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Die Frage nach der Unruhe habe ich mir selbst auch bereits gestellt. Ich habe bis heute keine eindeutige Antwort, sie ist mir aber auch gar nicht mehr so wichtig, weil für mich das Gesamtbild der Symptome und deren Auswirkungen auf meinen Alltag und meine Gesundheit entscheidender sind.
Ich weiß nicht, ob die innere oder äußere Unruhe wirklich klar vorhanden sein muss, um die Diagnose zu erhalten. Meine Vermutung wäre nein. Außerdem kann es, wie von Falschparker erwähnt, schwierig sein, diese selbst als solche zu erkennen, vor Allem, wenn man bereits das Ganze Leben lang damit verbracht hat.
Ich würde mich nicht als besonders unruhigen Menschen bezeichnen, und kann auch lange Zeit stillsitzen und meditieren. Ich komme dann innerlich tatsächlich nach einer Weile „zur Ruhe“, was allgemein gesprochen, wohl eher ADHS–untypisch ist. Meine Kollegen und Freunde bezeichnen mich in der Regel als ruhige Person, die das laute Durcheinander wieder ins Lot bringt .
Ich verknote aber auch meine Gliedmaßen, wenn ich am Schreibtisch sitze, kaue an meinen Klamotten und Haaren herum, knirsche mit den Zähnen oder esse etwas, obwohl ich gar keinen echten Hunger habe. Manchmal wippe ich permanent mit den Fußzehen – im Schuh. Das fällt noch nicht einmal mir wirklich auf. Das Ganze nimmt auch zu, wenn ich mich konzentrieren muss. Manchmal springen meine Gedanken wie Flöhe hin und her. Andere Male bin ich cool und fokussiert. Ob das jetzt alles schon als „innere Unruhe“ zu werten ist: .
Ein paar Ideen, wie innere Unruhe individuell ausfallen kann, findest Du unter anderem hier: Innere Unruhe - Wie sieht es bei euch aus?
Letztendlich würde ich mich nicht allzu sehr an einem uneindeutigen Symptom aufhängen, sondern das große Ganze betrachten, und ob die Symptomatik so auch bereits in der Kindheit vorhanden war. Doof ist natürlich, wenn die Ärztin die Unruhe als Diagnosekriterium voraussetzt, aber vielleicht kannst Du mit ihr noch einmal darüber reden. Wenn Dir das Medikament hilft, dann ist das doch bereits ein ganz guter Anhaltspunkt dafür, dass Du die richtige Karte gezogen hast.
Wieso denn Konzentrationstests? Auch ADHSler:innen können sich konzentrieren, wenn sie aufgeregt sind, sich für den Test u.s.w. interessieren. Liest sich für mich nach Testung auf Klischee–ADHS. Ich habe in meinem Leben schon reichlich Prüfungen bestanden, ohne dabei aus dem Fenster zu schauen und Eichhörnchen zu beobachten…
Wieso denn das? Weil Du nicht genügend Kriterien erfüllst? Dann wäre die Frage nach der Unruhe wohl auch erst einmal nicht so relevant, aber bevor die „Tests“ nicht abgeschlossen sind, schon eine Halbdiagnose zu tätigen, finde ich von der Ärztin nicht besonders professionell. Sie beeinflusst damit sowohl ihre eigene Interpretation der noch ausstehenden Untersuchungen, als auch Dein Verhalten und Dein Empfinden, selbst wenn das nur unbewusst geschiet. Das ist der Diagnostik nicht dienlich.
Mit Stimulanzien könnte es aufgrund des Btm–Status schwer sein, sie ohne Diagnose zu bekommen. Atomoxetin fällt nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. Ich bin hierzu nicht supergut informiert, aber grundsätzlich sollte es möglich sein, es off–label zu verordnen. Das wäre eine Verordnung außerhalb des zugelassenen Bereiches, also z. B. wenn Du es z. B. aufgrund von Stimmungsschwankungen erhältst, obwohl Du kein ADHS hast. Der Grund, wieso Ärzt:innen das ungerne tun, ist dass sie oft befürchten, dass die Krankenkassen eine Rückforderung der Kosten stellen, und die Behandler:innen auch für mögliche Folgen (Nebenwirkungen, Langzeitverträglichkeit,…) haften, und nicht die Hersteller:innen der Präparate.
Falls Du bei der Ärztin nicht weiterkommst, könnte es sich vielleicht lohnen, woanders noch einmal das Thema aufzugreifen.
Ich drücke Dir die Daumen!