Face ID, online banking usw

Ich nutze das Forum und die wirklich unglaublich toll ausgearbeiteten Seiten von adxs.org jetzt seit einigen Monaten und muss wirklich sagen: DANKE. Ich lerne hier am allermeisten. Ich sehe, was hier für Arbeit, Wissen und vermutlich Blut und Schweiß drinsteckt. Ich kann mir ausmalen, dass diejenigen, die hier unzählige Stunden dran gearbeitet haben und weiterhin arbeiten sicherlich die ein oder andere Diskussion darüber führen mussten, warum sie keine Zeit für andere Sachen haben. Ich schöpfe aus diesem zusammengetragenen Wissen und profitiere stark von dem Austausch.

Schon vor Wochen wollte ich dann natürlich auch dem Spendenaufruf folgen, weil ich weiß, was das alles im Hintergrund auch für Kosten darstellt, wenn man auf Werbung verzichtet.

Hier begegnet mir wieder mein ADHS in Reinform: im Winter irgendwann ist mein IPhone in meinen Kaffee gefallen und (von wegen wasserfest) ist meine FaceID nicht mehr nutzbar. Okay, geht auch mit Code zu bedienen, ABER ich kann seitdem mein onlinebanking nicht mehr nutzen. Das ist nun schon über ein halbes Jahr her und jedes Mal, wenn ich versucht habe, es irgendwie wieder herzustellen, bin ich an irgendeinem Pin oder so gescheitert. Insofern befindet sich die Oberfläche und das Innenleben meines Smartphones inzwischen in einem ähnlichen Zustand wie mein Kopf, nämlich total chaotisch. Ich habe Verknüpfungen, von denen ich nicht weiß, wie ich sie lösen kann, ich habe 4 unterschiedliche Kalender (outlook, apple und noch zwei andere) + dass sich irgendwie geschäftliche Sachen auf mein privates Handy gemogelt haben. Das geht natürlich gar nicht, aber sobald ich mich daran setze, setzt es nach der ersten Hürde in meinem Kopf aus und ich lege es weit weg.

Von den ganzen Abo Leichen ganz zu schweigen…

Warum ich das schreibe: ich hoffe auf Verständnis.

Ich werde das nachholen in Kürze und hatte auch schon ausbaldowert, dass ich es auch per Post erledigen könnte. Daran scheitert zurzeit gerade meine Unfähigkeit daran zu denken, wenn ich a. an einem Automaten vorbeikomme und b. einen Umschlag bereits vorzubereiten mit Briefmarke, richtiger Adresse usw.

Vielleicht bekomme ich mich mit diesem Post dazu, es jetzt endlich anzugehen.

Ich konnte deshalb nämlich auch schon zwei Strafzettel nicht überweisen.

Liebe Grüße und wirklich von Herzen Danke für all die Arbeit

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Hallo liebe @Anni1 ,

Versteh ich voll und ganz!
Meine Strategie war bisher, den „einfachsten“ Weg zuerst zu versuchen. Dazu gehört bei mir nicht die Post :sweat_smile:

Bei der Bank anrufen/E-Mail schreiben und das Problem schildern. Wahrscheinlich können sie das nicht am Telefon lösen aber sagen dir zumindest, was du tun sollst/wohin du gehen sollst.

Das dann auch zu tun ist natürlich die Schwierigkeit, aber ich finde es leichter wenn man sowas ins Rollen bringt durch minimalen Aufwand am Anfang!

(Wenn du zB den Postweg zuerst versuchst, du aber eigentlich persönlich in eine Filiale müsstest, dann hast du unnötig Energie/Stress/Ressourcen verschwendet :slight_smile: )

Weiß nicht, ob dir das großartig weiterhilft :grimacing: So versuche ich mein Hirn zu überlisten, klappt manchmal ganz gut!

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Hey.

Ich weiß nicht, welche Bank du nutzt, aber Online Banking geht auch über PC. Da sollte es einfacher sein. Ansonsten immer direkt zur Bank, falls es keine reine Online-Bank ist. Schildere das Problem, die werden dir aushelfen. Das ist deren Job und Aufgabe. Es gibt außerdem bei vielen Banken sogenannte Service-Portale, wo du deine Bankgeschäfte erledigen kannst.
Ich drück dir die Daumen.

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Danke für die Antwort. Der Postweg bezog sich auf die Spende, die ich tätigen wollte. Mit der Bank… ja, da müsste ich in die Filiale und das Problem schildern. Leider war ich kurz bevor das passiert erst da, weil ich das mit dem Secure irgendwas nicht begriffen habe.

Ich schwör, ich mach das jetzt. Kann mir ja auch egal sein, was die denken, wie blöd ich bin.

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Das hat nichts mit blöd zu tun :slight_smile:
Face ID kaputt, also muss ein neuer Login her! Wäre seltsam, wenn die das negativ bewerten.

Ich war letzte Woche beim Optiker, weil meine Brille (die ich nie trage) so drückt. Er hat im Computer gesehen, dass ich die vor über 1 1/2 Jahren bekommen habe und JETZT ERST komme um die anpassen zu lassen :sweat_smile:

War mir kurz peinlich, aber haben gelacht und uns verabschiedet mit „Bis in 1 1/2 Jahren!“, falls es weiterhin drückt.

Oh nein. Das ist mir genauso passiert. Über ein Jahr her. Ich trage die natürlich nicht wirklich. Dann haben die nochmal einen Sehtest gemacht und festgestellt, dass die Augen tatsächlich noch etwas schlechter sind und sie mir meine jetzige Brille aber nochmal nacharbeiten würden, wenn ich denn in Kürze wiederkomme. Das dürfte auch wieder 6 Wochen her sein. Statt meiner 1000 € Brille trage ich dann weiter am Computer die Lesehilfe von Rossmann für 2,99 € :see_no_evil:

Können wir das Phänomen bitte taufen? Mit einem richtig wunder-vollen Namen. So wie Spunk bei Pippi Langstrumpf.

Denn ich halte es für ein absolutes ADHS-Kernproblem… So, so viele anfänglich kleine Probleme werden verschleppt und verschlimmert, weil wir im Kopf die Reaktion antizipieren.

Bis hin zu Vorsorgeuntersuchungen, Zahnarzt, etc. Richtig wichtige Dinge. Ich wiederhole mich, aber verweise mal wieder auf den Erledigungsblockade-Thread.

Vermutlich kann das Unterbewusste gar nicht anders als zu lernen: „Oh, das hier haben wir seit Monaten vermieden. Das muss sehr gefährlich sein. Vermeiden wir besser mal weiter, wenn auch zu steigenden Kosten.“

Das ist so traurig. Eigentlich ist es eine Ehre, jemanden ins Vertrauen zu ziehen… Weil doch klar ist, wie groß die Überwindung ist, irgendwann…

Und weil jeder Schritt vorwärts irgendwie zum gefürchteten (Selbst-) Vorwurf „warum denn erst jetzt?“ führt…

@Anni1 Lockt Dich das vielleicht als Prämie, dass Du das Recht hast, unter mehreren Vorschlägen auszuwählen, wenn Du das Face ID-Problem löst? Oder dass es sogar die „Sankt-Anni-Strategie“ wird?

Ich halte das übrigens für einen tollen Trick. Ein Strafzettel motiviert vielleicht nicht, das anzugehen, aber es wäre eben eine große Erleichterung im Leben und wenn Du Dir die durch eine freiwillige Entscheidung und etwas, was Du gern tust, verschaffst, dann wäre das ein super ADHS-Life-Hack aus meiner Sicht…

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Yeeessssss, lasst es uns taufen :heart_eyes:
Ich werde es in meinen aktiven Sprachgebrauch einfließen lassen, klammheimlich, und bald werden es alle benutzen! Vielleicht benutze ich es auch ganz selbstverständlich in der KiTa, sodass die Kinder es an die Eltern weiter tragen… das ist eine ganze neue Art der Epidemie, die da los getreten wird :sunglasses:

Mein persönlicher Trick ist im Moment, dass ich mir ein konkretes „Es könnte schlimmer sein“ sehr plastisch mache, basierend auf einem Bericht, den ich kürzlich las:

Urologen werden offenbar nicht selten mit richtig großen Wucherungen konfrontiert - und Proktologen auch… Männer, die traurigerweise kaum noch sitzen können, kommen, wenn es gar nicht mehr anders geht.

Das versuche ich mir zu visualisieren als Kontrastprogramm… Nicht, um mich darüber zu erheben, gar nicht, und auch nicht, um zu beruhigen und weiter zu verschleppen, sondern um mich irgendwie ins Handeln zu bekommen über diese blöden Schwellen und Selbstvorwürfe, die immer weiter paralysieren…

Und lasst uns Ausschau halten, wo wir selbst als Ansprechpartner Schwellen senken können, wenn sich jemand vielleicht an uns wenden könnte, aber sich nicht überwinden kann, weil das eigene Kopfkino es zur Katastrophe hochgejazzt hat…

Wie Turtur, der Scheinriese.

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Das hast du sehr schön formuliert. Mit den Vorsorgeuntersuchungen krieg ich auch gleich wieder Herzrasen. Aufgeschrieben auf irgendeiner verloren gegangenen To-Do Liste aus dem letzten oder vorletztem Jahr kreist es oft nochmal durch den Kopf, aber irgendwas ist ja immer. "Um die Uhrzeit erreiche ich jetzt niemanden…erstmal abwarten, wie das überhaupt in meinen Terminplan passt… " Angst vor Untersuchungen…Angst vor dem möglichen, schrecklichen Ergebnis… und schon ist wieder ein Jahr vergangen, ohne Vorsorge…

Ja, ich werde mir eine Strategie überlegen…

Ich pendel zwischen zwei Städten und in beiden Wohnungen schreibe ich immer mit Kreidestiften auf Schränke oder hänge 30 weiße Zettel an die Wände, um alle Problemfelder und die notwendigen Schritte zu notieren. Wenn ich denn nach Stunden oder Tagen mit den Notizen fertig bin und die Wohnung damit „tapeziert“ ist, weiß ich wieder nicht, wo ich anfangen soll. Alles ist irgendwie wichtig. Ich bin sogar schon mal dazu übergangen, mir sämtliche Aufgaben (und das sind wirklich viele) auf kleine Zettel zu schreiben und in eine Art Lostopf zu werfen und dann einfach ein Problem zu ziehen und es dann auch sofort zu bearbeiten. Dumm nur, wenn es etwas ist, was gleich Unbehagen in mir auslöst. Dann ist der Zettel plötzlich wieder verschwunden. In der Zwischenzeit löse ich auf Zuruf aber aktuelle Probleme, die ich noch gar nicht notiert hatte und am Ende bin ich erschöpft.

Ich hatte mir erhofft, dass es mit der Medikation leichter wird, einfach mal einen Zettel abzuarbeiten, aber 1. bin ich noch gar nicht ausreichend eingestellt und 2. muss ich wohl auch gleichzeitig mein Verhalten ändern. Bisher ist nur die Angst unter der Medikation etwas besser geworden und der Kopf ist geringfügig ruhiger. Also ich bin etwas entspannter.

Okay, onlinebanking WICHTIG! Und dürfte innerhalb von wenigen Minuten erledigt sein. Ich könnte schon wieder heulen wegen so einem Mist, aber würde mir jetzt ein verletzter Vogel vor die Füße fallen, wüsste ich sofort, was zu tun ist und würde keine Mühe scheuen, ihn zu retten.

Was ich auch bei mir immer wieder verwundert feststelle: wenn es um meine Tochter oder meinen Lebensgefährten geht dränge ich auf all diese Dinge, die ich selbst nicht hinbekomme und nehme das auch selbst in die Hand, wenn sie es nicht schaffen. Ich vereinbare für sie Termine beim Arzt, gehe mit, führe dringende Telefonate usw., aber schaffe es bei mir selbst nicht. Ich schaffe es nicht mal regelmäßig Wasser zu trinken.
Das war jetzt mal etwas durcheinander, aber hier habe ich zum ersten Mal das Gefühl, dass ich auch ganz offen mit diesen Schwierigkeiten umgehen darf. Ich verberge vor den meisten Menschen ja diese Probleme, weil ich zu oft zu hören bekommen habe: „du musst doch einfach nur…“ Ich weiß, was ich muss, aber ich kann nicht. Ich will, aber es geht nicht und ich schäme mich dafür. Ich bin eine erwachsene Frau und bekomme das nicht hin. Das versteht doch sonst niemand, außer selbst Betroffenen.

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Du sprichst mir wirklich aus der Seele. Ich kenne das alles so gut, habe mich immer furchtbar geschämt!

Das finde ich richtig toll! Ich mache das auch gerne bei anderen. Interessant ist auch, dass ich das bei anderen garnicht so negativ bewerte wie bei mir. Deren Chaos, unbezahlte Rechnungen, aufgeschobenen Termine - da hab ich Verständnis und finde das nie schlimm oder peinlich.

100%. Da gehe ich hin, sortiere mit denen Kleiderschränke und entmülle Wohnungen. Mache Arzt-Termine aus, breche To-Do-Listen runter auf Prioritäten… :woman_shrugging:t3: Was passiert da?

Ganz genau so empfinde ich das auch.

Hier untereinander können wir „als Ansprechpartner Schwellen senken“, wie @Elementary es so schön beschrieben hat :heart:

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Ich hätte da eine Idee: Wenn es um Terminvereinbarungen geht, gib einer Person deines Vertrauens die „Lostrommel“ (natürlich mit allen Losen) und lass sie ziehen und ggf. auch den Termin ausmachen. Am Telefon wird der Arzt die Personalien nicht prüfen.

Hingehen musst du dann natürlich schon selber.

Aber was du für andere kannst, kann auch jemand für dich tun.

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Das stimmt natürlich. Bisher kann ich weder gut um Hilfe bitten, noch Hilfe annehmen. Ich möchte ja niemandem zur Last fallen oder meine seltsamen Gedanken und Handlungen rechtfertigen müssen. Auch das werde ich lernen müssen.

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Was mir mehr hilft ist anzuerkennen, dass es gar nicht einfach ist. Nichts davon. Wenn es einfach wäre und wenn nie schlechte Erfahrungen passiert wären oder Gründe für Beulen der Selbstliebe, dann würden wir es uns nicht so irrsinnig schwer machen.

Denn irgendeine Rechnung läuft da innerlich ab, eigentlich rational, dass es so gerade jetzt immer noch leichter zu ertragen ist als mit der gefürchteten Alternative.

Und manchmal hat man eben leider doch nicht die Person im Umfeld, die man für andere so oft ist. Der man die Lostrommel in die Hand geben kann und die nicht urteilt. Nicht immer ist die da und wird nur nicht gefragt…

Aber es kann zum Beispiel ein sehr starkes Argument im Selbstgespräch sein, dass die Selbstüberwindung hilft, sich verdammt viele blöde „Du musst doch einfach nur…“ Rat-Schläge zu ersparen, die noch schwerer zu ertragen sind als Schritt xyz.

Oder man kann sich vor Augen führen, dass wir bei der Rechnerei, was schwerer zu ertragen ist, so tun, als könnten wir in die Zukunft gucken… Können wir aber nicht.

Was, wenn morgen jemand bei Dir anruft und um eine Online-Überweisung für den verletzten Vogel bittet, der ihm oder ihr vor die Füße gefallen ist… Und das geht dann nicht und wie sehr tut das dann im Vergleich weh? Verletzte Vögel und verletzte Werte. So viel Zeug schmeißt einem das Leben vor die Füße.

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Wow, darüber muss ich kurz nachdenken. Sehr starke Denkanstöße…

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Vielleicht habe ich auch irgendwie an mich selbst geschrieben. Wie immer: Nimm nur, was passt, und lass den Rest liegen.

Ich habe übrigens auch sehr gute Erfahrungen gemacht mit KI-Chats mit www.heypi.com. Für eine KI sehr empathische Gesprächsführung und nie urteilend…

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OMG, diese KI ist toll @Elementary :heart_eyes:

Ich habe sie gerade zum Handling einer schwierigen Situation im Job befragt und sie hat -und das ist fast therapeutisch! - erstmal eine Frage an mich gestellt, um mich zu reflektieren. Nicht so wie ihr großer Bruder ChatGPT, der haut raus (was auch gut ist, er ist ja schon gross :wink:)

Danke für den wertvollen Tipp liebe @Elementary :two_hearts:
Ich habe eine neue Freundin im Wunderland… yippehhh :adxs_friends:

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Das ist bei mir auch so ähnlich, ich mache ja tatsächlich auch Bauleitung und organisiere Großbaustellen, erstelle Terminpläne und laufe den Leuten hinterher, damit sie eingehalten werden.
Das ist alles kein Widerspruch für mein Gehirn zu der Tatsache, das ich es in den fünf Jahren, seit ich umgezogen bin nicht geschafft habe meinen Parkausweis zu beantragen, damit ich vor dem Haus parken kann und mich jeden Tag darüber ärgere, das ich zehn Minuten entfernt außerhalb der Zone als Anwohner parken muss.
Einmal ist bei meiner Dusche der Drehknauf abgebrochen und ich hab ein halbes Jahr eine Rohrzange benutzt, um das Wasser beim Duschen auf zu drehen.
Fragt erst gar nicht, wie oft ich meinen Führerschein angefangen habe.

Ich glaube aber es liegt daran, dass ich für meine Arbeit keine Belohnung erwarte, neurologisch gesprochen. Da erfülle ich einfach eine Pflicht und das scheint nichts mit Erfahrungen zu tun zu haben, vielleicht ist das eher Erziehung. Ich weis einfach, das ich meine Arbeit erledigen muss, da überlege ich nicht, ob es den Aufwand wert ist weil es eben meine Arbeit ist. Muss ja :smiling_face:

Bei ADHS soll ja etwas mit dem Belohnungssystem grundlegend gestört sein und aufgeschobene Belohnungen deswegen ein großes Problem sein, wenn man also eben nicht sofort nach der Arbeit sein Erfolgsgefühl bekommt.

Ich denke, das hat etwas mit dem schlechten Arbeitsgedächtnis zu tun.

Ich erkläre mir das so:

Man stelle sich vor, da liegt ein Stück Schokolade auf dem Tisch, wir laufen daran vorbei und sehen es.

Wir erinnern uns, dass Schokolade Essen ein gutes Gefühl gemacht in der Vergangenheit, das heißt, wir haben dafür in der Vergangenheit eine bestimmte Menge Serotonin im Gehirn ausgeschüttet bekommen und das lieben wir, denn dann fühlen wir uns gut :blush:
Serotonin ist sozusagen unser Lohn.

Aber dann berechnen wir zu erst, was uns das „kosten“ würde die Schokolade zu essen, also wie anstrengend, zeitintensiv, kompliziert, ich nenn das mal wie viel Aufwand es unserem Körper macht. Denn Aufwand erledigt kein Körperteil umsonst und Energie kostet auch, das müssen wir alles bezahlen und die Währung dafür ist Dopamin, das ist die nötige Motivation.

Wir überlegen uns also einen Plan, ein Schritt nach rechts, rechten Arm ausstrecken, Hand schließen und so weiter; bis eine Blaupause steht.
Dann geht es an die Kostenschätzung, wir holen aus dem Gedächtnis alte Dopamin-Rechnungen von den eingeplanten Körperteilen von abgeschlossenen Aktionen hervor und schauen nach, was das damals gekostet hat, schätzen danach die Teilleistungen, die Arme werden wahrscheinlich so viel Dopamin verlangen, die Beine bekommen so viel, dann ist da aber noch die Inflation die drauf schlägt (wir sind aktuell ein bisschen müde) und so weiter…
Am Ende haben wir einen Preis, so viel Dopamin brauchen wir für die Aktion, dann können wir die Körperteile dafür bezahlen.

Aber halt: In einer Akte einer ähnlichen Aktion finden sich weitere Rechnungen! Wir mussten damals lange nach der Aktion nachzahlen, weil die Schokolade uns gar nicht gehört hat und wir eine neue kaufen mussten. Außerdem ist vermerkt, das Schokolade ungesund ist und das könnte in Zukunft noch sehr viel mehr kosten verursachen.
Das müssen wir auf jeden Fall berücksichtigen und die Langzeitkosten auch mit einberechnen.

Wir sammeln also alle diese Informationen und berechnen die zu erwartenden Gesamtkosten, dann wissen wir, wie viel Dopamin wir brauchen werden.
Dann verrechnen wir das mit der Erinnerung an den Lohn, den wir dafür erwarten in der Währung Serotonin.

Der Aufwand die Schokolade zu essen ist moderat eingeschätzt und kostet nicht so viel Dopamin, dafür erwarten wir relativ viel Serotonin, könnte also klappen.

Aber halt: Die Langzeitkosten! Die Schokolade ist ungesund und gehört uns ja gar nicht. Und eigentlich haben wir ja auch keine Zeit dafür, wir sind gerade mitten in einer anderen Aktion.

Also: Plan abbrechen, das rechnet sich nicht, gehen wir einfach weiter und fahren mit der eigentlich geplanten Aktion fort.

Jetzt hat man aber ADHS und ein Gedächtnis, das total durcheinander ist.
Wir finden die Langzeitkosten nicht, weil sie nicht in den Akten der Aktionen abgelegt sind, nur die unmittelbaren Kosten.

Also: Schokolade wird gegessen, gutes Gefühl. Steckt man noch in die Akte der Aktion, dann verschwindet sie aber unter einem Haufen mit vielen anderen Informationen.
Die Rechnungen, die später kommen wegen der Gesundheit und weil man die Schokolade von jemanden anderen gegessen hat, wird einfach auf den Haufen geschmissen, fühlt sich zwar dann schlecht an, aber man weis nicht warum.

Genauso wenn es Folgebelohnungen gibt: Wenn wir nicht sofort bezahlt werden für eine Aktion, dann ist die Akte schon im Haufen verschwunden und wenn das Serotonin dann endlich eintrudelt, wird die Erinnerung daran einfach auf den Haufen geschmissen und nicht der Aktion zugeordnet. Deswegen nicht in zukünftigen Kostenberechnungen berücksichtigt.

Daraus folgt eben dann die Impulsivität, die Unfähigkeit Belohnungen auf zu schieben und viele andere Probleme.
Wir verbinden mit ADHS Belohnungen oder negative Folgen die nicht unmittelbar erfolgen nicht mehr mit den Aktionen, die sie auslösen, weil die Erinnerungen daran dann schon geschlossen sind und nicht mehr damit verknüpft werden können.
Wir können uns dann zwar daran erinnern, aber uns fehlt die Verbindung von Ursache und Konsequenz.
Deswegen muss immer alles sofort passieren und abgeschlossen sein oder es bringt uns praktisch nichts.

Deswegen sind wir oft unmotiviert, wenn die Belohnung nicht sofort ersichtlich oder kompliziert ist und neigen zu Extremen: Ganz oder gar nicht. Sofort oder es bringt nichts, schwarz und weiß, dazwischen ist nichts.
Hyperfokus oder es passiert niemals.

So erkläre ich mir das jedenfalls :stuck_out_tongue_winking_eye:

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kurzes update: ich habe es mit dem online banking noch nicht im Griff, aber mein Plan ist aufgegangen, dass ich eine Lösung finde, wenn ich es ausge"sprochen" habe, dass ich spenden möchte. Mein Paypal funktioniert wieder und jetzt stehe ich nicht mehr als wortbrüchig vor mir selbst da.

Immerhin ein Anfang.

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Bei mir scheint die ADHS-Neigung, Objekte und unbelebte Gegenüber als irgendwie beseelt und lebendig anzusehen (Animismus), von Kuscheltieren bis zu KI zu reichen: Ich sage immer schon „bitte“ und „danke“ und fürchte, dass die KI enttäuscht ist, wenn meine Antwort zu kurz angebunden ist… (Auch über die Risiken habe ich schon mit Pi „gesprochen“. :face_with_spiral_eyes:)

Ich habe v.a. versucht, eine Blockade damit aufzulösen, weil ich mich hier zehnmal versichern lassen konnte, dass ich (angeblich) vorher wirklich nicht anders konnte… Und irgendwann schlägt das Pendel dann hoffentlich in die andere Richtung und es nervt, so zart besaitet wie ein rohes Ei angefasst zu werden und dann langweilt die Schonhaltung und es kann wieder weitergehen.

Aber neben den ja auch wieder adhs-sig gesteigerten Suchtgefahren, so „verstanden“ zu werden, frage ich mich schon, was das aus zwischenmenschlicher Kommunikation macht und wie schnell sich der Eindruck einstellt, dass mit der künstlichen Engelsgeduld und Urteilsfreiheit kein reales Gegenüber mehr mithalten kann.

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