich, dass es mit Elvanse besser geht.

Ich nehme grundsätzlich kein Elvanse mehr nach 14 Uhr, das nimmt mir sonst den Schlaf.

Atomoxetin verbessert bei mir den Schlaf - aber eben nur wenn ich nicht überdosiert bin, sonst ist es schlimmer als je zuvor.

1 „Gefällt mir“

Hi @Nono
wollte nur mal vorab schonmal Danke sagen, so als Motivation. Bin mir sicher, dass viele spannend deinem Erfahrungsbericht folgen … und so ein virtuelles Tagebuch mit Höhen und Tiefen ist ja doch sehr interessant :slight_smile:
Für mich vor allem sehr interessant, weil mir Elvanse alleine nicht reicht. Es ist super entspannend und beruhigt mich, aber der Antrieb und die Konzentration fehlen. Daher bin ich gespannt, wie die Kombination mit ATX laufen wird :smiley:

3 „Gefällt mir“

Atomoxetin Nachmittags / Abends kann den Schlaf beeinträchtigen. Es ist zwar kein BtM, aber eben doch auch stimulierend.

Ehrlich gesagt, ist die Verbesserung beim Schlaf ja grade mein größter Benefit… alles andere kann ich grade noch gar nicht richtig beschreiben…mir fehlen die Kategorien und die Worte…

Jetzt wo ich Atomoxetin morgens einnehme, brauche ich mehr Wirkstoff, damit ich die positive Wirkung auf den Schlaf merke.

Ach ja, mit der Auswirkung auf den Schlaf hatte ich gar nicht gerechnet… ob es an der niedrigen Dosis liegt?…

Stimulanzien in ganz niedriger Dosierung helfen manchen ja beim Schlafen…

Ich will ja nicht rumstümpern, aber Atomoxetin ist doch ein AD und somit ein Spiegelmedikament, welches seine Wirkung erst nach ca. 6 Wochen zeigt oder nicht?

Also im Beipackzettel steht null von AD/Antidepressivum. Da steht ganz eindeutig die Behandlung von ADHS als Anwendung und sonst gar nichts.

Aber ja, angeblich ein Spiegelmedikament, das so nach 3-4 Wochen seine volle Wirkung entfaltet.

Komisch, ich hab am ersten Tag schon was gemerkt und mein Sohn auch… und was sich dann angeblich noch entwickeln sollte, keine Ahnung, auch nach fünf Wochen ist es so wie am Anfang, nur das man sich mittlerweile dran gewöhnt hat und es nicht mehr so deutlich merkt, weil es eben auch den ganzen Tag wirkt und die Wirkung einen nicht plötzlich abends im Stich lässt…

2 „Gefällt mir“

Ja, diesen Artikel hatte ich auch schon gelesen.

Die chemische Nähe zu Fluotexin und die Zwischenposition zwischen AD und ADHS macht es noch nicht zu einem Antidepressivum.

In dem Artikel steht ja auch ausdrücklich, dass es nicht antidepressiv wirkt.

Zwar ist ATX ein selektiver Noradrenalinwiederaufnahme hemmer, es blockiert also Nur die Noradrenalintransporter (NET). Da die NET jedoch auch Dopamin wiederaufnehmen (insbesondere im PFC, wo es kaum Dopamintransporter gibt), erhöht ATX auch Dopamin (und zwar ungefähr im gleichen Maße wie Noradrenalin).
Anders als MPH und AMP wirkt ATX nicht auch im Striatum, sondern nur im PFC.
Die Angabe unter NetDoktor ist insoweit falsch.

1 „Gefällt mir“

Welche Angabe genau ist falsch?

Dass es chemisch ähnlich ist wie Fluotexin oder die Zwischenstellung zwischen ADHS-Medikamenten und Antidepressiva oder welche Stelle meinst Du?

Übrigens aktueller Stand:

(Ich zitiere mich mal wieder selbst, aus einem anderen Thread…)

Ich probiere ja grade ganz wenig Atomoxetin/Strattera plus wenig Elvanse und im Anschluss an Elvanse ganz wenig Attentin … das ist ganz gut, diese leichte Basis aus Atomoxetin, die die Löcher von Elvanse/Attentin und das jeweilige Wirk-Ende puffert.

Atomoxetin 1x tgl. nachmittags 3,3 mg.
Elvanse morgens 10mg - nach 3,5-4h nochmal 7,5mg.
Nach 3,5-4h dann 1,25mg Attentin und ggf nach 4h noch 0,625mg Attentin.

Das was ich obendran geschrieben habe… ATX erhöht auch Dopamin (das ist richtig) und nicht nur Noradrenalin (das ist falsch).

(Hier mal wieder ein Selbst-Zitat aus einem anderen Thread:)

(…)
ich habe uns beide dann viel niedriger und langsamer eindosiert als üblich und ziemlich unerwartet sind wir beide ohne jede Nebenwirkung sehr gut reingekommen.

Ich kann endlich besser schlafen, nehme auch nur eine lächerliche Mikrodosis und mein Sohn nähert sich der üblichen Dosis allmählich an und wir schauen dann mal.

Beide empfinden wir die Wirkung als sehr angenehm und grade bei meinem Sohn ist der gleichmäßige 24-Stunden-Pegel ein wahrer Segen! Was hatten wir für ein Gezackere und Krisen im Rebound!!!

Leider ist er früh morgens und abends immer noch völlig verpeilt, da hat sich leider nichts getan… aber das kommt wohl auch von der Zeitblindheit seines Autismus …

1 „Gefällt mir“

Mit dem Arzt meines Sohnes hatte ich einen kurzen Austausch über die Frage, ob die vielfach im Internet geschilderten negativen Erfahrungen vielleicht daher kommen, dass zu schnell zu eindosiert wird.

Der Arzt meinte, dass man ja Atomoxetin erst verordnet bekommt, wenn die anderen Medikamente auch schon Probleme bereitet hätten. Seiner Meinung nach sind das also häufig Patienten mit einer „Vorgeschichte“, da wären die Probleme mit Atomoxetin dann auch nicht weiter verwunderlich.

Diesen Gedanken fand ich auch nicht ganz abwegig.

Aber dennoch glaube ich, dass eine langsame kleinschrittige Eindosierung vorteilhaft sein kann.

1 „Gefällt mir“

Mir wurde auch empfohlen, Atomoxetin zunächst zusätzlich zu meiner normalen Tagesdosis 50 mg Elvanse zu nehmen.
Ich habe mir erlaubt, diese ein paar Tage zuvor zu halbieren. Mir ging es vor allem um die Wirkung auf meine Schmerzen. Tatsächlich kamen diese wieder.
Ich habe dann 25:3 mg Atomoxetin dazu genommen, was ersteinmal schmerztechnisch wenig geholfen hat. Nach 6 Tagen dann auf 12,5 mg (25:2) aufdosiert und jetzt mal 12 Tage dabei. Schmerzen sind besser, aber noch nicht optimal. Es fühlt sich aber in Kombination mit Angst und Anspannung jetzt schon besser an.

2 „Gefällt mir“