Ok, Zeit für mich, sich in die Nesseln zu setzen.
Ich habe den Thread einmal zu Beginn aufmerksam und die Antworten danach eher schnell quer gelesen. Also verzeiht mir, falls mir etwas entgangen ist. Dann ist das Folgende ein wenig entschärft.
ABER
Als jemand, der Jahrelang mit verschiedenen Essstörungen gekämpft hat, irritiert es mich sehr zu lesen, dass hier fröhlich Abnehmtipps getauscht werden aber niemand etwas zu der Erwartungshaltung Medikamente=Gewichtsverlust sagt.
Womit ich mich außerdem schwer tue, aber ein wenig hin und hergerissen bin, sind alle Antworten, die unverholen Gewicht und Körpergröße und Gewichtsabnahmen preisgeben.
Klar, nicht alle sind da so sensibel wie ich mit meinem essgestörten Hintergrund, aber dass sowas zu Vergleich und Frust einladen kann, ist auch klar. Ich finde solche Vergleiche zumindest super heikel. Aber vielleicht geht es euch allen besser mit diesen „Hardfacts“.
Essen, Gewicht und Körper waren für mich viele Jahre ein rotes Tuch und das hat mich zu Beginn meiner Medikamenteneinstellung natürlich auch nicht ganz kalt gelassen. Ich hatte Angst die Stimulanzien zu missbrauchen oder aus den falschen Gründen damit anzufangen.
Das hat sich so zum Glück nicht bewahrheitet. Ganz im Gegenteil: es hat mein Verhältnis zu Essen entspannt. Einerseits weil ich bei Medikinet eine Mahlzeit vor der Einnahme zu mir nehmen muss und dadurch Essen einen neuen Zweck bekam. Andererseits, weil ich mich auf andere Dinge als rigide Diäten und Kalorienangaben fokussieren konnte. Und zudem Selbstwirksamkeit in anderen Bereichen erlebte und mir Emotionsregulation leichter fiel.
Das nehme ich dankend entgegen und ich will diesen Effekt nicht kleinreden.
ABER ES GEHT DABEI NICHT UMS ABNEHMEN.
Ich weiß, dass sensessme einen ähnlichen Wunsch irgendwo in diesem Thread formuliert hat. Also dass ein Reset im Verhältnis zu Essen gewünscht ist.
Trotzdem möchte ich dir die Frage stellen: willst du dein dich behandelndes Medikament in ein emotionales Geflecht aus gestörtem Essverhalten integrieren oder willst du, dass es dir hilft deinen Alltag zu bewältigen?
Ich will dir nicht zu nahe treten und ich will nicht projizieren, aber wenn ich das hier lese, macht es mich traurig. Weil ich solche Gefühle kenne, weil ich weiß wie komplex verwoben Emotionen und Essen und Körperbild sein können.
Abnehmtipps kann ich dir hier keine da lassen, aber vielleicht ermutigen, dir Hilfe zu suchen bei jemanden, der auf dem Gebiet Essstörungen/gestörtes Essverhalten spezialisiert ist.