Innere Unruhe - Wie sieht es bei euch aus?

Hallo in die Runde,

ich würde gerne mal über ein Thema sprechen, was zwar häufig in anderen Beiträgen zu finden ist, aber ich so noch nicht als Hauptthema gefunden habe. Mir geht es um die innere Unruhe.

Ich habe diese innere Unruhe schon seit Ewigkeiten und ab Anfang 2020 wurde es bei mir deutlich mehr. Das hat zum einen mit meiner privaten Situation inkl. Scheidung, Hausverkauf und anderen Umständen zu tun. Zum anderen bin ich aber auch im Zuge des ersten Corona-Lockdowns und dem was vorher geschehen ist, in eine tiefe Depression gerutscht. Inklusive Klinikaufenthalt Mitte 2021 und ADS Diagnose im September.

Bei mir äußert sich die innere Unruhe durch ein unangenehmes Gefühl in der Brust. Unruhe eben. Bis vor kurzem konnte ich dieses Gefühl der inneren Unruhe nicht zuordnen. Ich dachte zeitweise, dass es Angstgefühle sind, was bei meiner Situation auch durchaus Sinn ergeben hätte. Aber ich war nie vorher wirklich ängstlich.

Ich konnte teilweise gegen dieses Gefühl mit Meditation gegenarbeiten. Das hat aber immer nur ein paar Minuten angehalten. Und ich habe schon aufgehört zu hoffen, dass ich diese Gefühle loswerde.

Unter Strattera, Medikinet und Ritalin wurden die Gefühle auch nicht besser und die Nebenwirkungen waren zudem extrem. Nun habe ich nach langem hin und her mit meinem Psychiater endlich Elvanse bekommen. Angefangen mit 30mg, was mir schon deutlich geholfen hat. Das Lebensgefühl ist ein völlig anderes und ich fühle mich mehr in meiner Mitte. Meine Depression verschwindet zunehmend. Negative Gedankengänge tauchen seltener auf und ich kann sie abbrechen. Auch meine Selbstzweifel verschwinden zunehmend - dazu würde ich aber an andere Stelle gerne mal etwas schreiben.

Um die Wirkdauer noch etwas zu verlängern, soll ich nun 50mg nehmen, was ich auch mache. Was ich die ersten paar Tage aber mit den 50mg Elvanse erlebt habe, ist unbeschreiblich. Es herrschte Ruhe. Absolute Ruhe in meiner Brust. Entspannung und Ausgeglichenheit. Ein Traum. Ich war im Himmel.

Nach fast einer Woche kommt nun aber die innere Unruhe wieder und ich bin ziemlich enttäuscht. Nun habe ich vom Honig gekostet und will ihn natürlich dauerhaft. Aber wie schaffe ich das?

Aber ich will hier nicht nur von mir schreiben. Ich würde gerne von eure Erfahrungen zum Thema innere Unruhe lesen. Vielleicht habt ihr ja Ideen, wie man das in den Griff bekommt. Vielleicht können wir auch anderen mit dem Problem helfen.

Wie sieht es bei euch aus? Kennt ihr diese unangenehme Unruhe? Was macht ihr dagegen?

LG
Me-Inside

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Hast du auch mal Herzprobleme abklären lassen?
Da du es so genau hinter der Brust lokalisierst.
Herzkranke Patienten mit Arrhythmien oder Vorhofflimmern berichten oft von einer inneren Unruhe.

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Danke, dass du fragst.
Im Zuge der ADHS Diagnose wurde natürlich auch ein EKG gemacht und vor ein paar Jahren war auch das Langzeit EKG ohne Auffälligkeiten. Außerdem nutze ich das EKG meiner Apple Watch sehr regelmäßig und auch dort werden keine Auffälligkeiten gemeldet. Auch beim Sport und Puls von 190 habe ich keine Probleme.
Ich gehe also davon aus, dass dort alles in Ordnung ist.

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Vielleicht noch mal etwas höher dosieren?
Sonst ggf mit ner kleinen Dosis Atomoxetin unterfüttern? Also als Kombi…

Innere Unruhe ist ein Kernsymptom von AD(H)S.

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Danke für deine Antwort.

Atomoxetin hat bei mir extremes Herzrasen ausgelöst und das auch nach zwei Monaten noch. Eine Wirkung ist dabei vollkommen ausgeblieben.
Vielleicht werde ich in ein paar Tagen mal 70mg Elvanse ausprobieren. Vielleicht bleibt die positive Wirkung dann ja dauerhaft.

Wie gehst du denn mit der Unruhe um?

Innere unruhe mit Druckgefühl in der Brust/ Hals kenne ich auch. Bevor ich medikamentiert wurde, war es jahrelang mein ständiger Begleiter. Mein Arzt sagte es hängt oft mit dem hohen Stress zusammen (hoher Adrenalin Cortisolspiegel), dem ADHS Betroffene ausgesetzt sind, da alle Reize ungefiltert ständig einwirken. Mir ist dann aufgefallen, dass Sport (vor allem Joggen im Wald) hilft. Das war für mich ein Aha-moment , da im Wald keine Stress Situationen herrschen, die auf mich einprasseln und angestauter Sress/Cortisol zugleich durch Bewegung abgebaut wird. Beim laufen in der Natur war das Druckgefühl wie weg geblasen. Ich weiss nicht, ob das hilfreich für dich ist? Liebe Grüße :adxs_peace:

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Hast du diese Unruhe immer oder nur in bestimmten Situationen? Ist es morgens mehr als mittags/ nachmittags?
Bevor du die Dosis erhöhst, mache ein Tagebuch. Ganz wichtig auch aufzuschreiben, was du am Tag gegessen hast und wieviel du getrunken hast, und vielleicht ob sich das regelmäßige Essen und Trinken positiv auf die Unruhe auswirkt?
Wenn ich trotz Elvanse dieses Gefühl in der Brust habe, weiß ich dass ich etwas gegessen habe, was mein Magen nicht gut verkraftet. Hast du Unverträglichkeiten?

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Danke @Lea, dass du deine Erfahrungen hier teilst.

Tatsächlich mache ich seit meiner Umstellung auf Elvanse wieder recht viel Sport. Das tut mir auch sehr gut, unterstützt mein Selbstbewusstsein und auch das Abnehmen geht langsam voran. Auch Joggen habe ich wieder angefangen. Vor Corona habe ich auf einen Halbmarathon hintrainiert und das will ich jetzt wieder angehen.

Leider ist der Sport immer nur sehr kurz von Wirkung und den ganzen restlichen Tag fühle ich mich sehr erschöpft. Sogar so sehr, dass mir das arbeiten schwer fällt.

Vom sportlichen Aspekt abgesehen kann ich deine Beobachtung mit dem Wald nur bestätigen. Ich genieße es sehr einen ruhigen Spaziergang mit meinem Hund im Wald zu haben. Leider ist die innere Ruhe weg, sobald ich wieder zuhause bin.

Ich versuche in Zukunft noch mehr bewusst und gezielt Sport und Spaziergänge sowie Meditation einzusetzen. Außerdem will ich auch mein Stresslevel signifikant reduzieren.

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Hey @allmighty,

ich kann das aufkommen der Unruhe nicht konkret mit einzelnen Faktoren verbinden. Es scheint komplett unabhängig von Essen oder anderen Einflussfaktoren zu sein. Die letzten zwei Jahre war es quasi permanent da. Erst mit Elvanse habe ich das erste mal über einen gesamten Tag eine Ruhe verspürt, wie ich sie gerne dauerhaft hätte. Nun ist das aber auch vergangen.

Mein Essverhalten ist jedoch recht unregelmäßig. Ich werde mal deinem Rat führen und mehr darauf achten und mir auch Notizen machen. Vielen Dank!

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Ich finde es sinnvoll sich zu fragen , was irgendwann einmal im Leben für Ruhe und ein angenehmes Gefühl gesorgt hat. Im Anschluss Dinge/Hobbies finden, die diese Emotion auslösen können und regelmäßig machen . Bei mir ist es das Fitnessstudio, durch das ich Endorphine und eine gute Stimmung erzeugen kann.
Wenn man jedoch keinen Zugang zu sich selbst hat , würde ich mich fragen was die einflussreichste Ursache ist und an der Stellschraube arbeiten. Sprich z.B Depressionen----> so lange einen therapeuten suchen, der emphatisch zu mir passt. Wenn der Zugang zu sich selbt allgemein wiederhergestellt ist, würde ich mir aktiv Regelmäßigkeiten in die Woche bringen , die mir persönlich gut tun

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Hey!
Bei mir zeigt sich die innere Unruhe immer, wenn viel auf mich einströmt- viele Menschen an einem Platz, viele To-Dos, eine längere schlechte-Laune-Phase meiner Kinder,…

Da ich noch immer keinen Diagnostik-Termin (ganz zu schweigen von einem Therapieplatz) habe, kann ich keinen medikamentenbasierten Erfahrungsaustausch anbieten- bei mir helfen die altherbrachten Methoden „spazieren gehen (im Wald)“ und „wildes drauf-los-schreiben“ ziemlich gut. Mein Kopf entknotet sich, das Unruhe-Gefühl legt sich.

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Danke @Lila!
Da erinnerst du mich tatsächlich an das schreiben. Vor einiger Zeit habe ich regelmäßig mein erlebtes und meine Gedanken aufgeschrieben. Das sollte ich wieder anfangen. Das hat mir sehr geholfen.

Ein Wald-Bad ist natürlich auch immer super!

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Innere Unruhe zeigt sich bei mir vor allem in Zusammenhang mit Situationen die aus dem Ruder gelaufen sind, also zum Beispiel wenn ich etwas unerledigtes ewig vor mir herschiebe, oder wenn ich mich unter Leuten aufhalten muss mit denen ich mich unwohl fühle.

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Sehr interessant. Also im Grunde ist es bei mir ein Dauerzustand, dass Sachen aus dem Ruder laufen oder ich mich mit Menschen befassen muss, die ich nicht mag. Ist also vielleicht der dauerhafte Stress ein Hauptgrund für die Unruhe?

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@Me-Inside ja das kann gut sein, Dauerstress macht krank, zuviel Stress kann ja auch Bluthochdruck verursachen.

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Bei mir ist es sehr ähnlich wie bei dir. Nur das ich es weniger in der Brust sondern dafür eher im Nacken und im Rücken spüre. Innere Unruhe und dann wieder Phasen der Erschöpfung. (Auch nach dem Sport) Dagegen habe ich so ziemlich alles versucht was man sich irgendwie vorstellen kann. Aber auch bei mir kam nach einer 12 Jährigen Odyssee erst die ADHS Diagnose. Nach Ritalin hatte ich erstmals einige Tage die eine wahre Befreiung waren. Dann hat es nicht mehr so gut gewirkt. Es hilft zwar und mein Leben hat sich seither mit Sicherheit verbessert, aber es ist bei weitem nicht das was ich mir wünschen würde.

Was ich noch 100% beipflichten kann, dass es im Grunde keinen Grund zu geben scheint für diese Symptome. Es spielt keine Rolle was ich esse, wie viel ich schlafe, mit wem ich mit treffe, wie viel ich arbeite oder, oder oder
Das will aber niemand so recht glauben und die Leute kommen gerne mit gut gemeinten Ratschlägen, von denen noch keiner jemals wirklich hilfreich war (Ich nehme das natürlich keinem Übel und weiß ja das es gut gemeint ist).

Trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf. Aktuell lese ich mich in das Thema ADHS richtig tief ein und suche nach einer möglichen Lösung. Ansätze gäbe es ja ganz viele: Welches Medi in welcher Dosis? Nährstoffe wie z.B. Omega 3 usw. Bin für weitere Vorschläge vor allem von Leuten die das auch kennen sehr dankbar

lg

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@AbrissBirne Danke für deine Besorgnis. Tatsächlich arbeite ich das vergangene Jahr dran, meinen Stress zu reduzieren. Dabei geht es allerdings viel mehr, wie ich mit Stress umgehen und wie ich ihn wahrnehme und nicht wie viel von Außen kommt. Das kann ich leider nur gering reduzieren. Aber ich mache gute Vortschritte.

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@mokorn Es tut mit leid, dass du auch so sehr darunter leidest. In meinem Nacken und Rücken macht sich insbesondere eine Verspannung und Anspannung bemerkbar. Wenn ich dann aktiv in meinen Nacken fühle, merke ich erst wie ich die Muskeln anspanne. Die kann ich dann zwar lösen, aber sobald ich nicht mehr aktiv dran denke, kommt die Anspannung zurück.

Ja auch diese absolute Ahnungslosigkeit woher es kommt ist mir bekannt. Ich hab ja schon alles mögliche versucht. Gleichzeitig gibt es inzwischen auch mal 1-2 Tage am Stück, wo die Unruhe weg ist. Aber ich habe da nichts aktiv verändert und bin mir auch keiner anderen Veränderung bewusst.

Ich werde aber demnächst nochmal zu meiner Ärztin gehen und auch alle Spiegel auf eigene Kosten testen lassen. Ende des vergangenen Jahres hatte ich wegen meiner veganen Ernährung auch einen Vitamin B12 Mangel und seit ich den behoben habe, bin ich zumindest nicht mehr dauerhaft ganz so müde. Vitamin D und Omega 3 wäre dann auch auf der Liste.

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Mir geht es 1zu1 so wie du beschreibst. Auch das mit den 1-2 Tagen Besserung. Dann wird es wieder schlechter. Ich habe damit bereits Ärzte zu Verzweiflung gebracht…

Ich glaube das es eine Art Teufelskreis ist. Wie du sagst kannst du die Spannung raus nehmen wenn du wirklich aktiv etwas dagegen tust. Das geht aber nicht die ganze Zeit. Den Rest des Tages ist die Spannung automatisch wieder da und das kostet extrem viel kraft. Die fehlt dann um regelmäßig positive Dinge zu tun um die Situation langfristig zu verbessern.

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@mokorn @Me-Inside

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