Erledigungsblockade

Ich habe eine Therapie mit Fokus auf ADHS begonnen. Wir beginnen mit meiner Stelle in der Familie. Das ist die eigentliche Büchse der Pandorra. Wenn ich die öffnen kann, ist der Rest vermutlich einfach.

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Die Waschmaschine startet allermeistens mein Mann. Wir haben uns auf 40° pflegeleicht geeinigt und dass alles in den Trockner kann. Alles andere ist von unserer Tagesform abhängig. Manchmal stehen hier Körbe fertig gewaschen und müsste nur in den Schrank, manchmal habe ich alle Wäschesammeldinger voll.

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Da sind wir schon zwei…
Ich liege gerade auf dem Sofa und lese im Forum - dabei habe ich nur 2 Teller, 1 Messer und 2 Gabeln zum abwaschen. Davor drücke ich mich jetzt schon seit guten 45 Minuten…
Dabei könnte ich - wenn ich fertig bin - tatsächlich an den Computer gehen wo das Antworten viel schneller ginge…
Und das Bett ist immer noch nicht frisch bezogen

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2h später: das Bett ist frisch bezogen, die Küche sauber, mein Schatz hat seine heiße Zitrone und geduscht bin ich auch.
Zwar hab ich wieder Schmerzen, dennoch muss ich sagen: @mpathy danke! Nur der Gedanke an das schöne Bild von dir vor ein paar Tagen (frisch geduscht im frisch bezogenen Bett) hat mich motiviert, das durchzuziehen.

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@Daydreamer Du bist so stark, etwas was ich mal war, aber heute anscheinend nicht mehr bin, zumindest nicht mehr seit meinem Burnout, und nicht mehr seit meine Ehe gescheitert ist.

Obwohl?, etwas „durchzuziehen“ war ja ehrlich gesagt nie wirklich meine Stärke, jedenfalls, wenn überhaupt, nur in bestimmten Bereichen meines Lebens, aber in ALLEM, oder in gewissen Situationen, vor allem in denen in denen ich mich alleine gefühlt habe, oder in denen ich mich „unverstanden“ gefühlt habe, in diesen Momenten war ich unfähig dazu etwas „durchzuziehen“.

Und von diesen Momenten gab es ziemlich viele in meinem Leben, da war NIEMAND der mir zugehört hätte, der mich unterstützt hätte, der mir Mut gemacht hätte, der mir gesagt hätte das ich etwas wirklich gut kann, dass ich vielleicht Potenzial hätte, dass ich vielleicht wirklich etwas in meinem Leben hätte erreichen „können“.

Also habe ich aufgegeben, habe ich resigniert, habe ich alle Schuld auf meine eigene Person bezogen.

Aber genug für heute, genug düstere Gedanken, morgen scheint wieder die Sonne, und der Kampf hört niemals auf, immer positiv denken, immer lächeln, immer weiter nach vorne schauen.

Und so verrückt das alles vielleicht scheint, ist das dass einzige was mich weiter dazu antreibt NICHT aufzugeben, jeden Tag nach einem Licht am Ende des Tunnels zu suchen, denn ich will leben und mein bestes geben, und das solange ich lebe.

Ist das Verzweiflung?, ist das Trauer?, ist das dass Ende eines langen Lebens in dem ich immer nur gekämpft habe wie in Don Quischotte, ein endloses Unterfangen in dem ich mir selbst immer im Wege stand?.

Fragen über Fragen, philosophisch und wahrscheinlich unendlich, und doch, steht hinter allem nur Adhs?, oder Adhs und die Summe eines langen Menschenlebens?, oder der Unfähigkeit das Menschen nicht anerkennen können das nicht alle Menschen gleich sind, dass sie Andersartigkeit nicht akzeptieren wollen, nicht können?, was weiss ich?.

Ich weiss es nicht, ich weiss nur das es mich traurig macht, dass sehr viele Menschen anscheinend nicht so sein dürfen wie sie sind, und ich weiss eigentlich bis heute nicht wer ich eigentlich wirklich bin, fühle mich oft fremd in dieser Welt, weiss aber nicht richtig wieso, keine Ahnung, Sorry für meine abschweifenden Gedanken, dass tut mir sehr leid.

Schließ mich - gerade auch in Bezug auf dieses Thema - der Empfehlung von @BrainBuzz an, „Stutz“ auf Netflix anzusehen:

Vielleicht haben einige auch noch „The tools“, dessen Ko-Autor Stutz ist, im Regal oder der Hörbuch-Bibliothek. So war es bei mir. Die unbequeme Lektion, man könne weder Unsicherheit noch Schmerz und konstante Arbeit vermeiden, trifft vielleicht erst jetzt auf den richtigen Nährboden bei mir. Dabei hilft auch das gewachsene Vertrauen auf die erwähnte Wippe und die ausgleichenden Kräfte der Selbstregulierung.

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Ja „Stutz“ auf Netflix habe ich auch gesehen, war zwar englisch, aber es gibt ja deutsche Untertitel, von daher kein Problem wenn man wie ich nicht gut englisch kann, ich fand die Doku kam sehr sympathisch und authentisch rüber, gefällt mir. :+1:

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War bei mir auch so. Und dazu das Unverständnis, dass ich bei interessanten Dingen eben doch mal kann.
Bekannt.

Leider kann ich Dinge erst erledigen, wenn ich dabei ständig beobachtet werde, ich bin dann wie ein Schauspieler auf der Bühne.
Prokrastinierte, wichtige Telefonate erledige ich nur noch im Büro, im beisein meiner Betreuerin. Das ist zwar sehr schambesetzt, (ich werde doch wohl einen Anruf tätigen können, bin ja nicht doof, herrgott!) aber effizient. Zuhause sonst: jaja, morgen…
Sie sitzt direkt vor mir und schaut zu. Und sie sagt, tu es gleich. Und hier.

Ich hatte als Kind auch niemanden, der mir eine feste Strukrur gab, hatte fast Narrenfreiheit. Geholfen wurde mir nicht. Aber geschimpft, wenn was nicht erreicht wurde.

Ja, wie auch? Sie gehen ja von sich aus. Verständnis bekommen wir nur untereinander.

Mit dem Abwasch habe ich schon gute Routine. Immer gleich sofort.
Aber so wie Normalos werde ich das nie hinbekommen.

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@Hypoborea ja komisch, dass war bei mir auch schon immer so, sobald jemand in meiner Nähe ist der Interesse bekundet an meinem Leben, also was ich so machen muss, oder müsste ect., dann kann ich plötzlich loslegen, und lustigerweise dann sogar effizient und zuverlässig.

Aber sobald ich alleine in meiner Kammer sitze, dann kriege ich den Arsch nicht hoch.

Darum konnte ich auch bei der Arbeit und in der Familie immer sehr viel leisten, da war ich dann voller Power, aber lange allein sein, also wenn niemand in meiner Nähe ist, dass tut mir irgendwie nicht gut, dann dümple ich nur noch so vor mich hin und starre die Wand an.

Naja, also vor allem ist das natürlich auch seit meinem Burnout so, dass muss ich schon noch extra dazu erwähnen, also seit dort hat sich das auf jeden Fall verschlimmert, doch das würde ich schon sagen, ganz so schlimm wie heute war es früher nicht.

Aber jedenfalls: sobald ich was für andere machen kann, dann blühe ich richtig auf, damals zum Beispiel im Haushalt und für meine Kinder, aber sobald es um meine eigenen Sachen geht, dann lasse ich das schleifen, als sei das unwichtig, nicht von Belang, komisch eigentlich, keine Ahnung warum das so ist, irgendwie checke ich das nicht.

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Hallo @AbrissBirne,

Ich habe bei mir rausgefunden, das ich mich such immer um sache von anderen gut kümmern könnte. So habe ich gut von meinen eigenen sachen und Problemen ablenken.

Ich kann sehr schwer Verantwortung für mein eigenes leben übernehmen aber verbrenne meine ganze energie für andere.

So bin ich genau so wie du, im tiefsten Burnout drin.

Schlimm ist es geworden, wenn ich versuche meine Blockade zu Überwinden, das ich total mit angst reagiere, schwindel, kenn das jemand von euch?

Vlg

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Hallo,

Ich habe eine neue Lieblings-ADHS-Youtuberin Elizabeth Filips, die hier zum Thema gute Gedanken hat. Was sind die Ursachen, das die Motivation auf der Strecke bleibt.

https://youtu.be/Q7t-NODaULg

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Ich habe mich tatsächlich gerade eben hier registriert. Ich war bisher nur stiller Leser.

Der Post von AbrissBirne hat mich jetzt endlich Mal dazu gebracht mich zu registrieren.

Genauso wie du es geschrieben hast ergeht es mir auch.

Z.b habe ich mir vor 3 Wochen ein neues Handy plus 2 Hüllen bestellt zum testen. Bis heute liegt die 2. Hülle im Büro und wartet darauf zurück geschickt zu werden.

Ich nehme mir das schon die ganze Zeit vor und immer wieder und wieder lasse ich das schleifen. Dabei wäre es nur 5 Minuten Arbeit die zu verpacken und das Retourenlabel auszudrucken. Aber es funktioniert aus welchen Gründen auch immer einfach nicht.

Ich spüre wie es da in mir drin blockiert, doch schaffe es nicht die Blockade zu zerbrechen.

Wahrscheinlich werde ich es erst machen bevor die rücksende Frist kurz vorm ablaufen ist.

Servus,
zur „Erledigungsblockade“ bzw. „Erledigungsblockierung“ möchte ich meine Frage nochmal allgemein stellen, hinsichtlich der Anerkennung dieser Probleme als Symptom von Krankheiten bzw. Syndromen.

Anerkennung sowohl in der medizinischen Fachwelt als auch bei Justiz und Behörden.

Soweit ich gesehen habe, sind alle hier im Forum genannten Informationen, Artikel und Unterlagen zu Erledigungsblockaden von Ruth Ross.

Welche anderen Mediziner, Wissenschaftler, Fachverbände etc. haben sich noch mit dem Thema befasst und dazu Studien, Feststellungen, Einschätzungen oder gar Empfehlungen für Behandlung und den Umgang mit Betroffenen und entsprechenden Fällen veröffentlicht?

Das Thema ist sehr wichtig. Für Betroffene existenziell wichtig.

Beispielsweise „kenne“ ich aus Zeitungsberichten einen Fall, bei dem ein Mann als selbständiger Kurierfahrer tätig war, aber es trotz Druck seitens des Finanzamtes nicht geschafft hat, Steuererklärungen zu machen. Als Einzelunternehmer, 1-Mann Betrieb mit eigenem Auto ist er wahrscheinlich für branchenüblich geringe Entgelte fast Tag und Nacht gefahren um Geld zu verdienen.

Wie leider üblich nehmen die Finanzämter bei Nichtabgabe von Erklärungen Schätzungen vor, aus welchen sie die anfallende Steuer berechnen und fordern. Ganz offiziell werden diese Schätzungen großzügig vorgenommen, um Druck auf den Sünder auszuüben. Mithin werden die Schätzungen völlig überzogen und Einkünfte angesetzt, die der Betreffende mit seiner Tätigkeit nie und nimmer hätte erwirtschaften können.

So war es wohl auch in dem Fall. Der Kurierfahrer hatte dann Steuerschulden in einer Höhe, die für seine tatsächliche Situation völlig unrealistisch waren. Aber nach dem Verstreichen von Widerrufs- und Klagefristen waren die rechtskräftig.

Als ob das noch nicht reichte, hat das Finanzamt dann noch das Gewerbeamt gegen den Kurierfahrer aufgehetzt, welches ihm die Gewerbeausübung verboten hat.

Den Bescheid zum Verbot ignorierte er, öffnete wahrscheinlich nicht mal die entsprechenden Briefe und landete dann irgendwann vor Gericht.

Lt. Zeitungsberichten hatte das Gericht zwar in gewisser Weise Mitleid mit dem Mann, erkannte dass es eine arme Sau war die am Existenzminmum herumkrebste und keinesfalls ein Steuerbetrüger ist der im Luxus schwelgte, bestätigte aber die Sanktionen und vernichtete damit seine mickrige berufliche Existenz gänzlich.

Diese gnadenlose Härte der Behörden und Justiz könnte man allenfalls rechtfertigen, wenn sie ausnahmslos auf alle Erledigungsblockierten und vor allem auf Kriminelle angewendet werden würde, die vorsätzlich mit allen möglichen Tricks Steuern hinterziehen und vielleicht auch noch Sozialleistungen ergaunern. Ich denke da als erstes an die ganzen kriminellen Clans, welche in großem Reichtum schwelgen, Villen, Mietshäuser und Fuhrparks mit Luxusautos haben. Als Eigentümer fungieren Strohmänner während andere Bandenmitglieder bei der Arbeitsagentur Hartz-4 und andere Sozialleistungen kassieren.
Ja, die Clans als Beispiel sind schon zum Klischee geworden, aber die kriminellen Machenschaften sind eben Realität. Auch heute noch, trotz der Politik der „tausend Nadelstiche“, vielen Razzien und Beschlagnahmungen. Nur die absolut unvorsichtigen Mitglieder haben Konsequenzen zu spüren bekommen, z. B. wenn ihnen der AMG-Mercedes weggenommen wurde als sie damit bei der Arbeitsagentur zum Routinegespräch vorgefahren sind und dabei noch vor dem Amt die Kiste im Parkverbot abgestellt haben. Die etwas Vorsichtigeren hatten die Poserautos auf Strohmänner angemeldet, die keine Leistungen beziehen.

Um zurück zum erledigungsblockierten Kurierfahrer zu kommen - der hatte keinen AMG-Mercedes sondern irgendeinen alten Lieferwagen. Und selbst den hat man ihm dann wohl auch weggepfändet. Das ist auch möglich weil er ihn für seinen Beruf nicht zwingend braucht, denn der Beruf ist ihm ja verboten worden.

Traurig, was in unserem Rechtsstaat, der natürlich an sich was Gutes ist, alles möglich ist wenn man durch Raster fällt. Dann wird man zum bedauerlichen Einzelfall.

Gruß vom Faultier

Ja, oder direkt zur Erledigungsblockade. Denn der Kurierfahrer ist auch kein Einzelfall. Was in ihm vorgegangen ist, wird jeder erahnen können, der nicht nur am Spülbecken oder beim Staubwischen blockiert.

Mir ist das Thema viel zu wichtig, um Schleifen über Clans, Kriminelle oder anderes zu fliegen. Die existentiellen Risiken sind dramatisch genug, auch ohne AMG und Spiegel TV-Beigeschmack.

Mir persönlich ist auch egal, ob bislang vermeintlich nur Ruth Joss zu dem Thema geschrieben hat. Sie verkauft ja keine Globuli, sondern stellt m.E. nützliche Informationen kostenfrei bereit.

Also wäre es super, wir kehren regelmäßig zum Kernproblem zurück.

Weiterführend aus meiner Sicht durchaus auch:

Wenn Ratten in einem Versuchsaufbau einen Weg mit 2 Leckerli angeboten bekommen und einen mit 4 Leckerli, … wählen diese schlauen Wesen üblicherweise den Weg, der mehr Leckerli verspricht. Ganz intuitiv. Auch dann noch, wenn sie auf dem Weg zu den 4 Pellets über ein kleines Hindernis müssen.

Ratten, die aufgrund trauriger Umstände in ihrem Dopamin-Haushalt behindert sind, vermeiden aber das Hindernis und beschränken sich auf die 2 Pellets. Nur was, wenn da auf dem Weg auch ein Hindernis auftaucht?

@Remy23 erzählt mir ja regelmäßig, was in diesen sich selbst blockierenden Ratten vorgeht. Ganz traurig.

Es sei denn… Hinter solchen Selbstblockade- und Selbstsabotage-Aktionen steckt auch eine verquere Selbstmedikation. Auf die Idee komme ich zunehmend durch Anna Lembke, die Frau mit der Wippe.

Genau das ist das Kernproblem.

Wir beide und alle Betroffenen hier wissen, dass Erledigungsblockaden keine Kinkerlitzchen oder gar Ausreden sind, sondern ein ernsthaftes Problem mit dramatischen Auswirkungen sind. Betroffene können nichts dafür; den Erledigungsblockaden liegt eine medizinische Ursache zu Grunde.

Nun wäre es wichtig, relevante Stellen, Behörden, Gerichte etc. davon in Kenntnis zu setzen. Wenn sich im deutschsprachigen Raum nur eine einzige Wissenschaftlerin sich mit dem Thema befasst und publiziert, wird man das Problem wahrscheinlich schon als nicht relevante Einzelmeinung abtun, bevor man die Publikationen gelesen hat bzw. diese deshalb gar nicht lesen.

Zudem ist Frau Ross zwar meiner Ansicht nach eine Wissenschaftlerin, da sie sich wissenschaftlich intensiv mit der Problematik befasst und dazu forscht, aber für Außenstehende ist sie nur eine Ergotherapeutin, was nur als nachrangiger medizinischer Beruf angesehen wird.

Die Sache mit den Kriminellen ist zwar etwas weiter vom Thema weg, aber trotzdem in gewisser Weise relevant.

Die Bestrafung von Kriminellen soll bei uns im Rechtsstaat tat- und schuldangemessen sein, insbesondere auf die persönliche Schuld abgestimmt sein. Das Maß der persönlichen Schuld hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem inwieweit dem Täter das begangene Unrecht bewusst ist.

Bei kriminellen Clans spielt eine Rolle, dass die Mitglieder von klein auf in dem Clan erzogen und sozialisiert wurden, Betrug und Gewalt für sie etwas Normales ist. Weiter dass sie gar nicht so einfach aus dem Milieu ausbrechen können.
Das alles sind Umstände welche sich strafmildernd auswirken.

Auch der Einfluß von Alkohol wirkt sich regelmäßig mildernd auf Straftaten aus. **

Für die Eledigungsblockaden kann der Betroffene noch viel weniger als einer, der sich besäuft und dann gewalttätig wird.

Deshalb muss die Problematik Gerichten, juristischen Verbänden, Behörden etc. etc. bewusst gemacht werden. Ob sie es dann als mildernde Umstände berücksichtigen wird die nächste Frage, aber zuerst müssen sie es wissen und die Existenz von Erledigungsblockaden anerkennen.

F.

** Hier ein Beispiel für ein Urteil, bei dem die Milde der Strafe unter anderem mit dem Alkoholkonsum sowie wohl auch mit genossener Erziehung und Sozialisation des Täters begründet wurde. Ich nehme es als Beispiel weil es aktuell durch die Presse geht und nicht weil es ein gefundenes Fressen für Rechtspopulisten ist. Ich sehe es zwar auch als zu milde an, aber zu berücksichtigen ist auch dass die Tat selbst in einer vergleichsweise „milden“ Form erfolgte und nicht dem entspricht, was man bei der Bezeichnung des Tatbestandes als erstes vor dem geistigen Auge hat.

Ist aus meiner Sicht wie mit der ADHS-Öffentlichkeitsarbeit. So bitter es ist: Für solche Ziele und Bewusstmachung kann sich nur überzeugend einsetzen, wer sich gerade nicht selbst in existentiellen Belangen blockiert oder zumindest deutlich unter seinen Möglichkeiten bleibt. Oder jemand, der sich selbst erfolgreich entblockieren kann, wenn es doch mal wieder dazu kommt.

Also bleibt es bei der Reihenfolge von Notfallsituationen: „Legen Sie zuerst Ihre eigene Maske an, bevor Sie versuchen, der Person neben Ihnen zu helfen.“

Sonst fehlen entweder schon alle Ressourcen, die für gesellschaftliche Bewusstmachung eingesetzt werden könnten, oder man wirkt wie jemand, der über die großen Linien aufklären will, aber selbst noch ständig über die eigenen Füße stolpert.

Aber sehr cool, wenn/falls Du die Luft gerade übrig hast.

Wenn man unter den Stichworten Aufschieberitis oder Procrastination sucht, findet man 1000 Belege, Hilfen und Studien.
Als Störung oder anerkannte Krankheit in unserer Gesellschaft und im Rechtswesen wird das aber bestimmt lange nicht anerkannt, denn es läuft ja unserem Leistungsgedanken und dem überall immer wieder auftauchenden Homo Ökonomiekus, den es sowieso nicht gibt, absolut entgegen.

Ich habe auch erst vor Kurzem, nachdem andere mir klarmachten, dass das was ich habe wohl ADHS sei, realisiert dass die Unfähigkeit Dinge anzufangen geschweige denn fertig zu bringen bei mir krankhaft sein muss.

Das geht bei mir so weit, dass ich sogar lieber Strafen in Kauf nehmen als einfach endlich mal eine Mail zu schreiben oder etwas dergleichen. Weil es am Ende weniger Stress für mich ist gekündigt zu werden oder 200 EUR Säumnisgebühr für die fehlende Steuererklärung zu zahlen als sich da reinzulesen, Telefonate zu führen und dann ggf. Rückmeldungen zu erhalten und noch mehr machen zu müssen.

Ein Nebeneffekt des Problems ist zudem dass mein sowieso schon chaotischer Schlaf/Wachrythmus (einen Rythmus habe ich eigenlich nicht mal) verschlimmert wird, weil ich wenigstens eine Sache anfangen oder erledigen will, bevor ich ins Bett gehe, damit ich nicht wieder einen ganzen Tag vergeudet habe. Da dies aber nicht geht, hocke ich nur bis 3 Uhr Nachts da und hoffe endlich die Zeichnung oder das Game anzufangen, die/das ich anfangen wollte. Nur geht das nicht.
Ich wills quasi etwas machen, kann es aber nicht. Und so zöger ich alles hinaus bis ich irgendwann nachts bzw. früh aufgebe und wieder unverrichteter Dinge ins Bett gehe.

Bei mir ist es so, dass allein der Gedanke etwas machen zu müssen Stress und extremen Unwillen auslöst. Das ist selbst dann so, wenn es etwas ist dass ich eigentlich machen will oder theoretisch wollen sollte.

Es ist wie mit dem Lieblingsessen wenn man voll ist:
Mal angenommen ein rare Filetsteak ist das Non-plus-Ultra für einen. Aber man ist gerade pappsatt. In dem Falle kann man eine Stunde lang das Steak anstarren, man ist dennoch unfähig es zu essen oder überhaupt erst anzuschneiden. Möglich dass es so schlimm ist, dass man sogar beim Gedanken daran einen Würgereiz verspürt, einfach weil der Magen so voll ist dass einem Essen zuwider ist.

So ist das mit dieser Blockade bzw. exekutiven Dysfunktion bei mir.

Sehr gut beschrieben. Ich bin gerade pappsatt von meinen eigenen Selbstsabotagen und Vermeidungen und werde sie anstarren, bis sie mir zuwider sind. Denn das Leben ist kurz.

Falls das noch jemandem so geht, fühlt Euch eingeladen zur Eichhörnchen-Olympiade der Erledigungsblockierten.

Dieser Countdown läuft bis Ostermontag: webCountdown.de: Countdown der Anti-Erledigungsblockade-Challenge

Bis dahin kämpft ggf. jede/r für sich, aber keine/r allein.

Disziplinen? Freie Auswahl nach Art und Anzahl. Ich habe mir einen kleinen 5-Kampf zusammengestellt mit to-dos und not-to-dos. Zu letzteren gehören Aufgeben und Trollefüttern.

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