Familienkrise - Einweisen oder nicht?

Hallo und :heart: Willkommen @Alleinseinkeit
Zuerst mal, dass Du Dich hier an dieses Forum wendest finde ich persönlich wirklich sehr Super und stark von Dir, und das Du eine liebevolle Mutter bist, die aber verständlicherweise am Ende ihrer Kräfte ist, kann ich persönlich mehr als gut nachvollziehen, nachdem ich Deinen Eingangspost hier jetzt gerade eben durchgelesen habe.

Und auch wenn ich gestehen muss, dass ich alle anderen Posts weder von Dir persönlich, noch von allen anderen Menschen bis hierhin weiter gelesen habe, möchte ich persönlich Dir sehr gerne das Angebot machen, dass Du mir per PN schreiben darfst, natürlich nur wenn Du das willst, z.B. falls Du gerne "abseits des öffentlichen Forums in dem jeder mitlesen kann, Dich vielleicht sicherer fühlst, und WIR BEIDE, dann z.B. „nur unter uns“ vielleicht ein wenig offener, heisst ohne das wirklich die halbe Welt hier weiterhin mitliest, uns miteinander über Deine wirklich sehr schwere Situation austauschen könnten, doch wie gesagt, nur wenn Du das selber wünscht.

Jedenfalls, ich erkenne Deine schwere Not in der Du Dich befindest, und nur schon die Tatsache das Du Dich bereits in Deinem ersten Thema hier in diesem Forum so extrem offen zeigst, signalisiert jedem der hier mitliest, dass Du dringend Hilfe brauchst.

Und deshalb von mir hier nur ganz kurz vorne weg, glaube ich persönlich nach Deiner Schilderung, dass es sich bei Deinem Kind, jedenfalls für mich bis dahin nicht als wirklich erkenntlich zeigt, dass Dein Kind von ADHS betroffen ist, sondern würde ich persönlich eigentlich ehr auf eine Autismus Spektrum Störung tippen.

Und dabei muss es sich keineswegs wie meistens vermutet, um eine ASS Autismus Spektrum Störung handeln, sondern könnte Dein Sohn auch in einem anderen Bereich einer Autismus Spektrum Störung angesiedelt sein, denn das Autismus Spektrum ist viel grösser, als von wegen das es nur ASS gäbe, was aber jedenfalls sowieso nur ein Spezialist/in im Bereich für Autismus Spektrum Störung jemals überhaupt mit Sicherheit feststellen kann.

Ausserdem müssen nebst einer Abklärung von ADHS und/oder einer Autismus Spektrum Störung, oder der Kombination aus beidem, was auch möglich ist, ausserdem auch andere psychische Störungsbilder gründlich untersucht werden, bevor sich überhaupt sagen lässt, um was es sich bei Deinem Sohn vielleicht handeln könnte, was aber wie gesagt, wirklich nur jemand machen kann wo eine Kohrifähe in der Diagnose Stellung von diversen psychischen Störungsbildern beim Menschen ist.

Heisst kurz und knapp gesagt, begebe Dich mit Deinem Sohn nicht zu "irgendeinem next besten Psychiater/in, sondern suche wirklich nach Experten/innen im Bereich der Psychologie. :heart:

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Wegen Deinen @Alleinseinkeit Fragen bezüglich EKG, Blutwerten ect. kann ich Dir diesbezüglich aufgrund meiner EIGENEN ERFAHRUNG mitteilen, dass diese Tests in der Regel vor allem **nach der Diagnose von ADHS, und dann eine regelmässige Verschreibung von ADHS Medikamenten nötig ist, es sinnvoll ist, und das vor allem bei „älteren“ oder gesundheitlich „vorbelasteten Menschen“, heisst vor allem Menschen die irgendwie durch Herz-Kreislauf Erkrankungen „aktuell belastet sind“, oder schon seit Kindheit und Jugend eventuell „vorbelastet“ sind, heisst z.B. eine bestimmte Art einer möglichen Herzkrankheit vorliegen „könnte“, bei einer Verschreibung von sogenannten ADHS Stimulanzien Medikamenten, regelmässig untersucht werden sollten.

Wenn solche Beschwerden aber NICHT VORLIEGEN, heisst ein Mensch keinerlei Beschwerden mit seinem Herzen und Blutkreislauf hat, dann sind solche Untersuchungen normalerweise meines Wissens nach nicht unbedingt erforderlich.

Jedenfalls ist es völlig falsch, wenn sich ein gesunder Mensch, der nachweislich keine Herzkrankheiten hat, und auch einen gesunden Blutdruck und Puls Wert hat, sich in irgendwelche „Ängste“ hinein steigert, Was *vielleicht ALLES passieren „könnte“, nur weil jemand vielleicht in Wirklichkeit unter nichts anderem als einer „Angststörung“ leidet"**.

Wobei ich natürlich das Leiden von Angststörungs betroffen Menschen überhaupt nicht klein reden möchte, oder deren Verhalten nicht respektieren würde, so muss ich, und das eben sogar im Interesse von Menschen mit einer diagnostizierten Angststörung, genau deshalb daran erinnern, dass eine Behandlung mit ADHS Stimulanzien möglich ist, ohne das man Angst haben muss, dass man womöglich an den Folgen einer solchen Behandlung sofort umfällt oder daran stirbt.

Solche Ängste sind normalerweise nicht begründet, Ausnahmen gibt es natürlich immer, doch dies trifft im Prinzip auf alle Medikamente zu, doch genauso könnte man auch am selben Tag wo man auf dem Weg in die Apotheke war, um sich seine Medikamente dort abzuholen, von einem Auto überfahren werden.

Jedenfalls, Angst hemmt Menschen, Angst isoliert Menschen, Angst macht Menschen einsam, Angst verhindert neue Chancen, Angst ist wie ein Klotz am Bein der einen ständig „runter zieht“, und deshalb sollte jeder Mensch der mit einer starken Angststörung zu tun hat, immer zuerst seine Angststörung versuchen zu verstehen, heisst den Ursachen auf den Grund gehen, und dann lernen zu erkennen, dass man seine Ängste besiegen kann, weil viele unserer Ängste vor allem in unseren Gedanken existieren, und wir aber fähig dazu sind, um unsere Ängste überwinden zu können, und statt dessen uns an die Oberfläche kämpfen zu können, und sogar fähig dazu sein können, um traumatische Erlebnisse sogar hinter uns sein zu lassen, zumindest dann wenn wir endlich erkannt haben, dass die Vergangenheit irgendwann in unseren Gedanken verblasst.

Und wenn man dann selbst begreift, dass man sich nur selbst immer wieder wirklich in seinem Leben helfen kann, weil man selbst an seinem Leben hängt, und man trotz schlechter Erlebnisse durch schlechte Menschen in seiner Vergangenheit, selbst kein böser Mensch geworden ist, dann hat man auch die Chance in seinem Leben, um sein Leben in eine andere Richtung zu lenken, in eine gute Richtung zu lenken, und seine eigene Seele, langsam, aber sicher, von alten Verletzungen fern zu halten, und dann mit der Zeit „gesunden“ zu können, und sich sogar wieder am Leben zu erfreuen.

Wie auch immer, jedenfalls ist die Angst ein grosses Hindernis wenn es zu.B. darum geht sich von anderen, von ausserhalb, helfen zu lassen, und deshalb ist es etwas vom wichtigsten, dass man lernt seine Ängste im Leben abzubauen, sondern im Gegenteil, anderen Menschen z.B. auch mal zu vertrauen.

Wie gesagt, bei einem Kind, heisst Deinem Sohn, liegen normalerweise keine Gründe vor warum man ängstlich sein müsste, dass Dein Sohn Probleme mit seinem Herz-Kreislauf haben sollte.

Andererseits kann ich natürlich verstehen, wenn man solche Sachen als Mutter, zuerst mal 100% genau „abgeklärt haben möchte“, bevor man als Mutter dazu bereit ist, seinen Sohn irgendwelche Medikamente schlucken zu lassen.

Von daher, wenn Du verlangst das bestimmte Untersuchungen durchgeführt werden, dann ist das erstens richtig, und zweitens wichtig, und deshalb lasse Dir auch von niemandemem hinein reden wenn Dir persönlich bestimmte Sachen WICHTIG sind, denn schliesslich geht es um Deinen Sohn, und das Du als Mutter dann auf eine genaue Information pochen wirst, ist mehr als normal.

Von daher, auch wenn mir klar ist wieviel Kraft das alles kostet, lasse Dich niemals vertrösten oder irgendwie hinhalten von irgend wem, sondern gebe nicht auf, bis Du jemand gefunden hast wo Deinen Sohn und Deine Familie ernst nimmt und wirklich gut betreut. :heart:

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P.s.
Nicht desto trotz möchte ich persönlich auch immer wieder auf einen sehr wichtigen Punkt verweisen, wenn innerhalb einer Familie anscheinend nur bei einem einzelnen Kind innerhalb eines Familienverbandes anscheinend besonders schwierige Auffälligkeiten vorliegen zu scheinen, dass dann auf jeden Fall, meiner persönlichen Meinung nach, die gesamte Familie „durchleuchtet“ gehört.

Heisst "nicht nur das betrffende Kind, wo für die Eltern, oder die gesamte Familie als „schwierig“ eingestuft wird, muss psychologisch „untersucht werden“, sondern in Wahrheit, meiner persönlichen Meinung nach, eigentlich immer der gesamte „Familienverband“.

Insbesondere auch dann, wenn bereits „Massnahmen“ wie „Belohnung“ oder „Bestrafung“ durch die Eltern gegenüber dem betreffenden Kind „durchgeführt worden sind“, worüber Du bereits geschrieben hattest.

Da meiner persönlichen Meinung nach, solche „erzieherische Massnahmen durch die Eltern“, an einem solchen Kind, welches vom Familienverband „bereits als"schwierig“ eingestuft worden ist, durch solche eigenmächtig eingesetzten Massnahmen, wie eben „Belohnung“ oder „Bestrafung“, solche Massnahmen eventuell bei dem betreffenden Kind, vielleicht bereits zu bleibenden Schäden geführt haben könnten, oder bestehende „Schwierigkeiten“ dadurch sogar „verschärft wurden“.

Und das auch dann, wenn diese „erzieherischen Massnahmen“ vielleicht nicht „schlecht gemeint gewesen sind“, sondern nur ein Versuch, resultierend aus der eigenen Überforderung so entschieden wurden.

Jedenfalls „glaube ich persönlich“, dass es für Deinen Sohn extrem traumatisch werden kann, wenn man ihn nun einfach aufgrund der Überforderung von den eigenen Eltern, Quasi „zwangsmässig“ aus dem Gefüge seiner Familie jetzt ziemlich brutal heraus reissen würde, und ihn dann kurzerhand einfach in eine Psychiatrie einweist.

Wie gesagt, ich persönlich glaube das es extrem wichtig für die gesamte Familie von euch ist, dass eure gesamte Familie möglichst schnell und unkompliziert, sich einer Familien Therapie unterziehen lässt, und das während man herauszufinden versucht, was zu den Problemen führt, von denen euer Sohn betroffen ist.

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Liebe Alleinseinkein,

aus dem, was du schreibst, würde ich trotz ausprobiertem Belohnungs-Bestrafungssystem nicht herauslesen, dass er innerfamiliär Schäden davongetragen haben müsste. Er wird sicher spüren, wie sehr ihr, vor allem du, dich kümmerst, und das beste für ihn willst (was oft sicherlich nicht das ist, was er sich gerade in den Kopf gesetzt hat).
In vielen von dir beschrieben Aspekten ist unser Sohn (9 Jahre) ähnlich, nur dass er außerhalb der Familie sozial keine Probleme hat. Er ist in der Schule, beim Fußballtraining etc. zwar unaufmerksam und unkonzentriert, aber die aggressive Impulsivität kommt (zum Glück) nur daheim raus, bei uns Eltern und bei seiner meist gutmütigen großen Schwester…
Ängstlich ist er vor allem abends vor dem Einschlafen, daher schläft er nie allein, weder ein, noch durch (wir haben es über die Jahre immer mal wieder versucht, er war lange richtig verzweifelt, daher haben wir es dann immer abgebrochen. Seit er Melatonin bekommt, schneller einschlafen kann und somit ohne zunehmend schlimme Gedanken, ist er nicht mehr verzweifelt, aber nachdem wir phasenweise viel streiten, ist das Kuscheln vorm/beim Einschlafen ein schöner Ausgleich für ihn und auch für uns Eltern.)

ADHS Verdacht hatten unabhängig von uns auch schon der Kindergarten (wegen Aktivität und Sprunghaftigkeit) und binnen von wenigen Monaten die Lehrerin wegen Unkonzentriertheit/gedanklicher Abwesenheit (und Rumzappeln auf dem Stuhl).
Daheim wurden wir immer wüster beschimpft (auch gerne mehrmals am Tag mit „du A…“), außerdem hat er seine Schwester aus Eifersucht heraus gepiesackt, oft auch geschlagen (sicherlich mitunter aus Eifersucht, obwohl er ohnehin mehr Aufmerksamkeit bekam, mitunter aus Langeweile), was dann natürlich wieder zu Streit mit uns führte.
Schule hat er im Gegensatz zu deinem Sohn schon ab Beginn der ersten Klasse gehasst und hat insbesondere bezüglich der Schulpflicht desöfteren gesagt, dass er nicht mehr leben will, was uns als Eltern natürlich massiv belastet hat.

ADHS-Diagnose war Mitte der 1. Klasse, mit deutlich überdurchschnittlich hoher Intelligenz (aber keine HB) und schlechtem Arbeitsgedächtnis.
Da er in der Schule sowie bei den Hausaufgaben immer mehr litt, bekommt er seit Ende der 2. Klasse Medikamente.
Bis vor 4 Wochen, also ein knappes Jahr lang, hat er meist 7,5mg MPH unretardiert morgens und mittags nochmal das gleiche bekommen. Das half, dass er weniger Abneigung gegen die Schule hatte und während der Wirkzeit auch daheim, aber nur bis nachmittags, abends war es ziemlich unverändert. Wichtig ist bei ihm bzgl. Impulsivität/Aggression aber auch Konzentration, und zwar egal ob mit oder ohne Medis, dass er nicht in den Unterzucker gerät. Wir achten daher sehr darauf, dass er oft genug genug Sättigendes isst.
Seit 4 Wochen nimmt er nun Medikinet retartdiert 20 mg in der Früh uns mittags nochmal 0,5 mg unretardiert (damit es sanfter ausschleicht). Seitdem ist er in der Schule so interessiert an allen Themen, macht immer aktiv mit, ist deutlich selbstständiger bei der Bearbeitung von Aufgabenstellungen, dass die Lehrerin (und wir) höchst erstaunt und erfreut sind, dass es durch die höhere Dosierung nochmal so einen Unterschied machen kann. Er meinte letztens auch „die Woche ist so schnell vergangen“. Er nimmt die Medikamente übrigens gerne.
Und was genauso toll ist: es wirkt daheim insofern bis abends, dass nun der einfühlsame Junge, der er eigentlich ist, viel mehr rauskommt und wir statt fast täglich „du A…!“ und „Ich hasse dich so!!!“ nun desöfteren hören, wie lieb er uns hat.
Nachteil: er isst nun deutlich weniger, holt es auch nicht abends voll nach. Daher haben wir es am Wochenende nun weggelassen und prompt kamen mit einem knappen Tag Verzögerung auch die heimischen Probleme wie Beschimpfungen und generell unkooperatives und kompromissaverses Verhalten wieder. Da müssen wir uns also noch an eine Lösung rantasten, aber es ist nicht mehr nur Licht am Ende des Tunnels. Ich merke auch, wie ich wieder mehr Energie für den Haushalt habe (für die Familie und die Arbeit war immer genug da, aber Haus und Garten…).

Entschuldige bitte den langen Text, aber ich wollte dir nur zeigen, wie gut Medikamente helfen können und das dabei die Dosis eine große Rolle spielt.

Vielleicht ist dein Sohn aus der Grundschule gewohnt, dass er kein bisschen lernen muss und nun hat er keine Lernstrategie bzw. das nun notwendige echte „Lernen“ bzw. kompliziertere Aufgabenstellungen überfordern seine Konzentrationsspanne.
Das Verzweifeln über Aufgabenstellungen hatte mein Sohn bisher auch (nur bei ihm schon ab der 1. Klasse :wink: ): keine Geduld/Aufmerksamkeitsspanne um die Intention so mancher unscharf gestellten Aufgabe zu erfassen. Da hat die höhere MPH Dosierung einen echten Durchbruch gebracht.

Apropos Haushalt, muss jetzt endlich ran, aber hoffe, dir Mut gemacht zu haben, auch wenn ich leider keinen Tipp bzgl. Einweisung habe.
Ich drücke euch fest die Daumen, dass ihr bald eine Diagnose für ihn bekommt von einer kompetenten Fachperson!

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PS: und die Schwester ist ganz seelig, weil sie nicht mehr ständig mit verletzenden Worten vom.Bruder zurückgewiesen/beschimpft wird, sondern er auch wieder kuscheliger und zugewandter mit ihr wirkt.

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Wegen Pfingstferien antworte ich verspätet… :white_heart:

Aktuell ist er ja freigestellt und ich finde schon etwas entspannter. Ängste sind einen Tag so, dann wieder so. Wenn sie schlimm sind, haben wir hier Ausnahmezustand. Wald tut ihm immer gut, aber das lässt sich auch nicht jeden Tag umsetzen. Er war übrigens im Waldkindergarten und rückblickend kann ich sagen, dass ein klassischer KiGa eine Katastrophe für ihn gewesen wäre.

In der örtlichen Notfallklinik nicht, das haben wir nachgefragt. Ob da eine Diagnostik stattfinden würde, ist auch fraglich. Dafür sind die Kapazitäten nicht da, vermute ich, es wäre also reine Krisenintervention.

Tatsächlich hatte ich eigentlich nicht vor, mit ihm vor einer Diagnose darüber zu sprechen. Er hat es allerdings bei uns Erwachsenen aufgeschnappt und dann mussten wir natürlich drüber sprechen. Ich denke schon, dass ihm das ein wenig hilft. Wir haben auch schon gemeinsam kurze Videos geschaut, wo betroffene Kinder erzählen und da konnte er sich wiedererkennen. Allerdings bin ich da sehr zurückhaltend, denn wenn doch nicht, wie erklär ichs dann?..

Ich denke, sein überdurchschnittlicher IQ hat maskiert und dadurch, dass er eine supergute Beziehung zu der Lehrerin aufbauen konnte, die toll auf ihn eingegangen ist, hat er mitgemacht, wenn auch immer wieder anmerken lassen, wie babyeinfach das alles ist. Auf dem Gym fehlt ihm diese Bezugsperson, das sagt er auch. Und die vielen Fächer und Lehrer überfordern ihn in der Organisation und Struktur, das merkt man ihm an. Gestern erst sagte er zu mir „Mama, wenn mich was nicht interessiert, KANN ich mich darauf einfach nicht konzentrieren!“. Ich glaube die GS Lehrerin hat es immer geschafft ihn gedanklich abzuholen.

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Ich schreibe erstmal kurz meinen ersten Gedanken, weil ich gleich die Kids ins Bett bringe und nicht weiß, ob ich mich danach daran erinnere, dass ich ja noch was schrieben wollte. Gibt es Tageskliniken für Kinder in eurer Nähe? Und mit Nähe meine ich bis zu einem Umkreis von einer Stunde. Wenn er dort aufgenommen werden würde, würde die Krankenkasse die Fahrten via Taxi übernehmen, so dass dies für dich einen weiteren Aufwand bedeuten würde. Ich finde, Tageskliniken können ein guter Kompromiss zwischen Vertrautheit und intensiver Therapie sein. Mein eines Kind ist gerade ebenfalls in einer und ich finde sie sind dann nicht ganz so ausgeliefert. Sie haben nachmittags und abends noch Zeit für Freizeit und sind vielleicht nicht ganz so krassen Geschichten und Erlebnissen ausgesetzt.

Von dort aus kann die Schule auch wieder langsam gestartet werden stundenweise mit anschließender Therapie.

Und noch einen Gedanken.. Wenn du weißt dass er hochbegabt ist, dann suche Menschen, die so sind wie er. ADHS lässt einen sich schon einsam fühlen, aber zusätzliche Hochbegabung lässt das Kind seine Andersartigkeit auch wirklich verstehen.. Was Segen und Fluch zugleich ist. Er braucht Menschen, die genauso denken wie er, damit er sich gesehen und verstanden und damit dann auch wirklich ganz und gar angenommen fühlt. Gerade jetzt, wo sich Freundschaften von cmit wem kann ich am besten spielen" zu „mit wem kann ich am besten reden“ verändern..

Ich wünsche euch alles Gute!

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Danke dir für Dein Angebot :white_heart:

Ich habe mich in den letzten Wochen intensiv damit beschäftigt und ich kann ihn wirklich nicht im ASS sehen. Ich kenne keine Stereotypien / Stimming bei ihm und seine Wutanfälle sind nicht ASS Meltdown Typisch, soweit ich das www durchsucht habe. Ich habe Helga Simchens Website gelesen und ein tolles Video auf Tom Harrendorfs Youtube gesehen, wo eine KJPin sehr verständlich die Unterschiede erklärt („Autismus & ADHS - ALLES was man wissen muss! Dr. med. Miriam Bachmann“). Auch Cordula Neuhaus über ADHS hab ich mir angeschaut und selbst mein zunächst skeptischer Mann war sehr erstaunt, wie sehr das was sie berichtet, auf unseren Sohn zutrifft.

Das wäre natürlich der Idealfall, wenn man denn so jemanden findet. Für uns geht es aktuell vor allem darum, die Spitze der Krise abzuflachen. Ich sehe es darum so, dass ich dem KJP eine Chance geben möchte. Im Hinterkopf habe ich natürlich, wie ich woanders schrieb, dass es Spezialambulanzen dafür gibt, wo man sich eine Zweitmeinung holen kann. Das geht aber nicht so kurzfristig wie wir Hilfe brauchen.

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Eine Familientherapie streben wir an, das wäre natürlich super, wenn wir das machen könnten. Und nein, er ist im Familienverband nicht der einzige „schwierige“ Mensch, da gibt es auch andere, die ich hier aber nicht weiter ausführen möchte. Im Übrigen, war ich auch kein einfaches Kind… Allerdings war ich quasi Einzelkind/Nachzügler (und Geschwisterrivalitäten sind Zuhause unser größtes Problem) und bin ohne Probleme durch die Schulzeit geschwebt mit super Abischnitt, hab dann allerdings an der Uni versagt und abgebrochen… Ein Stück weit, kann ich mich also in ihm sehen.

Schwer zu sagen. Ich habe das Buch „Wackelpeter und Trotzkopf“ gelesen und mich daran orientiert. „Strafe“ heißt bei uns entweder Entzug von Privilegien oder auch „wer schlägt, der geht“. Dass ich im Affekt auch ungeduldig, laut, unfair oder gemein war, gebe ich zu. Die Eltern möchte ich noch treffen, die Tag für Tag unter allen Bedingungen Engelsgeduld für solche Ausraster haben können-gibt es die? Also ja, die gesamte Situation ist komplex und verzwickt und wir haben ganz bestimmt Fehler gemacht, aber ich glaube nicht, dass er durch unsere Überforderung einen Schaden davongetragen hat.

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:white_heart: Welche Eltern machen keine Fehler? Wenn er entspannter ist, sagt er mir das immer wieder (unter Tränen) , wie lieb er mich hat, dass ich mich um ihn kümmere und ihm helfen will und was ich alles tue, obwohl er oft so gemein ist…

Ist bei uns ähnlich. Außerhalb von Zuhause hat er keine Wutanfälle, ist halt unruhig usw. Ich höre immer wieder, was für ein freundlicher, höflicher Junge etc. Sein Verhalten in Gruppen ist seltsam, die Rückmeldung kam von KiGa und Schule, aber die Aggressionen beschränken sich auf zuhause.

…das gleiche hier… und auch das hat sich mit Melatonin und Magnesium zur Nacht deutlich verbessert! So dass er wenigstens endlich zu Schlaf kommt.

Auch dass war hier von klein auf auffällig. Wir können nirgendwo hinfahren ohne was zu Essen dabei zu haben. Auf Blutzucker Autobahn nach Süßen reagiert er sehr stark mit schlechter Laune und Wut, ganz anders als sein Geschwister!

Das hast du, vielen Dank! Auch für die mutmachenden Worte bzgl Medikation. :white_heart:

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Die gibt es in der Nähe und wir haben das auf dem Schirm, werden das mit dem KJP besprechen. Ich fürchte allerdings, dass auch da die Wartezeiten lang sind…

Das würde ich gerne, weiß aber nicht wie. Hatte ich ja wirklich erwartet, dass er auf dem Gym schon irgendwo seinesgleichen treffen wird. Ich habe nun schon den Kontakt der DGHK rausgesucht und werde da mal anfragen. Das wäre aber erst einer der weiteren Schritte, wenn er stabil genug ist. Und ein IQ Test wird der KJP wahrscheinlich machen, aber der wäre aktuell nicht wirklich aussagekräftig, weil Ausnahmesituation und ggf. unbehandelte ADHS. Da beißt sich die Katze in Schwanz…

So wenig aussagekräftig ist ein IQ-Test auch in der Situation gar nicht, es sei denn, er verweigert die Mitarbeit. Klar kann dann noch Luft nach oben sein, aber eine Tendenz habt ihr sehr wahrscheinlich.
Die Schulsituation ist wirklich schwierig. Für mich klingt total plausibel, was du über den Übergang schreibst… In der Grundschule mit einer guten Bezugsperson ist die Situation eine komplett andere als im Gymnasium. Gibt es bei euch eventuell Alternativen? Wir sind in Niedersachsen und hier gibt es das Konzept der IGS, darauf setzen wir unsere Hoffnung, allerdings ist das natürlich auch von Schule zu Schule wieder sehr unterschiedlich und generell ist das selbstverständlich keine kurzfristige Lösung.

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Hallo und Willkommen!

Ich weiß wie du bzw. ihr euch fühlt, denn wir kenne das auch alles. Aber die gute Nachricht zuerst: es wird besser!

Ich versuche, zur Einordnung, möglichst kurz unsere letzten Jahre zusammenzufassen. Ich habe hier massenhaft Beiträge zu unserer Geschichte, aber das wäre jetzt zu lang. In der Kurzfassung fehlt sicherlich auch Wichtiges, aber gut. Also:

Familie bestehend aus Vater, Mutter, Sohn, Tochter. Sohn wurde in der Grundschule mit ADS und LRS diagnostiziert. Tochter war schon immer „besonders“, aber nie das „Problemkind“.
Fast Forward, Tochter ist 12. Panikattacken, vermehrt Magen-Darm und Kopfschmerzen. Schulwechsel hatten wir schon hinter uns (Sie ging seit knapp über einem Jahr aufs Gymnasium. Intellektuell wäre es super zu schaffen gewesen, aber das soziale Umfeld war toxisch und traumatisierend nur einmal. An der neuen Schule lief es viel besser und die 1en waren zurück auf dem Zeugnis). Zu Hause aber nach wie vor mehr als nur pubertäres Verhalten, es war kein normales Gespräch mehr möglich. Nur noch Kampf und Streit über Monate. Absolute Verzweiflung auf allen Seiten. In der Schule dagegen auf den ersten Blick unauffällig. Auf den Zweiten überangepasst. Mein Verdacht: ADS und emotionale Überforderung.
Ich habe mit der Tochter gemeinsam den Fragebogen hier auf AdxS ausgefüllt und das war für sie eine Augenöffner. Sie hat so viel erzählt, wie schon lange nicht mehr!
Parallel Vorstellung in der örtlichen PIA und anschließend Aufenthalt in Tagesklinik. Die Ärzte sprachen direkt von Angststörung, Zwangsstörung, sonstigen Störungen des Sozialverhaltens mit Schuld bei den Eltern. Meine Hinweise auf ADS wurden lange ignoriert, so wie generell jegliche Arbeit mit uns verweigert wurde, bis dann doch mal getestet wurde. Siehe da, ganz klar ADS. Tagesklinik war insgesamt aber ein Reinfall. Das Gute war lediglich die Pause von der Schule und die Erkenntnis der Tochter, dass sie nicht die einzige Jugendliche mit Problemen ist. Es gab immerhin Medikamente und die helfen.
Aber das war noch nicht alles. Die von dir genannten Erziehungsmethoden funktionierten bei ihr nämlich auch nicht. Also weiter gesucht und hier den Hinweis auf Autismus mit PDA Profil bekommen. Der nächste Augenöffner!
Wir haben zu Hause sofort die empfohlene PANDA-Strategie angewendet und sofort wurde die Beziehung untereinander besser. Es wurde alles viel entspannter. Ich habe mit der Tochter dann den Masking-Fragebogen auf EmbraceAutism gemacht und so viel hat sie mir noch nie über sich erzählt! Wir haben uns dann um eine Autismusdiagnostik bemüht und sie hat die Diagnose dieses Jahr auch bekommen.
ABER: Im Gegensatz zu euch haben wir die Diagnose auch selbst gesehen und auch gespürt, dass es so sein muss. Wenn du das nicht siehst, dann wird das auch seine Richtigkeit haben. Wir erwähnen es hier einfach mit, weil viele von uns die Erfahrung gemacht haben, dass stark maskierter Autismus, am Besten noch mit PDA, häufig übersehen wird, weil er eben so untypische Verhaltensweisen aufweist. Und daraus ergeben sich ganz eigene Leidensmuster. Bei meiner Tochter war es z.B. die ständige Angst, anders und falsch zu sein. Das Masking hat sie so viel Kraft gekostet, dass sie im Grunde einen Burnout hatte.
Des Weiteren wurde bei der Tochter während der ADS-Testung ein IQ Test gemacht, welcher einen sehr hohen IQ bescheinigte. Auch hieraus ergeben sich ganz eigene Schwierigkeiten.
Was uns sehr geholfen hat, war die Website „Können macht Spaß“. Dort werden viele Probleme benannt, die mit einer Hochbegabung einher gehen können. Darunter auch die Angstproblematik.

Was uns geholfen hat:

  • Recherche und Kommunikation mit dem Kind.
  • Daraus folgend Diagnostik.
  • PANDA-Strategie
  • Psychoedukation zu den Diagnosen, auch mit Social Media

Was nicht wirklich geholfen hat, außer man betrachtete ein gemeinsames Feindbild als hilfreich:

  • Tagesklinik.

Was ihr aus meiner Sicht sehr richtig macht:

  • Recherche zu verschiedenen Diagnosen
  • Pause von der Schule und „Urlaub“ bei den Großeltern
  • Termine bei Fachärzten

Wenn ihr bei den Ärzten seid, hört auf euer Bauchgefühl. Wirken die kompetent? Hören sie zu? Nehmen sie euch ernst? Erscheinen die Antworten plausibel?
Wen nicht: weiter suchen.
Manche kann man schon am Telefon aussortieren. Wir hatten zuletzt sehr gute Erfahrungen mit der Diagnostikerin für die ASS und mit unserem aktuellen KJP. Da die Tochter ja auch sehr intelligent ist und eines ihrer Hobbys Psychologie, hat sie auch sehr schnell gemerkt, wenn jemand keine Ahnung hat. Das hat sie schon als kleines Kind gespürt und bemerkt und mit solchen „Autoritätspersonen“ kam sie dann auch nicht klar, weil die einfach keine Kompetenz hatten, womit die Autorität zu untermauern gewesen wäre.

Meine Tochter ist inzwischen 14 und sie ist trotz Pubertät so entspannt wie noch nie in ihrem Leben. Natürlich gibt es noch Probleme. Auch nicht unerheblich. Aber im Unterschied zu vor 2 Jahren wissen wir jetzt, was die Ursachen sind. Wir können jetzt gemeinsam und als Team auf Lösungssuche gehen und gemeinsam daran arbeiten. Wie groß der Erfolg der ersten gemeinsamen Erkenntnisse war konnte man schon im ersten Halbjahr nach beginnender Diagnostik sehen: Die Tochter und ich sind gemeinsam in den Kurzurlaub gefahren und es war eine wunderbare Zeit. Das war noch wenige Monate zuvor undenkbar! Inzwischen habe auch ich die ADS Diagnose und bekomme Medikamente. Mein Mann hat kürzlich die Diagnose Autismus bekommen. Hochbegabt ist er sicherlich auch, aber das will er nicht wahr haben. Naja.

Ich gebe dir an dieser Stelle ganz viel Verständnis, Kraft und Mut mit auf denn Weg! Ihr seid gerade am Anfang eines Weges der Besserung. Jetzt ist noch alles schlimm. Kräftezehrend. Überfordernd. Aber du bist hier. Du recherchierst, du wägst ab, du hörst auf dein Herz und du hast auch schon viele gute Entscheidungen getroffen. Es wird besser!

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Ein IQ Test wurde ja vor Einschulung bereits gemacht und war da schon überdurchschnittlich, Verarbeitungsgeschwindigkeit und fluides Schlussfolgern dagegen durchschnittlich. Das finde ich schon auffallend, bin aber kein Profi.

Es gibt hier schulische Alternativen, aber so ein Wechsel muss echt gut überlegt sein. Denn das will man seinem Kind ja nicht ein weiteres Mal zumuten, wenn es auch da nicht klappt…

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Vielen Dank @Hobbyhopper für deinen ausführlichen Bericht! Ich habe tatsächlich noch nie was von PDA gehört. Hab da mal kurz reingelesen und mich gefragt, wie das ganze praktisch im Alltag ausieht. Gerne auch als PN an mich. Ich kann mir gerade nicht ganz ausmalen, wie ein solcher maskierender Autist im Alltag wirkt und wie konkret das PDA sichtbar wird. Vielleicht auch ob du eine Ambulanz empfehlen kannst, die differentialdiagnostisch arbeitet (ADxS, ASS, …)

Danke!!! :white_heart:

Zum Thema Schulwechsel habe ich bei beiden Kinder Erfahrung sammeln dürfen. Beide hatten an unterschiedlichen Schulen sehr schlimme Lehrkräfte und sehr schwache Schulleiter.
Bei meinem Sohn war das in Klasse 1 und 2 der Fall. Uns hat am Ende eine KJP empfohlen, die Schule zu wechsel, weil alles Reden nichts brachte. Sie sah im Verhalten der Lehrerin Mobbing unserem Kind gegenüber.

Die Tochter ist wie oben erwähnt aufs Gymnasium gewechselt. Hoch motiviert, eigenständig, clever. Nicht lange. Ich war aus Versehen zur Elternsprecherin gewählt worden und habe die 5. Klasse über mitbekommen, wie dort mit Kindern umgegangen wurde und dass mehrere Kinder Schulängste und psychologische Auffälligkeiten entwickelten. Die Kinder sind Reihenweise von der Schule genommen worden. In Klasse 6 war dann meine Tochter dran und wurde besonders von einer Lehrerin sehr schikaniert. Später, in der Tagesklinik, haben wir dann erfahren, dass diese und noch eine andere Lehrkraft dort schon namentlich bekannt waren und „einige Kinder dort hin gebracht haben“. Unsere Tochter hatte nicht nur schlechte Noten, sie war auch absolut demotiviert, bekam kaum noch Schlaf und arbeitete bis in die Nacht - schlief sogar am Schreibtisch ein. Man hat die Kinder dort wie Dreck behandelt. Nur wer da durch kommt, sei würdig, das Gymnasium zu schaffen. Schlechter Unterricht, Rassismus, Überheblichkeit, Misogynie, psychische Gewalt, Ungleichbehandlung, Diebstahl… ich könnte ewig so weiter machen.
Dass es auch anders geht, wussten wir vom Sohn. Er war auf einer Oberschule und dort lief es genau gegenteilig.
Unsere Tochter wollte und konnte das nicht mehr ertragen.
Ja, sie hätte das Gymnasium schaffen können. Aber nicht DIESES Gymnasium. Jetzt auf der Oberschule hat sie engagierte und verständnisvolle Lehrer. Sie ist trotz utopisch hoher Fehlzeiten Klassenbeste. Was ihr im Unterricht an Anforderung fehlt, darf sie sich nebenbei im Unterricht „aufstocken“, indem sie sich selbst weiteren Lernstoff sucht. Gemeinsam mit ihren Freundinnen plant sie, aufs Gymnasium zu gehen und dann zu studieren. Der Schulwechsel war absolut notwendig und richtig.

Zu PDA schreibe ich gleich noch was :slight_smile:

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Das ist ja schrecklich!!! So eine Schule zu verlassen würde mir nicht schwer fallen. Unsere Lehrer aber scheinen sehr bemüht und das Gymnasium hat einen guten Ruf, es kommen auch Kinder aus den Nachbarstädten hierher. Ich kenne einige Leute, die dort ihr Schulzeit verbracht haben und im Rückblick sagen, tolle Schule. Und weil diese Schule auch noch 300m Fussweg von uns entfernt ist, ist die Hürde groß, über einen Wechsel nachzudenken. Evtl Klassenwechsel, aber auch da, weiß man ob es das bessert?!..

Also, unsere PDA Erfahrungen im Alltag. Ein Auszug.

Strukturgebende Maßnahmen (Siehe z.B. TEACCH Modell) waren und sind nicht wirksam: Im Gegenteil, sie verschlimmerten oft alles. Beispiel: Übungsheft Geige. Ich hatte ein kleines Heftchen zum Aufkleber sammeln gebastelt. War keine Motivation. Warum? Das Heft zu füllen sollte ja Spaß machen. Doch erzeugte das Heft Druck. Sie konnte ja nur einen Aufkleber bekommen, wenn sie übte. Mindestens 10 Minuten lang. Diese Anforderung war so hoch, dass sie sich komplett verweigerte, die Geige auch nur anzusehen.
Üben generell war ein Problem, erst recht nach Zeitplan.

In der Schule gibt es Projekte, die die Schüler selbstständig erarbeiten sollen und eigentlich müssen sie mit ihrem Zeitplan regelmäßig zu einem Tutor gehen. Ich bin froh, dass der Tutor der Tochter dieses Unterfangen aufgegeben hat. Sie macht ihren eigenen Zeitplan. Und zwar alles auf den letzten Drücker eine Nacht vor Abgabe.

Perfektionismus und Versagensängste: Perfektionismus ist Ausdruck eines starken Kontrollbedürfnisses. Um keine negative Bewertung von außen zu bekommen, wird versucht, alles so gut wie nur möglich zu machen. Unterstützt wird der Perfektionismus noch vom autismustypischen Drang nach Ordnung und Struktur. Hier erklärt sich auch das absolut perfekte Verhalten und das extreme Masking in der Schule. Nun kann man nicht immer und ständig alles perfekt machen. Also lässt man es ganz bleiben. Die Tochter hat also selbst Dinge, die ihr Spaß machen, nicht mehr gemacht. Zeichnen zum Beispiel. Sie erkannte, dass andere es besser können und ließ es daher gleich ganz bleiben. Lieber die Kontrolle darüber haben, etwas nicht zu tun, als es unkontrolliert falsch zu tun.
Belohnungen funktionieren auch nicht, weil man ja auch versagen und die Belohnung nicht bekommen könnte. Das ist dann gleichbedeutend mit einer Strafe. Also auch hier lieber bleiben lassen.

Angriff als Schutzmechnismus: Man kennt es: „Kannst du bitte deine Wäsche mit in dein Zimmer nehmen?“ Und zack, man bekommt eine Schimpftirade ab. Warum gerade jetzt dafür keine Zeit sei, man mache das schon selber irgendwann, man soll in Ruhe lassen und generell sei alles unfair. Meine Tochter beschreibt es so: wenn jemand eine Anforderung an sie stellte, krampfte sich ihr Magen zusammen. Mache beschreiben es wie das Gefühl, beim Kippeln mit dem Stuhl kurz vorm Umfallen zu sein. Nur eben ständig. Es geht immer um Kontrollverlust. Jemand sagt, wie etwas zu laufen hat und das erzeugt Druck. Kontrolle gibt aber Sicherheit und diese ist beruhigend fürs Nervensystem.

Selbstständigkeit: unsere Tochter bestimmte schon als 2-jährige, was sie anzieht und was nicht. Sie machte ihr Brot schon im Vorschulalter selbst. Sie designte ihre Zimmereinrichtung als 7-jährige selbst. Sie packte ihren Koffer für die 1. und alle folgenden Klassenfahrten selbst. Hört sich traumhaft an. War aber immer schon ein Schutzmechanismus, um die Kontrolle behalten zu können.

Auf kognitiver Ebene verstand meine Tochter meist sehr genau, warum etwas von ihr verlangt wurde. Zumindest, wenn es logisch und sinnvoll war. Es entstand aber sofort eine innere Sperre. Es können schon die alltäglichsten Dinge zum Problem werden. Dass man täglich was essen muss, Zähne putzen muss, aufstehen muss.
Heute kann sie das schon besser handeln. Sie ist emotional stabiler geworden. Ihre Nerven liegen auch nicht mehr so blank. Ich persönlich sehe PDA als Traumafolge.

Vor allem hat aber die PANDA Strategie geholfen.
Wenn ich etwas von ihr will, achte ich auf meine Formulierung. Ich sage nicht, dass wir mal wieder raus gehen sollten und sage ihr auch nicht, dass sie aufstehen soll. Ich sage z.B. dass ich Lust auf einen Spaziergang habe und gerne eine Begleitung hätte. Ich frage, wann sie aufstehen möchte und akzeptiere die Antwort. Ich gebe verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. „Im Haushalt sind ganz schön viele Dinge zu tun. Ich schaffe nicht alles. Würdest du lieber den Abwasch machen oder lieber den Müll runter bringen. Nichts davon? Ok? Was hättest du im Sinn? Oh ja, saugen ist auch eine gute Idee. Danke!“

Manchmal sind auch Fragen ein Problem. Weil der Fragende ja eine gewisse Erwartungshaltung mit bringt. Diese muss der PDAler erfüllen. „Was möchtest du essen?“ kann lieb gemeint, aber überfordernd sein.
Früher hatten wir noch Probleme bei den Schlafenszeiten, generell bei Zeitvorgaben.

Im Alltag finden sich mit Sicherheit seeehr viel mehr Beispiele. Ich weiß nur einige nicht mehr und aktuell haben wir uns so an die neue Strategie gewöhnt, so dass es kaum noch schwerwiegende Beispiele gibt. Meine Tochter hätte bestimmt noch ein paar zu erzählen, aber ich frage nicht nach, wenn es keinen Anlass gibt. Manchmal sind die Grenzen auch fließend und eine Schwierigkeit kann auch einfach ASS oder ADS oder Hochbegabung sein. Taskwechselprobleme zum Beispiel oder Einhalten bestimmter Regeln und Vorgaben.
Eines ist aber sehr klar: Druck erzeugt Gegendruck!
Bei PDA ist es entscheidend, Druck raus zu nehmen um die Reizüberflutung des Nervensystems zu stoppen. Man muss eigene Wege zulassen. Nicht etwas durchdrücken, nur weil „man“ das eben so macht.

Ich würde mal behaupten, dass meine Tochter keine schwerwiegende Form von PDA hat.
Sie ist halt auch sehr intelligent und stellt daher oft Dinge in Frage. Unsere Erziehung zum Beispiel :rofl: Ich habe früher immer gesagt, meine Tochter ist seit der Geburt in der Pubertät. Heute sage ich, sie lässt sich nicht mehr erziehen. Und das ist inzwischen ok so. Sie ist in der Summe sehr vernünftig. Und inzwischen merkt sie auch, wenn ihr eingeschlagener Weg nicht funktioniert und wenn sie Hilfe braucht. Sagen lässt sie sich trotzdem nichts. Sie benötigt oft einige Zeit, vorgeschlagene Lösungswege sacken zu lassen. Ich habe mich daran gewöhnt, dass sie zunächst alles ablehnt, obwohl sie ja um meine Meinung gebeten hat. Kurze Zeit später lässt sie sich dann doch darauf ein oder entwickelt daraus ihren eigenen Lösungsweg.

Vielleicht schaust du erst nochmal auf der Seite Können macht Spaß, was dort zu Hochbegabung und den damit verbundenen Schwierigkeiten gesagt wird. Vielleicht passt das eher zu deinem Sohn als Autismus oder PDA (wobei PDA auch bei ADS oder HB auftreten kann, was meine Theorie der Traumafolge unterstützt).

Noch ein Nachtrag zum maskierten Autismus im Alltag: meine Tochter hatte quasi eine Schulpersönlichkeit. Die perfekte Schülerin. Diesen Anzug zog sie sich jeden Tag über. Pünktlich sein, sich an alle Regeln halten, nett und freundlich sein, ordentlich sein, Blickkontakt, nichts tun, was seltsam wirken könnte. Heute hat sie das schon sehr weit runter gefahren. Sie zieht sich sozusagen nur noch ein leichtes Hemd über. Stimming in Form von summen, Haare drehen, Hände kneten und dergleichen lässt sie zu. Sie darf auch mal nicht lächeln oder generell auch mal Grenzen setzen. Hand schütteln oder Blickkontakt darf auch mal fehlen.

Eine Ambulanz kann ich nicht empfehlen. Ich habe nach und nach selbst die Diagnosen „gestellt“ und Experten gefunden, die das unabhängig und professionell bestätige konnten. Und was die Abgrenzung angeht: die meisten Betroffene haben eine Kombi aus den verschiedenen Diagnosen. Je nach Lebenszyklus in unterschiedlicher Ausprägung und Gewichtung. Man muss selber schauen, was für einen als Betroffenen passt und was sich stimmig anfühlt.

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Liebe @Alleinseinkeit vielen lieben Dank für Deine freundlichen Antworten, ich habe inzwischen alle Beiträge durchgelesen um einen möglichst guten Überblick zu bekommen, und wirklich, Du bist eine absolut taffe Mama die sehr stark ist, man könnte Dir auch den Namen „Löwen Mama“ :lion: geben, weil Du wirklich eine starke Kämperin bist. :flexed_biceps:

Ich melde mich dann später noch mal, wegen der Mischung aus ADHS und Autismus Spektrum bin ich bei Dir aufmerksam geworden, weil ich selbst ein Kind habe das von beidem betroffen ist, und auch bei meinem Kind, dass zwar schon lange erwachsen ist, und auch bei meinem Kind liegt von klein auf übrigens ein überdurchschnittlich hohes IQ Ergebnis vor, allerdings in gewissen Bereichen in Verbindung mit einer gewissen Langsamkeit, vor allem wenn eine Anforderung zwischen körperlichen Aktionen, heisst z.B. im Grob motorischen, aber auch Fein motorischen Bereich im Wechsel mit dem logischen Erfassen von Dingen erforderlich ist.

Heisst geistig und intellektuell ist das Erfassen deutlich schneller als wenn es gleichzeitig auch noch eine Umsetzung im körperlichen Bereich für gewisse Abläufe die gleichzeitig erfolgen sollen, für mein Kind nötig ist, denn körperlich liegt Quasi so eine gewisse Art von Unsicherheit, oder auch Gehemmtheit, oder je nach dem Schwerfälligkeit in den motorischen Abläufen meines Kindes vor, manche bezeichnen solches Verhalten auch oft als „tollpatschig“.

Jedenfalls empfahl man uns deshalb schon im Kindergarten das eine Ergotherapie etwas bringen könnte.

Was dann in unserem Fall aber leider nicht so war, da mein Kind dort noch nicht seine Doppeldiagnose ADHS und ASS hatte, und die Ergotherapie deshalb nicht gezielt auf diese Diagnose ausgerichtet war, sondern Quasi nur so eine Art von allgemeinen Ergotherapie Massnahmen mit meinem Kind gemacht wurden.

Wie auch immer, jedenfalls ist es logischerweise wichtig das deshalb eine möglichst Umfangreiche Abklärung von einem Spezialisten/in gemacht wird, denn desto besser sind dann die Aussichten um dem betroffenen Kind, und damit der ganzen Familie, viel besser helfen zu können, als wenn die Untersuchungen, und die dann folgenden Massnahmen zu einer Unterstützung, viel besser sein werden, als wenn man einen Arzt hat der sich in Wirklichkeit nicht wirklich sehr gut im Bereich von ADHS und/oder Autismus Spektrum auskennt.

P.s.
Bei motorischen Schwierigkeiten kann übrigens das erlernen des Schlagzeug spielens sehr hilfreich sein, da dort gelernt wird mehrere Abläufe gleichzeitig zu erlernen, heisst Fuss und Hand Bewegungen gleichzeitig ausgeführt werden, sowie rechts und links einen Schlagzeug Stock in der Hand zu halten, und dann natürlich lernen muss den Takt und das Tempo halten zu können.

Schlagzeuger/innen sind übrigens nachweislich sehr intelligente Menschen, da sie durch das Schlagzeug spielen gelernt haben beide Gehirnhälften zu gebrauchen.

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Liebe @Alleinseinkeit :heart:
Hier ein kleiner Einblick dazu zu was ein Schlagzeugspieler/in fähig sein kann wenn er/sie sich für sein Instrument und Musik begeistern kann.
Dieser Mann den man hier am Schlagzeug sieht ist natürlich eine Legende unter allen Schlagzeugspieler/innen auf der ganzen Welt.

Deshalb ist so ein Video für einen Anfänger/innen in unserer heutigen Zeit in Wahrheit wahrscheinlich ehr ein bisschen „too much“ vom musikalischen Verständnis eines Anfängers/in verlangt. :wink: :sweat_smile:
Aber nichts desto trotz, wird einem dabei mal klar, wieviel Talent und vor allem „Können“ in so einem Menschen steckt, der sein Instrument und seine Musik, über alles liebt, und deshalb in dem was er/sie tut, völlig aufgeht und glücklich ist. :heart:

Natürlich ist es bei einer Hinführung um das Interesse an Musik und dem Erlernen eines Instruments enorm von Vorteil wenn die Eltern Musik Liebhaber/innen sind und vielleicht selbst ein Instrument beherrschen.

Doch ist es auch möglich sein Kind ohne eigene musikalische Ausbildung oder ohne die eigene Beherrschung eines Musikinstruments möglich seinem Kind die Welt der Musik näher zu bringen.

Wobei es dahingehend natürlich in der Welt der Musik gewaltige Unterschiede gibt, heisst wird zuhause mehrheitlich die Musik gehört die dem „Mainstream“ entspricht, oder geht das Musik Verständnis über das allgemeine hinaus?, wobei dann vielleicht sogar die eigenen Eltern, über ihre Kinder, noch etwas über Musik lernen können.

Wie auch immer, jedenfalls kann das Schlagzeug spielen sehr viel gutes bewirken, nicht nur was den Zugang zur Musik im allgemeinen betrifft, oder eben das man dadurch lernt mehrere Abläufe gleichzeitig zu koordinieren, sondern z.B. unter anderem auch, dass man beim Schlagzeug spielen auch mal richtig Lärm machen darf, oder auch mal richtig stark auf die Trommeln einschlagen darf.

Was besonders stressabbauend ist, wenn man mal emotional „aufgeladen“ ist. :face_blowing_a_kiss:

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