Total Justine. Es sind nicht immer alle „Fehler“, die ich so wahrnehme (und das sind echt viele, der innere Rotstift ist bei mir auch sehr aktiv), aber bestimmte machen mich komplett kirre. Auch oft so Sachen, die man einfach leichter/besser/effizienter machen könnte aber keinem ist das wichtig genug.
Ich hänge bei solchen Sachen auch manchmal sehr daran fest, denke ständig darüber nach und kriege das schlecht wieder aus dem Kopf und klar, fühle mich dann auch jedes Mal hart getriggert, wenn ich dieser Sache wieder begegne. Dein Beispiel mit der Sauerstoffsättigung fühle ich sehr. Was machst du, wenn du das so erlebst?
Tatsächlich habe ich mich vor ein paar Jahren im Rahmen eines Coachings mit so etwas mal auseinandergesetzt, vor allem damit, dass es mir oft unmöglich war, Ideen, Konzepte, Texte etc. einfach wirken zu lassen ohne im Kopf ständig zu korrigieren. Das ist jetzt ein etwas anderes Thema aber ich schreibe es dennoch auf, weil ich einen Zusammenhang sehe.
Damals ist mir klar geworden, dass ich mit diesem ständigen Rotstift mir die Chance vergebe, wirklich etwas aus dem Input zu lernen weil ich ständig bewerte statt zunächst mal einfach wahrzunehmen. Damit meine ich nicht, dass es sinnvoll ist, alles für bare Münze zu nehmen, aber wenn ich an Dinge, die mich interessieren wie zB ein Buch erstmal wertfrei rangehe und dann erst im 2. Schritt sortiere, was ich davon „behalten“ will und was nicht zu mir passt, habe ich einfach viel mehr davon und bin innerlich viel friedlicher. Ist das nachvollziehbar?
Außerdem ist es glaube ich sehr wichtig, zu lernen, wo der eigene Verantwortungsbereich liegt und wo er endet. Wenn ich sehen würde, dass einem Intensivpatienten die Sättigung nicht korrekt gemessen wird und er dadurch ggf. in Lebensgefahr kommt, finde ich es definitiv sinnvoll, daran etwas zu ändern. Wenn aber jemand - um mal eins meiner Beispiele zu bringen - immer wieder den Gehweg bei der ersten Schneeflocke mit Salz streut, obwohl es verboten ist und total schädlich, dann geht mich das nichts an, auch wenn es mich mega stört. Ich tue mir aber keinen Gefallen damit, mich jedesmal wieder aufzuregen oder mich mit ihm anzulegen. Ich ärgere mich natürlich trotzdem immer wieder kurz, aber dann kann ich diesen Ärger auch gleich wieder ziehen lassen, denn er hilft mir nicht. Ich nicke ihm quasi zu und gehe weiter, ohne ihn mitzunehmen. Dann kann ich immer noch überlegen, ob ich konstruktiv etwas an der Situation ändern kann, oder ob ich meine Kraft lieber woanders einsetze.
So jedenfalls kann es klappen, wenn es gut läuft.