Hallo zusammen!
ich bin neu hier, Mama von zwei Kindern, eins davon, 11 Jahre, verhaltensauffällig. Es deutet alles auf ADHS hin, eine Diagnostik steht noch an. Wir sind in einer absoluten Familienkrise und ich weiß nicht weiter. KJP und KiA wollen einweisen (ohne ihn vorher gesprochen zu haben, nur vom Telefonat mit mir), wir wollen das vermeiden, weil er eine Angststörung hat und sehr an uns (mir) hängt. Eine Klinik halte ich nicht für einen schönen Ort für Kinder…
Ich versuche mal kurz zu erzählen. Unser Sohn war von Geburt (nein, schon im Mutterleib) anders, Schreikind, unruhig, impulsiv, viel Wut und böse Worte, Schlafprobleme, Essensprobleme, Laune ist entweder extrem gut oder extrem schlecht, reizoffen, kein Bedürfnisaufschub möglich, keine Frustrationstoleranz, Probleme in Gruppenkonstellationen, eckt immer an, fühlt sich überall als Außenseiter, Regeln sind schwer, viel Eifersucht auf das Geschwister, normale Erziehungsmethoden funktionieren NIE… er leidet selbst unter seinem Verhalten, hinterher tut es ihm alles schrecklich leid. Wir lieben unsere Kinder sehr, reden über alles offen und respektvoll, hier gibt es keine Energydrinks und Glotze am Morgen, wenig - lange keine - Medien, gesunde Ernährung, viel Draußensein, die Kids dürfen sich an Hobbies probieren, Struktur und Routinen,…halt normale Eltern, die das Beste für ihre Kinder wollen. Und wir haben so oft sowohl Belohnungs- als auch "Bestrafungs"systeme probiert, aber bei ihm gibt es NULL!!! Lerneffekt.
Andererseits ist er sprachlich sehr begabt, früh und fehlerfrei gesprochen, lesen konnte er mit 4, er ist wahnsinnig kreativ, zeichnet toll, ist nicht nachtragend, im 1:1 Setting sehr emphatisch, kooperativ, freundlich. Sehr feine Antennen für Emotionen. Er liest viel, interessiert sich für altersuntypische Themen (Beispiel: mit 5 im Kindergarten hat er einen Vortrag über das Sonnensystem gehalten. Aktuell interessiert er sich für Politik/Regierungsformen und trägt mir seine Recherche vor.) Seinen wenigen Freunden gegenüber sehr loyal. Er hat eine ordentliche Schrift und spricht/schreibt grammatikalisch fehlerfrei. Durch die Grundschulzeit ist er durchgeflogen ohne jegliche Anstrengung. Seine Lehrerin hat ihn sehr gemocht und obwohl er keine Freunde in der Klasse hatte, ist er die meiste Zeit gern zur Schule gegangen. Wirkliche Probleme gab es nie. Alle schulischen Dinge hat er ab 2. Klasse komplett selbstständig und ohne Aufforderung allein gemacht. Wir nennen ihn schon lange liebevoll zerstreuter Professor.
Auf Anraten des KiGas damals waren wir zur Diagnostik beim KJP, als er 5 war. IQ war hoch, KITAP Screening in allen Bereichen unterdurchschnittlich, nach CBCL waren Angst/Depressivität, Zwanghaft, Aufmerksamkeitsprobleme auffällig. Damals sagte eine Sonderpädagogin aus der Familie „der hat ganz sicher kein ADHS, wie der sich auf die Bücher konzentrieren kann!“ Also strich ich den Gedanken aus meinem Kopf. Asperger wurde beim KJP ausgeschlossen (sehe ich auch so) , weitere Diagnose uneindeutig, er sei noch zu jung. Wir gingen also mit der Diagnose Verdacht auf emotionale Störung nach Hause. Er bekam Ergo, hat nichts gebracht. Wurde eingeschult, kam dort gut zurecht, zeigte das problematische Verhalten allerdings zuhause weiter (ich hoffte ja, das verwächst sich…) . Wir sollten wieder vorstellig werden, wenn es Probleme in der Schule gibt. Und die gibt es gewaltig, seit er auf das Gym gewechselt hat. Inzwischen auch Mobbing, wo die Schule aber sofort reagiert hat und dran ist. Der Stoff ist nicht das Problem, seine Noten waren im 1. HJ auch gut/okay, aber er ist total abgestürzt. Massive, irrationale Ängste, er sitzt vor den Aufgaben und heult und schreit und ich sehe, ES GEHT EINFACH NICHT. Bin die ganze Zeit bei ihm, helfe, sich zu organisieren und bei Verständnisfragen. Tröste etc… aber es geht einfach nicht…
Mit Drängen haben wir Mitte Juni einen Termin beim KJP bekommen, aber ich weiß nicht wie ich das bis dahin aushalten soll, wird ja ein Termin allein keine sofortige Besserung bringen. Ich möchte dass er dringend auf ADHS untersucht und medikamentös eingestellt wird. Habe mich in den letzten Wochen umfassend informiert und bin 95% sicher, dass er ADHS hat und mit HB maskiert hat. Weil er viel schreit und auch aggressiv wird, nicht zugänglich ist, sterben will etc, möchte der KJP ihn sofort einweisen. Ich will das einerseits vermeiden, auch er will das nicht, hat schreckliche Angst davor. Andererseits bin ich wirklich am Ende meiner Kräfte und selbst reif für die Psychiatrie. Ich bin seine Bezugsperson, kann mehr Geduld und Verständnis als mein Mann aufbringen, aber ich bin wirklich am Ende (Appetitverlust, Derealisation, Druck auf der Brust, Schwindel, Herzstolpern,…). KiA hat von der Schule freigestellt und aktuell ist er bei den Großeltern, dort ist er abgelenkt und er sagt dass es ihm dort besser geht und er möchte gerne hin. Da wird er bis zum KJP Termin bleiben auch damit wir erholen können. Sein Geschwister leidet extrem und wir Eltern sind am Ende unserer Kräfte und Weisheit.
Ich habe hier die Adressliste schon angefordert und würde mir wünschen sofort in eine Ambulanz zu kommen, die darauf spezialisiert ist und relativ schnell eine Diagnostik machen kann und medikamentös einwirken kann. Oder auch eine Klinik, die ihn nicht einfach ruhig stellt, sondern Diagnose und Therapie macht. Leider hat die Klinik, die hier die Notfallversorgung übernimmt, keinen guten Ruf.
Wie sollten wir vorgehen? Was sind eure Erfahrungen?
Gibt es Licht am Ende des Tunnels?
- eine verzeifelte
A.