Erfahrungsbericht Elvanse/ Tagebuch / ADS

Hallo,

um es Kurz zu machen. Ich habe diesen Monat meine Diagnose für ADHS bzw. eigentlich ADS bekommen.
Der Psychiater in der Klinik hat mir 3 Medikamente zur Auswahl gegeben. Elvanse, Methylphenidat, Strattera.

Ich habe mich für Elvanse entscheiden. Warum?

1.Es ist das Erstlinienmedikament für Erwachsene bei ADHS
2.Es soll softer/langsamer wirken als Methylphenidat
3.Es soll antriebssteigernd und stimmungsaufhellend wirken, was ich haben wollte, weil ich durch meine Lethargie einfach inaktiv bin.

Folgende Bereiche werde ich durchleuchten:
-Antrieb
-Wirkungszeit
-Ordnungssinn
-Nebenwirkungen (und die haben es in sich)

HINWEIS: Ich war zuvor 3 Monate lang auf Pipamperon (20mg morgen, 20mg Abends), und habe es 4 Tage vor der Einnahme von Elvanse abgesetzt und hatte deshalb vor der Einnahme von Elvanse noch einen kalten Entzug gemacht. Wer es nicht kennt, dem möchte ich sagen, dass dieses Medikament die Dopaminrezeptoren blockiert und dadurch entspannend wirken soll. So war es auch bei mir. Das Pimpamperon hatte ich mir von einem externen Neurologen geholt, weil ich so langsam ungeduldig und unruhig wurde, nachdem ich erfahren hatte, dass es bis zur Diagnose noch Ewigkeiten dauern wird. Ich habe jeden Tag wie ein Medizinstudent über Krankheiten gelesen - das hatte mir überhaupt nicht gut getan und meine Angst stark ansteigen lassen. Durch das Pipamperon wurde ich zwar ruhiger und ausgeglichener, so konnte ich trotzdem viel über Krankheiten lesen, aber ich wurde auch weniger aktiv und mehr depressiver und nachts hatten sich meine Zähne so ordentlich abgeschliffen gehabt.

Vor der Einnahme von Elvanse hatte ich meinen Psychiater darauf angesprochen, ob es denn jetzt überhaupt ok wäre, bereits mit 30 mg Elvanse zu starten und überhaupt so kurz nach dem Entzug, weil ich ja kürzlich noch auf Pipamperon war (genau das gegenteil von Elvanse)…er meinte so, dass mit 30 mg zu starten völlig Ok wäre und ich soll ruhig mal machen…wie das ausging, erfahrt Ihr im zweiten Post mit meinem Bericht über den ersten Tag.

1. Tag

Da ich mich ja kenne und gut darin bin, mich in Sachen „hineinzusteigern“, also sensibel auf neue Sachen reagiere durch meine Ängste, entschied ich einfach mal mit 15mg Elvanse anzufangen. Ich habe bereits eifrig hier im Forum Erfahrungsberichte zu Elvanse gelesen. Viele haben geschrieben, dass 30mg als Initialdosis viel zu viel wäre und das es generell nicht verkehrt ist, langsam anzufangen. Also 15 mg Elvanse.

Ich musste zuerst morgens aus dem Bett kommen. Ich konnte ja nicht schon wieder bis 10 Uhr schlafen und erst am späten Vormittag Elvanse nehmen. Also habe ich mich um 8:30 aus dem Bett gequält. Die pinke Kapsel habe ich geöffnet und aus dem Pulver eine „Line“ gemacht, um die Pulvermenge gerecht teilen zu können. Mit der Messerspritze, den Rest wieder zurück in die Kapsel.

Da ich wusste , dass Elvanse den Appetit zügeln kann, habe ich mir diesmal eine etwas größere Portion Haferflocken gemacht und das Pulver dort hinein gegeben. Als ich dann anfing zu essen, muss ich feststellen, dass mein Magen ja am frühen Morgen kaum was verträgt. Da das ganze Pulver bereits im Essen war, hoffte ich, dass heute noch die Sonne scheint :sweat_smile: und habe brav aufgegessen.

Einnahme dann 8:45. Was nach 15 Minuten um 9 Uhr geschah

Ich wusste, dass die Wirkung bereits nach 15 Minuten beginnt - also ich ohne Plan um mich geschaut, was denn noch so alles zu erledigen ist. Alles was mit vor die Flinte gekommen ist, wurde bereinigt. Ich habe zuerst den Müll rausgebracht und meine Wohnung etwas aufgeräumt und die Wäsche gewaschen. Normalerweise vermeide ich solche Sachen immer gerne und tue mich schwer Sachen in Angriff zu nehmen und beim Anblick von unaufgeräumten Sachen werde ich automatisch lethargisch. Elvanse gab mir den Antrieb und die Kraft dazu, dies einfach ohne mit der Wimper zu zucken zu erledigen. Meine E-Mails habe ich durchgeackert ohne abzuschweifen und dann habe ich auch noch so Kleinigkeiten abgearbeitet, die ich schon seit Wochen vor mir herschob.

10:30 Uhr hatte ich bereits einige Sachen erledigt

Irgendwie wusste ich nicht mehr was zu erledigen ist. An die größeren Aufgaben habe ich mich noch nicht rangetraut. Also schaute ich mir noch einige Youtube Videos über Vyvanse/elvanse auf englisch an. Davon gibt es eine richtige Menge. Mit Laserfokus war ich dann also wieder bei den Youtube Videos - habe mich davon aber auch weniger ablenken lassen und war die ganze Zeit bei der Sache. Normalerweise schweife ich immer ab und machen zwischendurch mal wieder andere Sachen und höre dann nur noch mit halben Ohr zu. Diesmal war das anders. Ich hatte mir gewünscht, vielleicht ein paar mehr produktivere Sachen machen zu können. Aber ich denke ich brauche dafür einfach mal wieder eine Liste, die ich abarbeiten kann. Für mehr hats an diesem Tag nicht mehr gereicht, außer für solche Sachen wie den Pullover ordentlich über den Stuhl zu hängen, der früher einfach nur so über die Stuhllehne geworfen wurde.

15:00 Uhr - Zeit zum runterkommen

Ich dachte ja, dass Elvanse mindestens 11 Stunden wirkt. Nach 6 Stunden um 15 Uhr war der Ofen aus. Irgendwie hat mich das Bett gerufen. Also habe ich mich aufs Bett gelegt und bin fast eingeschlafen. In Folge fingen die Kopschmerzen an, der steife Kiefer. Mein Körper hat sich angefühlt wie am nächsten Morgen nach einer Party. Groggy war ich geworden. Geschwitzt habe ich auch. Ob das alles noch von dem Entzug von Pipamperon kam, weiß ich nicht. Vielleicht waren auch 15 mg schon zuviel, oder doch zu wenig? So konnte ich leider nicht mehr zum Gym gehen, was ich eigentlich alle 2 Tage mache. Obwohl noch Essen auf dem Herd stand, habe ich nur einen kleinen Teil essen wollen. Früchte schmeckten mir besser und gingen besser runter, als meine warme Mahlzeit. Ich ging noch in die Badewanne, aber dort wurde mir durch die Hitze irgendwie schnell schwindelig. Also habe ich vorzeitig abgebrochen und habe mich aufs Ohr gelegt. Um 10 Uhr bin ich eingeschlafen.

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Glückwunsch. Klingt ja fast ein bisschen wie im Film, z.B. die Aufräumszene bei „Ohne Limit“.

So ein Einsetzen mit Laserfokus erhoffen sich ja sicher viele und zweifeln fast an der Wirksamkeit, wenn sie es dann weniger revolutionär erleben.

Da mag vielleicht auch noch eine gute Portion „Honeymoon“-Phase oder gar etwas Placebo dabei sein. Trotzdem tun wir sicher gut dran, jeden Energieschub und Erfolg mitzunehmen und einander nicht kleinzureden.

Der Alltag holt einen ja von alleine wieder ein. Und wenn dann wieder mehr Alltag einzieht, merkt man manchmal auch, dass so ein schwer lenkbares „Angesaugtsein“ von den Aufgaben vielleicht mehr denn je gute Planung erfordert. Sehr gut fand ich das in meiner Lieblingskolumne beschrieben als „drei Tage fehlerfrei Tetris spielen“: https://www.republik.ch/2020/03/12/der-der-du-niemals-sein-wirst-folge-4-drogen

Da ist ferner beschrieben, wie effektive Wirkung manchmal auch aussehen kann: „Um ehrlich zu sein, ich merke von der Wirkung persönlich wenig. Ich fühle mich enttäuschend unverändert. Wer die Wirkung stark merkt, sind alle anderen Leute. Vergesse ich die Kapsel am Morgen, fragt mit Garantie jemand: «Was ist denn mit dir heute los?»“

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Tag 2

Die einzigen Gründe, warum ich besser aus dem Bett kam:
-ich bin ja gestern früher eingeschlafen
-ich durfte meine Dosis am frühen Morgen nicht verpassen

9:00 Uhr - 7,5 mg Elvanse

Ich wusste ja nicht so genau, ob die 15mg Dosis am Tag zuvor zuviel waren, oder zu wenig. Also habe ich mal zum Testen runterreduziert auf die Hälfte. Nun habe ich noch 7,5 mg Elvanse als Rest in der Kapsel :smiley:

nach 2 Stunden müde

Irgendwie begreife ich es nicht. Auch wenn die Dosis niedrig ist, sollte es doch einfach wach machen und nicht müde, oder? Ich hatte die ersten 2 Stunden ein paar Sachen erledigt und die ersten 2 Posts hier in diesem Thread verfasst gehabt. Irgendwie überkam mich dann eine tiefe grollige Stimmung. Ich habe das ADHS Medikament kurzzeitig in Frage gestellt. Ich arbeite im Homeoffice alleine und lebe momentan ziemlich isoliert. Kaum Freunde und so. Ich habe mir überlegt, ob meine Aktivität ebenso gut am Tag wäre, wenn ich mehr soziale Kontakte hätte, auf die ich bauen kann und worauf ich mich am Abend freuen könnte sie zu sehen. Fehlt mir einfach nur die Lebensfreude, oder was ist hier los? Die Nebenwirkungen des Medikaments wie Kopfschmerzen und Müdigkeit hatten mich wieder so fühlen lassen wie am Tag nach einer Party - nur halb so stark wie am Vortag, weil am Vortag hatte ich ja 15mg Elvanse. Den Trick den ich im Internet gelesen habe „Nimm ein Stück Traubenzucker, dann gehen die Kopfschmerzen weg - das hilft bei allen“, hat bei mir mit 1 Orange leider nicht geholfen. Ich versuche es demnächst mit Traubenzucker…

**15:00 Uhr **

Irgendwie wusste ich nicht was ich machen sollte. Hatte ich doch schon wieder keinen Plan aufgestellt? Irgendwie hatte ich das Bedürfnis wenigstens etwas zu tun - will man die Elvanse Einheit ja nicht verschwenden. Ich habe die Wohnung wieder etwas aufgeräumt. Kraft hatte ich ja irgendwie - aber meine Laune war nicht so gut. Wie auch schon am ersten Tag, trank ich keinen Kaffee, oder Grüntee, sondern Ingwer/Orangentee mit 3 kleinen Ingwerscheiben und 3 zerhackten Klementienenstückchen. Haben mich doch wohl die Vitamine nicht wieder runtergeholt? Was soll ich sonst trinken? irgendwie wollte ich ja auf Koffein verzichten.

20:00 - kann ich noch Unterhaltungen führen?

Meine Pupillen waren / sind seit Mittag etwas erweitert. Ich sehe müde aus, aber ich bin noch bei der Sache. Als habe ich meinen Mitbewohner zu einem Pizzablech, für etwas Geselligkeit eingeladen und wir haben uns unterhalten. Ohne Elvanse habe ich meist große Mühe ihn zu Folgen, wenn er was sagt. Das überrumpelt mich meist, sodass mein Gehirn dann überfordert abschaltet. Ich will dann meist immer was wissen, aber die Antwort höre ich mir meist nur mit einem halben Ohr an, weil ich während er redet, oft schon wieder an etwas anderes denke oder meine Gehirn sich überfordert zurückzieht.

Diesmal auf Elvanse war das anders. Ich hatte das Gefühl aktiv das Gespräch suchen zu wollen. Ich konnte 90% seiner Aussagen folgen und erstaunlicherweise gut kontern. Ich war plötzlich viel empatischer irgendwie.
Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht mehr mein ganzes Gehirn für eine Unterhalten benötige. Es ging mir leicht von der Hand, ich war standhaft und meine Antworten kamen schnell direkt zurück, obwohl ich mich ja eigentlich etwas müde fühlte und ich normalerweise mich aus Situationen in denen anstrengende Gespräche geführt werden müssen zurückziehe.

Das Medikament scheint also doch ganz gut bis in den Abend zu wirken, wenn denn dann die Nebenwirkungen nicht wären. Wir werden sehen, was die nächsten Tage bringen.

Es gibt noch viele Mistecken und unvollständige Task, die ich lange vor mir hergeschoben habe, die ich nun irgendwie wieder aufholen muss…Schritt für Schritt.

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Mich machen Amphetamine auch müde. Ist nicht unüblich das Stimulanzien eine paradoxe Wirkung bei ADXSlern haben. Dazu gibt es auch zahlreiche wissenschaftliche Studien bzw. Artikel beim Google.

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Gibt nichts besseres als nach nem richtig starken Kaffee einfach mal nen Mittagsschläfchen zu machen^^

@hansi85
Danke für den Bericht, bleib dran - ich hab schon oft gelesen, dass es teilweise echt paradox ist, aber am Ende mehr gebracht hat eine ausreichend hohe Dosis zu nehmen. Ich versteh ja wo du herkommst und das du erstmal langsam anfängst. Wichtig ist glaube ich aber auch das du bei einer Dosis bleibst. Hast du eine Waage und kriegst immer genau 15mg abgemessen oder wie machst du das? Zumindest so lange bis du wirklich sicher sagen kannst, dass du dich an die Dosis gewöhnt hast. Um auf das Beispiel mit dem Kaffee zurückzukommen, manchmal kickt er morgens so rein das ich davon nur nervöser werden und manchmal hab ich Angst das ich nicht schlafen kann, wenn ich jetzt noch einen trinke, aber dann werde ich weder wacher noch schlafe ich davon schlechter. Ich denke mit Elvanse wirds nichs anderes sein. Dein Dopaminspiegel schwankt ja auch täglich. Wer weiß schon was da in der Nacht in unseren Köpfen abgeht :smiley:

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Nein keine Waage. Eine „Line“ gemacht und dann per Augenmaß geteilt. Vielleicht mache ich es demnächst mit Elvanse Wasser

Tag 3

Hopp Hopp, aus dem Bett jetzt

Heute versuchte ich es wieder mit 15mg Elvanse. Aber bevor ich die Einnahme vollziehen konnte, musste ich natürlich erst wieder aus dem Bett. Ich finde, morgens groggy aus dem Bett zu steigen vermasselt einen den ganzen Tag. Man kann sich auch Elvanse Wasser ans Bett stellen, und beim Aufwachen ein Schluck trinken und dann weiter snoozen. Vielleicht werde ich das probieren. Vielleicht wäre aber auch ein Spiegelmedikament interessant wie Elvanse mit Strattera kombiniert. Da gibt es doch sicher ein paar Leute hier die damit Erfahrung haben, oder?

9:00 Uhr

Die Arbeit ging etwas besser heute. Ich habe weiter kleine Baustellen, wie jeden Tag aufgeräumt. Man muss sich einfach nur die Baustellen länger oder mehrmals angucken und dann packt man sie an. Früher war das immer so, dass ich gedacht habe „Oh nee, da werde ich ja nie fertig mit der Baustelle und wann soll ich noch etwas für die Arbeit schaffen?“. Und diesmal so „Ach komm, jetzt machst du es endlich, ist doch schnell gemacht. In der Zeit wo du darüber nachdenkst, wäre es eigentlich schon fertig“

13:00 Uhr

Die Kopfschmerzen waren heute deutlich weniger, aber ich fühlte wieder ein Abwärtsgap von meinem Dopaminspiegel. Also versuchte ich etwas Achtsamkeitstraining auf dem Bett. Danach ging es dann wieder etwas besser. Ich bestellte eine medizinische Tageslichtlampe - die Tage sind grau und kalt.

16:30 Uhr - Gym und Sauna und eine Überraschung

Ich bin dann tatsächlich noch ins Gym gegangen. Doch heute waren meine Erfahrungen im Gym etwas anders. Ich hatte das Gefühl, dass ich meine Übungen wieder mit etwas mehr Achtsamkeit ausübte und ein klein wenig präziser - halt mit Fokus bei der Sache und nicht beim Bankdrücken an tausende andere Sachen gedacht. Ich hatte mich früher immer gewundert, warum ich beim Training nie so richtig bei der Sache bin und warum ich nicht soviel Ausdauer und Kraft habe, wie die Anderen, die dort auch regelmäßig hingehen.

Irgendwie war ich wieder geselliger - scheinbar habe ich beim Training mal nicht so eine depressive Visage gezogen, wie sonst. Und aus meinem Mund kam mal wieder deutlich mehr raus als sonst und ich habe mehr Lächeln empfangen, als sonst, also muss das im Umkehrschluss bedeuten, dass ich mehr Lächeln gesendet habe.

Als ich dann in die Sauna ging, wurde mir wieder bewusst, dass mein „Gehänge“ wieder / oder immernoch auf das Minimum geschrumpft war. Angefangen hat das an den ersten Tagen vom kalten Entzug von Pipamperon. Aber ich denke diesmal kommt das vom Elvanse. Wie an einem kalten Tag vor einer wichtigen Prüfung. Ihr versteht :sweat_smile:

Geht das wohl vorbei? Ob er noch hochkommt, habe ich noch nicht probiert. Mein Psychiater sagte, dass es beim S*x wohl länger dauern kann. Was er damit meint? Ich dachte damals nur so „Ja cool, endlich mal mehr Ausdauer, so werden die Frauen endlich auf Ihre Kosten kommen“

Ich mache in der Sauna immer so 2-3 Durchgänge. Normalerweise chille ich immer nach einem Saunagang und träume vor mich her. Diesmal war mir irgendwie nicht nach lange Träumen. Die Pausen zwischen den Saunagängen waren deutlich kürzer als sonst.

21:30 Uhr - Pizza und Cola - so kurz vor dem Schlafen gehen

Ich kam erst spät von der Sauna nach Haus und ich hatte mit meinem Mitbewohner noch kurz vor dem Schlafen gehen eine Pizza gemacht und 0,2 L Cola getrunken. Einschlafen konnte ich gut, aber ab 3:00 Uhr lag ich eine Stunde wach im Bett. Ich sollte das Abendsessen vorziehen und keine Cola trinken.

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Sehr interessant!

Ich bleib bei den deinen Berichten dran. Ich bin meistens morgens auch körperlich am Sack, liegt aber zu 90% daran das ich einfach nicht gut schlafen kann. Ich zappel die ganze Nacht hin und her, wache ständig auf, erinnere mich daran auch. Wenn ich nen Wecker stelle wirds noch schlimmer, weil ich dann quasi nur drauf warte, dass er klingelt. Soweit kommt es aber nie, da ich einfach vorher schon hellwach bin und dann genervt und trotzdem erschöpft (es zwar noch schaffe) mich aus dem Bett winde - allerdings starte ich dann schon mit einer absoluten Null Motivation in den Tag. Nach nem Kaffee geht zumindest mal das nötigste, sowas wie Haushalt(kram vom Vortag wegräumen und Spülmaschine anschalten, keine großen Sachen jetzt) und Anziehen.

Was du im Gym beschreibst kommt mir sehr bekannt vor. Wenn du da von Zeit zu Zeit mal eine Erfahrung teilst, bin ich dir dankbar! :slight_smile: Bin vor allem gespannt, ob du so Sachen wie zwischen den Sätzen trödeln etc. nach und nach verlierst.
Und danke, dass du das Thema mit den Stimulanzien und der Durchblutung(?) im Genital Bereich ansprichst!

Ich hab schon ein paar Mal gelesen, dass solche Medikamente einem das Sex Leben erschweren - jetzt ist es auch so, dass Probleme mit der Potenz ja schon im vorneherein mit dem Dopamin level zu tun haben können und offenbar gehäuft bei ADXSler vorkommen. Ich will jetzt nicht zu Neugierig sein, aber kannst du dazu was sagen? Also wie sich das Medikament auf dein Sex Leben auswirkt? Falls dir das zu privat ist, entschuldige die Frage, ich hab deine Offenheit nicht ausreizen wollen!

Das habe ich an meinem ersten Tag im Gym mit Elvanse schon verloren. Das liegt aber auch daran, dass das Rumträumen verschwunden ist. Dazu erzähle ich auch noch ein wenig gleich.

Momentan gibts kein Sexleben. Daher kann ich es dir nicht sagen. Aber wenn es soweit ist, schreib ich gerne etwas dazu

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Tag 4

Kann ich anfangen etwas produktives zu machen?

An diesem Tag begann ich wie immer um die gleiche Uhrzeit Elvanse zu nehmen. Diesmal wieder mit 15 mg gestartet. Es lief besser als am Vortag. Allerdings hatte ich um 11 Uhr schon wieder meine Down Phase, also entschied ich noch die 7,5 mg aus der anderen Kapsel um 11 Uhr nachzuschießen. Ich hatte also insgesamt 22,5 mg drin.

In meinen Arbeitsprozessen am PC war irgendwie der Wurm drin - ich kam irgendwie nicht so ganz in den flow. Das war auch vor Elvanse schon so und ich dachte, dass es an meinem Antrieb und Motivation liegt. Ja liegt es - allerdings gelang es mir nicht über Dinge bei der Arbeit hinwegzusehen, die für mich wenig effizient erschienen. Mir wurde klar, dass ich hier mehr Struktur brauche und mehr Aufgaben, die sinnvoll erscheinen. Dann würde es ganz sicher klappen. Ein Goldsucher buddelt ja auch nicht dort, wo er kein Gold vermutet, oder? Da war wirklich so ein starker innerer Widerstand, unglaublich.

11:15 Uhr - 22,5 mg begannen zu wirken

Mir kam der Blitzgedanke, dass man nur besser und zielgerichteter planen kann, wenn man Struktur hat. Aber Struktur und Planung? Da war ich ja komplett raus, was das Selbstmanagement angeht. Also fing ich an in meiner Wohnung alle Regale und Schränke auszuräumen und auszuwischen, die Fenster zu putzen und mal auszumisten, damit ich den Status Quo erreiche. Die Putzerei würde mich innerlich wieder ins reine bringen und das Unwichtige vom Wichtigen trennen können. Was mir dabei auffiel war, dass ich weniger in den Pausen mit Smartphone rumgedaddelt und in andere Aufgaben vertieft und verträumt war. Ich war die ganze Zeit bei der Sache. Bei allem was ich anpackt hatte, hatte ich mehr Geduld bzw. Durchhaltevermögen. Ihr müsst euch das vorstellen, dass man die Kleidung gewissenhaft und ordentlich in den Schrank legen will - dafür nimmt man sich dann auch die paar Sekunden mehr. Früher sind die Sachen dann quer im Schrank gelandet, weil mir die Energie und Ausdauer fehlte, die Dinge sauber zu ende zu bringen. Ich war einfach tiefgründiger. In meinen Zeugnissen von der Schule, wurde immer bemängelt, dass ich oberflächlich und nicht tiefgründig genug arbeite. Jetzt begann das etwas Anders zu werden.

**18:15 Uhr - Fix und alle - und immernoch in der REALITÄT *

Ich hab es endlich geschafft und bin bis zum Ende gekommen, ohne Dinge die ich mir vorgenommen habe zu verschieben. Ich war platt. Ich legte mich aufs Bett und schaute einen Film. Obwohl ich platt war, konnte ich immernoch sehr gut dem Film folgen. Wie ein Automatismus. Plötzlich überkam mich wieder eine negative Stimmung. Was war das? Es war die Erkenntnis, dass ich heute noch kein Stück rumgeträumt hatte und immernoch im hier und jetzt, in der Realität bin. Ich spürte, wieviel ich im Leben verpasst hatte und was ich hätte erreichen können, wenn ich schon viel früher anderes gehandelt hätte. Und wieviel Kraft es mich wohl noch kosten wird, dort hinaus zu kommen. In der Realität zu sein ist etwas schönes, aber anfangs sicher etwas ungewohnt und nicht immer positiv zu ertragen. Ich hatte jetzt aber das Gefühl, viel mehr Zeit zu gewinnen - schließlich ging viel Zeit zum Faulenzen und Träumen drauf.

Ich habe Lust, dass Leben nochmal neu anzugehen…

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Tag 5

Heute habe ich mir Elvanse-Wasser gemacht. Einfach 3 Tassen Wasser in eine Thermoskanne hinein, 30mg Pulver in die Kanne, schließen, schütteln, und dann 2 Tassen trinken. Macht 20mg Elvanse hoffentlicht.

Der Samstag ist grau und Trist. Meine von Amazon bestellte medizinische LED-Leuchte gibt mir ein wenig Unterstützung mit dem Tageslicht. Wenn sie nichts bringt, wird sie zurückgeschickt.

Das Wesentliche zu erfassen kann so schwer sein

Heute war kein regulärer Arbeitstag, jedoch spürte ich innerlich etwas tun zu wollen. Ich beschloss mal in die App zu schauen, wo man sich mit fremden Leuten zu Aktivitäten verabreden kann. Party, Alkohol und Kaffee trinken gehen fiel aus. Zum Wandern war mir nicht - Ich bin Mitte 30 und die Generation die Wandern geht, ist meist 20 Jahre älter. Spieleabende? Bei strategischen Spielen steigt mein Gehirn zu schnell aus - lieber mal erst probieren, wenn ich kognitive Ausdauer beim Zuhören und Verstehen entwickele. Ich hatte mehr Durchhaltevermögen die Sachen zu durchstöbern. Der innere Schweinehund hat aber immer wieder Ausreden gefunden.

Ich machte einen Schritt zurück und versuchte die wesentlichen Hürden in meinem Leben zu erfassen. Im Beruf lief es drunter und drüber. Kaum Struktur, demotiviert, wenig Geld, kaum Freunde. Durch meine Passivität in allen Lebenslagen sind einzelne Freundschaften nach und nach weggefallen - In der Regel ist es so im Leben, dass hin und wieder mal ein Freund geht, weil er umzieht, oder eine Familie gründet, oder sonst was. Wenn man da nicht permanent am Ball bleibt und mit neuen Leuten in Kontakt kommt, vereinsamt man schnell. Ich habe mir immer gedacht, dass ich erst im beruflichen erfolgreich sein muss, um Freunde zu finden, die ich mir vorstelle die zu mir dann in Zukunft passen werden. (Meine berufliche Situation ist sehr Instabil - LANGE GESCHICHTE). Also eine stark wunsch-gefühlsbetonte Denkweise, die ohne etwas dafür zu tun niemals aufgeht und die Ziele die man sich dadurch erträumt werden somit nie erreichbar und man fängt an zu Prokrastinieren. Wollte ich doch selbst nicht mit Leuten abhängen, die selbst deutlich spürbar in einer Lebenskrise hängen, leicht depressiv sind und nicht wissen wie sie sonst Freunde finden können, ausser in solchen App’s, wo es einem leicht gemacht wird, neue Leute kennen zu lernen. Wenn ich Psychiater wäre, würde ich diese App einsamen Menschen empfehlen. Aber möchte ich in einem Sammelbecken von psychisch labilen schwimmen? Man ist ja bekanntlich immer der Durchschnitt der 5 Leute um einen herum. Wie soll ich denn da wieder rauskommen? Versteht mich nicht falsch. Ich möchte da einfach ungerne reingezogen/runtergezogen werden. Bekanntlich spiegeln die Leute sich aber immer - also muss ich mich ändern? Ach was für ein Kreislauf.

Blöde Denkweise, aber so ist es. Hat Jemand einen Rat?

Liste mit Prioritäten aufschreiben?

Mit der Antriebssteigerung durch Elvanse kann man sicher viele Dinge am Tag erledigen, wenn man es sich vornimmt. Aber ob man dann immer genau das macht, was gerade wichtig ist?

Eine Prioritätenliste musste her…

Bevor ich damit anfing, wollte ich aber ins Gym gehen und in die Sauna, einkaufen und kochen. Bis dahin ist es wieder abends. Ich nahm mir vor, Abends eine kleine Liste zu machen mit Prioritäten. Ich entschied aber abends einen lustigen Film zu schauen und dann schlafen zu gehen… Die kleine Prioritätenliste sollte nächste Priorität sein…

PS: Der Erfahrungsbericht hier wird jetzt nicht mehr täglich geführt, sondern dann, wenn sich etwas ändert oder erwähnenswert ist.

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Ja, deine Einstellung ändern.

Das hier verstehe ich wirklich nicht:

Warum denkst/ dachtest du so?

Und nicht alle einsame Menschen sind psychisch labil, meiner Meinung nach.

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Früher war das anders. Da hatte ich genug Geld und ich konnte alles machen was ich wollte - mit Freunden Essen und Trinken gehen, oder einen Ausflug machen. Ohne Handbremse im Kopf, ausgenommen die Lethargie und so durch ADHS.

Heute hat sich die finanzielle Situation durch Schulden (quasi nicht zurückzahlbar, da zuviel) deutlich angespannt. Der Gedanke, einen Job zu suchen, wo ich genug verdiene, hat mich nicht weiter motiviert, weil ich durch die Pfändungsfreigrenze sowieso nur 1253 EUR verdienen kann. Früher war das sogar deutlich weniger. Alles darüber hinaus wird abgeschöpft. Die Motivation im Job mehr leisten und mehr verdienen zu wollen, ging gegen 0.

Und selbst, wenn man dann mehr leistet, bleibt nicht mehr übrig zum Leben - man kann nun aber überhaupt nicht mit den Arbeitskollegen mithalten, oder sich ein vernünftiges Leben aufbauen, geschweige denn sparen oder so.

In einer Großstadt, kann man sich von diesem Minimum an Lebensgrundlage nicht mal eine 2-Zimmer-Wohnung leisten, wenn man diese alleine bezieht.

Und ich möchte auch nicht ständig ausreden finden müssen, warum ich die oder die Aktivität nicht mitmachen kann - von Außen wirkt das dann so, als hätte ich kein Bock. Ich suche mir Freunde die Lust am Leben haben und Ausflüge machen möchten und Essen gehen möchten (genauso wie ich) und dann kann ich genau das nicht machen, weil die finanziellen Mittel fehlen? Das ist wie ein Anlauf mit voller Wucht gegen die Wand.

Das ist ein stetiger Kreislauf, wo ich irgendwie nicht ausbrechen kann. Und das in Kombination mit ADHS.

Ich habe mich an meine Lebensumstände einigermaßen anpassen können, allerdings bin ich damit nicht zufrieden. Ich mache mich absichtlich kleiner als ich bin. Ich kann viele Dinge - traue mir sie aber oft nicht, oder mache die notwendigen Dinge erst auf den letzten Drücker, wenn das Schiff fast untergeht.

Es gibt Lösungen ja - aber die sind mit viel Risiko verbunden. Schwarz arbeiten, ins Ausland gehen. Anteilnahme am Finanzsystem, ohne persönlich in Erscheinung zu treten. Das ist aber alles sehr sehr umständlich. Viele haben da vielleicht etwas mehr Glück. Wenn Sie eine Frau haben, melden Sie das Gewerbe auf die Frau an, oder wenn man zusammenlebt teilt man sich die Miete und durch Kinder kann die Freigrenze erhöht werden, sodass man die Pfändungsfreigrenze kaum noch merkt.

Aber so ist das bei mir nicht.

Ich kann mir Freunde suchen, wo das Geld nicht wichtig ist - aber unzufrieden bin ich dann immernoch mit dem Leben und ich weiß nicht ob ich jemals richtigen Frieden mit dieser Pfändungssache habe. (das geht nämlich nicht weg mit Insolvenz, es sei denn ich gewinne im Lotte, oder würde etwas erben. Das wird aber nicht der Fall sein, denn ich spiele kein Lotto und etwas zu erben gibt es nicht.

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Ok, das ist echt blöd. Aber wer weiß was die Zukunft bringt. Vielleicht heiratest du ja reich :adxs_wink_2:

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht was ich dir raten kann, außer dir alles Gute zu wünschen. Und bleibe am Ball mit Elvanse, mir hat das Zeug die Augen für Einiges geöffnet.

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Hallo lieber @Hansi85
Ich glaube in der aktuellen Situation siehst du den Wald vor lauter Bäumen nicht. Mein Rat: lass es locker angehen.

Erstmal in der Medikation ankommen. Schon allein dadurch wirst du perspektivisch viel mehr Licht am Horizont sehen. Ausserdem: du bist jung, die Pfändung läuft zeitlich begrenzt (wir haben im Büro Kollegen, die haben das auch durch inklusive Scheidung &Co) und danach kannst du immernoch durch starten. Vielleicht ne neue Ausbildung Studium, was du willst.
Lass dich bis dahin in Ruhe beraten.

Der Fehler ist oft: alles sofort und jetzt und gleich. Klar führt das zu Frustration. Freunde findest du automatisch wenn du ein wenig Druck raus nimmst und es locker angehen lässt. Und ehrlich: wenn Freunde nur aufs Geld achten, sind es die Falschen.

Dein größter Bonus ist in meinen Augen: du bist jung und hast viel Zeit und Möglichkeiten, mehr als du vielleicht aktuell siehst!. Schöpfe das für dich aus!

Ich drück dir alle Daumen ganz fest …du schaffst das :adxs_peace:

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Ich bin Anfang 30 und ich liebe wandern!
Wenn wir in Wanderregionen unterwegs sind, dann habe ich auch nicht den Eindruck, dass das ein Sport für ältere Menschen ist.
Im Gegenteil, man sieht sehr oft auch viele junge Leute.
Wanderlust zieht sich durch fast alle Altersgruppen und ist je nach Ambition und Intensität auch für alle machbar. Weil man eben alle Altersgruppen sieht kommt es einem manchmal vllt wie ein Sport für ältere Menschen vor.

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Spätestens seit „Into the Wild“ ist Wandern wieder cool. Mein jüngeres Kind geht seit Jahren wandern … schmeißt sich mit ein paar Kumpels am Ende einer Straßenbahnlinie in die Gegend, mit Zelt und Rucksack., und taucht einen Tag später wieder irgendwoanders auf.
Das hat was Zweckfreies… kein Fitnessplan, kein hochpreisiges Produkt unterm Hintern…
@Hansi85 Du hast ja Glück, heute liegt Minimalismus im Trend. Wir leben das seit Jahren, gezwungenermaßen. Und das ohne Diagnose, dh. alles unter dem Motto „warum schaffen es alle, nur wir nicht!?“
Erst später fiel mir auf, dass ich die Lebensideale meiner Eltern einfach übernommen hatte, ohne sie zu hinterfragen.
Man hat nur das eine Leben. Mit Diagnose und nach der Therapie kann ich es jetzt erst (mit 54) genießen, wie es ist…

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Ich bin btw auch knapp über der 30 und geh schon immer gern wandern. Reap the benefits my friend! Natur ist einfach geil. Sie will dir nichts böses, wird immer dein Freund sein, ist immer für dich da, auch wenn du dafür vielleicht mal weiter wegfahren musst und sowohl kann sie der Ort sein an dem du deine besten Ideen hast als auch die größte Ruhe erfährst. Wenn das was für alte Leute ist, dann weil sie es verstanden haben

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Jaaa, erzähl noch mehr… während die Wanderfreundin mit Fernweh und Schmerzfüßen leise weinend in der Ecke sitzt…
Vor … 15 Jahren, als das noch ging, bin ich viel gejoggt. Querbeet, wohin mich die Füße trugen. Schööön. Immer von zuhause aus, mit einem Radius von damals 12 bis 15 km.
Wie ich das vermisse.

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