Einschulung ADHS hoher IQ

Hallo!
Vielleicht hat jemand hier Erfahrungswerte. Mein Sohn hat ADHS (diagnostiziert im Januar, Symptome quasi schon immer) und einen überdurchschnittlichen IQ, obwohl er sich auf den IQ-Test auch nicht gut konzentrieren konnte und 2 Aufgaben kaum bearbeitet hat.
Seine größten Schwierigkeiten: starke Reizfilterschwäche und sehr schnelle Überforderung, v.a. durch Geräusche, Menschenmengen etc., starke motorische Unruhe, kann sich schlecht konzentrieren, kann nicht spielen, kann sich kaum alleine beschäftigen, Geräuschproduktion, Probleme mit Gleichaltrigen (mit Jüngeren klappt es gut), absolut chaotisch und planlos. Impulsivität oder Aggressivität sind kein größeres Problem. Eigentlich ist er introvertiert und schüchtern. Kognitiv ist er sehr weit, er kann ein bisschen lesen und schreiben (selbst „im Laufen“ beigebracht), hat ein gutes Zahlenverständnis, merkt sich alles. Sozial und emotional oft noch wie ein Dreijähriger. Er leidet selbst stark unter seinem ADHS, reflektiert viel und möchte, dass es in seinem Kopf ruhiger wird. Er steht morgens auf und klebt dann den gesamten Tag an mir, wenn er nicht im Kindergarten ist.
Ich warte aktuell auf die Blutwerte und dann möchte ich ihn einstellen lassen. Wir hatten großes Glück und haben zudem einen Platz für Verhaltenstherapie bekommen (beginnt bald).
Problem: Er wird im Mai 6 und muss eigentlich eingeschult werden. Ich war mit ihm beim Schulspiel, es war eine Katastrophe. Er war danach so überfordert, dass er brüllend auf der Straße stand. Er fand alles daran „blöd“. Bei der Schuleingangsuntersuchung ist er vom Stuhl gefallen, beim Psychiater hat er alles angefasst, die Tür geöffnet und wollte gehen…
Rückstellung wäre wahrscheinlich möglich, aber seine hohe Intelligenz spricht dagegen und es wird dann wohl mit 7 in der 1. Klasse ganz schwierig, wenn ihm nur noch langweilig ist.
Die medikamente werden seine Symptome wohl hoffentlich lindern, aber sein emotionaler und sozialer Entwicklungsrückstand ist ja damit nicht aus der Welt…
Was macht man denn in einer solchen Situation? Leider ist die Schuleinschreibung bald und ich weiß nicht, was wir tun sollen, da ich auch die Wirkung der Medikamente nicht einschätzen kann.

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Hab Fragen:
was empfehlen euch denn die Experten? Sozialpädiatrischer Dienst, Erzieher, Lehrer?

Ist er hochbegabt oder „nur“ überdurchschnittlich? Würde eine spezielle Schule in Frage kommen? Gibt ja Schulen, wo man mit extremen Fällen zurecht kommt, stark einschränkender Autismus und sowas. Ich kenn das von einer weiterführenden Schule mit Internat, die auf Hochbegabtenförderung spezialisiert ist. Oft haben Leute ja eine Hochbegabung auf einem Gebiet, z.B. Sprache.

Erfahrung hab ich nicht. Mein Kind ist jünger. Ich stelle mir vor, dass ich in diesem Fall mein Kind zurückstellen würde (wegen der sozialen Dinge) und dann Klassen überspringen lassen würde. Ich weiß leider nicht, ob man die erste schon überspringen kann.
Oder alternativ eine Schule suchen die ganz ganz kleine Klassen hat.

Da dein Kind nicht so gut alleine sein kann: Vielleicht kann man ihm eine soziale Assistenz/ Schulassistenz beantragen? Gibt doch auch Regelschulen, wo Integrationskinder Plätze haben. Früher hätten sie zur Sonderschule gemusst, egal ob sie wollten oder nicht.

Geht er denn in die Kita/ Vorschule?

Ich hoffe, ich durfte schreiben, obwohl ich die Erfahrung noch nicht habe. Habe mir um sowas schonmal Gedanken gemacht, deswegen hat es mich interessiert und ich wollte fragen stellen. :slightly_smiling_face:

Der Psychiater meinte, Regelschule ohne Medikamente wahrscheinlich schwierig, evtl. Förderschule. Ich habe dann mit einer Lehrerin an der entsprechenden Schule telefoniert, die ich kenne, und sie meinte, das würde sie nicht machen. Er sei zu intelligent.
Kindergarten meinte, keine Rückstellung, da zu schlau und ein weiteres Jahr Kindergarten nütze ihm nichts.
Die Dame bei der Einschulungsuntersuchung war eher für Rückstellung, aber nicht aufgrund seiner Leistungen, sondern weil ich ihr alles erzählt hatte und sie selbst ein kind mit ADHS hat.
Hier gibt es die normale GS und die Förderschule, sonst nichts.
Ich denke nicht, dass man die 1. Klasse überspringen kann, evtl. zum Halbjahr in die 2., aber das stelle ich mir sehr schwierig vor. Da hat er dann gerade Anschluss gefunden und müsste gleich wieder in eine neue Klasse… Denke deshalb, dass er die 1. Komplett machen müsste.
Schulhelfer gibt es, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es ihm so viel bringen würde. Er kann schon alleine ohne mich irgendwo sein (Kinderturnen, Kindergarten, Kindergeburtstag etc.), er kann sich nur absolut nicht alleine beschäftigen. Da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Er kann sich auch nicht konzentrieren, wenn jemand daneben sitzt. Wenn die Konzentration weg ist, ist sie einfach weg. Außerdem ist es in unserer Gegend echt schwierig, jemanden zu finden.
Hochbegabt ist er laut Test nicht, nur überdurchschnittlich. Wenn er die 2 fehlenden Aufgaben noch halbwegs gelöst hätte, wäre er es vielleicht ;).

Hi @VieleFragen

Schwierige Situation und keine leichte Entscheidung.

Förderschule halte ich für falsch bei mindestens überdurchschnittlicher Intelligenz. Da langweilt er sich zu Tode und bleibt absolut unter seinen Möglichkeiten.

Noch ist ja nicht klar, ob es ohne Medikamente gehen muss. Das muss doch erst Mal ausprobiert werden.

Es würde ihm schon mal nützen, wenn man die Zeit für eine optimale Einstellung mit Medikamenten in seiner gewohnten Umgebung nutzen könnte und er außerdem die Therapie ohne zusätzlichen Schulstress machen kann.

Bei uns hat der aufnehmende Schulleiter das letzte Wort, ob Rückstellung oder nicht. Ich weiß aber nicht, ob das in allen Bundesländern so ist.

Man kann auch zurückstellen, wenn das Kind „nur“ mit der sozial-emotionalen Entwicklung hinterherhinkt. Wir haben aktuell so einen Fall in der Familie. Kognitiv fit, aber sozial-emotional 1-2 Jahre hinterher. Das Kind wollte auch nicht in die Schule, hat geweint bei der Untersuchung und teilweise verweigert - obwohl es die Aufgaben kognitiv locker geschafft hätte. Wurde zurückgestellt und kommt jetzt im Sommer zur Schule. Das Kind ist total glücklich im Kindergarten -obwohl alle anderen aus der ursprünglichen Gruppe eingeschult wurden!- und schon in den letzten Monaten hat sich sozial-emotional ganz viel getan. Bis zum Schulanfang wird das noch viel mehr sein.

Ich kenne außerdem ein Kind, das direkt in die 2. Klasse eingeschult wurde und eins, was nach 1 oder 2 Wochen von der 1. in die 2. Klasse gewechselt ist. Es ist also nicht unmöglich. Hängt hauptsächlich von der Schule ab, ob sie es machen oder nicht.

Er wird nicht der einzige 7-Jährige in der 1. Klasse sein.

Wir hatten das Problem übrigens umgekehrt - unser Kind war mit noch-5 Jahren ein Muss-Kind. Jeder hat als erstes gefragt, ob wir ihn zurückstellen wollen, weil er so klein und zierlich ist und überhaupt nicht wie ein Schulkind wirkt. Er wollte aber unbedingt in die Schule und für ihn wäre eine Welt zusammengebrochen, wenn er nicht gedurft hätte. Wir haben ihn eingeschult und die Entscheidung bis heute nicht bereut.

Ihr kennt Euer Kind am besten. Macht das, was Euer Bauch sagt und schaut, wie ihr das durchsetzen könnt. Von Deiner Beschreibung her, würde ich zur Rückstellung tendieren.

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Das ist ein richtig guter Gedanke!
Wenn er sich besser mit jüngeren versteht als mit gleichaltrigen, will er vielleicht sowieso lieber im Kindergarten bleiben?

Wie lange dauert denn so eine Einstellung? Ich konnte beim Psychiater leider kaum Fragen stellen, weil mein Sohn permanent die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.
Der Gedanke kam mir auch schon, dass es gut wäre, noch ein jahr Puffer für Einstellung und Therapie zu haben.
Bei uns entscheidet auch die Schulleitung.
Ich war absolut pro Rückstellung, weil er auch nicht in die Schule wollte, kein Vorschulkind sein wollte usw. Nun hat er aber in den letzten Wochen einen großen Sprung gemacht und spricht plötzlich öfter über die Schule und darüber, dass er ja schon groß ist usw. Außerdem wird immer deutlicher, dass er eigentlich schon lesen und schreiben kann. Ihm fehlt die Konzentration, sich hinzusetzen, aber er buchstabiert ständig Wörter, liest einzelne Wörter etc.
Problematisch ist auch, dass er sich im Kindergarten ganz stark nach unten orientiert. Er „spielt“ dann mit den Drei- und Vierjährigen auf sehr kindlichem Niveau. Das ist dann teilweise so „babyhaft“, dass selbst seine jüngere Schwester nichts damit anfangen kann. Ihm fehlt m.M.n. der Kontakt und die Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen, er weiß überhaupt nicht, wie man sich altersgemäß verhält.
Schwierig… Danke für die Antworten! Vielleicht helfen weitere Sichtweisen bei der Entscheidungsfindung.

Hallo @VieleFragen,

einzelne Wörter buchstabieren, das machen auch gar nicht so wenige jüngere Geschwister schon vor dem Schuleintritt, wenn sie schon kognitiv gut dabei sind.

Bei der Frage nach der Rückstellung würde ich tatsächlich die sozial-emotionale Reife (Schulhofreife) stärker gewichten als die kognitive (Schulreife). Die kognitive Unterforderung wird hauptsächlich dann ein Problem, wenn die Abläufe im Unterricht sehr rigide und vollgeplant sind. Oder um es mal so zu sagen: Bei genug Freiraum findet ein intelligentes Kind oft irgendetwas interessantes, gerade im Grundschulalter. Je nach Ausrichtung könnte da eine Förderschule sogar Vorteile bringen, wenn sie das Kind weniger von außen durch Vorgaben einschränkt und ihm genug Zeit zur Selbstbeschäftigung lässt. Enrichment finde ich z.B. auch sinnvoller als Klassen überspringen.

Bei deinem Fall würde ich eher zur Rückstellung tendieren und eine gute Einstellung des ADHS anpeilen.

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Danke für deine Einschätzung!
Den Begriff „Schulhofreife“ kannte ich noch nicht, aber das trifft es genau.
Die Förderschullehrerin (unterrichtet an der Schule, auf die er müsste) hat mir erzählt, dass sie dank des Lehrermangels meist allein in den Klassen sind und die normal intelligenten, relativ unauffälligen Kinder öfters rausschicken, wenn es in der Klasse zu turbulent wird. Das bringt meinen Sohn leider auch nicht weiter.
Mit „Buchstabieren“ meinte ich, dass er einzelne Wörter in gesprochenen Sätzen buchstabiert. Heute hat er z. B. „Kann ich dir beim K-O-C-H-N helfen?“ gesagt.

Hallo,

ich empfehle ebenfalls, das Kind schnellstmöglich medikamentös einzustellen, dabei auf lückenlose Medikamentenwirkung über den Tag zu achten, und dann weiterzusehen.

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Vielleicht hilft dir die Erfahrung eines zurückgestellten Kindes :raising_hand_woman:t2:

Ich wurde mit 5/6 Jahren das erste mal „begutachtet“ weil ich im Kindergarten auffällig war. Überdurchschnittlich Intelligent, aber ein Luftikus, eine Träumerin, eine kleine Rebellin, hatte schon früh Probleme mit Autoritäten und habe mich auch gerne mal geprügelt :sweat_smile: da ich ein Mädchen war, kam man nicht auf die Idee, es sei ADHS :roll_eyes: denn ein „klassischer Zappelphillip“ war ich auch nicht. Meine Unruhe richtet sich eher nach innen.

Da ich im September Geburtstag habe und damals in Ba-Wü gelebt habe (Schuljahr beginnt meist so ab 10. September) war die Frage, ob man mich mit 5 einschult, und ich werde dann kurz danach 6, oder mit 6 und ich werde kurz danach 7. Also eher das ältere Kind in der Klasse oder das jüngere.

Was die genauen Gründe damals für die Rückstellung waren weiß ich nicht, müsste mal meine Eltern fragen, auf jeden Fall hieß es dann, ich bleib noch ein Jahr mit meiner besten Freundin im KiGa (sie hatte frühkindlicher Autismus, aber auch überdurchschnittlich Intelligent).

Unsere Geburtstage liegen nur 2 Tage auseinander und so wurden wir beide dann mit 6 eingeschult, paar Tage später waren wir dann 7. Wir waren die ältesten in der Klasse, das war aber denke ich gar nicht schlecht, denn ich habe mich schon immer etwas unwohl gefühlt wenn ich die jüngste war. In meiner ganzen späteren Schullaufbahn war ich eine der ältesten und das macht sich jetzt auch in meinem Freundeskreis bemerkbar :grin: ich durfte dann halbes Jahr vor allen anderen schon Autofahren usw. Aber ich fand es gar nicht schlecht.

Jedenfalls waren / sind meine Eltern bis heute der Meinung, genau richtig gehandelt zu haben. Mein ADHS wurde erst kürzlich als erwachsene Diagnostiziert. Ich fand meine Schullaufbahn auch nicht schlecht, es war undiagnostiziert natürlich ein K(r)ampf, aber davon abgesehen kam ich zurecht…irgendwie… ich kam nach der Grundschule erst aufs Gymnasium, hatte dort aber starken Leistungsabfall und ab der 8. Klasse war ich dann auf der Realschule. Dort war ich aber plötzlich wieder so gut, dass ich nach der 10. Klasse dann wieder auf ein berufliches Gymnasium bin :see_no_evil: und mein Abi dann irgendwie geschafft habe. Jetzt studiere ich.

Meine Lehrer auf dem Gymi (5.-7. Klasse) haben leider auch 0 das ADHS gesehen oder sind auf meine „Auffälligkeiten“ eingegangen, es hieß immer nur ich mache nicht mit, ich schreibe schlechte Noten und störe durch mein „rebellisches Verhalten“, ich wurde dann zum Schulpsychologen geschickt, meine Mutter schleppte mich 1 Jahr zu einer Kinder- und Jugendpsychologin, dort wurde wieder ein IQ Test gemacht mit überdurchschnittlich guten Werten, aber keiner konnte sich meine miesen Noten erklären. „Intelligenter Faulpelz“ nannte meine Mutter mich ab da an :face_with_spiral_eyes:

Dass das ganze meine Psyche sehr belastet hat brauche ich glaube nicht erwähnen, auch wenn es keine Diagnose gab bin ich mir ganz sicher dass ich Depressionen hatte, schon mit 11/12, ich hatte in dem Alter sogar das erste mal S*izidgedanken… aber gut, da spielte auch das problematische Familienumfeld eine Rolle, anderes Thema.

So, kleiner Exkurs in meine Schullaufbahn, also ich war damals heilfroh zusammen mit meinen Freunden dann erst eingeschult zu werden und diese Stabilität zu haben, und die älteste zu sein hatte auch Vorteile. Ich glaube früher in der Schule hätte mich massiv überfordert, nicht unbedingt vom Stoff her, sondern einfach emotional/ psychisch. Ich hätte gar nicht gewusst was ich mit meinem Leben machen soll, wenn ich schon früher mit der Schule fertig gewesen wäre haha.

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Das kann mit Medikation übrigens auch schnell anders aussehen, wenn er dadurch emotional besser reguliert ist. Man kann hier öfter von Kindern lesen, die dann plötzlich auch mit Gleichaltrigen spielen können. Vielleicht übersteigen die Spiele der Gleichaltrigen im Moment auch die Aufmerksamkeitsspanne deines Sohns, so dass er sich in Richtung der Jüngeren orientiert?

Medikament und Dosierung können gleich beim ersten Versuch ein Treffer sein, es kann aber auch genauso gut ein monatelanger Prozess sein. Das lässt sich leider vorher kaum sagen.

Bestünde die Möglichkeit, dass ihr ihn jetzt anmeldet und es laufen lasst, wenn die Mediaktion gut anschlägt, und ihn doch noch vor Beginn des Schuljahres zurückstellen lasst, wenn es nicht so gut klappt?

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Erscheint mir schon sinnvoller, wenn er erst mal so weit reift, dass er nicht mehr so sehr auf äußere Beschäftigung angewiesen ist. Das klingt jetzt vielleicht gemein, aber er wird einen Teil seiner Intelligenz wahrscheinlich für sein ADHS-Management brauchen, auch mit Medikamenten.

Vielleicht könnt ihr euch ja diese Magnetbuchstaben für den Kühlschrank zulegen. Damit haben meine kleine Schwester und ich auch geübt, wenn wir beim K-o-c-h-e-n geholfen haben. :wink: Kochen ist gar kein so schlechtes mentales Training, klingt eigentlich gut, wenn er mithelfen will. Sofern das irgendwie klappt im Zusammenspiel mit ADHS, kannst du ihm auch durch Einbeziehung in Alltagsarbeit zeigen, dass er „kein Baby mehr“ ist.

Manchmal habe ich den Eindruck, Leute reduzieren hohe Intelligenz auf „kann sich schneller mehr Schulstoff reinballern und aufsagen.“ Der Clou ist aber sogar eher, dass Menschen mit hoher Intelligenz die Details ihrer Welt mit höherer Tiefenschärfe beobachten, differenzieren und komplexe Zusammenhänge herstellen können (induktives Schlussfolgern). Der Versuch, die Welt zu verstehen und zu durchdringen, endet nicht bei Schulstoff und klassischer Bildung. Meine HB läuft immer mit, die schaltet sich nicht nur für offizielle Lernsituationen ein und ansonsten wieder aus.

Die Denktrainings von K. J. Klauer zur Intelligenzförderung umfassen Spiele, die das induktive Denken ansprechen sollen. Auf Wikipedia ist das Prinzip genauer beschrieben. Mit einem Kind kann man z.B. zusammen überlegen, was Häuser und Autos gemeinsam haben und worin sie sich unterscheiden. Dasselbe mit Lebensmitteln (Farbe, Konsistenz, Verderblichkeit). Zoologie, Astronomie und Botanik bieten unendlich viele Gelegenheiten dafür. Bei den Hausaufgaben in der Grundschule wollte ich z.B. immer herausfinden, was das kürzeste Wort oder die kürzeste Formulierung wäre, um den Schreibaufwand zu minimieren. So lässt sich auch der Wortschatz vergrößern.

Ehrlich gesagt war ich am Gymnasium teils mehr unterfordert und eingeengt als an der Grundschule, obwohl die Grundschule sogar begabungsdiverser war, es wurde viel Rücksicht auf Lernbehinderungen etc. genommen. Allerdings hatten die auch einen guten Personalschlüssel, das ist heute natürlich schwieriger im Land des Totsparens. Dieses Durchpeitschen der klassischen Gymnasialbildung habe ich oft als weltfremd empfunden und die tiefere Vernetzung und Integration des Gelernten kann dabei leicht auf der Strecke bleiben. Gerade in Deutsch mussten wir so viele Bücher lesen, die sich total unkonstruktiv angefühlt hatten: Storm, Hesse, Musil, Wedekind, Fontane, und diese komischen neueren Bücher über Brennpunktkinder. Hatten die Lehrer Angst davor, dass wir alle drogensüchtig werden? Ich wollte Dinge lernen, die Perspektiven eröffnen und mich dazu befähigen, mit meiner Intelligenz etwas konstruktives anzufangen. Ich hätte lieber mehr über Deichkonstruktion und fluidynamik gelernt, statt die Geschichte über einen Typen zu lesen, der innovative Ideen hat und am Ende wegen zu viel allgemeiner Ignoranz zum Zomby wird. So was versteht man doch erst wirklich, nachdem man selbst einmal richtig gescheitert ist. Sprachen gelernt und am Ausdruck gearbeitet habe ich hingegen in der Schule sehr gern. Es ärgert mich rückblickend fast schon, dass ich Deutschlehrern gegenüber nicht rebellischer war.

Genug aufgeregt, Gymnasium ist ja gerade nicht dein Problem.

Danke für die Antworten! Ich finde es sehr informativ, Berichte von Betroffenen zu lesen. Das hilft mir auch, mein Kind besser zu verstehen… Mir fällt es oft schwer, seine Perspektive einzunehmen, weil ich selbst kein ADHS habe.

Das ist ganz sicher so. Er hat nicht die Geduld, in der Bauecke irgendwelche großen Bauwerke zu konstruieren und kann auch nicht planvoll vorgehen. Er fängt irgendwo an, ist dann extrem frustriert, wenn es umfällt, und hört sofort wieder auf.

Leider nicht. Wir müssen ihn im März entweder anmelden oder zurückstellen lassen. Deshalb auch meine Frage, wie lange die medikamentöse Einstellung dauert. Vielleicht könnte ich die Schulammeldung nachträglich nochmal irgendwie zurückziehen, aber dann stellt sich auch die Frage, wohin er stattdessen geht. Der Kindergartenplatz ist dann ja auch weg, da die Plätze hier im März vergeben werden.

Bei den Magneten musste ich schmunzeln @tamaracha. Wir haben solche Magnete, mit denen er mit 1,5 sehr gern gespielt hat, denn er hatte schon früh eine große Faszination für Buchstaben und Symbole. Er hat sie überall hingeklebt, hat sie uns gebracht und fragend geschaut. Ich habe ihm dann immer gesagt, welchen Buchstaben er gerade in der Hand hatte, und so kam es, dass er an seinem 2. Geburtstag alle Buchstaben kannte. Er hat auch sehr früh in ganzen, korrekten Sätzen gesprochen.
Er will mir oft helfen und ich lasse ihn natürlich auch, wobei es fast jedes Mal im Chaos endet, weil er nie 100ig bei der Sache ist (Ups, jetzt habe ich das Mehl daneben geschüttet; wieso läuft jetzt das Wasser oben aus dem Blumentopf?; Mama, mir ist xy runtergefallen/ausgelaufen usw. usf.). Er ist eigentlich ein total Lieber, sehr sozial, hilfsbereit und empathisch, aber es wird eben oft von der ADHS überlagert.

Das finde ich sehr interessant, denn er vergleicht ständig Dinge, vor allem kleine Details, die mir gar nicht auffallen. Werde mir deinen Link durchlesen!

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Noch eine andere Frage:
Seit ein paar Wochen laufen die Abende hier immer gleich ab: Nach dem Abendessen dreht er völlig auf, rennt herum, macht Geräusche, dreht sich oft im Kreis, fällt hin, hört nicht usw. Wenn ich ihn dann wieder „unter Kontrolle“ habe, kommt neuerdings plötzlich eine Phase, in der er sich 20 Minuten oder so hochkonzentriert mit etwas beschäftigt (meist ist das das einzige Mal am Tag). Allerdings muss es nebenbei laut sein, d.h. er schaltet den CD-Player an. Anschließend bringe ich ihn ins Bett, lese noch was vor, unterhalte mich mit ihm und dabei ist er dann völlig ruhig, kein Zappeln etc. Er wirkt dann auch viel reifer, hört besser zu und erzählt mir auch oft, was in seinem Kopf so los ist. Er stellt sich vor, dass darin kleine Männchen wohnen, die ständig mit irgendwelchen Geräten Lärm machen. Er muss dann zappeln, weil es so laut ist. Abends sind sie müde und schlafen kurz vor ihm ein, deshalb kann er dann auch ruhig sein.
Ich finde das total erstaunlich. Ist es denn möglich, dass die Symptomen bei großer Müdigkeit verschwinden? Ich habe bisher nur vom Gegenteil gelesen (Schlafstörungen), aber das hat er überhaupt nicht. Er schläft schon immer gut und sehr viel.

so lange du dir die Frage stellst, was für deinen Sohn das beste ist und was du tun sollst beschäftigst du dich sehr damit.
Im ersten Schuljahr zumal er ja wisdbegierig ist, stellt die Wirkung der Medikamente eher kein Problem da, ich denke das wird er kompensiert bekommen.

Zu meiner Zeit wurde diese Frage nicht gestellt, ich wurde eingeschult, denn Adhs ist nicht ganz ein Jahr diagnostiziert und es war damals eher eine spezielle Zeit (Nachbarkund mußte in die Schule, wo meine Freundinnen hinginngen und ich wo seine Freunde alle hingingen - auf nichts Rücksicht genommen…) und bin später weil es nicht pasdte über die Vorschule mit Psychologen aus der sehr lauten schlimmen Klasse mit der bösesten und schreiensten Lehrerin geholt worden, da ich nur weinen zu Hause zusammengebrochen bin.

Wir sind in Zeiten, wo wirklich mehr auf alkes auch in den Schulen geschaut wird und wenn es nicht funktioniert kannst du ihn immer noch raus nehmen und in die Vorschule setzen. Die habe ich sehr angenehm in Erinnerung, weil es eine ganz andere Förderung im Kindergarten war, aber doch strukturierter und Wissen vermittelnder war aber weder so hart und anstrengend als der Unterricht.

Suche doch das gespräch mit den Schulen, schau, wo du mit deinem Bauchgefühl ein gutes gefühl hast, ob eventuell eine verständnisvolle, warme aber konsequent Strukturen vermittelnde Lehrerin da ist.

Ist so eine Lehrerin sehr emphatisch gütig aber verfolgt dennoch immer das Ziel grundsätzlich das Wissen möglichst normal zu vermittel kann das sehr hilfreich sogar eine ganz tolle Kombination sein.

Ich denke nicht, daß es den perfekten/tollen Weg gibt, aber du ein sehr gutes Gespür für dein Kind hast und eine Schule, die bereit ist und gewillt ist mit EUCH euren Weg zu gehen bzw. EUCH darin unterstützt EUren Weg zu finden mit dem du das gute Gefühl und dein Sohn nach der Eingewöhnung glücklich/zufrieden ist.

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Ich bin auch nicht dumm und wurde zuerst wegen der Sprache und Geburtstag (Anfang Schuljahr) zurückgestuft von der ausländischen 4. in die deutsche 3. Klasse. Hab mich gewundert, dass ich so viel mehr Mathe kann (wie hier erst in der 6. Klasse). Aber ich passte vom Alter zu der Klasse. Hab mich aber nie gemeldet und wollte nicht reden. War sozial eher zurück gezogen, weil schüchtern und ängstlich.

Nach der 4. Klasse sollte ich auf die Hauptschule. Davor hatte ich so viel Angst, dass ich mich persönlich zurückgestuft habe. Damals durften die Eltern nicht die Schulform wählen und der Realschuldirektor wollte mich nicht aufnehmen. Nach der Wiederholung musste ich trotzdem auf die Hauptschule, weil ich noch nicht gemeldet habe im Unterricht. Nach einem Jahr bin ich auf die Realschule, weil mein Lehrer meinte, ich bin zu gut für die Hauptschule und hat sich drum gekümmert.

Dann nach der 6. Klasse hätte ich theoretisch versuchen können aufs Gymnasium zu gehen, aber ich hatte keine Lust auf eine neue Klasse schon wieder. War ganz gut. Da waren einige fast 2 Jahre jünger. Ich hatte kein Problem damit. Ich bin Zuhause die älteste Schwester und später in der 8. Klasse kamen mehrere Jungs vom Gymnasium in die Klasse, da war dann einer sogar eine halbes Jahr älter als ich. Ich hatte nicht den Eindruck, dass denen es etwas ausgemacht hatte etwas älter zu sein. Mir ja auch nicht.

Ich hab dann die allgemeine Hochschulreife auf einer Berufsschule gemacht. Meine Geschwister auch, alle in einer anderen Stadt, alle in einem anderen Fachgebiet. Meine Schwestern haben keine Klassen wiederholt, aber die andere, die jetzt nach mir auch eine ADHS Diagnose hat, hat den Unterricht gestört, dass der Lehrer ausrastete und sie dann Panikattacken hatte und daraufhin auf eine Sonderschule kam. Ist natürlich richtig schlecht für sie, aber mit einem guten Hauptschulabschluss, kann man denn Realschulabschluss machen und dann Abitur. Wir haben auch Hochschulabschlüsse.

Da ich nicht wusste, was mit mir nicht stimmt, hatte ich immer Erschöpfung und hab immer alle Aufgaben gemacht (kann nicht Prioritäten setzen). Ab der 6. Klasse wurde es ganz schlimm, weil ich langsam war und ewig für Hausaufgaben brauchte, aber trotzdem immer zeigen wollte, dass ich alles kann und nicht dumm bin. Ab der 9. Klasse wurde ich schlechter, aber ich denke nur, weil andere sich plötzlich Mühe gegeben haben.
Hatte trotzdem eins der besten Zeugnisse.
Abizeit war ok. Ich hatte das beste Zeugniss. Aber es blieb so, dass ich wenig Zeit zum Schlafen hatte, da ich für alles ganz lang brauchte (schnell erschöpft, aber auch körperlich, Eisenmangel usw.). In der Uni hab ich gemerkt, dass ich nie ALLES machen kann, auch wenn ich den Schlaf komplett wegkürzen würde und nie etwas anderes mache. Hab seit dem den Verdacht Autismus zu haben, aber war noch immer nicht bei einer Diagnostik. Seit dem hab ich chronische Depressionen und Angststörung und hab damit Nachteilshausgleich bekommen (mehr semester und mehr Zeit für die Abschlussarbeit). Konnte nicht nebenher arbeiten oder so. Danach aber auch nicht, weil ich nicht weiß, wie ich Haushalt, Familie, Privatleben und Arbeiten gleichzeitig schaffen soll. Hatte die Diagnose 2 Jahre nach dem Hochschulabschluss (30 Semester) und bin traurig, dass mein Leben leichter gelaufen wäre, wenn ich als Kind schon wusste, was genau mein Problem ist.

Ein richtig guter Vorteil ist, dass man nach der Schule alles machen kann und nicht die Eltern mit in die Uni kommen müssen, um für mich etwas zu unterschreiben. Außerdem waren da auch Leute, die 5 Jahre älter sind, weil sie vorher Ausbildung und Arbeit gemacht haben. Viele waren dann plötzlich so als wie ich, weil sie Bundeswehr oder Soziales Jahr, Reisen usw. gemacht haben. Aber ob jemand nun 20 oder 22 ist, ist ja auch total egal.

Das krasse Klassen- und Schulhopping würde ich jetzt nicht unbedingt empfehlen, aber älter sein hatte eigentlich nur dann einen Nachteil, wenn die Lehrer beim Sport in Tabellen geschaut haben, was man als ältere angeblich alles können muss, um eine gute Note zu bekommen. Und vielleicht ein bisschen bei Körperbehaarung und Menstruation, wenn man früh dran ist damit + andere jünger sind. Aber bei Jungs macht es nicht so viel aus, weil solche Sachen bei Jungs meistens positiv gesehen werden, also Körperbehaarung. Und wenn man früher größer ist, ist ja auch nichts schlechtes bei Jungs. Muss man als Eltern gut aufklären früh genug. Das haben meine Eltern verpasst. Paar Mal die Klasse wechseln ist aber ok. Nur halt nicht 5x direkt hintereinander, wie es bei mir war. Immer neue Lehrer, neue Schüler :exploding_head::rofl:

Also nicht falsch verstehen. Ich hab trotzdem andere Dinge gemacht und war viel Party machen ab der Realschulzeit, aber gleichzeitig extrem viele Stunden für Hausaufgaben draufgegangen. Klausuren lernen hab ich prokrastiniert, ist ein der Schule aber nicht unglaublich viel, kann man auch in 2 Nächen zur Not lernen.
Klausuren vorbereiten in der Uni war richtig krankhaftes Prokrastinieren, weil Ich ja alles machen wollte und mich nie fertig Gefühle hatte und heftige Prüfungsangst entwickelt habe. Richtig heftig würde es nochmal bei Studienarbeiten, Berichte für Industriepraktika, Semesterarbeiten, Abschlussarbeiten. Weil ich Details sehe, aber nicht den Überblick und ohne Prioritäten untergehe. Das ist einfach viel zu großer Aufwand, um es in 6 Monaten durchzuziehen. Ich kann etwas 3 Wochen machen, aber bei 6 Monaten brauche ich dann 5 Jahre, weil es für mich so anstrengend war.
Ich wollte es, weil ich schon immer gefühlt habe, dass es nicht an der Schwere an sich liegt. Wenn ich eine Ausbildung gemacht hätte, die von anderen als leicht eingestuft wird, hätte ich exakt die gleichen Probleme, siehe meine Wohnung, Haushalt, Essen kochen und solche Tätigkeiten. Ich kann es im Prinzip, aber ich bin zu langsam und angestrengt und komme nicht hinterher. Die ganz leichten Dinge entgleiten mir, wie Zähneputzen usw. Hab es extra in meinem Kalender stehen, wann ich dusche und das alles.

Ich weiß es nicht.
Ich finde es aber extrem schwer das richtige Erregungsniveau zu treffen. Ich meine ganz ohne Medikamente. Wenn ich unterstimuliert bin, ist doof, wenn ich überstimuliert bin auch.
Vielleicht schafft er es mit dem Rennen, Geräuschen usw. genau die passende Stimulation zu machen, um das gute Erregungsniveau zu treffen?
Hab einige Male gehört, dass beim Streit oder danach sich Leute viel besser konzentrieren können, nicht so ablenkbar sind.

Ich finde, wenn ich eine Erkältung habe, aber die nicht so schlimm ist, hab ich manchmal weniger Symptome. Das ist wie so ein fidget Spielzeug für mein Hirn. Es wird abgelenkt und der Rest kann besser funktionieren. Ich kann besser eingeschlafen, wenn ich podcasts höre. Ich kann besser Podcasts zuhören, wenn ich dabei etwas körperlich mache oder candy crush oder so einen Blödsinn spiele.

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Hallo,

ich habe mein Kind zurück gestellt und das war genau das richtige.

Geholfen hat mir bei der Entscheidung die Frage was schlimmer wäre: wenn ich ihn zurück stellen lasse und im Nachhinein merke, dass er hätte gehen können?

Oder wenn ich ihn in die Schule schicke und dann merke er ist auf irgendeiner Ebene überfordert?

Und es war eindeutig letzteres.

Und die Medikamenteneinstellung kann sich über Monate hinziehen. Du hättest dafür mehr Zeit und Ruhe. Und dein Kind wäre im gewohnten Umfeld. Du musst dich dann nicht fragen, ob es die Tabletten sind oder die Einschulung…?

Alles Gute!

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Das klingt genau nach unserer Geschichte… hab grad nicht so viel Zeit zum schreiben aber melde dich gerne per PN falls du einen persönlichen Austausch möchtest. Liebe Grüße

Sorry, dass ich das frage, aber aufgrund der Beschreibung: wurde er auch mal im Autismus-Spektrum untersucht? Bei meinem Kind mit ADHS stellte sich das leider erst viel später raus. Dadurch , dass die ADHS die autistischen Symptome sozusagen „überdeckt“hat, war man der Meinung, dass das früher sogenannte Asperger ausgeschlossen werden könnte. Diese veraltete Meinung gibt’s heute nicht mehr. Aber ich kann mir vorstellen, dass dieser Sachverhalt mitunter heute noch vorkommt.
Heutzutage gibt’s sogar auch Schulen für kleine autistische Persönlichkeiten👍