Elvanse als Erstpräparat und einige Fragen

hi zusammen, ich bin neu hier und möchte mich zuerst ein großen dank an dieses forum richten. ich kann mich mit vielen texten, personen und sorgen hier sehr identifizieren und bin froh, eine anlaufstelle gefunden zu haben. ich war mir nicht sicher ob ich mein anliegen in diese kategorie posten sollte, vielleicht kann ein mod sonst gerne den beitrag verschieben.

zum hintergrund:
ich bin 36 jahre und bei mir wurde kürzlich ad(h)s eher durch „zufall“ diagnostiziert. ich war wegen stärkere stimmungsschwankungen beim psychologen (auf eigene kosten damit bei der kk nicht gebrandmarkt werde) und habe eher im nebensatz erwähnt, dass mir als kind schon einmal adhs attestiert wurde. wie genau kann ich leider nicht mehr sagen, die behandlung wurde durch meine familie abgelehnt.

ich habe mich zwar mit dem thema adhs deswegen immer schon mal auseinandergesetzt da ich immer dieses gefühl hatte, dass meine unkonzentriertheit, meine impulsivität, meine lernschwächen in der schule, meine flüchtigkeitsfehler/rechtschreibfehler und vor allem diese völlige unfähigkeit und blockade gedanken, oder dinge die irgendwie greifbar im kopf schwirren, diese lösungsansätze oder auch ideen auf papier zu bringen und runterzuschreiben, irgendwie ungewöhnlich sind. Oder nach messen, veranstaltungen mit vielen Menschen oder auf Parties völlig fertig mit rasenden kopfschmerzen nach hause zu kommen, weil es so extrem anstrengend war mehreren leuten gleichzeitig bei lauten hintergrundgeräuschen zuzuhören (einfach abschalten oder raus auf den balkon, alleine, kurz durchschnaufen)… Aber ich habe das nicht so richtig mit ADHS kombinieren können, wahrscheinlich geht es vielen so. irgendwann findet man sich auch damit ab.

jedenfalls hat die psychologin daraufhin mit mir nicht nur den adhs-sb nach hase und den wurs-k test gemacht, sondern auch einen mehrstündigen test mit jeder menge fragen bei dem dann am ende eine bewertung für 3 kernbereiche heraus kam (der name und die kernbereiche wollen mir natürlich nicht mehr einfallen). Und schwubs war die Diagnose da. Ich bin daraufhin zur Psychiaterin und hier fangen jetzt so ein bisschen meine fragezeichen an. die psychiaterin hat sich zwar meinen von der psychologin angefertigten test/ergebnis angeschaut und kurz ein bisschen den gesundheitzustand der familie abgeklopft, aber dann relativ schnell das infoblatt von elvanse rausgeholt… damit würde es mir doch schnell besser gehen… tja und nun sitz ich hier mit 30mg elvanse in meinem körper und bin etwas ratlos was ich davon halten soll…

zum einen habe ich gelesen, dass elvanse häufig eigentlich erst nach vorbehandlung mit anderen medikamenten wie methylphenidat empfohlen wird, außerdem finde ich die nebenwirkungen dann teilweise doch schon echt krass. und es ist halt auch irgendwie ein amphetamin? auch zur abhängigkeit ließt man unterschiedliche meinungen, die psychiaterin meinte zu mir das wäre kein problem, ich könnte das auch zwischendurch absetzen oder auch nur ab und an nutzen… auf meine frage nach dem nennen wir es mal langfristigen plan wollte oder konnte sie mir nicht so richtig eine antwort geben… (und soll ich das jetzt mein leben lang nehmen?) ich habe auch nicht verstanden warum (es war sogar auf dem beipackzettel) ich gelesen habe, dass man das präparat irgendwann auch gar nicht mehr nehmen muss… äh, wie jetzt? auf einmal bin ich geheilt und die signale können wieder von ganz alleine in ihren perfekten bahnen fließen? die psychiaterin hat auch überhaupt nicht nach folgeerkrankungen bei mir durch adhs gefragt und abgeklärt ob es da probleme geben kann.

ich habe elvanse jetzt zwar erst einen tag genommen, merke vielleicht eine besserung meiner impulsivität, das wars aber auch. von den nachrichten die ich heute morgen überflogen habe (ich kann immer noch keine ganzen artikel lesen) kann ich mich nur nach an west-sahara erinnern… also schon klar, ein tag, das zählt nicht. aber irgendwie bin ich unsicher, ob ich das weiter durchziehen soll. vor allem weil die feiertage vor der tür stehen.

so leute, dickes sorry für den langen text, vielleicht mag ja jemand seine erfahrungen oder meinungen teilen, würde mich sehr freuen!

Hallo @justusj0nas erstmal herzlich Willkommen :winken

Mittlerweile ist Elvanse das Medikament erster Wahl bei Erwachsenen.
Nur bei Kindern kommt es nach Methilphenidat.

Welche Nebenwirkungen hast du denn? Vielleicht sind dir 30 mg als Anfangsdosis zu viel.
Ich selbst nehme Elvanse jetzt seit drei Tagen, allerdings nur 5 mg, bis jetzt bin ich nur irgendwie innerlich zittrig.

Heilen kann uns Elvanse leider nicht. Aber die ADxS-Symptome können sich im laufe des leben verändern. Daher soll man das Medikament einmal im Jahr absetzen, um zu überprüfen, ob die Symptome noch vorhanden sind.

Liebe Grüße
Nymphaea

Hallo Justusjonas,

dass man Elvanse erst nach Durchprobieren von Methylphenidat nehmen sollte, ist überholt. Beides ist gleichberechtigt, und wenn du Ulbre fragst sollte man sogar eher Elvanse nehmen, aber heute bin ich schneller. :lol:

Oh, Nymphaea ist auch noch da. :shock:

Stimulanzien sind als Wirkstoffgruppe jedenfalls die Medikamente, die bei ADHS das beste Wirkungs-Nebenwirkungs-Verhältnis haben, alles Andere kommt lange danach.

Der Beipackzettel von Elvanse ist vermutlich, was die einschüchternd vielen möglichen Nebenwirkungen betrifft, kaum anders als der von Ritalin, Medikinet und Co.

Ach so, das irgendwie kannst du streichen - Elvanse ist ein Amfetamin. Das muss dir aber keine Angst machen wie gesagt.

Ein Vorteil könnte sein, dass Elvanse (fast) den ganzen Tag wirkt. Ein Nachteil, dass es zzt. für Erwachsene nur drei Dosisstärken gibt. Allerdings wirst du in unserem Forum auch einige Bastelanleitungen (Auweia, das liest sich jetzt auch sehr gefährlich, ist es aber nicht) finden, die Dosis dennoch feiner abzustimmen.

Die Empfehlung, das Medikament nur tageweise bei Bedarf zu nehmen, solltest du irgendwo abheften und erst einmal vergessen. Wichtig für dich ist eher, dich an das Medikament zu gewöhnen und die richtige Dosis zu finden, das funktioniert nicht so richtig wenn man es nur sporadisch nimmt.

Ich wünsche dir alles Gute dafür!

Was war denn in der Westsahara los, habe ich gar nicht mitgekriegt? Ich lese in den Nachrichten immer nur Lockdown und Brexit, Brexit und Lockdown, … :oops:

hallo ihr beiden, lieben dank für eure antwort.

ich habe lediglich am abend sehr starke kopfschmerzen gehabt, appetitlosigkeit, irgendwie wollte nichts so richtig schmecken. außerdem so eine leichte wolke im kopf. ob die wolke jetzt eine nebenwirkung ist kann man denke ich drüber diskutieren :wink: ich denke ich muss das mal länger beobachten. man ließt nur so extrem abschreckende dinge:

quelle: <LINK_TEXT text=„https://www.test.de/medikamente/wirksto … =indi_k215“>Medikamente im Test - Lisdexamfetamin - Stiftung Warentest</LINK_TEXT>

wahrscheinlich schreiben die das unter jedes medikament… eure antworten haben mich jedenfalls schon mal etwas beruhigt. ich denke ich werde die empfehlung vom arzt jetzt mal durchziehen, 14 tage 30mg, danach jeweils 5 tage 30mg (die wochenenden weglassen) und dann sehe ich den arzt ja eh wieder.

wie ist es bei euch eigentlich mit autofahren? bei den nebenwirkungen bzw. empfehlungen ist das so wischiwaschi definiert: na ja also du könntest schon auto fahren, aber na ja, wenn was passiert, dann haben wir dich irgendwie schon gewarnt.

hehe, also frei wiedergegeben, ohne gewähr :wink: die westsahara ist noch von marokko besetzt, wollte eigentlich die unabhängigkeit, das ist nie passiert und jetzt wurde der waffenstillstand gebrochen bzw. wird wieder für die unabhängigkeit gekämpft:

Westsahara-Konflikt: Vergessen in der Wüste - taz.de

Vielleicht hilft ja, sich die Begriffe nochmal aufzuschlüsseln: Nebenwirkung – Wikipedia

„Sehr selten“ wie in dem zitierten Auszug ist zB „weniger als 1 unter 10.000“.

Du hast ja schon eine gute Wahrnehmung für das, was nicht so gut läuft, z.B. die Erschöpfung nach der Messe, usw.

Dann wirst Du auch immer besser wahrnehmen, was mit Medikation ggf. besser läuft. Z.B. Reizfilterung.

Und realistisch dafür bleiben können, was eher Fähigkeiten sind, die sich - wie für alle anderen - durch Übung entwickeln, aber durch Elvanse jetzt immerhin auf ein belastbareres Trainingsfeld setzen können. M.E. gehört der Bereich „Westsahara“ zu letzterem. Konzentration auch.

Am Ende ist es dann eine Gesamtbilanz der Vor- und Nachteile, Wirkungen und Nebenwirkungen. Wie Du ja schon sagst, macht der Umstand, dass es kein Spiegelmedikament ist, den ganzen Prozess vergleichsweise schnell reversibel.

Zum Autofahren gibt es hier diverse Threads. Viele fahren gut damit, besser als vorher.

Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit sind leider sehr häufige Nebenwirkungen, wobei die Kopfschmerzen nach einiger Zeit verschwinden, mit der Appetitlosigkeit muss man meist irgendwie umgehen, beispielsweise morgens und abends mehr essen.

Gefährlich ist allerdings beides nicht, nur lästig. Wirklich aufpassen muss man bei vorbestehender Herz-Kreislaufkrankheit. Blutdruck und Gewicht sollte man einmal vor Medikamenteneinnahme gemessen haben (hat dein Arzt vermutlich gemacht?) und dann in bestimmten Abständen (viertel- bis halbjährlich).

Ich finde es immer vorteilhaft, wenigstens im ersten halben Jahr sein Medikament täglich zu nehmen, weil: Ich sehe die Stimulanzien nicht hauptsächlich als Doping für Beruf oder Ausbildung, sondern als Mittel, uns als AD(H)S-lern eine bessere Fremd- und Selbstwahrnehmung zu ermöglichen. Und diese in der Woche zu haben und am Wochenende nicht, was soll das?

Autofahren - natürlich soll man mit dem Medikament Auto fahren. ADHS-ler haben unbehandelt eine viel höhere Wahrscheinlichkeit, durch Unachtsamkeit zu verunglücken. Aber man sollte schon wissen, was das Medikament mit einem macht, deswegen in der Einstellungsphase, insbesondere bei jedem Erhöhungsschritt, besser vorsichtig sein mit Auto fahren.

Der Hersteller will natürlich nicht schuld sein, wenn etwas passiert, deswegen die Formulierungen im Beipackzettel.

Viele Grüße
Falschparker

Blutdruck und Gewicht wird bei mir regelmäßig vom Psychiater kontrolliert, auch war ich zwecks möglicher Herzrobleme beim Kardiologen und habe dort auch ein Anschlusstermin in 2-3 Monaten um zu schauen, ob Elvanse einen negativen Effekt hat. Das mit dem Auto fahren hätte ich mal früher rausbekommen sollen, dann wäre ich in meiner Jugend nicht dreimal durch die praktische Führerscheinprüfung gefallen :mrgreen: (1x hatte ich Konzentrationsschwierigkeiten und bin in den Gegenverkehr gefahren, ihr hättet mal das Gesicht des Fahrschullehrers sehen sollen)…

Ich habe jetzt über die Feiertage kein Elvanse angefasst und nehme jetzt seit 2 Tagen Elvanse 30mg und möchte das jetzt auch durchziehen. Wobei ich tatsächlich sagen muss (und da weiß ich nicht wie es anderen geht) dass ich mich unwohl fühle die Tabletten zu nehmen, mein Geist sträubt sich irgendwie. Seltsam.

Ich kann in den 2 Tagen nur wieder feststellen, dass sich weiterhin meine Impulsivität etwas gebessert hat (wie bei der ersten Einnahme). Ich hab nach wie vor Konzentrationsschwierigkeiten und bin recht hektisch, habe sogar das Gefühl, dass es mit Elvanse schlimmer geworden ist. Nebenwirkungen sind nach wie vor die Kopfschmerzen und mein Gemütszustand hat sich schlagartig verschlechtert (kann aber auch andere Gründe haben). Ich hoffe nur, dass sich Elvanse nicht noch negativ auf meine Einschlafphasen auswirkt. Ich sehe das Experiment nach wie vor sehr skeptisch. :ai

Hallo Justusjonas,

als Experiment würde ich es nicht bezeichnen, wenn du eines der Standardmedikamente bei diagnostizierter ADHS bekommst. Wenn 30 mg nicht ausreichen, sind vielleicht 40 oder 50 mg passender.

Da einige Nebenwirkungen, bspw. Kopfschmerzen, durch Gewöhnung an den Wirkstoff besser werden, machst du es dir einfacher wenn du keine Pausen machst, auch nicht an Feiertagen.

Ich hatte kein Unwohlsein als das Medikament für mich neu war, kann aber verstehen wenn es für andere erst einmal unheimlich erscheint. Ein Grund dafür, dass ich für mich selbst keine Bedenken hatte, ist dass mein Sohn damals schon seit über drei Jahren Methylphenidat nahm und wir ausschließlich positive Auswirkungen sahen.

Viele Grüße und alles Gute
Falschparker

ich hab das zwar schon im elvanse eure dosierungen erörtert, aber ich glaube es macht mehr sinn, wenn ich in meinem eigenen thema bleibe. ich war vor 4 tagen beim psychiater um über meine dosis zu sprechen, bis dahin hatte ich nach 11 tagen elvanse eigentlich kaum mehr nebenwirkungen. impulsivität ist besser geworden (auch laut meiner partnerin), konzentration nicht. die psychiaterin meinte daraufhin, dass ich die dosis von 30mg zuende nehmen soll und dann würde sie erhöhen. mittlerweile bin ich mir aber nicht mehr so sicher, ob das die richtige herangehensweise ist, denn seit 2 tagen fängt mein kopf quasi an zu drehen/explodieren, meistens so ggn mittag/nachmittag. es sind keine kopfschmerzen, ich bekomme schwindel und teilweise auch übelkeit. mein gehirn fühlt sich dann an wie in einer blase oder so ähnlich und ich habe einen druck im kopf.

meine vermutung ist, dass der peak von elvanse in der zeit einsetzt und meinen körper dann überfordert. meistens nehme ich die tabletten ggn 7 oder 8 uhr. komischerweise tritt das erst jetzt auf.

wie habt ihr denn rausgefunden, dass eure dosierung zu hoch angesetzt war? hatte ihr ähnliche symptome? ich denke ich muss in den sauren apfel beißen und weiter machen, auch wenn ich momentan ab mittag quasi ausgeknockt bin…

Bei zu hohen Dosen treten normalerweise die typischen AD(H)S Symptome wieder auf. Je älter man wird, desto weniger Wirkstoff benötigt man, weil die Dopamin Rezeptoren in den Synapsen mit dem alter abnehmen. Die richtige Dosis liegt wohl irgendwo zwischen 5 und 70mg. Es gibt auch Leute die schon mit 15mg richtig sind und 20mg zu viel. Das ganze ist extrem individuell und man kann eigentlich fast gar nicht andere Leute fragen und Rückschlüsse auf sich selbst machen.

Finde aber deine ganze Abklärung und die Aufklärung die du bekommen hast nicht so professionell. Wirkt nicht so, als würden sie auf dich individuell eingehen.

Die Richtige Vorgehensweise wäre eigentlich, dass man tief beginnt und alle 7 Tage aufdosiert, bis man ein angenehmes Level erreicht hat. Danach dosiert man weiter auf, bis man eine Überdosis hat und macht wieder einen Schritt zurück.

ja, das finde ich eben auch. es wurde von der psychiaterin quasi null abgefragt was denn genau meine symptome sind, wie stark die ausgeprägt sind etc. ich habe ihr zwar mein adhs test resultat gegeben, aber gefühlt hat sie da nie reingeschaut. sie hat dann noch einen konzentrationstest mit mir machen lassen bei dem sie dann im nächsten gespräch meinte: ja gut, könnten wir jetzt durchgehen, aber macht auch nicht so viel sinn, hier sind die tabletten. :ai als konfliktscheuer bin ich da natürlich dann nicht drauf eingangen.

tja, weiß ich auch nicht so recht was ich machen soll. ich warte noch ein paar tage, falls die symptome nicht abnehmen werd ich mal die 15 mg extrahieren und mit wasser einnehmen.

Meine Abklärung ist noch im Gange und dauert seit 1. Oktober 2020. Da wir alles abgefragt: Schulzeugnisse, Tests, Gespräche, Fragebögen von Eltern, Rücksprache mit Therapeutin. Meine Mutter musste sogar einen ganzen Fragebogen nur über meine Geburt, Medikamente während der Schwangerschaft und auch die ersten Lebensjahre machen mit den Entwicklungsstadien. Jede Frage mit ausführlichem Freitext. Der Psychiater hat mir sogar noch ein Buch empfohlen das ich schon fast durchgelesen habe. Nachdem sich der Verdacht erhärtet hat, verschrieb er mir Medikinet um zu prüfen, wie ich darauf reagiere und das fliesst auch mit ein.

Aber am Ende ist es vor allem entscheidend, wie du auf die Medikamente ansprichst. Wenn du die Typischen AD(H)S Symptome hast und die Medikamente helfen und dein Leidensdruck nimmt ab, ist da ja auch ein gutes Zeichen. Finde einfach wichtig auch andere Dinge auszuschliessen. Du kannst ja dann immer noch später eine Zweitmeinung einholen.


Das kenne ich bei mir wenn ich die zweite Dosis zu früh nehme. Dieser Zustand dauert bei mir aber nur ca. 10 bis 15 Minuten und ist dann weg.
Kannst du dich wirklich nicht konzentrieren oder eher auf die falschen Sachen?

nicht das wir uns falschverstehen. meine diagnose wurde nicht von dem aktuellen psychiater erstellt sondern (gott sei dank) von einem anderen arzt. die diagnose hat schon hand und fuß, wurde sorgfältig bearbeitet und ging über einige sitzungen. die würde ich schon so unterschreiben bzw. kann mich mit der identifizieren. leider ist es aktuell schwierig einen geeigneten psychiater zu finden der mich weiter behandelt.

ja, das kann schon mitkommen, vielleicht sind es 30 minuten. am besten lege ich mich dann kurz hin oder versuche abzuschalten, dann wird die bubbel bzw. der druck besser. oder eben spazierengehen. wie weiter oben schon mal angemerkt, habe ich das gefühl, dass mein antrieb zugenommen hat. auf positive aber auch negative weise (ich lasse z.b. seit einnahme von elvanse viel öfter dinge in der küche oder beim aufräumen gefallen, immer dann wenn es etwas hektisch wird)

grundsätzlich kann ich mich sehr schwer auf dinge konzentrieren die komplex sind. wie z.b. eine weiterbildung. es braucht extrem viel willen das anzugehen, dann sitze ich da und versuche dem dozenten zu folgen, aber so richtig will es mir nicht gelingen. das thema wird dann auch schnell abgehakt: so, puhh, vorlesung zuende, abschalten, tschüss. was ja eigentlich bescheuert ist, denn die idee, diesen kurs zu machen, kam ja von mir. es ist dann nicht so, dass ich dann anfange nebenbei ein bild zu mahlen und mich nur darauf konzentriere, ich schweife einfach gedanklich ab, und denke sprunghaft an viele andere dinge, nichts wird zuende gedacht. das hat sich durch elvanse nicht gebessert.

auch kann ich nach wie vor nicht zwei dinge gleichzeitig machen. mit einem bekannten reden und dabei gleichzeitig meine tochter auf dem arm haben, unmöglich. dann schalte ich ab und kann seiner erzählung nicht folgen, totale anstrengung.

ich habe es gestern abend zum ersten mal geschafft, dass ich mich bewusst in meiner badewanne versucht habe zu entspannen und mir ein thema zu nehmen was ich in ruhe zuende denken möchte. das hat auch ganz ok geklappt (auch wenn ich das heute dann alles wieder über den haufen geworfen habe).

was tatsächlich ganz gut funktioniert, das habe ich hier bei einem anderen beitrag auch schon gelesen, ist das einschlafen. mein geist ist abends so erledigt, dass ich relativ schnell einschlafe. so 15-30 minuten. das war vor elvanse ein kampf von 2-3 stunden. meistens habe ich gar nicht erst versucht vor 12/1 uhr ins bett zu gehen, weil ich wusste, dass mein geist eh noch nicht schläfrig genug ist und ich mich stundenlang im bett hin und her wälze.

ich würde gerne eine anekdote aus meinem täglichen leben teilen um zu beschreiben wie das bei mir aussieht, trotz elvanse:

ausgangslage: ich wollte heute zu unserer tiefgarage gehen um mein auto umzuparken, da unser schwiegervater zu besuch kommt und er auf dem platz parken kann, da wir einen anwohnerparkausweis haben. außerdem wollte ich kurz zur bäckerei brot kaufen. so sieht das dann bei mir aus, trotz elvanse:

  • ich verlasse die wohnung, gehe nach unten auf die straße, mir fällt auf ich habe meinen schal vergessen, zurück in die wohnung.
  • ich hole den schal, verlasse die wohnung, gehe auf die straße und mir fällt auf ich hab mein handy vergessen
  • ich gehe in die wohnung, hole mein handy, gehe auf die straße und zu unserer tiefgarage
  • bei der tiefgarage angekommen fällt mir auf, dass ich das auto ja bereits schon vor 2 tagen weggefahren habe
  • ich gehe also von der tiefgarage zum auto, welches ich ein paar straßen weiter weg geparkt habe um den schlüssel für die tiefgarage zu holen und danach will ich zur bäckerei
  • bei der bäckerei angekommen fällt mir auf, dass ich meine maske vergessen habe
  • also gehe ich von der bäckerei nach hause, hole meine maske
  • auf dem weg zur bäckerei fällt mir ein, dass ich ja auch eine maske im auto habe (welches relativ nah an der bäckerei geparkt hat), ich hätte mir also den weg nach hause sparen können

bei der bäckerei und auf dem weg nach hause hat dann alles geklappt… klar, könnte man so einen tag als „verpeilten tag“ einstufen, aber puuhhh, genau so passiert das halt oft! und da zeigt elvanse halt 0 besserung. vielleicht ist das auch beschwerden auf hohem niveau, keine ahnung! aber ich sitz jetzt hier zuhause und bin eigentlich schon durch mit dem tag, um 10:30!

1 „Gefällt mir“

So war ich drauf als ich im Sommerurlaub einen Auslassversuch von Medikinet gemacht hatte, oh ich war so verzweifelt als das wieder da war

Nach dem Auslassveruch bin ich mit Elvanse angefangen das wurde da auch wieder besser, aber bei beiden Medikamenten gibt es diese Tage wo es eben nicht funzt man und man denkt es ist noch schlimmer wie ohne.

Ich habe aber das Gefühl das Medikinet da etwas besser geholfen hat und Elvanse einen in solchen Situation etwas gelassener dabei macht und man sich dann auch nicht so verstrickt und hochfährt und das dann auch besser managen kann.

Ja, das kenne ich mit Elvanse auch - und kann mir das nicht so ganz erklären.
Denn vorher hatte ich das nicht.

Langsam wird es besser. Ich habe den Eindruck, dass durch das Medikament selbstverständliche, unbewusst ablaufende Routinen neu erlernt werden müssen. Weil sich die Voraussetzungen ändern.
Ich versuche momentan, mir für alle Dinge mehr Zeit zu nehmen… alles 3x zu checken und zu hoffen, dass sich neue Routinen an neuen Vernetzungen einspielen…
Multitasking geht gar nicht mehr.

1 „Gefällt mir“

Eigentlich besteht eine AD(H)S Therapie nicht nur einfach aus „Medikament nehmen und alles ist gut“, sondern besteht aus 3 Säulen. Psychotherapie, Medikament, … das Dritte habe ich gerade vergessen. Aber 3 Jahre Psychotherapie wirken zum Beispiel genau so gut wie ein Medikament. Beides sollte man kombinieren. Nach einigen Jahren können einige ganz auch Medikamente verzichten, weil ihr Hirn neue Bahnen angelegt hat und auch ohne Medis funktioniert.

Ich habe zum Beispiel eine Liste die ich durchgehe, bevor ich auch nur 1 Fuss vor die Türe setzt. Die Liste hat 2 Kategorien „Einpacken/Anziehen“ und „Zu tun“. Da stehen Dinge drauf wie „Handy, Brieftasche, Schlüssel, Kopfhörer, Uhr“ und „Deo benutzt, Schuhe geputzt, Zähne geputzt“. Die gehe ich IMMER durch, das mache ich seit vielen Jahren so.

Ich gehe auch nie einkaufen, ohne eine Liste. Die Liste habe ich auf dem Handy und ich lösche nie etwas. Wenn ich was kaufen will mache ich ein * davor. So habe ich immer alle Produkte die ich oft kaufe auf der Liste und kann die Liste durchgehen und entscheiden, was ich brauche.

Mein Problem ist aber, dass ich oft Dinge auf der Liste mental überspringe, obwohl ich es gelesen habe, aber das Hirn überspringt es. So muss ich trotzdem sehr aufpassen und komme oft nach dem Einkaufen nach Hause und Dinge fehlen, die auf der Liste stehen.

Es ist gut, wenn man es mit Humor nehmen kann, aber es kann auch sehr wüten und traurig machen.

1 „Gefällt mir“

@Elvanse - bei mir ist es so, dass ich es vor Elvanse nicht hatte.
Da lief viel automatisch, ich war sehr schnell - alle Handgriffe saßen. Wie ein gut geöltes Maschinchen.
Und jetzt - muss ich wirklich aufpassen.

Aber jetzt fällt mir ein, dass das bei Medikinet schlimmer war.
Besonders drastisch war das, als ich bei „Feinkost Albrecht“ meine Waren auf das Band packte. Familieneinkauf für 6 Personen aus drei Generationen.
Normalerweise - naja, gut geöltes Maschinchen - wer ist schneller: die Verkäuferin oder ich? 180er Rundschlag.

Mit Medikinet in der Einstellung: Du willst es nicht gesehen haben. Das Zeug flog durch die Gegend, der Wagen stand falschrum… ich musste innehalten und langsam tun.
Das war echt derb. Nach ein zwei weiteren Versuchen habe ich Medikinet dann abgesetzt und ein halbes Jahr später nochmal ganz langsam damit angefangen, dann wurde es besser.

Von daher meine Frage: schusselst Du exakt so wie vor der Medikation oder - wie ich - anders?

Hmm :expressionless:
Also es war vor Elvanse nicht so, mit Medikinet aber noch schlimmer? Also ist es ohne Medikament am besten?

Ausser 2.5mg Medikinet habe ich noch kein Medikament genommen, deshalb weiss ich nicht, wie es bei mir sein wird.

Ich bin aber eher nicht schusselig, sondern viel zu vorsichtig und versuche es meist gar nicht erst. Kann feinmotorisch sehr exakt arbeiten und habe viel zu wenig Antrieb.
Habe wohl eine stärkere Form von ADS, besonders was „geistig abwesend“ angeht. Lebe eher in einem anderen Film und kommt mir so vor, als wäre da 5m Distanz zwischen mir und „der Welt“.
Vielleicht genau das andere extrem von dir?

Diagnose noch ausstehend.