Erledigungsblockade

Ich bin in letzter Zeit auf den Begriff „Erledigungsblockade“ bzw. „Erledigungsblockierung“ gestoßen: „Menschen mit Erledigungsblockade haben oftmals eine gute Ausbildung, stehen mitten im Berufsleben und sind darin auch erfolgreich. Doch zur Erledigung von bestimmten alltäglichen Verrichtungen können sie sich nicht überwinden. Da die typischen Schwierigkeiten so absurd scheinen und niemand sie verstehen kann, verbergen die Betroffenen sie so lange wie möglich. Leben sie nicht mit Menschen zusammen, die ihre «Unfähigkeit» kompensieren, entgleist die Situation rasch“ (http://www.dieergopraxis.ch/tl_files/ergopraxis/dokumente/Erledigungsblockade_dt.pdf).

Es wird sehr plastisch beschrieben, welche traurigen Konsequenzen Prokrastination bzw diese Extremform annehmen kann, bis hin zu Obdachlosigkeit (trotz Berufstätigkeit), um nicht mehr am Briefkasten vorbeikommen zu müssen oder um nicht dem Vermieter zu begegnen. Dass es dazu kommen kann, ist vielleicht für niemanden so gut nachzuvollziehen wie für ADHSler.

In vielen guten Artikeln taucht eine Ergo-Therapeutin (Ruth Joss) aus der Schweiz auf, die auf ihrer Homepage auch sehr praxisbezogene Arbeitsmaterialien zum Umgang mit der Blockade anbietet:

http://www.dieergopraxis.ch/index.php/publikationen.html

Schon die Beschreibungen helfen Blockade-Betroffenen vielleicht, ihr Problem besser einordnen und benennen zu können und sich (in dem eigenen Wundern über die Absurdität der Selbstsabotage) weniger verlassen zu fühlen.

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Ein wirklich schwieriges Thema. Auch mir geht es so. Das war kein Problem, als ich noch bei meinen Eltern wohnte. Ich bin aber auch schon mit 18 ausgezogen, und habe seit dem immer Probleme mit den einfachsten Dingen. Die meisten kriegen das garnicht mit. Eine wirkliche Lösung dafür kenne ich aber nicht.

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WOW! Danke für diesen überaus interessanten und wichtigen Beitrag, liebe @Elementary!

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Danke @Elementary , ich habe Dich hier so unglaublich vermisst das ich wie immer in meinem beschissen Leben nicht die richtigen Worte finde.
Entschuldige bitte, aber ich bin müde, Gute Nacht.

:hugs::heart::sun_with_face:

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Als erstes möchte ich das Buch " Schluss mit dem ewigen Aufschieben: Wie Sie umsetzen, was Sie sich vornehmen" von Hans-Werner Rückert empfehlen. Ich habe es bestimmt schon 4x durchgearbeitet und es hat mir jedes Mal weitergeholfen. Für mich ist es die profundeste Zusammenfassung von Ursachen und Lösungen zum Thema, - wenn auch nicht speziell für ADHS.

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Meine aktuelle Erkenntnis ist, dass es sich nicht lohnt zu stark nach den Ursachen für das Aufschieben zu suchen. Oft reicht es aus, dass eine Aufgabe schwierig oder unangenehm ist, um sie nicht anzugehen. Oder es reicht aus, dass ein anderer Impuls stärker ist und wegen der schwachen Impulskontrolle einfach die Überhand gewinnt.

Ich mach mal ein Beispiel: seit Jahren habe ich Probleme damit Kundenberatungen nach zu bereiten, wenn ich das nicht wirklich zeitnah nach dem Termin mache. In der Psychotherapie und der Arbeit mit den inneren Teilen habe ich in mir den Fluchti identifiziert. Wenn ich nun vor Aufgaben geflohen bin, habe ich in inneren Team Meetings tief gehende Gespräche mit Fluchti geführt, weil ich seine Gründe für das Flüchten herausfinden wollte. Dabei ist zum einen das offensichtliche heraus zu kommen, nämlich dass Aufgaben für mich toxisch werden, wenn sie zu lange liegen. Zum einen, weil ich damit meinen eigenen Perfektionsanspruch nicht gerecht werde und zum anderen weil andere auf mich was wütend werden könnten. (Wohl gemerkt könnten, nicht unbedingt sind => RSD lässt grüßen). Doch an dieser Stelle habe ich nicht aufgehört, sondern habe weiter nach Begründungen und Ursachen gesucht. Das ging soweit, dass ich dachte

  • die Kunden seien blöd und ich mag sie nicht,
  • ich hätte die falsche Zielgruppe,
  • Ich mag oder kann keine Kundenberatungen,
  • ich sollte mehr Unternehmeraufgaben wahrnehmen statt Fachkraftaufgaben,
  • Der ganze Beruf passt nicht zu mir
  • Oh mein Gott, ich bin im falschen Leben

Das hat mir erst recht den Boden unter den Füßen weggezogen. Und es ist Quatsch! Die meisten Kunden sind wirklich nett und ich mag meinen Beruf und ich kann auch gut qualifiziert beraten. Das ich keine Laberbacke bin wie andere Berater, sondern eher autistisch bin ist ja nicht schlimm. Und dass ich keine fünf Beratungen an einen Tag machen kann weil mir das zu viel Sozialkontakt wäre ist auch ok, weil meine Beratungsthemen eh komplexer sind.

Für den Umgang mit dem Aufschieben reicht die Erkenntnis, dass ich liegengebliebene Aufgaben sehr unangenehm finde, weil ich dann ständig ein schlechtes Gewissen habe. Und wichtig ist die Erkenntnis, dass ich Probleme mit der Impulssteuerung habe und daher ständig Ablenkungen nachgebe. Klar, das fühlt sich dann besser an als das schlechte Gewissen.
Die Ursache ist also einfach das ADHS (Impulssteuerung, RSD, …) und nicht mehr.
Das meint vielleicht auch Hellowell mit seinem 5. Tipp „Machen Sie sich klar, was ADHS nicht ist, z. B. Konflikte mit der Mutter usw.“ 50 Tipps - ADHS an 365 Tagen im Jahr

Ich hatte bislang nicht verstanden, warum die Inputsteuerung bei ADHS als wichtigstes Kriterien genannt wird. Ich selber hab mich nie als impulsiv empfunden, ich schreie selten, ich raste so gut wie nie aus, nach außen bin ich immer ruhig und bedacht. Doch in mir drinnen bin ich unruhig und folge fast allen Impulsen. Auch mein Übergewicht hängt mit der Impulssteuerung beim Essen zusammen.

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Ich kenne das Problem auch. Allerdings war es früher stärker ausgeprägt als jetzt, wo ich vieles online erledigen kann. Gerade die Situation mit den Anschreiben, Mahnungen etc ist mir sehr vertraut und weckt alte Gefühle. Auch die Vogel-Strauss Thematik kenne ich gut.

Das habe ich glücklicherweise mittlerweile alles besser im Griff. Online-Banking, digitale Kalender mit Erinnerungsfunktion, Webseiten, Onlinekontakt: das hilft mir enorm. Ich muss nicht erst zum Bankschalter oder während der Anrufzeiten in der Schleife hängen. Zudem lege ich mir alle Anschreiben mitten auf den Tisch und trage mir Erinnerungen in den Kalender ein. Zum Öffnen der Briefe zwinge ich mich. Manchmal schreibe ich mir selbst an meine Dienst-Email, wenn es um besonders wichtige Anliegen geht. Auf Arbeit bin ich nämlich hochfunktional und erledige alles mit links.

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Also ich habe mir den Artikel ja bereits im Oktober 2021 durchgelesen und war da vielleicht noch mit anderen Themen beschäftigt, die sich aber inzwischen mehr und mehr lichten.

Eines davon war, dass ich ganz typischerweise für jeden und alle funktioniert habe, Sachen erledigt habe, die ich förmlich an mich gerissen habe, aber die gar nicht meine Baustelle waren - sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext. Eine große Stütze bei der Erledigung meiner eigenen Dinge, war rückblickend gesehen immer ein Elternteil.

Nun ist es so, dass ich all diese „Zusatzaufgaben“ nach und nach immer weiter von mir abgeschüttelt habe - durch die plötzliche pflegebedürftigkeit des anderen Elternteils ist gleichzeitig auch die Unterstützung bei meinen eigenen Dingen weggebrochen.

Ich habe den Artikel heute also erneut gelesen und festgestellt, dass mir dieses Thema doch sehr zu denken gibt. Ich habe leider nicht mehr so viel Zeit zu schreiben, weil ich noch mit dem Hund raus und dann meine Tochter von einer Spielverabredung abholen muss. Aber ich würde mich freuen, wenn wir uns hier weiter austauschen könnten.

Ich melde mich wieder.

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Hallo,
die Begriffe „Erledigungsblockade“ bzw. „Erledigungsblockierung“ habe ich zum ersten Mal gelesen. Bislang waren es für mich unerklärbare Blockaden, insbesondere hinsichtlich der Erledigung wichtiger und mehr oder weniger unangenehmer Dinge. Bzw. gibt es auch für die Erledigung ganz harmloser, schnell gemachter und neutraler Dinge Blockaden.

Die Begriffe „Erledigungsblockade“ bzw. „Erledigungsblockierung“ treffen es auf jeden Fall auf den Punkt und insbesondere auch die Erläuterungen im Erstbeitrag von Elementary.

Das ist alles so klar und eindeutig, dass ich mich bei aller Bescheidenheit und unter der gebotenen Zurückhaltung als Neumitglied hier im Forum als GROSSMEISTER der Erledigungsblockaden bezeichnen kann.

Gruß vom Faultier

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Liebes @Faultier,
Du stehst eben auf dem Kopf :+1:

Das schaffe ich, weil mein Partner sonst die Briefe öffnet und mich ständig daran erinnert. Das hat unglaubliches Potenzial zu nerven. Und er leert den Briefkasten, obwohl ich auch täglich dran vorbei komme. Das geht so weit, dass ich auch zu den Zeiten, wenn er nicht da ist den Briefkasten vergesse.

Ich erkläre mir das so, dass ich alle Tätigkeiten, um die ich mich nicht kümmern muss, sofort aus meinem Arbeitsspeicher lösche. Dafür übernehme ich anderes und kann es dann auch besser. Zum Beispiel den Überblick über die Einkäufe behalten.

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Aufschieberitis bzw. Erledigungsblockade kenne ich leider auch nur zu gut. Aktuelle stecke ich wieder in einer ganz großen fest. Für mich habe ich hier Folgendes festgestellt:

  • To-Do Listen helfen mir, um Sachen nicht zu vergessen und sie auch erledigen zu wollen, da ich hier den Wunsch verspüre, die Liste zu verkleinern.

  • Routinen helfen mir im Haushalt. Mittlerweile ist es bei mir z.B. wenn die Kids mal eine Woche bei den Großeltern sind, immer ordentlich. Ich habe mir über viele Wochen angewöhnt, Dinge gleich zu machen. Geschirr gleich in die Spülmaschine und nicht oben drauf parken, Töpfe sofort nach Gebraucht abspülen und dann nicht abtropfen liegen lassen, sondern kurz abtrocknen und zurück in den Schrank. Über das Waschbecken wische ich jeden Abend nach dem Zähneputzen drüber, für die „Grundsauberkeit“ läuft täglich der Saug-Wisch-Roboter und man muss nur noch zwischendurch gründlicher nachputzen, wenn ich den Raum verlasse schaue ich, ob ich etwas in den anderen Raum mitnehmen kann zum Aufräumen etc.

  • Wo ich jedoch große Probleme habe, ist leider in der Arbeit. Ich arbeite weitestgehend alleine, nicht im Team. Ich kenne auch hier den Hyperfokus, wenn ich an etwas spannendem dran sitze… und verfalle in eine Blockade, wenn ich ein Problem auftritt und ich erstmal nicht mehr recht weiter komme, selbst rumtüfteln muss und/oder Kollegen ansprechen und um Unterstützung bitten muss. Oder ich arbeite an Projekt A, schicke hier eine Rückfrage an den Kunden. Ohne die Antwort kann ich nicht weiter arbeiten. Also mache ich mit Projekt B weiter. Wenn die Antwort von A zu lange dauert, bin ich nicht mehr richtig im Thema drin und hasse es, dass ich mich jetzt erstmal wieder erst etwas einarbeiten muss… also schiebe ich es auf… und dann kommt das schlechte gewissen, weil man prokrastiniert und weiß, dass man das nicht dürfte und die Arbeit sich ja auch nicht von alleine erledigt und das Problem. und trotzdem fällt es so schwer und man kann nicht… :frowning:

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Diese Routine habe ich auch antrainiert, Pukki.
Mir fehlt nur noch diese Kneipenwirt-Thresen-Abwisch-Routine, dieses "ganz nebenbei-die Arbeitsplatte, Fensterbank, Waschbecken-Drüberwisch-Aktion, die die gute Hausfrau ganz instinktiv drauf hat.
Das „sehen“ von langsam entstehenden Verschmutzungen.
Und wann gilt etwas als Verschmutzt?
Und ich habe bei diesen Tätigkeiten extreme Missmutigkeit. Fast schon eine persönliche Beleidigung!
Das hält alles auf, bei meinen Superideen, die ich im Kopf habe und verwirklichen will, oder auch nur durchspiele.
Dann kommt Schludrigkeit ins Spiel und ich muss alles doppelt machen. Der Krauftaufwand steht in keinem Verhältnis zum Ergebnis.

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Wenn Du die Probleme, die Du in Deinem Thread sehr bewegend geschildert hast, so toll und weit in den Griff bekommen hast, dass es inzwischen um die Frequenz des Abwischens der Arbeitsplatte geht, kann man Dich nur von Herzen beglückwünschen.

Dann ist es vielleicht auch echt Zeit, sich dafür mal zu feiern und nicht neue Perfektionismusfallen aufzumachen. Die scheinen ein Einfallstor für Blockaden:

So zu lesen hier: http://www.dieergopraxis.ch/tl_files/ergopraxis/dokumente/EB%20Therapie%20fuer%20Betroffene.pdf

„Oft besteht ein ausgeprägter Perfektionismus: „Wenn ich etwas mache, dann richtig!“ und ein Vogel-Strauß-Verhalten: wird es brenzlig, stecken sie den Kopf in den Sand und erstarren. Mit sich alleine zu sein und mit unangenehmen Gefühlen umzugehen, ist für sie äußerst schwierig.“

Jeder leidet auf seine Weise an seinen Baustellen und am Scheitern an eigenen Ansprüchen. Keine Frage. Aber es ist noch niemand komplett im Abseits gelandet oder im Winter unter der Brücke gelandet, weil nur einmal im Monat die Arbeitsplatte abgewischt wird.

Wie es auch ausgehen kann, ist zB hier nachzulesen: http://www.dieergopraxis.ch/tl_files/ergopraxis/dokumente/bundartikel.pdf

«Oft ging ich nicht mehr in die Küche, weil alles so unordentlich und vernachlässigt war. Ein Glück, dass mir meine Schwester zwischendurch half, Ordnung zu schaffen – glücklicherweise, ohne Fragen zu stellen."

Immer wieder tauchen in den Informationsmaterialien oder auch diesem Thread solche guten Geister auf, die in dieser Weise helfen. Vielleicht haben die aber nicht alle Betroffenen. Oder irgendwann nicht mehr. Oder sie sind sogar da, aber die Scham, sie anzusprechen, ist angesichts der gefühlten Absurdität der Situation einfach zu groß.

Vielleicht muss und kann man in Grenzfällen auch noch sein eigener guter Geist sein… und sei es nur, damit man es für andere bleiben oder irgendwann wieder mal werden kann.

Auch hierin fand ich ein Huhn-Ei-Problem - und den Teufelskreis zwischen Blockade (Huhn) und Flucht (Ei, und dann neues Huhn) - gut beschrieben, schon oben verlinkt:

"Ein stark kompensatorisches Verhalten bis hin zu einer Sucht gehört meist zu der Problematik: je nach Neigung „lösen“ Menschen mit Erledigungsblockade das Problem durch abendfüllende Stammtischsitzerei,
Fernseherei, exzessives Surfen im Internet, Sport oder unbegrenzte Überstunden. Danach fallen sie
todmüde ins Bett, verstehen sich selbst, dass sie „jetzt nichts mehr erledigen können - morgen werden
sie es dann endlich tun“. Doch in den nächsten Tagen (die Jahre werden) hält sie immer etwas
„Wichtiges“ vom Ausführen der Vorsätze ab."

Und da ist evtl. gerade das (endlich mal) Nach-Hause-kommen-Gefühl einer Gruppe tückisch, jedenfalls bei entsprechender Disposition. Alle anderen am Stammtisch haben ja offensichtlich auch Zeit, sich den halben Tag auszutauschen… Aber zu sich selbst nach Hause kommen, nimmt eben keiner ab und es lässt sich nicht ohne hohe Kosten aufschieben.

Auf der Website der Ergopraxis findet sich noch ein ganz toller Satz: „Blockaden bestehen aus Gefühlen, weshalb sie am wirksamsten über Gefühle aufgelöst werden.“

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Meine Großmutter hatte immer einen Staublappen in der Kittelschürze. Wo sie entlang ging, wischte sie mit dem Läppchen über die Flächen. Ich bewundere das zutiefst. Allerdings will ich auch nicht in Kittelschürze und Lappen herum laufen :wink:

Für den Haushalt motiviert mich meine Familie. Meine Kinder sollen nicht im Chaos groß werden. Es ist nicht perfekt, aber die Küche wird täglich ordentlich aufgeräumt und alle Flächen abgewischt. Vielleicht hilft es, wenn man dies nicht für andere tut sondern so gut zu sich selbst ist?

Ich ärgere mich, wenn ich meine kreativen Ideen nicht umsetze. Das schleppe ich herum. Das Bild steht auf der Staffelei und guckt mich schmollend an. Deshalb habe ich überlegt, dass die Großmutter in der Kittelschürze alles richtig macht. Und ich habe ein altes Hemd zum Künstleroutfit deklariert, es angezogen und das Bild fertig gestellt.

Auf Arbeit trage ich auch Berufskleidung, mit dem Kleiderwechsel betrete ich eine professionelle Ebene. Ich werde das für mich auch zu Hause etablieren. Ich muss putzen? Also ziehe ich eine coole Putzkluft an, fühle mich wie Schotti und betrete als „Tatortreiniger“ das Badezimmer.

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Mich reizt ja die Anregung, dass jede Verwendung der Worte „Wischen“ und „Lappen“ in diesem Thread ab jetzt zur Folge hat, dem/der nächsten Wohnungslosen, auf die man trifft, 2 Euro zu geben.

Wer keine 2 Euro hat, macht eine Kerze an für alle Leute, die - wie in dem Artikel beschrieben - 2 Meter unsortierte Unterlagen in der Wohnung haben und beim Klingeln zusammenzucken.

Wer auch keine Kerze hat, darf weiterwischen ohne Sprachpolizei. Sollte aber „Kerzen kaufen“ auf die To-do-Liste setzen als Vorsorge für Blackout oder abgestellten Strom.

Aber ich sollte solche gereizte oder reizende Anregungen lassen. Vor mir liegen zwei stramme „Sortier Deinen Kram“-Tage… Wahrscheinlich liegt es daran.

Und trotzdem scheint auch mir die Sonne noch aus dem Arsch, vergleichsweise.

Damit das so bleibt, gehe ich jetzt ans Werk. Mein größter Gegner sind die eigenen Selbstvorwürfe. Bei denen kann man sich ohnehin nur selbst helfen. So scheint es mir.

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Bei mir ist es eher genau das Gegenteil. Für andere, für Besuch zum Beispiel, kann ich recht effizient eine vorzeigbare Ordnung herstellen. Ich weiß auch bei anderen, wie es geht, wo oder womit man anfängt.

Das ist eine beinahe geniale Idee. Ich habe festgestellt, dass bei mir schon die Schuhe einen Riesenunterschied machen. Wenn ich hier in Latschen unterwegs bin, schlurfe ich durch den Tag, ziehe ich mir paar feste Schnürschuhe an, bin ich im Arbeitsmodus. Verrückt, wie man sich selbst überlisten kann.

„Tatortreiniger“ muss ich nicht sein, aber es gibt da den Satz: „Mach dein Zuhause zu deinem eigenen Bed-and-Breakfast“ , weiß nicht mehr, wo ich den herhabe.

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Das war der von mir gemeinte Kern der Aussage. Ich mache auch vieles für andere oder damit ich die Tür weit öffnen kann, wenn Nachbarn klingeln. Ich finde, es ist wichtig, sich selbst Gutes zu tun. Um diese Schwelle zu überwinden kann jeder kleine Dinge einfach umwidmen:

Ich räume mir diese Ecke auf, damit mein Auge einen ruhigen Ort findet und ich entspannt hier sitze und gemütlich ein Käffchen trinke (und nicht: Ich MUSS die Ecke aufräumen, weil nachher jemand zu Besuch kommt)

Das bringt es am besten auf den Punkt.

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ja, dieses Umwidmen… ich weiß das ja eigentlich… aber es ist nicht so einfach… ich habe jetzt einen Jagdrevier gegründet, das hilft auch schon… ich gehe also auf die Pirsch nach Staubmäusen, Papiertigern, Waschbären - mal sehen, was es sonst noch für Getier hier gibt…

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Liebe @Seven
Das ist cool, yeah DEN Jagdschein mach ich auch!

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Ich erinnere mich an eine (von vielen) Situation, damals, in meiner ersten eigenen Wohnung. Das Badezimmer konnte ich seit Wochen nicht mehr putzen, weil ich es nicht fertig gebracht habe, meine Wäsche zu waschen und weil ich es ebenfalls nicht fertig gebracht hatte, einen Wäschekorb zu kaufen,- war die Wäsche auf dem Boden im Badezimmer verteilt, die sich recht schnell nicht mehr nur auf einem Haufen befand, sondern sich in der kompletten Wohnung verteilt hatte.
Diese konnte ich ebenfalls nicht mehr sauber halten, da sich die benötigten Lappen irgendwo zerknüllt und schmutzig im Badzimmer befanden und der fehlende Wäschekorb sich wie eine Schranke in meinem Kopf aufgestellt hatte, sodass mir der Haushalt komplett entglitten ist.

Kannte ich von mir, war mir auch egal dann - ich war viel feiern, jedes Wochenende unterwegs, meine Freunde waren eh genauso chaotisch wie ich, laute Musik übertönt auch viel und das war ich halt. Das Chaos, die Unordnung, schon immer.

Wenn es an der Tür geklingelt hat, habe ich niemanden Aufgemacht. Rein konnte nur, wer selber Chaot und es vorher telefonisch angekündigt hatte - und dann rief mich irgendwann mal meine Mutter an, die tierisch dringend Pipi musste und sagte, ich solle sie reinlassen.

Ich habe mich so geschämt, für meine Abwehr-Versuche und mein „bitte bitte… kannst du nicht einfach zur Tankstelle gehen“. Und dieser entsetzte Blick… Das sind die Gefühle, von Scham, von Schuld und Wut auf mich selber… das sind Gefühle, die ich auch heute noch ganz tief in meinem Herzen trage, die mich manchmal - nicht mehr in diesem Bereich - aber in vielen anderen - blockieren.

Wut ist übrigens immer noch mein größter Antreiber, ich raste grundsätzlich in irgendeiner Form aus, bevor ich es fertig bringe, aufgelaufene Tätigkeiten zu erledigen.
Sei es, dass ich Explodiere oder mich mit Essen betäube.
Das kann dann zum Beispiel das Auto sein, dass ich mich nicht traue zur Werkstatt zu bringen, weil ich es nicht hinbekomme, den ganzen Dreck und Müll, den ich seit Monaten mit mir herumfahre, zu beseitigen. (ja, ich fahre mit verschimmelten Bananenschalen durch die Gegend) Und weil ich mich so schäme,- sind das Verabredungen, die ich nicht einhalten kann, weil ich fahren soll.
Und weil ich nicht fahren kann, und deswegen eine Verabredung sausen lasse (wegen lächerlichen Bananenschalen) melde ich mich einfach gar nicht mehr. Und weil ich dann irgendwann so wütend auf mich selber bin, bekomme ich einen Wutanfall, spätestens wenn so an die 15 anderen lächerlichen „ich schaffe das einfach nicht“ Nebenschauplätze anfallen - Und dann mache ich doch das scheiß Auto sauber, statt mich um die anderen 15 Dinge zu kümmern.

Und die nagen…

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