Emotionslos in sozialen Kontext? Wer kennt das?

Hallo Leute,

habe da folgendes Thema, das mich irgendwie schon länger begleite, bei dem ich aber irgendwie noch nicht so richtig den Umgang mit gelernt habe.

Ich denke es ist vielen hier geläufig, dass Smalltalk eher schwierig ist wobei das Reden über Themen die einen interessieren eher leichter fällt. Als hätte man zwei Gesichter.

Ich merke aber schon immer, dass ich vor sozialen Situation irgendwie Sorge habe, bzw. mir Gedanken mache wie bei anderen Menschen ankomme. Wenn wir dort nicht irgendwelche Fachthemen besprechen bin ich irgendwie absolut emotionslos, wortkarg, zeige wenig Begeisterung.

Ich schaue dann eher wie andere Menschen sich verhalten und versuche das nachzuahmen. Wenn ich andere sehe die ruhig sind und nichts sprechen bin ich beruhigt :smile:. Aber es ist immer ein gewisser „Anpassungsdruck“ dabei.

Ich habe dadurch schon eine richtige Aversion gegen mich entwickelt in solchen Situationen, was natürlich noch mehr Druck in sozialen Situationen erzeugt. Ich versuche mich dann irgendwie zu „pushen“ durch Kettenrauchen oder Alkohol trinken, obwohl ich danach im Alltag (ohne Menschen) gar kein Bedürfnis habe und das auch gar nicht meinen Werten entspricht.

Gestern war ich beispielsweise auf einem Konzert mit einer guten Freundin. Sie recht freudig und heiter getanzt. Ich irgendwie ja … emotionslos …

Habe schon oft (gut gemeinte) Ratschläge gehört wie „Komm doch mal aus dir raus“ oder „Lass dich mal gehen“ … Aber ich kann irgendwie nicht … Ich mache mir eher Gedanken über die Instrumente oder analysiere irgendetwas … Trotzdem bin ich ich ein sensibler und emphatischer Mensch … aber es zeigt sich halt nicht so …

Depressionen? Nein, abgesehen von den hier typischen Stimmungsschwankungen und depressiven Verstimmungen bei Disphorie oder Überforderung.

Soziale Phobie? Sicherlich ein Anteil dabei, auch laut Therapeutin, aber eher so nachgelagert wegen „Ich bin irgendwie anders …“ … Wenn mich ein Thema interessiert oder Sport/Spiel dabei ist kann ich ganz anders und auch präsent sein.

Das ist schon ein Thema, dass mich seit klein auf belastet und für das ich noch keine "Lösung "gefunden habe. Ich versuche ja mich ein stück weit „anzupassen“ aber das kostet Energie und fällt mir schwer und führt zu ungesundem Verhalten.

Kennt das Thema jemand von euch?

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Ich schließe mich dem einmal an, da ich dies auch von mir kenne. Ich habe selber auch noch keinen wirklichen Umgang damit finden können. Ich kenne auch das Gefühl, vor sozialen Situationen gestresst zu sein, es macht aber nochmal einen Unterschied, ob ich die Person gut kenne (weniger masking nötig) oder ob es eine Person ist, die ich gerade erst kennenlerne/berufliche Gespräche. Ich bin auf Arbeit meist auch sehr sehr ruhig, weil ich schlichtweg auch kein Interesse an oberflächlichen Gesprächen/smalltalk habe, auf der anderen Seite kann ich Stille schwer ertragen und gerate dann in Stress, gerade in zweier Konstellation (eine Person und ich), dass ich krampfhaft etwas erzählen muss.
Wenn ich mich zB mit Menschen treffe, die ich noch nicht gut kenne, bereite ich mich meistens auch vorher mental darauf vor und versuche bewusst locker und witzig aufzutreten. Früher habe ich vor solchen Treffen tatsächlich auch Alkohol konsumiert, um „geselliger“ und „redseliger“ zu sein, wie gesagt ich habe große Probleme mit Smalltalk/und oft das Gefühl mein Leben wäre langweilig/es würde den anderen/die andwr sowieso nicht interessieren. Ich bin mit den Jahren immer mehr zu einer Zuhörerin geworden, da ich meist sehr viel Nachfrage - um nicht selber reden zu müssen - und Menschen mir so sehr viel von sich erzählt haben. Teilweise führte meine Strategie des Nachfragens aber auch dazu, dass es zu einer Art „Interview“ kam und mir ausgeprägte Neugierde unterstellt wurde.

Ich kann für mich reflektieren, dass dies mit Beginn der Pubertät anfing. Ich habe davor jedoch auch viele Negativerfahrungen gemacht („wieso sagst du sowas“, „das sagt man nicht“, „irritierte Blicke“, „halt dich mal zurück“), sodass ich irgendwann dazu übergegangen bin, komplett meinen Mund zu halten. Das Beobachten und Nachahmen von anderen bzw in sozialen Situationen zu „schauspielern“ hat auch hier angefangen.

Ich würde sagen, dass ich in der Grundschule ein geselliges kommunikatives Mädchen war, weshalb ich oftmals den Gedanken autistische Züge haben zu können, recht schnell wieder verwerfe.

Ach, was mir noch einfällt: Dieses „mach dich mal locker“ war bei mir in ebenfalls auf absolutes Zerdenken von sozialen Situationen zurückzuführen, die ich wie oben geschrieben, oft in der Vergangenheit mit Alkohol versucht habe zu „entspannen“.

Das ich zB in sportlichen Situationen, ich bin ein sehr sportlicher Mensch, oftmals ganz anders war, wurde mir ebenfalls oft bestätigt. Aber ging es da, wie du ja selber sagst, um die Sache.

Ich kann dir leider keinen Rat - schließe mich deiner Frage mal an - sondern nur eine mitfühlende Zustimmung geben✌️

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@morgengrinch Vielen Dank für deine Antwort! Da fühl ich mich schon mal nicht mehr so alleine damit :relieved:.

Interessant, dass du feststellst, dass das erst so mit der Pubertät angefangen hat. Kann ich gerade gar nicht so richtig sagen bei mir.

Manchmal frage ich mich ob das was damit zu tun hat, dass ich irgendwann angefangen habe alles mit mir selbst auszumachen. Habe niemand meine struggles / meine Schwächen gezeigt.

Wenn alles gut läuft war ich dann da und präsent. Wenn nicht, habe ich mich einfach zurückgezogen.

Auch heute noch, wenn mich was beschäftigt, neige ich dazu mich zu verschließen und mich dann auch selbst nicht dafür zu mögen. Dann will ich mich niemand zeigen oder „zur Last fallen“. Aus Angst vor Ablehnung.

Kannst du das auch für dich sagen?

Vielleicht ist es aber auch noch der Prozess der Suche nach meiner Identität nach 37 Jahren anpassen und funktionieren.

Habe das Gefühl mich noch nicht so richtig gefunden zu haben. Wie funktioniere ich? Was brauche ich? Was sind meine Talente? Was sind meine Ziele? Das macht einfach öfters mal unzufrieden und frustriert. Das mag ich dann ungerne zeigen. Hab ja auch nichts zu erzählen.

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Da gibt es verschiedene Ansätze.

  • ADHS-typische Probleme mit emotionaler Empathie (weniger mit kognitiver Empathie), insbesondere im ADHS-Overload - wie im ASS-Overload, nur nicht so extrem. Wirkt dann wie ein Wackelkontakt: superempathisch in 1:1 - Situationen, eingeschränkt empathisch unter Stress oder in größeren Gruppen. Ich glaube, auch emotionale Empathie folgt bei ADHS stärker dem intrinsischen Interesse.
  • ASS-Anteile (ggf. komorbid)
  • Alexithymie: eigene Gefühle nicht wahrnehmen können
  • Psychopathie, Soziopathie (nicht fühlen KÖNNEN, was andere fühlen) Probleme mit den Spiegelneuronen
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Hmmm… :adxs_gruebel:
Kommt mir bekannt vor.

Smalltalk kann ich nicht. Stresst mich total.

In Gruppen fühle ich mich unwohl, bin überfordert und eher still.
Partys laufen meist so ab: Am Anfang „hüpfe“ ich von Grüppchen zu Grüppchen, höre hier mal zu, da mal zu, wechsele vielleicht ein paar einzelne Worte und spätestens nach einer Stunde stehe ich allein in irgendeiner Ecke, halte mich an meinem Getränk fest und will eigentlich nur noch gehen…
In 1:1 Konstellationen texte ich mein Gegenüber endlos zu und kann nicht aufhören.

Ich werde von anderen als ruhig und zurückhaltend wahrgenommen, bin 100 % introvertiert, was mir mit meiner ziemlich starken Hyperaktivität total absurd vorkommt.

Emotional bin ich sehr reserviert. Werde teilweise als arrogant wahrgenommen.
„Aus mir rauskommen“, „mich mal gehen lassen“ kann ich nicht, bzw. nur, wenn ich ganz alleine bin. „Nun freu dich doch mal richtig“ habe ich auch schon gehört… Meine Emotionen laufen überwiegend innerlich ab. Außer beim Sport.

Keine Ahnung, ob ADHS „schuld“ ist oder mein wenig empathisches Elternhaus, in dem meine Gefühle immer kleingeredet (Schmerz, Traurigkeit), ignoriert (Angst) oder bestraft (Wut) wurden oder ob da noch was anderes in mir schlummert. Es gab in meiner frühen Kindheit einen Auslöser, ab dem ich alles mit mir selbst ausgemacht habe. Obwohl das schon über 45 Jahre her ist, kann ich mich sehr gut daran erinnern.

In Kindergarten und Schule fand ich nie richtig Anschluss und hatte nur vereinzelt Freunde. Hab am Anfang versucht, „so zu sein wie die anderen“ (Verhalten kopieren, Schauspielern…) und es irgendwann aufgegeben. Ich wollte und konnte mich nicht mehr verbiegen, um dazuzugehören, zumal der Erfolg eh gegen Null ging.

Ich habe meine Herzensmenschen gefunden, die mich so akzeptieren, wie ich bin. Die wissen, wie ich ticke und können meine Emotionen lesen, auch wenn es nur ganz feine Nuancen sind. Für den Rest bin ich halt anders und komisch. Aber ich bin ich.

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Haha, ja! Bei mir genau so. Werde als Ruhepol wahrgenommen :smiley:.

Ja, kann ich auch bestätigen!

Das finde ich schön zu hören! Das macht Hoffnung. Das suche ich leider noch so bisschen. Habe oft noch das Gefühl mich auch bei guten Freunden verstellen zu müssen.

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Ich bin auch ein Typ Mensch der alles mit sich selber ausmacht. Ich denke @Schusselflummi hat es ziemlich gut zusammengefasst, ich kann mich dem nur anschließen. Ich habe auch ein wenig empathisches Elternhaus und bin schon sehr früh immer kritisiert worden, für viele Dinge. Für Emotionen, Handlungen… Es wurde generell nicht viel über Gefühle und Emotionen geredet, was im Umkehrschluss bedeutet, dass man früh anfängt, diese nach innen zu richten. Deswegen hab ich auch oft den Eindruck, dass das bei mir in der Pubertät los ging, da mir für die Kindheit auch oftmals die Erinnerungen fehlen bzw vermutlich auch Grundsteine für weiteres Verhalten gelegt wurde.

Es fällt mir bis heute schwer Hilfe anzunehmen, einzufordern oder „abhängig“ zu sein von anderen. Mir wurde oft gesagt, ich hätte eine Mauer um mich gebaut. Das reservierte (ja ich werde auch oft als arrogant wahrgenommen) führe dazu, dass man mich eher in Ruhe lasse.

Ich weiß bis heute auch noch nicht, wer und wie ich wirklich bin. Ich denke durch das viele maskieren, anpassen ist anteilig der Kontakt zum wahren Selbst abhanden gekommen. Ich habe Mühe zu benennen, wann etwas wirklich von mir selber kommt.

Ich denke was @Schusselflummi am Schluss schreibt ist elementar. Das man Menschen findet, die einen „kennen“, wo man weniger maskieren und anfangen kann, man selber zu sein…

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Was mich irgendwie wundert ist die Diskrepanz zwischen dem inneren Erleben und der äußerlichen Wahrnehmung. Ich bin total innerlich getrieben, unruhig, aber ich habe mir irgendwie abgewöhnt das auszudrücken. Ergo, es bleibt im Körper und mein Symphatikus ist am Dauer feuern.

Ich bin irgendwie auf der Suche meinem Inneren Ausdruck zu verleihen :roll_eyes:

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Danke für deine Antwort! Ja, das trifft genau auf mein Elternhaus zu.

Für mich wäre die Frage … wie damit umgehen? Soziale Situation, guter Freund oder Freundin … du wirst gefragt: „Was gibt es bei dir Neues?“

Du merkst du bist innerlich total unruhig und da hat nichts zu sagen. Wie gehst du damit um? Wie kommunizierst du das?

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Ich merke aber tatsächlich durch die Medikamente einen kleinen Unterschied. Diese ständige Denken a la „kann ich das jetzt so sagen“, „wie kommt das beim Gegenüber an“, „hab ich das jetzt richtig ausgedrückt“, „hab ich zuviel Gesagt“, „hab ich mich richtig verhalten“, „war das daneben“ wird etwas abgeschwächt.

Ich habe den Eindruck weniger zu (zer-) Denken und vermehrt ins Handeln zu kommen…

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Jaa, das ist bei mir auch so. Muss aber eher „zu wenig“ nehmen als „zu viel“ weil sonst mein Nervensystem wieder auf Alarmstellung geht.

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Also du bist total unruhig aufgrund der Frage, weil du nichts zu sagen hast?

Oder geht es um die Unruhe, die du gerne ausdrücken würdest?

Also das eine ist, dass ich halt sehr viel für mich bin und ich mich mit mir beschäftige. Momentan arbeite ich zum Beispiel an der „5-Säulen meiner Identität“. Ich schreibe Tagebuch, male Kärtchen usw. das macht mir auch Spaß.

Ich habe das Gefühl das interessiert niemanden bzw. hab ich auch schon die Erfahrung gemacht, dass die Leute damit nichts anfangen können. Ich hab dann kurz erzählt in 2 Minuten und die restlichen 35 Minuten höre ich der anderen Person zu.

Ich will mich zeigen, gesehen werden, ausdrücken was mich beschäftigt, was bei mir los ist. Aber kann es irgendwie nicht. Dann bin ich enttäuscht.

Außerdem will ich nicht zum zehnten Mal jammern wenn ich mal wieder mit meinem Alltag struggle und an den kleinsten Dinge scheitere. Diese Themen sind so fernab von meinem Gegenüber die von ihren Grillpartys und tausend Aktivitäten erzählen.

Ist halt auch dieses alte Gefühl, dass ich für das Wohl des Zusammenseins sorgen muss. Ich rutsche dann automatisch in die alte Rolle: Ich bin der Zuhörer, ich bin der der Ratschläge gibt, ich bin der der über alles Bescheid weiß.

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Sehr interessant. Ich kann mich hier in vielem wieder finden, wobei ich mich nicht als emotionslos, sondern eher als sehr gehemmt und unsicher beschreiben würde. Sowohl beim Sprechen, als auch beim Dinge tun. Ich bin unsicher, ob das in der Kindheit schon so war. Spätestens aber seit den früheren Jugendalter. Sachen wie „Sag doch mal was“, „Kannst du nicht sprechen?“, „Komm doch mal aus dir raus!“ höre ich seit Jahren dauernd.

Dieses ruhig da sitzen, andere Menschen beobachten und dann nachahmen kenne ich sehr gut. Darauf beruhen meine gesamten Interaktionen in größeren Gruppen. Ich beobachte dann z.B. wie mein Gegenüber isst, kann ja sein, dass ich plötzlich „falsch esse“.
Manchmal sage ich bestimmte Wörter nicht, aus Sorge, dass ich sie falsch erinner. Dann sag ich lieber ich kenne ein Wort nicht.
Oft imitiere ich auch (ausversehen) meine Gesprächspartner (nur bei Fremden oder losen Kontakten). Wenn mein Gegenüber auch unsicher und spricht wenig, bin ich das auch. Ist die Stimme ruhig, rede ich auch ruhiger. Ist mein Gegenüber offen und gesprächig, dann fällt es mir leichter usw.

Auch dass diese Problematik durch verschiedene Faktoren ab und zu nimmt kenne ich.
Ziemlich ungehemmt interagiere ich mit Freund*innen. Interessante Themen helfen. Mit Fremden schwerer. Smalltalk ist schlimm. Kommen dann noch fremde Situationen dazu, bekomme ich nur auf Ansprache was raus. Es kann aber durchaus vorkommen, dass ich z.B. den ganzen Abend auf ner Party nix sage und dann bei einem spannenden Thema plötzlich total dabei bin.
Zudem fällt es mir viel weniger schwer, wenn ich in einer festen Rolle agiere. Zum Beispiel in sehr festen, vorgegebenen Arbeitsrollen.

Was mir auch bekannt vorkommt, ist dieses nicht über sich selbst sprechen können. Wenn mich z.B. wer fragt was meine Hobbys sind, was ich für Musik höre etc., dann drucks ich rum und gebe nur halbe Antworten. Dabei wüsste ich die. Aber ich habe immer Sorge, dass man mich komisch findet. Dabei bin ich jetzt niemand mit außergewöhnlichen Interessen oder so.

Woran das liegt weiß ich nicht. Soziale Phobie ist es bei mir sicher nicht. Obwohl ich nicht rede, empfinde ich in den sozialen Situationen nicht wirklich Angst. Wenn ich ohne Druck daneben sitzen kann und niemand erwartet, dass ich spreche bin ich gerne dabei und zufrieden. Wobei immer Sorge da ist, dass jemand merkt, dass ich komisch bin, dass ich was falsch mache, unangenehm auffalle etc. Ein Teil ist sicher ADHS. In großen Gruppen oder im Unbekannten sind dass dann soviele Sinneseindrücke, dass ich so beschäftigt mit sortieren und verarbeiten bin und halt nicht noch selbst sprechen kann. Ein weiterer Teil, dass ich viele soziale Gegebenheiten nicht verstehe (z.B. Begrüßungen, Verabschiedungen).

Was es etwas besser macht:
Druck rausnehmen reden zu müssen. Ich rede dann zwar nicht, mache mir aber zumindest weniger Vorwürfe.
Elvanse/Medikamente helfen, dass ich z.B. auf der Arbeit schneller Dinge einordnen kann und Ideen schneller und geordneter äußern kann. Sonst bin ich etwas klarer in manchen Situationen und kann da auch etwas besser reagieren.

Einen Rat habe ich also nicht. Bin selbst ratlos :frowning: Aber Mitgefühl habe ich einiges.

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Das ist krass… Ich finde mich da komplett wieder! Vor allem in @sherbetlemonx Beschreibung.

Ich empfinde es als Desinteresse an den Themen anderer… Was ich gleichzeitig unglaublich unsympathisch finde und immer übertrieben so tue als würde es mich interessieren… Oft peinlich, wenn rauskommt, dass ich gar nicht zugehört habe. Auf der anderen Seite vergesse ich alles um mich herum, wenn ich in einem guten Gespräch stecke (geht nur zu zweit), dann fühlt es sich an, als wäre ich in die Welt des anderen eingesaugt worden.

Schlimmer als bei Uninteressantem emotionslos zu sein, ist für mich, dass mich die Emotionen auf der anderen Seite oft überwältigen.

Ich mache z.B. einen Bogen um Nachbarn, die gern schnacken, weil ich mich entscheiden müsste zwischen genervt/ gelangweilt vom Smalltalk sein und gleichzeitig extrem gestresst, weil ich mir angebrachte Reaktionen aus den Fingern saugen muss ODER ein extrem schlechtes Gewissen, weil ich nur sage „ich muss weiter“.

Wenn ich verliebt war (und ich war ständig in alle verliebt), ist das Gefühl so heftig, dass ich den Menschen nicht mehr angucken, geschweige denn mit ihm sprechen kann, weil es in mir explodiert.

Bevor ich etwas sage oder tue, denke ich immer die Reaktionen der anderen mit, weil ich mich den heftigen Emotionen nicht aussetzen will, die es für mich bedeuten könnte: Ablehnung, Scham oder schlechtes Gewissen. Oft bedeutet das einfach nichts zu sagen, um mich selbst zu schützen. Ganz klappt das nie, weil auch nichts sagen mit Scham verbunden ist, deswegen brauche ich extrem viel Ruhe nach sozialen Interaktionen.

Was machen die Medikamente mit euren Emotionen?

Ich bin jetzt bei der Maximaldosierung (Medikinet) und fühl mich so entspannt wie noch nie, alles ist nicht mehr so wichtig. Es ist wie Urlaub für den Kopf. Ich habe keine Angst mehr, gleich loszuheulen, wenn ich etwas sage, dass mir ans Herz geht. Glaube nicht, dass ich das auf Dauer so haben will, weil es ja schon krass die Persönlichkeit verändert, aber gerade genieße ich die Ruhe.

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Ich hätte noch eine andere These, sagt mal gerne was ihr dazu denkt …

Ich denke schon, dass ich ein Talent dafür habe mich in andere hinein zu spüren und gut unterstützen kann. Gepaart mit meinem Interesse für sehr viele Dinge bin ich dadurch der ideale „Helfer“ geworden. Auch schaffe ich es gut Harmonie herzustellen in einer Gruppe.

Leider wurde diese Fähigkeit im familiären Kontext (aus-)genutzt, dass ich der „Starke“ für alle wurde. Sogar in die Beziehungsprobleme meiner Eltern wurde ich mit einbezogen.

Dadurch habe ich den Glaubenssatz entwickelt, dass ich nicht schwach sein darf, weil meine Familie schwach ist. Dadurch habe ich meine Sorgen und Nöte komplett weggeschoben.

Irgendwann habe ich (unter anderem in Therapie) gelernt mich abzugrenzen. Das war ein schwerer Weg. Aber ein wichtiger Weg.

Irgendwie habe ich mich aber zum Selbstschutz vor den Gefühlen und Emotionen anderer abgeschottet. Würde fast sagen ich bin abgestumpft.

Dadurch habe ich mich irgendwie um ein Talent / eine Fähigkeit gebracht die einen großen Teil von mir ausmacht.

Das fühlt sich für mich manchmal an, als wäre ich ziemlich egoistisch geworden. Als wollte ich nur meinen Themen anbringen die mich gerade beschäftigen. Das merke ich, und das macht mich manchmal echt nachdenklich.

Ich würde diese Eigenschaft von mir (die so oder so zu mir gehört) gerne wieder ausbuddeln und sinnvoll nutzen lernen können. Im Privaten, wie auch im beruflichen Kontext. Ich denke, dadurch werde ich auch wieder mehr ich selbst. Auch würde ich mich gerne wieder verletzlich und sensibel zeigen können. Denn das ist halt authentisch.

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Also zum einen wirkt Elvanse bei mir direkt positiv auf die Stimmung. Zum Anderen kann ich nun besser danach handeln wie es gut für mich wäre. Heißt ich kann bei Emotionen besser handeln in einer gesünderen Art und Weise.

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Das ist so ziemlich genau die Erklärung, die ich für mich gefunden habe, bevor ich an ADHS gedacht habe. Jetzt habe ich das Gefühl, es ist ein Henne-Ei Problem:

Der Wunsch nach Harmonie ist ein Zeichen, dass die Emotionen bei Disharmonie zu stark sind. Ganz automatisch versuchst du es allen Recht zu machen, um den Emotionen nicht ausgesetzt zu sein und wirst zum Helfer.

Auf der anderen Seite war die Disharmonie zwischen deinen Eltern vielleicht so stark, dass die meisten Kinder zum Helfer werden würden. Du hast dir dadurch also vielleicht angewöhnt, auch mit anderen Menschen umzugehen, wie mit deinen Eltern.

Da wäre die Frage, ob du zuerst die „Starke“ warst und deine Eltern dies dankend angenommen haben oder ob deine Eltern stark von dir eingefordert haben, die „Starke“ zu sein, obwohl du es eigentlich nie warst.

Ersteres spricht aus meiner Sicht eher für Hochsensibilität/ ADHS-Symptome, zweiteres für ein eher psychisches Thema. Wenn es rein psychisch ist, kann Therapie vielleicht die Lösung sein, wenn nicht, kann die Ursache eher nicht wegtherapiert werden. Aber vielleicht können Wege gefunden werden, besser mit dem hohen Harmoniebedürfnis umzugehen.

Ich hatte das Gefühl, einen guten Weg gefunden zu haben - so gut wie keine sozialen Kontakte mehr, keine Gruppen mehr, keine Familientreffen. Ich habe ein extrem verständnisvolles Umfeld, meine Familie und engsten Freunde glauben mir, dass es mir wirklich ständig alles zu viel ist und ich nicht anders kann. Und trotzdem sind es ziemlich hohe Kosten, wenn man es konsequent durchzieht und die eigenen Grenzen strikt einhält.

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Interessant! Bei mir hat es tatsächlich nichts mit Desinteresse zutun. Die kommt natürlich auch durchaus vor, besonders wenn es Small Talk gibt oder so, aber ich würde sie nicht als Hauptgefühl ausmachen. Dann übertriebenes zuhören spielen kenne ich aber gut :smiley:

Das hier kann ich aber sehr nachvollziehen… Ich schäme mich tatsächlich für unglaublich viel. Auch wenn andere etwas tun. Was wiederum daran liegt, dass ich es selbst nicht abkann, wenn Menschen sehr laut sprechen, Regeln gebrochen werden o.ä. Irgendwie ein Kreislauf. Ich habe das nie als Grund für oben beschriebenes gesehen, werde dem aber sicherlich mal nachgehen.

Ich nehme erst seit etwa 1 1/2 Monaten Elvanse und bin noch nicht fertig eindosiert. Elvanse stabilisiert meine Stimmung, jedoch sehr angenehm. Früher habe ich mal Antidepressiva genommen, da wurde alles stumpf. Nun fühle ich Emotionen rundum und stark, allerdings fange ich z.B. weniger in unpassenden Momenten an zu weinen und kann Emotionen oft schneller regulieren. Auch während PMS wirke ich regulierter. Emotionen während sensorischen Überladungen wirken jedoch stark wie immer, manchmal sogar stärker. Das liegt aber denke ich daran, dass ich meine Grenzen mit Elvanse besser erkenne. Plötzlich passiert es, dass ich nach Reizüberflutungen für 15-30 Minuten nicht mehr spreche, also auch nicht mehr mit Menschen wie meinen Partner, mit denen ich keinerlei Kommunikationsprobleme wie oben habe. Ich könnte, aber die Anstrengung wäre zu hoch. Es fühlt sich aber anders an, als das nicht-Reden in anderen sozialen Situationen. Wie wenn man aufstehen will, aber es geht nicht. An sich wirkt Elvanse aber eigentlich Emotionenstabilisierend. Ich kann mich also hier ranhängen:

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Das ist eine Frage die ich mir schon mal gestellt habe. Ich werde dafür keine eindeutige Antwort finden. Ich tendiere aber zu ersterem, weil es mir schon immer leicht fällt mich in andere Hineinzuversetzen und diese zu unterstützen. Das wurde mir auch schon oft widergespiegelt.

Dementsprechend sehe ich es eher als eine Fähigkeit die ich nützlich einsetzen kann und auch will weil es mir im richtigen Kontext auch Spaß macht und konstruktiv ist.

Zum Beispiel liebe ich sehr unsere Studenten bei der Entwicklung zu unterstützen. Dinge zu erklären. Andere Perspektiven aufzuzeigen. Studenten die an sich selbst zweifeln zu unterstützen ihr volles Potential auszuschöpfen. Das macht mir Spaß :slight_smile:.

Das als Kind bei den Eltern zu tun ist halt wenig konstruktiv, weil ich ja eigentlich meine eigenen Mentoren unterstütze. Das kann ja nichts werden.

Hochsensibilität ist keine offizielle Diagnose. In meinem damaligen Klinikaufenthalt wurde mir das aber von meiner Betreuerin zugesagt. Aber ja, insgesamt sehe ich das so wie du. Therapiert wurde Ganze schon ganz gut.

Mir geht es momentan eher darum wo es für mich arbeitstechnisch hingehen soll. Ich habe aus diversen Gründen einen beruflichen Weg eingeschlagen der gar nicht meinen persönlichen Talenten/Stärken entspricht. Viel mehr habe ich durch Ehrgeiz und dem Interesse nach tieferem Verständnis durchgezogen.

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