Erfahrung Diagnose als Selbstzahler?

Hallo liebes Forum,

nach dem ich mich nun seit Tagen durch Listen von Psychiatern, deren (auch oft nicht vorhandenen) Websites und deren ausgefallenen Telefonsprechzeiten kämpfe; viele einfach nicht ans Telefon gehen und ich oft genug gehört habe, dass ADHS zwar behandelt wird, aber nicht diagnostiziert wird, reicht’s mir langsam. Ich habe nach etlichen Anrufen nichts in der Hand außer einem Termin in fünf Monaten, einen Wartelistenplatz und einer Menge absagen.

Ich überlege daher jetzt nach einem Selbstzahler-Platz zu suchen. Ich weiß aus dem Forum, dass da die Wartezeiten auch nicht unbedingt super sein müssten, sie aber auch deutlich besser sein können.
Bevor ich das tue, würde mich aber interessieren: Wie sind die Erfahrungen mit Selbstzahler-Diagnosen? Ich habe hier im Forum zumindest einen Beitrag gefunden, wo es jemand damit schwer hatte ernst genommen zu werden. War das hoffentlich nur ein Einzelfall oder gibt es das öfters?

Freue mich auf eure Antworten :slight_smile:

Hi, ich kann nur sagen, dass ich einen Termin gemacht habe auf den ich noch warte - das sind insgesamt etwa 2 1/2 Monate. Ich werde meine Erfahrungen danach teilen, bin aber auch gespannt was hier noch so kommt. Was ich so bisher aus dem Forum mitgenommen habe, kommt es wohl ganz auf die Tagesform der Person an und ob ihm/ihr deine Nase passt. Andererseits denke ich, dass die sich schon an den Kriterien Katalog halten müssen und entsprechend nicht komplette Willkür liefern können. Soweit meine unerfahrene Naive Meinung :smiley:

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Danke für deine Antwort!

Ich sollte glaube ich noch mal spezifizieren was ich mit „mit Selbstzahler-Diagnose ernstgenommen werden“ meinte. Was ich meinte war, ob es Probleme gab im Anschluss an die Diagnose dann damit bei einem Psychiater mit Kassenzulassung behandelt/„ernst genommen“ zu werden

Hallo cmos,

ich habe für meine Diagnose 2003 auch selbst bezahlt. Allerdings gab es da keine Trennung zwischen dem Psychiater, der die Diagnose macht, und dem der behandelt.

Sondern mein damaliger Psychiater stand auf dem Standpunkt, dass eine sorgfältige Diagnose unter Kassenbedingungen nicht möglich ist. Dafür machte er Extratermine am Mittwochnachmittag, in der ansonsten leeren Praxis, das kostete damals 200 € einschließlich Auswertung.

Die spätere Behandlung geschah auf Krankenkassenkarte. Wohlgemerkt nur die Behandlung, die Medikamente musste Jede(r) über 18 selbst zahlen, denn die „Adult“-Kapseln waren vor 2011 nicht zugelassen.

(Beitrag vom Verfasser gelöscht)

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Wie bei Falschparker habe ich es so ähnlich auch erlebt.

Acht Wochen Wartezeit waren glaube ich relativ kurz.

Diagnostik 2018 kostete mich so ungefähr 350-380 Euro, die war privat abgerechnet, und zog sich über ca 6-8 Wochen bis zur Besprechung und Verkündigung der Diagnose.

Alles Weitere wurde danach in der selben Praxis über die Kasse abgerechnet - Medikamente und auch Beratungen.

@cmos ich kann dir sagen wie es bei mir war (2017). Ich wurde per Zufall von einem Neurologen „diagnostiziert“ nach 15 Minuten Gespräch. Da mir das nicht reichte, hab ich weiter gesucht. Letztendlich kam ich auf Frau Neuhaus. Hat (zumindest für Erwachsene) keine Kassenzulassung bei der Diagnostik (Therapie ist da schon wieder anders bei ihr) und somit habe ich auch in etwa das gezahlt wie auch Nono. Für mich war das sehr hilfreich. Und noch ein Vorteil: sie ist in Sachen ADxS ziemlich bekannt. Mein Psychiater zu dem ich danach ging sagte in etwa folgendes „Frau Neuhaus hat Sie diagnostiziert? Wenn sie das sagt dann ist das so die kennt sich aus.“
Seitdem bekomme ich bei ihm die Medis problemlos.
Und für meinen Antrag auf Schwerbehinderung war der ausführliche Bericht auch sehr hilfreich. Ao detailliert hätte ich es bei einem Arzt mit Kassenzulassung vermutlich nicht bekommen.

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Genau das ist der Punkt.
Man kann es zum Geschäft machen. Deswegen der negative Anstrich. Und dann stehen manchmal eben wirtschaftliche Gründer hinter der Diagnose und keine erfüllten Diagnosekriterien.
ADHS kann man sich immer so hinbiegen, dass es passt. Genauso Autismus.
Deswegen gibt es ja auch wesentlich mehr Lifecoaches, private Psychologen etc in reichen Ballungsgebieten.
Das muss nicht immer der Fall sein, die Tendenz ist aber schon zu beobachten.

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Ja und nein.

Der ADHS Arzt meines Sohnes hat aus meinen Antworten im Autismus Fragebogen keine Notwendigkeit zur Diagnostik gesehen. Damals war mein Sohn 11.

Die Schule hatte mich schon angesprochen darauf, als er 8 war. Ich habe dazu nachgelesen und konnte mir nun auf einmal viele seltsame Verhaltensweisen erklären. Und übrigens konnte ich die Problematik in der Ehe meiner Eltern verstehen und auch Besonderheiten meines Mannes.

Man kann auf einmal vieles verzeihen…

Mein Sohn bekam dann mit 11 erstmal ADHS Medikamente und eine Schulbegleiterin, die nach ein paar Tagen rückmeldete, es müsste unbedingt eine Autimusdiagnostik gemacht werden. Haben wir dann gemacht. Das Ergebnis war zwar ein hochfunktionales. Aber es war eine eindeutige Diagnose.

Der ADHS Psychiater sagte noch zweimal im darauffolgenden Jahr, dass er es echt nicht glauben könne, dass er diese Diagnose hat.

Damals war mein Sohn 11… und nun, mit 14 zweifelt es überhaupt niemand mehr an, weil in dem Alter ein gewisses reiferes Verhalten definitiv bei den meisten Jugendlichen ausgebildet worden ist. Auch sein Arzt zweifelt nun nicht mehr.

Unser Sohn hat immer noch null Zeitgefühl, es ist ihm ein Rätsel, den Tag zu planen und wann er essen oder trinken sollte, weiß er auch nicht von selber. Zum Glück ist er ja meist mit anderen Menschen zusammen, und kann sie dann sozusagen „imitieren“.

Apps wie Tiimo oder Structured kann er sich nicht selber einstellen.

Wir sind froh, dass es die Möglichkeit gibt, über ein Smartphone seinen Kalender auch untertägig aus der Ferne einstellen und anpassen zu können.

Er hat eine Smart Watch als Zusatz zu seinem Smartphone, die am Handgelenk vibriert und dann anzeigt, dass er essen oder trinken sollte, damit er keine Krise kriegt, wenn er dehydriert oder unterzuckert ist.

Er weiß nicht, wie es geht, Freundschaften anzuknüpfen.

Wir müssen ihm quasi das Vokabular beibringen für Unterhaltungen. Denn er wechselt ja immer, wenn man mit ihm spricht, mitten in einem Gesprächsprozess, der noch nicht abgeschlossen ist, völlig unvermittelt mittendrin zu seinem Spezialthema. Dabei unterbricht er auch Unterhaltungen anderer, zB am Esstisch.

Ich habe ihm beigebracht, dann zu sagen „jetzt fällt mir grade was ganz anderes ein“ oder „ach, übrigens mal was ganz anderes…“ und sowas.

Nur wegen solcher Verhaltensweisen im Gespräch würde einen keiner diagnostizieren uns das mit dem Zeitgefühl würde auch keinem auffallen.

Ebensowenig würde ein Englischlehrer verstehen, weshalb er keinen Ablauf einer Unternehmung mit Freunden vom letzten Wochenende beschreiben kann, um die Zeitangaben „After“ „then“ „finally“ und sowas einzubauen, wenn der Arbeitsauftrag nicht heißt, dass es ein fiktiver Tagesablauf sein darf. So eine Aufgabe misslingt einfach und es gibt eben keine Punkte für nicht verwendete Zeitwörter, die er nicht anwenden konnte, weil er am letzten Wochenende nichts mit Freunden unternommen hat.

So, ohne eine Diagnose wird es immer wieder schlechte Noten geben. Mit der Diagnose kann man Lehrer bitten, bei der Aufgabenstellung solche Feinheiten zu berücksichtigen. Dadurch hat ja keiner einen unberechtigten Vorteil.

In Deutsch wird ein Autist Schwierigkeiten haben, Gefühle und Zwischenmenschliches aus einem literarischen Werk herauszulesen. Auch hier darf man versuchen, etwas angepasste Aufgabenstellungen zu finden.

Tschuldigung, langer Exkurs, aber da ADHS ja teilweise ziemliche Überlappungen mit dem Autismusspektrum hat, ist es wichtig, ggf rechtzeitig eine Autismusdiagnose anzustreben, damit der junge Mensch weiß, was mit ihm los ist und die Lehrer auch!!! Und die dürfen sich nicht rausreden, sie seien nicht dafür ausgebildet. Sie müssen deswegen ja keinen Hand- oder Kopfstand vollführen…

Danke guter Tipp, werde ich mir mal genauer anschauen. Wirkt auf den ersten Blick sympathisch - wenn sie tatsächlich so ne Koryphäe ist dann wird sie wahrscheinlich ziemlich ausgebucht sein :smiley:

ich kann dir sagen, sie ist sympathisch. Ich habe von ihr sehr viel über ADxS gelernt. Nach der Diagnostik war ich auf einem Seminar von ihr (ging über 2 Wochenenden, Selbstzahlerleistung (die du bei der Steuer aber absetzen kannst als „Gesundheitskosten“ genauso wie die Diagnostik) aber sehr hilfreich für mich - und ich habe dort andere ADxS´ler kennegelernt mit denen ich heute noch Kontakt habe).

Ich arbeite im Gesundheitswesen. Wirtschaftlichkeit spielt eine große Rolle. Machen wir uns nichts vor.

Ich hatte vor Monaten einen Artikel verlinkt, der dieses Phänomen beschreibt.
Ich sage nicht, dass die Diagnosen falsch sind, ich sage bloß dass sie zahlreicher werden.

Wer anfängt auf weiße Smarts zu achten sieht auf einmal mehr davon.
Und in Ballungszentren hast du ein riesen Angebot an privaten Psychologen.
Woanders nicht…Aber da haben die Menschen kein ADHS, komisch…

Klingt wirklich gut, ich hab mal nachgefragt, neue Termine gibts erst im Juli wieder. Ich denke ich mach erstmal einen aus und sag ihn dann notfalls wieder ab. Hab ja jetzt erstmal im März einen, aber ja, da geh ich gern auf Nummer sicher. Ich find den Gedanken gut von Jemandem untersucht zu werden, der mir danach das Gefühl gibt das es egal was dabei rauskam ich das auch glauben kann und jeglicher Zweifel beseitigt ist (oder eben so klein das es keinen Unterschied macht).

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Warum bekommt man dann bei jedem Psychologen ne andere Diagnose aufs Auge gedrückt? Was hat das dann für eine Aussagekraft?
Manche Ärzte sind sehr schnell mit ihren Diagnosen und den Rezepten.

„Wenn ich es Ihnen nicht verschreibe, dann gehen sie eh zu einem anderen und bekommen es dort.“

Oder in einem Vorstellungsthread letztens über Studentenritalinmissbrauch:
„Hol Dir Ritalin, die Ärzte kannste eh verarschen, da kommt man immer ran.“
Und das ist nunmal Realität - zu welchem Anteil auch immer.

Tja, ist es über oder unterdiagnostiziert? Gute Frage.

Ich kann nur sagen, dass meine behandelnden Ärzte und Psychologen überhaupt nicht zaghaft waren mit ihren Diagnosen.

Der Clou bei privat ist, dass diese Diagnose dann eben nicht bei der Krankenkasse landet. Also sogar ein Vorteil.

Ich sage nicht, dass sie nicht anerkannt wird.
Ich vermute nur, dass sie bei manchen evtl etwas laxer gestellt wird.

Ich gehe auch bald zur Diagnostik, bin offen die Medikamente auszuprobieren, aber ich weiß auch, dass sie oft nicht funktionieren.
Es wäre zu schön, aber groß ist meine Hoffnung nicht.

Ich gehe davon aus, dass da kaum ein Arzt einen Unterschied macht - eine Diagnose muss er gegenüber seinem Patienten und seinen Kollegen verantworten, gleichgültig wer bezahlt.

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Behaupten kann man viel.

Wenn es „diese Ärzte“ in nennenswerter Anzahl gäbe, hätten viele von uns hier nicht diese Probleme, an eine Diagnose und Medikamente zu kommen. Nicht dass ich gut fände, wenn es so wäre.

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[quote=„Irrlicht, post:14, topic:6930“]
Und in Ballungszentren hast du ein riesen Angebot an privaten Psychologen.
Woanders nicht…Aber da haben die Menschen kein ADHS, komisch…[/quote]

Auch in Ballungszentren sind Ärzte, die Erwachsene mit ADHS behandeln, knapp und haben lange Wartezeiten. Der Unterschied zu den ländlichen Gebieten ist, dass es dort gar keine gibt.

Woanders haben die Leute auch ADHS, aber es wird nie festgestellt, wenn sie nicht zu einem Facharzt in eine Großstadt fahren.

Mein Psychiater ist 150 km weit weg, die Kinderpsychiaterin meines Sohnes auch.

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War das vielleicht früher mal so?

Mein Eindruck ist, dass die Ärzte da schon versuchen, ihre BTM Rezepte nicht einfach irgendwie an den Mann/die Frau zu bringen.

Und es gibt ja normalerweise heute computergestützte Tests, die sollten schon so konzipiert sein, dass man die echte Symptomatik von der vorgetäuschten unterscheiden kann.

Ich habe, ohne zu wissen, dass man es nicht tun soll, eine Strategie angewendet, um die im Test geforderten Aufgaben überhaupt ansatzweise ausführen zu können.

Dennoch hat im Verlauf des Tests die Ärztin gesehen, was meine tatsächliche Leistungsfähigkeit war bzw nicht war.

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