Familienkrise - Einweisen oder nicht?

P.p.s. @Alleinseinkeit
Jedenfalls ist es so, dass echte Genialität und damit eine hohe Hochbegabung im Bereich der Musikalität, welche sich besonders im Bereich der Kunst der Fähigkeit des selbständigen „improvisieres“ in der Musik zeigt, heisst dem kompletten Verzicht auf Noten im Notenständer vor der Nase während man Live am spielen ist, was z.B. vor eine sehr grosse Kunst ist welche, sagen wir mal „die alten Meister der Jazz Musik“ nachweislich sehr gut beherrscht haben.
Jedenfalls deshalb noch ein Musik Video. :heart:

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Sorry @Alleinseinkeit ich noch mal :vulcan_salute: :sweat_smile:
Jedenfalls, was das Schlagzeug spielen anbetrifft, hat dieses Musik Instrument einem meiner Brüder sozusagen wahrscheinlich ihm sein Leben gerettet, erstens weil er schon als kleiner Junge ein „sehr lebhaftes Kind gewesen ist“, heisst sehr viel „Unfug im Kopf hatte, wie man das früher sagte“, heisst er schon als sehr kleiner Bub vielerorts „angeeckt“ ist, weil er sehr unruhig war und praktisch nirgends „still sitzen konnte“, besonders wenn ihn etwas gelangweilt hatte, und ausserdem hatte er oft so viel Energie in sich, dass es für ihn kaum möglich war um sich selbst regulieren zu können, sprich sich selbst „herunterfahren zu können“ wenn er erst mal so richtig „aufgepeitscht“ und emotional überbordend wegen etwas gewesen ist.

Jedenfalls hatte mein Bruder in seiner Kindheit und Jugendzeit eine wirklich sehr schwere Zeit, weil er dem klassischen Bild das man von einem sogenannten "Zappelphillip"kennt, par excellence entsprochen hatte.

Und dann kam es dazu, dass er im Musik Unterricht von einem sehr klugen und sehr weisen Musiklehrer in der Schule, dass Musik Instrument „Schlagzeug“ gezeigt bekam, und ab diesem Zeitpunkt war er Feuer und Flamme für dieses Instrument, es war die berühmte „Liebe auf den ersten Blick“.

Und von da an hatte sich sein bisheriges Leben, heisst alles das was ihn wütend gemacht hatte, und alles was er nicht ausleben konnte, oder vor allem nicht „ausleben durfte“, für ihn in seinem Leben durch das erlernen des Schlagzeug spielens komplett verändert.

Denn über das Schlagzeug spielen hat er sehr viel über das Leben gelernt, nämlich z.B. das ein Schlagzeug nicht nur dazu gut ist um „rein zu hauen“, sondern das man ein Schlagzeug auch „zärtlich spielen kann“, oder das ein Schlagzeug nicht nur da ist um möglichst viel Lärm zu machen, sondern das ein Schlagzeug viel mehr als das ist, nämlich ein Instrument mit dem man sämtliche Gefühle sehr gut zum Ausdruck bringen kann.

Jedenfalls hat er dann „freiwillig“ damit begonnen zu „üben“, und das jeden Tag, und oft sogar stundenlang, und nebst dem Üben hat er ausserdem damit begonnen, sich für sämtliche Musik Richtungen die es auf der Welt gibt, sich von sich aus für dieses grosse Spektrum der Musik zu interessieren und musikalisch stets von sich aus immer weiter zu bilden zu wollen.

Das mein Bruder dann ein hervorragender Schlagzeuger geworden ist, ist deshalb auch nicht weiter erstaunlich, und das er das auch heute noch ist, mit einem Alter von inzwischen über 60, zeigt jedenfalls gut auf, wie hilfreich und guttuend das Musik machen für Adhs’ler/innen sein kann.

Von daher kann ich persönlich eigentlich nur allen ADHS und Autismus Spektrum Eltern empfehlen, ihren Kindern eine musikalische Ausbildung zu ermöglichen. :heart:

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Könnte diese GS Lehrerin vielleicht aktuell eine Ansprechpartnerin für Euch sein?

Ich halte Schwierigkeiten an Übergängen und Schwellen wie Schulwechsel auch für ein typisches ADHS-Thema.

Manchmal brauchen wir ja die Zuversicht von solchen Bezugspersonen als Selbstwertgerüst für unser Können. Und wenn die Personen wegfallen und sich im neuen Umfeld kein Ersatz findet, dann fehlen irgendwie die Erinnerungsstützen an die Fähigkeiten, die wir schon unter Beweis gestellt haben.

Als ich am Anfang der Uni nochmal Kontakt zu meinen Oberstufenlehrern hatte, war das, als würden die mir nochmal bezeugen, was sie mir zutrauen. Ich hatte da gar keinen Zugriff mehr drauf vor lauter Selbstzweifeln.

Vermutlich gibt es da sogar eine simple neurobiologische Basis: Die Exekutivfunktionen sind in Hirnareale, auf die wir nur Zugriff haben, wenn wir uns einigermaßen sicher fühlen. Deshalb kommt es bei ADHS manchmal zu regelrechten Abwärtsspiralen, weil mit wachsendem Stress der Zugriff auf die Ressourcen immer schlechter gelingt. (Aufwärtsspiralen können wir aber auch, wenn solche Wackelkontakte behoben sind…)

Vielleicht könnte er nach den Ferien sogar nochmal ein paar Tage in der Grundschule einen Rahmen finden? Oder die Lehrerin hat ein paar pädagogische Tipps oder könnte mal ein paar Wochen als „study buddy“-Nachhilfe das System stabilisieren?

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Hallo Alleinseikeit,
mein Sohn war in der Fachklinik für Kinderneurologie und Sozialpädiatrie in Unna-Königsborn zur Diagnostik und Beginn der Medikation. Da konnte ich in einem Elternzimmer wohnen und zumindest die Nachmittage mit ihm verbringen. Vielleicht gibt es so etwas in der Umgebung? Oder vielleicht eine Tagesklinik? In der Umgebung Köln könnte ich Dir eine Psychiaterin empfehlen wo die Wartezeit nicht ganz so endlos ist. Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Kraft. Versuch durchzuhalten, es ist toll was Du leistest! Alles Liebe, Katrin

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Wow, vielen Dank dass Du Dir die Mühe gemacht hast!!! :hugs:

Von PDA höre ich zum ersten Mal, danke dass du da meinen Horizont erweitert hast. Wirklich sehr interessant! Deine Schilderungen sind sehr eindrücklich, ich kann mir etwa vorstellen, wie es im Kopf deiner Tocher zugehen muss. Klar ist es schwer, da einen Experten zu finden…

Eben das. Bei meinem Sohn könnte ich nichts benennen, was als Stimming bekannt ist. Er zappelt viel und in alle Richtungen, aber sowas Repetatives / Beruhigendes, was immer wieder (v.a. bei Stress) ausgeführt wird, kenne ich nicht von ihm.

PS. die Website die du empfohlen hast ist ja super! Danke!

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Hallo @Alleinseinkeit und auch @Hobbyhopper,

hier ist noch ein Artikel zu HB und PDA, den ich recht lesenswert finde.

Zum eigentlichen Threadthema habe ich leider nicht so viel Nützliches beizusteuern, zumal ich auch keine Kinder habe.

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Erstmal ein riesiges Lob an dich, dass du alles mögliche versuchst was in deiner Macht steht und soviel Verständnis für dein Kind hast!
Es hört sich viel nach ADHS an was du erzählst, auch der ausbleibende Lerneffekt. Mein Kind (10) ist ebenfalls sehr intelligent und konnte alles gut maskieren, nur Zuhause ging es dann rund. Bis zur 3. Klasse wussten wir nicht, dass es ADHS ist, wir hatten auf Hochsensibilität getippt. Der Schule ist es nicht aufgefallen, aber ich wusste, dass etwas anders ist. Auffällig war nur, dass er mindestens 1x die Woche die Schule verweigert hat, da er vollkommen geistig erschöpft war. Die Reizüberflutung und das trotzige Verhalten waren enorm. Wir haben im Sozialpädiatrischen Institut einmal alles prüfen lassen und die Diagnose war letztendlich ADHS. Wir haben dann nach langem Sträuben und Ausprobieren sämtlicher Erziehungstipps für ADHS Kinder, mit Medikamenten angefangen, was ein ziemlicher Gamechanger war, obwohl ich überhaupt kein Fan von Medikation bin.

Das Kind war schon immer ständig draußen und beim Sport, aber sowas von unter Feuer, gereizt und fahrig, kein Lerneffekt, körperlich nicht auszupowern, aber ständig überreizt. Kurz, wir hatten einfach immer das Gefühl die Infos bleiben nicht hängen und jeder Reiz war zuviel. Wodurch es auch alle möglichen Ängste entwickelt hat.

Aktuell sind wir mit Elvanse gut versorgt. Die letzten 2 Monate wollte unser Kind versuchen ohne auszukommen, das ging 3 Wochen gut, aber danach nicht mehr. Daher sind wir jetzt wieder dabei.

Grundsätzlich kann ich sagen, dass es unserem Kind sehr geholfen hat, da der Kopf nicht mehr ständig übereizt ist, Informationen hängen bleiben und neue Dinge angenommen werden können. Auch die soziale Interaktion ist viel einfacher und Ängste wurden abgebaut. Ich habe das Gefühl, dass mein Kind damit eher sein inneres Gleichgewicht findet und die Inhalte aus der Verhaltenstherapie so auch im Kopf ankommen. Es ist immer noch voller Energie, aber so, dass es alles koordinieren und gut aushalten kann.

Ich weiß wie kräftezehrend das alles ist und wünsche dir ganz viel Kraft!!

P.S. Gibt es bei euch vielleicht die Möglichkeit ambulant einen Termin in der Tagesklinik zu bekommen anstatt der stationären Einweisung? So dass er vielleicht täglich hin muss, aber zu Hause schlafen kann?

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Danke, das gebe ich gleich mal an @Elementary weiter. Von ihr hatte ich den Link :smiling_face:

Das Thema Stimming ist recht komplex und oft weiß man gar nicht, was eigentlich alles dazu gehört. Ich habe das bei meiner Tochter auch lange nicht wahrgenommen. Und auch bei mir selber nicht. Da habe ich es sogar unwissentlich unterdrückt und erst wiederentdeckt.
Ich bin zum Beispiel sehr empfänglich für visuelles Stimming. Glitzer, Blubberblasen, geordnete Farben und generell geordnete Dinge. Ich sortiere dann auch mal zur Beruhigung Dinge. Früher Autos in eine Reihe, heute Küchenutensilien :grin:
Zu auditiven Stimming gehört bei mir Phasenweise immer wieder das gleiche Lied/Album hören, Geräusche nachahmen.
Motorisches Stimming wie mit den Beinen wackeln macht mein Sohn viel. Er dehnt sich auch viel oder verknotet Arme und Beine und übt so Druck auf bestimmte Körperstellen aus. Früher ist er viel auf Zehenspitzen gelaufen und hat beim Spielen geschaukelt.
Stimming kann entweder beruhigend oder aktivierend sein. Je nach Kontext.
Es gibt ein gutes Video, wo viele Beispiele genannt werden. Das ist zwar explizit als autistisches Stimming benannt, aber das kann durchaus auch auf ADHS angewendet werden. Es ist auch sehr individuell, wie genau das Stimming aussieht. Bei manchen kann es auch selbstverletzendes Verhalten sein, wie innen an der Wange knabbern oder bei Erwachsenen Essen oder Rauchen.

Wir sind von deiner eigentlichen Frage inzwischen weit abgekommen. Ist das für dich ok? Du merkst, wir beantworten hier gerne Fragen und bringen auch ungefragt neue Infos mit rein :grin:

Wie ist dein Gedanke zur Ausgangsfrage inzwischen? Konntest du nochmal darüber nachdenken oder mit jemandem sprechen?

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Danke für deine warmen Worte! :white_heart:

Ich habe mir als Kind (auch ohne motorische Schwierigkeiten) immer gewünscht, Schlagzeug zu spielen… Einmal hatte ich die Gelegenheit, im Rahmen eines Schulprojektes bei einer musikalischen Aufführung die Schlagzeugerin zu sein… :melting_face: Nun muss ein Cajon zuhause herhalten. Und ja, wir sind durchaus eine musikliebende Familie und hätte ich mehr Kraft/Zeit/Nerven bzw andere Umstände, würde ich Instrumentunterricht nehmen. Meine Kinder kriege ich allerdings nicht zu einem Schlagzeug überredet. Damit kann ich aber leben.

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Wow, wie schön!!! Wie manche Begegnungen Leben verändern…

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Die beiden haben noch immer Kontakt. Er versorgt sie regelmäßig mit seinen literarischen Ergüssen. Wenn es möglich ist, ist er auch für einen Tag bei ihr in der GS Klasse zu Besuch. Ist aktuell nicht möglich, aber wenn er weiterhin den Wunsch haben sollte, hab ich da kein Problem mit.

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Danke für den Tipp. Kommt auf meine Liste.

Tagesklinik haben wir hier in der Nähe, das nehmen wir ins KJP Gespräch mit. Aber ich glaube wirklich nicht, dass Diagnostik dort das „Hauptanliegen“ ist. Dafür eher eine Spezialklinik, Spezialambulanz oder eben - wenn man Glück hat - einen fähigen KJP in niedergelassener Praxis.

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:joy: :adxs_wub:

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Danke für das Video, war durchaus amüsant! Sehr sympathisch! Ich werde nochmal genauer drauf achten, finde aber weder bei ihm noch bei mir Hinweise darauf. Hab mir auch ein Video auf dem Kanal über die Unterschiede ADHS-ASS angeschaut und musste erschrocken feststellen, wie sehr die ADHS Seite auf mich :face_without_mouth: (und auf meinen Sohn) zutrifft: „gedanklich überall und nirgendwo zugleich“ . Aber das ist ein anderes Thema…

Natürlich!

Stand ist: bis zum KJP Termin bleibt Sohnemann bei den Großeltern, ich bin wahnsinnig dankbar, dass die das mitmachen. Dort geht es ihm sehr gut, sagt er. Und danach weiß ich noch nicht. Insgeheim habe ich die leise Hoffnung, dass er es auf Verdacht mit Medikation probiert.

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Das! Könnte genauso von uns sein. Ich wusste tatsächlich erst so richtig, dass er wirklich ANDERS und nicht einfach „nur“ anstrengend ist, nachdem sein völlig normaler und entspannter Bruder größer wurde. Da verstand ich, wie andere Eltern vier Kindern überlebten ohne besonders gestresst auszusehen. Vier der Variante „kleiner- Bruder“ würden sogar meine Nerven verkraften.

Das lese ich gern! Es freut mich für euch! :white_heart:

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Danke @tamaracha , der Artikel beschreibt es ganz gut.

Wir haben lange versucht, es „richtig“ zu machen und unser Kind in die herkömmlichen Normen zu pressen. Obwohl wir im Inneren wussten, dass wir selber schon nicht rein passten.
Heute sehen wir zu, dass es so halbwegs passt. Aber wie genau das „passt“ definiert ist, muss sie für sich selber herausfinden.

Wir „erziehen“ nicht mehr im herkömmlichen Sinne. Wir bieten einen Rahmen zur Entwicklung. Ein pädagogisches Konzept gibt es dafür nicht. Das entsteht im Alltag. Es wird durch die Bedürfnisse aller Beteiligten geformt.
Klingt schwammig, aber im Grunde ist es das ständige Hinterfragen der Regeln. Muss das jetzt wirklich so? Warum? Wer sagt das? Was ist das Ziel? Ist das realistisch? Wollen wir das überhaupt und passt das zu uns? Ist das langfristig gedacht?

Muss das Kind 21 Uhr ins Bett? Es braucht Schlaf. Aber es musste sich nach der Schule ausruhen und konnte erst gegen 19 Uhr wieder durchstarten. Also erst spät Abendessen. Im Zimmer, allein, weil schon der Schreibtisch für die Schularbeit hergerichtet wurde. Dann also ins Bett, wenn es will und mit den Aufgaben fertig ist.

Darf das Kind mehr Zeit für Internet haben? Es hatte schon drei Stunden. Was macht es im Netz? YouTube schauen. Was? Ist genehmigt, dann halt noch 2 Stunden schauen. Es weiß selber, was noch auf der To-Do Liste steht und wird das schon machen. Wenn das Adrenalin und der Zeitdruck hoch genug sind. Mal eine Weile im Hyperfokus versinken ist absolut ok. Meinetwegen auch für ein paar Wochen ein Computerspiel. Interessen wechseln sowieso ständig. (Selbstregulation funktioniert erst seit der Medi besser!)

Was? Du willst JETZT nähen lernen? Ok… wir sehen uns in 8 Stunden. Ich bringe dir zwischendurch was zu essen und was zu trinken.

Das Zimmer sieht seit 6 Wochen aus wie Sau. Egal, solang die Katze keine essbaren Dinge finden kann. Being wenigsten alles an Geschirr in die Küche. Irgendwann kickt die Motivation und es wird aufgeräumt. Und solang die Psyche stabil ist (und die Medi genommen wird), bleibt auch das Zimmer einigermaßen ordentlich. In stressigen Zeiten wird es wieder unordentlicher. Zimmerzustand ist also ein Indikator für das Wohlbefinden. Kann ich mit arbeiten.

Soweit, so gut. Wir haben aber auch ein sehr vernünftiges Mädchen mit hohem moralischem Anspruch und wenig Interesse an sozialen Veranstaltungen. Wir lassen Freiheiten und wissen, dass kein Blödsinn gemacht wird.

Früher war das alles wirklich anders und viel anstrengender. Wir dachten, das Kind muss bestimmte Dinge lernen, um in der Welt klar zu kommen. Also haben wir Regeln durchgesetzt, die nicht zu uns und zum Kind passten. Nicht zum ADHS und nicht zum ASS und dem PDA und nicht zur hohen Begabung. Aber wie hätten wir es besser wissen sollen? Man hat ja keine Vorbilder.
Wir haben gelernt, dass Loslassen nicht Vernachlässigen bedeutet. Freiheit nicht Tyrannei begünstigt. Unser Ziel ist es, den Flow zu finden, aber trotzdem irgendwie den Anforderungen der Gesellschaft gerecht zu werden. Je weniger wir das erzwingen, desto besser klappt es. Weniger Kontrollausübung, mehr Kopperation.

Und ja, wir haben trotzdem noch massig Probleme :grimacing: Jeder Tag eine neue Herausforderung. Die Kämpfe untereinander haben aber aufgehört und unsere Tochter sieht uns als Partner, Verbündete und Unterstützer. Nicht mehr als Vollstrecker. Richtige Streits und Auseinandersetzungen hatten wir vor den Diagnosen und Medikamenten täglich. Ich war am Ende, Kind war am Ende. Jeder Blick ein potenzieller Zünder der nächsten Brandbombe.
Jetzt alle paar Wochen mal eine kurze Auseinandersetzung/Unstimmigkeit und schnelle Klärung und Versöhnung.

Ach so, dass ich selber ADHS habe weiß ich auch noch nicht so lang. Das ist mir gedämmert, als ich mich mehr mit meinen Kindern und Schülern von mir befasste. Hätte mir auch damals schon die KJP des Sohnes sagen könnten, dass ADHS und ASS in Familien gehäuft auftreten :roll_eyes::woman_shrugging:t2:

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Da muss ich jetzt mal nachfragen, weil du speziell bei Pädagogikthemen sicherer aufgestellt bist als ich. Gibt es nicht schon das Konzept der bedürfnisorientierten Erziehung, das auch schon ganz ähnliche Punkte umfasst, oder ist das eher auf jüngere Kinder ausgerichtet?

Es klingt auch nicht unbedingt schwammig für mich, sondern agil. Zumindest Ansätze wie Verhaltenskontrakte, in deren Aushandlung möglichst alle Bedürfnisse demokratisch einfließen, kenne ich vom Studium her auch. Dort gilt dann halt i.d.R. der Disclaimer, dass Bedürfnisse und Grenzen etwas anderes sind als spontane Wünsche. Und Grenzen sind dann am besten nachvollziehbar, wenn sie sich aus Bedürfnissen ergeben.

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Ja, es gibt diese Konzepte.

Allerdings haben wir uns keines im Speziellen rausgesucht und dann gesagt, das wir das jetzt befolgen wollen.
Wir orientieren uns grundsätzlich erstmal an Ethik und Moral und dem Kategorischen Imperativ.

Der bedürfnisorientierte Erziehungsstil bezieht sich meist nur auf das Kind. Er hat zudem ein recht klares Leitbild.

Unsere Erziehung ist eher eine Mischung aus bedürfnisorientiert, demokratisch, antiautoritär und situativ.
Wir bedienen keines dieser Modelle so richtig.
Für bedürfnisorientiert haben wir auch zu sehr unsere Bedürfnisse als Eltern im Fokus und hinterfragen auch die Regeln mehr.
Demokratisch und antiautoritär ja, aber dafür haben wir als Eltern trotzdem noch zu viel „Macht“ oder setzen zu viele Grenzen.
Situativer Ansatz mit demokratischem Grundkonzept und reflexiven Elementen könnte noch passen.

Es ist verwirrend :grinning_face_with_smiling_eyes:
Vielleicht ist das eher ein Thema für eine Facharbeit. „Bedürfnisorientiert, demokratisch, konzeptfrei? Eine Analyse von Erziehungsstilen neurodivergenter Familien“

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Hört sich gut an. :laughing:

Danke fürs Einordnen. Wahrscheinlich hat man aber auch meistens eine Mischung aus verschiedenen Stilen vorliegen, ein Spektrum von Dimensionen. Selbst Demokratien kennen ja einiges an Abstufungen. Und die Mischung macht’s am Ende aus. Reines Antiautoritär würde ich z.B. nicht unbedingt empfehlen, weil das im Extremfall schon in die Vernachlässigung gehen kann, also wenn ich so viel Angst davor habe, das Kind irgendwie zu beeinflussen oder zu „dominieren“, dass ich gar nicht mehr klar spiegele. Das kommt mir bei GFK z.B. auch manchmal so vor, zumindest in ihrer ganz konsequenten Auslegung.

  • A: Gibt irgendein nicht so wertschätzendes Feedback oder Kommentar
  • B (salbungsvoll): „Ich danke dir für dein Feedback …“
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Es ist denke ich wie so oft: die Konzepte bieten Orientierung und sie beschreiben den „Idealzustand“ des Konzeptes. Wie du schon sagst, seine konsequenteste Auslegung. Das passt eben nicht immer.
Gewaltfreie Kommunikation ist so lange toll, wie sich alle dran halten. Wenn mich jemand angreift, muss ich mich aber verteidigen dürfen. Notfalls mit Gewalt. Manchmal muss man die Leute da abholen, wo sie stehen. Und wenn sie gerade für höhere Konzepte nicht empfänglich sind, muss es eben mal die klare Kante sein. Klare Kommunikation sozusagen.

Aber das geht jetzt wirklich zu weit vom eigentlichen Thema weg. Ich will da also gar nicht weiter den Gedankenpfaden folgen.

@Alleinseinkeit Ich freue mich, dass euer Sohn jetzt erstmal bei den Großeltern bleiben kann und ihm dort gut geht. Das zeigt, dass ihr erstmal die richtige Entscheidung getroffen habt.
Wichtig ist dann, dass er weiß, dass ihr als Eltern auf seiner Seite seid. Sprecht mit ihm und fragt, was für ihn gerade di größten Schwierigkeiten sind. Was ihn selbst stört und was er gern anders hätte.
Je nachdem, wie er so ist, wird er das entweder sehr präzise ausdrücken können, oder du musst auf Basis deines erworbenen ADHS-Wissens zwischen den Zeilen lesen.
Wichtig ist aus meiner Sicht, dass ihr ihn einbezieht. Also gerne mal mit ihm zusammen einen Fragebogen ausfüllen. Ich habe das damals so gemacht: „Hey Kind, ich habe mich mal auf die Suche begeben und versucht herauszufinden, woher deine Schwierigkeiten kommen könnten. Ich habe eine Idee, aber ich weiß nicht, ob das passt. Können wir mal zusammen diesen Fragebogen durchgehen? So zur Einordnung? Kann auch sein, dass ich hier komplett daneben liege. Aber bevor ich jetzt weiter recherchiere würde ich gerne wissen, ob ich auf dem richtigen Weg bin.“
Das war für meine Tochter ein guter Einstieg und ich lag auch richtig. Sie hat in diesem Moment verstanden, dass ich auf ihrer Seite bin und da die Fragen tatsächlich zu ihr passten, konnte sie sich mir auch öffnen.

Wenn ihr ein paar Fragen beantwortet habt, hast du auch mehr Infos für den Arztbesuch zur Hand. Du hast dann mehr Beispiele aus dem Alltag und kennst auch die Perspektive deines Kindes. Oft hilft es, wenn man den individuellen Leidensdruck benennen kann.
Sollte es dann wirklich an die Medikation gehen, schau dich dann nochmal hier im Forum um. Die Eindosierung und das Finden des geeigneten Medikamentes ist nochmal ein ganz eigenes Thema, dessen Fallstricke man kennen sollte.

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