Das ist bei mir auch so ähnlich, ich mache ja tatsächlich auch Bauleitung und organisiere Großbaustellen, erstelle Terminpläne und laufe den Leuten hinterher, damit sie eingehalten werden.
Das ist alles kein Widerspruch für mein Gehirn zu der Tatsache, das ich es in den fünf Jahren, seit ich umgezogen bin nicht geschafft habe meinen Parkausweis zu beantragen, damit ich vor dem Haus parken kann und mich jeden Tag darüber ärgere, das ich zehn Minuten entfernt außerhalb der Zone als Anwohner parken muss.
Einmal ist bei meiner Dusche der Drehknauf abgebrochen und ich hab ein halbes Jahr eine Rohrzange benutzt, um das Wasser beim Duschen auf zu drehen.
Fragt erst gar nicht, wie oft ich meinen Führerschein angefangen habe.
Ich glaube aber es liegt daran, dass ich für meine Arbeit keine Belohnung erwarte, neurologisch gesprochen. Da erfülle ich einfach eine Pflicht und das scheint nichts mit Erfahrungen zu tun zu haben, vielleicht ist das eher Erziehung. Ich weis einfach, das ich meine Arbeit erledigen muss, da überlege ich nicht, ob es den Aufwand wert ist weil es eben meine Arbeit ist. Muss ja 
Bei ADHS soll ja etwas mit dem Belohnungssystem grundlegend gestört sein und aufgeschobene Belohnungen deswegen ein großes Problem sein, wenn man also eben nicht sofort nach der Arbeit sein Erfolgsgefühl bekommt.
Ich denke, das hat etwas mit dem schlechten Arbeitsgedächtnis zu tun.
Ich erkläre mir das so:
Man stelle sich vor, da liegt ein Stück Schokolade auf dem Tisch, wir laufen daran vorbei und sehen es.
Wir erinnern uns, dass Schokolade Essen ein gutes Gefühl gemacht in der Vergangenheit, das heißt, wir haben dafür in der Vergangenheit eine bestimmte Menge Serotonin im Gehirn ausgeschüttet bekommen und das lieben wir, denn dann fühlen wir uns gut 
Serotonin ist sozusagen unser Lohn.
Aber dann berechnen wir zu erst, was uns das „kosten“ würde die Schokolade zu essen, also wie anstrengend, zeitintensiv, kompliziert, ich nenn das mal wie viel Aufwand es unserem Körper macht. Denn Aufwand erledigt kein Körperteil umsonst und Energie kostet auch, das müssen wir alles bezahlen und die Währung dafür ist Dopamin, das ist die nötige Motivation.
Wir überlegen uns also einen Plan, ein Schritt nach rechts, rechten Arm ausstrecken, Hand schließen und so weiter; bis eine Blaupause steht.
Dann geht es an die Kostenschätzung, wir holen aus dem Gedächtnis alte Dopamin-Rechnungen von den eingeplanten Körperteilen von abgeschlossenen Aktionen hervor und schauen nach, was das damals gekostet hat, schätzen danach die Teilleistungen, die Arme werden wahrscheinlich so viel Dopamin verlangen, die Beine bekommen so viel, dann ist da aber noch die Inflation die drauf schlägt (wir sind aktuell ein bisschen müde) und so weiter…
Am Ende haben wir einen Preis, so viel Dopamin brauchen wir für die Aktion, dann können wir die Körperteile dafür bezahlen.
Aber halt: In einer Akte einer ähnlichen Aktion finden sich weitere Rechnungen! Wir mussten damals lange nach der Aktion nachzahlen, weil die Schokolade uns gar nicht gehört hat und wir eine neue kaufen mussten. Außerdem ist vermerkt, das Schokolade ungesund ist und das könnte in Zukunft noch sehr viel mehr kosten verursachen.
Das müssen wir auf jeden Fall berücksichtigen und die Langzeitkosten auch mit einberechnen.
Wir sammeln also alle diese Informationen und berechnen die zu erwartenden Gesamtkosten, dann wissen wir, wie viel Dopamin wir brauchen werden.
Dann verrechnen wir das mit der Erinnerung an den Lohn, den wir dafür erwarten in der Währung Serotonin.
Der Aufwand die Schokolade zu essen ist moderat eingeschätzt und kostet nicht so viel Dopamin, dafür erwarten wir relativ viel Serotonin, könnte also klappen.
Aber halt: Die Langzeitkosten! Die Schokolade ist ungesund und gehört uns ja gar nicht. Und eigentlich haben wir ja auch keine Zeit dafür, wir sind gerade mitten in einer anderen Aktion.
Also: Plan abbrechen, das rechnet sich nicht, gehen wir einfach weiter und fahren mit der eigentlich geplanten Aktion fort.
Jetzt hat man aber ADHS und ein Gedächtnis, das total durcheinander ist.
Wir finden die Langzeitkosten nicht, weil sie nicht in den Akten der Aktionen abgelegt sind, nur die unmittelbaren Kosten.
Also: Schokolade wird gegessen, gutes Gefühl. Steckt man noch in die Akte der Aktion, dann verschwindet sie aber unter einem Haufen mit vielen anderen Informationen.
Die Rechnungen, die später kommen wegen der Gesundheit und weil man die Schokolade von jemanden anderen gegessen hat, wird einfach auf den Haufen geschmissen, fühlt sich zwar dann schlecht an, aber man weis nicht warum.
Genauso wenn es Folgebelohnungen gibt: Wenn wir nicht sofort bezahlt werden für eine Aktion, dann ist die Akte schon im Haufen verschwunden und wenn das Serotonin dann endlich eintrudelt, wird die Erinnerung daran einfach auf den Haufen geschmissen und nicht der Aktion zugeordnet. Deswegen nicht in zukünftigen Kostenberechnungen berücksichtigt.
Daraus folgt eben dann die Impulsivität, die Unfähigkeit Belohnungen auf zu schieben und viele andere Probleme.
Wir verbinden mit ADHS Belohnungen oder negative Folgen die nicht unmittelbar erfolgen nicht mehr mit den Aktionen, die sie auslösen, weil die Erinnerungen daran dann schon geschlossen sind und nicht mehr damit verknüpft werden können.
Wir können uns dann zwar daran erinnern, aber uns fehlt die Verbindung von Ursache und Konsequenz.
Deswegen muss immer alles sofort passieren und abgeschlossen sein oder es bringt uns praktisch nichts.
Deswegen sind wir oft unmotiviert, wenn die Belohnung nicht sofort ersichtlich oder kompliziert ist und neigen zu Extremen: Ganz oder gar nicht. Sofort oder es bringt nichts, schwarz und weiß, dazwischen ist nichts.
Hyperfokus oder es passiert niemals.
So erkläre ich mir das jedenfalls 