Wenn Du die Probleme, die Du in Deinem Thread sehr bewegend geschildert hast, so toll und weit in den Griff bekommen hast, dass es inzwischen um die Frequenz des Abwischens der Arbeitsplatte geht, kann man Dich nur von Herzen beglückwünschen.
Dann ist es vielleicht auch echt Zeit, sich dafür mal zu feiern und nicht neue Perfektionismusfallen aufzumachen. Die scheinen ein Einfallstor für Blockaden:
So zu lesen hier: http://www.dieergopraxis.ch/tl_files/ergopraxis/dokumente/EB%20Therapie%20fuer%20Betroffene.pdf
„Oft besteht ein ausgeprägter Perfektionismus: „Wenn ich etwas mache, dann richtig!“ und ein Vogel-Strauß-Verhalten: wird es brenzlig, stecken sie den Kopf in den Sand und erstarren. Mit sich alleine zu sein und mit unangenehmen Gefühlen umzugehen, ist für sie äußerst schwierig.“
Jeder leidet auf seine Weise an seinen Baustellen und am Scheitern an eigenen Ansprüchen. Keine Frage. Aber es ist noch niemand komplett im Abseits gelandet oder im Winter unter der Brücke gelandet, weil nur einmal im Monat die Arbeitsplatte abgewischt wird.
Wie es auch ausgehen kann, ist zB hier nachzulesen: http://www.dieergopraxis.ch/tl_files/ergopraxis/dokumente/bundartikel.pdf
«Oft ging ich nicht mehr in die Küche, weil alles so unordentlich und vernachlässigt war. Ein Glück, dass mir meine Schwester zwischendurch half, Ordnung zu schaffen – glücklicherweise, ohne Fragen zu stellen."
Immer wieder tauchen in den Informationsmaterialien oder auch diesem Thread solche guten Geister auf, die in dieser Weise helfen. Vielleicht haben die aber nicht alle Betroffenen. Oder irgendwann nicht mehr. Oder sie sind sogar da, aber die Scham, sie anzusprechen, ist angesichts der gefühlten Absurdität der Situation einfach zu groß.
Vielleicht muss und kann man in Grenzfällen auch noch sein eigener guter Geist sein… und sei es nur, damit man es für andere bleiben oder irgendwann wieder mal werden kann.
Auch hierin fand ich ein Huhn-Ei-Problem - und den Teufelskreis zwischen Blockade (Huhn) und Flucht (Ei, und dann neues Huhn) - gut beschrieben, schon oben verlinkt:
"Ein stark kompensatorisches Verhalten bis hin zu einer Sucht gehört meist zu der Problematik: je nach Neigung „lösen“ Menschen mit Erledigungsblockade das Problem durch abendfüllende Stammtischsitzerei,
Fernseherei, exzessives Surfen im Internet, Sport oder unbegrenzte Überstunden. Danach fallen sie
todmüde ins Bett, verstehen sich selbst, dass sie „jetzt nichts mehr erledigen können - morgen werden
sie es dann endlich tun“. Doch in den nächsten Tagen (die Jahre werden) hält sie immer etwas
„Wichtiges“ vom Ausführen der Vorsätze ab."
Und da ist evtl. gerade das (endlich mal) Nach-Hause-kommen-Gefühl einer Gruppe tückisch, jedenfalls bei entsprechender Disposition. Alle anderen am Stammtisch haben ja offensichtlich auch Zeit, sich den halben Tag auszutauschen… Aber zu sich selbst nach Hause kommen, nimmt eben keiner ab und es lässt sich nicht ohne hohe Kosten aufschieben.
Auf der Website der Ergopraxis findet sich noch ein ganz toller Satz: „Blockaden bestehen aus Gefühlen, weshalb sie am wirksamsten über Gefühle aufgelöst werden.“