Hey,
ich habe mir vor einiger Zeit Elvanse verschreiben lassen und ich nehme aktuell jeden Tag 50 mg. Ich bin so recht konzentriert und das Zeug macht was es machen soll. Ich kann mich auch viel besser auf meine Kinder einlassen. Aber ich bin irgendwie die meiste Zeit des Tages so neutral zufrieden. Es ist nicht schlecht, aber ich fühle mich auch irgendwie fast nie so richtig gut. Ich bin in der Situation und ich kann mich echt einlassen. Aber ich bin einfach irgendwie nicht so richtig glücklich. Manchmal habe ich so während der ersten Stunde das Gefühl, mir geht es ganz gut. Und dann wird es irgendwie von jetzt auf gleich neutral. Geht das anderen auch so?
Das, was du beschreibst kenne ich - und erst als ich deinen Beitrag gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass das das Gefühl ist, was ich die ganze Zeit merke, aber keine Worte für hatte.
Frage mich ob das ein Zeichen von Überdosiert-Sein ist oder ob das „der Preis“ ist, den man zahlt für mehr Konzentration.
Ehrliche Antwort? Ich glaube, für sehr viele ist das, was Du beschreibst, der noch lange nicht erreichte Wunschzustand. „Schön wäre es“ also, wenn es vielen hier so gehen würde.
Abgesehen von der philosophischen Diskussion um die Unterschiede zwischen Zufriedenheit und Glück: Meine aktuelle Arbeitshypothese ist, dass unbehandeltes ADHS manchmal inmitten all der Reizüberflutung einen Zustand beschert, der mit dem „This is fine“-Meme ganz gut beschrieben ist. Der Hund, der sich zwischen Flammen und unter dunklen Wolken an seiner Tasse Kaffee erfreut.
Und effektive Wirkung kann sich vermutlich manchmal auch so äußern, dass man die Flammen um sich besser wahrnimmt.
Danke für eure schnellen Antworten
Naja, ich weiß zumindest was ich als Glück definiere und das habe ich vorher durchaus das ein oder andere Mal gespürt. Aber halt natürlich auch häufig in die andere Richtung. Das kennt wahrscheinlich von euch auch jeder. Muss zugeben, ich bin jetzt etwas ernüchtert. Bei einer Überdosierung müsste ich mich doch etwas anders fühlen? Ich bin so eher ruhig, bedacht. Teilweise sogar eher leicht träge. Bei einer Überdosierung sollte ich ja eigentlich hibbelig etc. sein
Vorher gibts bei leichter/moderater Überdosierung erstmal noch den Zombie-Effekt.
Nach Emotional Blunting (Emotionale Abstumpfung) kannst du auch mal suchen, aber das unten sollte es grob erklären.
Die Seiten auf adxs.org sonst auch mal per Inhaltsverzeichnis oder über die Suchfunktion durchstöbern. Da sind massig Studien verlinkt.
Wenn es (sagen wir mal) 1-2h gut ist, aber schon innerhalb der ersten 3-4h nach Einnahme eher in die negative Wirkrichtung kippt, spricht es eher für Überdosierung / zu hoher Peak.
In dem Zeitfenster wandelt der Körper LDX in den aktiven Wirkstoff DEX um → die Wirkstoffkonzentration im Blut steigt bis es schließlich den Peak erreicht und danach langsam über Stunden hinweg absinkt.
Hier im Forum an Grafiken erklärt
1 | Was ist der „Zombie-Effekt“?
Betroffene wirken nach der Einnahme von Stimulanzien (Methylphenidat oder Lisdexamfetamin) ungewöhnlich ruhig, emotional „abgeschaltet“ und teilnahmslos.
Der Artikel von Medical News Today betont, dass dies meist auf eine zu hohe Dosis oder eine individuelle Unverträglichkeit hinweist.
2 | Kernsymptome
- „Zoned-out“-Eindruck, fühlt sich „nicht ich selbst“
- Übermäßige Stille / Hyperfokussierung
- Reizbarkeit, Schlafstörungen
- Fehlendes Hunger- oder Durstgefühl
- Tics / repetitive Bewegungen (z. B. Skin-Picking)
3 | Wann ärztlich rücksprechen?
Treten die oben genannten Veränderungen deutlich auf, sollte kurzfristig die behandelnde Ärztin oder der Arzt kontaktiert werden.
Häufig reicht eine Reduktion der Dosis; gelegentlich ist ein Präparat- oder Wirkstoffwechsel notwendig.
4 | Neurobiologische Erklärung
Dosisbereich | Rezeptorprofil im präfrontalen Cortex | Klinische Folge |
---|---|---|
Niedrig – moderat | Aktivierung der α₂A-Adrenozeptoren (Noradrenalin) und D₁-Dopaminrezeptoren | Bessere Aufmerksamkeit, innere Ruhe |
Hoch | Umschalten auf α₁-/β₁-Adrenozeptoren und hohe D₁-Aktivität → Ca²⁺- & cAMP-Überstrom | Unterdrücktes Delay-Firing → kognitive Verlangsamung, emotionale Abgeflachtheit („Zombie-Effekt“) |
Sehr hoch / toxisch | Massive monoaminerge Aktivierung auch subkortikal & peripher | Agitation, Tachykardie, Hyperthermie |
Das invers-U-förmige Verhältnis zwischen Katecholaminspiegeln und Präfrontalfunktion ist in Tier- und Humanstudien dokumentiert; z. B. Arnsten et al. in PubMed und PMC-Review.
5 | Empfohlene Gegenmaßnahmen
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Dosissenkung in kleinen Schritten (z. B. 5 – 10 mg bei Lisdexamfetamin).
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Formulierungs- oder Wirkstoffwechsel, falls der Effekt schon bei niedrigen Dosen eintritt.
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Einsatz von Nicht-Stimulanzien (Atomoxetin, Guanfacin, Clonidin, Viloxazin), wenn Stimulanzien generell zu emotionalem Abflachen führen.
6 | Praktische Take-aways
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Der Zombie-Effekt signalisiert eine Überschreitung des individuellen Wirkoptimums, nicht zwingend eine akute Intoxikation.
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Erste Maßnahme: Dosis reduzieren und ein Symptom-/Nebenwirkungs-Tagebuch führen.
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Bei anhaltender Problematik: Präparat wechseln oder auf ein Nicht-Stimulans umstellen.
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Echte Überdosierungen zeigen sich meist durch sympathische Übererregung (Herzrasen, Angst, Hyperthermie) – nicht durch Lethargie.
Erstmal danke, dass du dir die Mühe gemacht hast das aufzulisten. Ich merke auf jeden Fall, dass mir da wirklich noch etwas an chemischen Kenntnissen fehlt. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob das wirklich zutrifft. Ich bin wirklich ruhiger, aber nicht teilnahmslos. Ich spreche weniger, aber ich bin in den Gesprächen schon dabei. Aber ich würde es dann vlt mal probieren, dass ich die Dosis wieder etwas reduziere. Vlt. nochmal auf 40 mg. Ich habe mich allerdings von 30 mg auf 50 mg „herangearbeitet“. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich das auch so empfunden habe.
Kann auch vorkommen, dass man mal eine Stufe runtergeht und plötzlich passt es da, obwohl man damals dachte, es müsste mehr sein.
Es muss kein Zombie-Effekt sein.
Vielleicht bist du aktuell oben am invertierten U und stundenweise ist es bissl zu doll bis der Pegel irgendwann ein bisschen abgesunken ist.
Es gibt Betroffene, da machen 2.5- 10mg Unterschied schon den Sweetspot aus. Das ist leider so individuell immer und es gibt hunnatfuffzisch Möglichkeiten
Am Ende kommt man leider nicht drumherum, es an sich auszutesten. Sich selbst einzuschätzen und zu beobachten ist an sich schon eine schwierige Kiste, finde ich.
Mit der Zeit (und wenn man die Wochen in einem Tagebuch dokumentiert) fluppt es dann aber immer besser.
Am Anfang wirkt es zunächst mal soooo viel auf einmal.
Wenn die 50mg an sich okay sind, vielleicht auch nach anderen Optimierungen auf die Suche gehen. Das kann Ernährung, Pausen, Schlaf, Bewegung, Psychotherapie / Psychoedukation, oder Entspannungsübungen sein.
Oder Nebenwirkungen legen sich irgendwann wieder.
Scheinst ja nah dran zu sein.
Bissl Finetuning vielleicht noch und dann läufts stabiler.
Danke für all die Beiträge. Ich werde Mittwoch mal die Sprechstunde aufsuchen und dann meinenPsychotherapeuten danach fragen. Ich werde auf jeden Fall berichten. Das kann ja für den ein oder anderen der hier liest noch von Interesse sein.
So, ich war heute da und er sagte, dass sollte nicht so sein, dass ich kaum Freude empfinde. Ich soll mit der Dosierung jetzt noch einmal deutlich runtergehen und schauen, ob es damit auch klappt. Und ich soll/kann dann auch mal ne Pause einlegen. Er hat aber auch gesagt, oftmals legt sich so etwas auch von alleine. Ja, schätze ihr hattet recht, dass die Dosis der Schlüssel ist. Das Tagebuch ist eine gute Idee. Das soll wohl werden