[Forum Fiction] Paul Krampitz: 24 neurodiverse Tage in Seligenburg

Jetzt findest Du Dich sogar im Thread-Titel, Lumbi. :kissing_heart: Frohe ADSventszeit.

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Ganz schön gut besucht hier, aber zum Glück gibt es noch ein paar Plätze :adxs_tanz:. Ich schnappe mir einen davon. Habe Kakao mit Gewürzen, einen Obstteller, Zimtsterne mitgebracht und eine Kerze angezündet :apple: :tangerine: :banana: :star: :candle: :coffee:. Jetzt kann es losgehen.

Sollen/können wir eigentlich in diesem Thread kommentieren, klatschen u.s.w. oder zerschießt das den Kalender zu sehr? Falls Letzteres könnten wir auch einen zweiten Thread für Ersteres eröffnen.

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Sehr gute Frage!!

Deshalb habe ich, nachdem ich das 1. Kapitel genüsslich gelesen und goutiert hatte, nur mein Herz dran hinterlassen.

Aber ich fand das eigentlich auch völlig unzureichend, ich habe mich nur nicht getraut, mich hier zu produzieren.

Zugleich hatte ich mich grade zum Schlafen ins Bett gelegt und wollte mich nicht zu sehr anregen, indem ich über eine angemessene Lösung/Reaktion nachdenke.

Liebe @Elementary - dank dieses tollen Guntenacht-Krimis habe ich endlich mal wieder richtig gut geschlafen heute Nacht! :purple_heart:🩷:yellow_heart:

Mir kommt jetzt der Gedanke, dass wir vielleicht tatsächlich einen separaten Thread aufmachen könnten und wirklich konsequent immer unter dem Kapitel verlinken, auf das wir uns beziehen mit unseren Kommentaren.

Also das wären zwar viele Links, aber man könnte auch später noch den Krimi ohne Unterbrechung lesen.

Nur… wir sind ja hier im Forum eine Gemeinschaft und ist es nucgt auch grade das Schöne, zu sehen, wie wir unsere Gedanken auch gegenseitig anregen und uns beflügelt?

Mir kommt grade dieses Bild von der Turnhalle, die gefüllt ist von aufgespannten Mausefallen mit Tischtennisbällen drauf, wo dann ein Tischtennisball reingeworfen wird und dann binnen Sekunden tausend TT Bälle in der Halle herumtitschen…

Und nun kommt es drauf an, was @Elementary am besten findet…

Ob sie schon genug Plot hat für so viele Kapitel bzw ob sie auf das Experiment Lust hat, so ein bisschen Tischtennisball-Assoziationen-mäßig ihre Adventskrimi-Kamin-Geschichte sich im Wechsel mit Lumbi, Erik, Ulibri, Pingu, Flieda, Krasti, Goldlöckchen, Katzimaus, Yesyes und Koo :adxs_koo: und anderen, die sich noch heute und in den nächsten Tagen in die Stuhlreihen einreihen mögen, weiterentwickeln zu lassen …

Ich gehe jetzt mal unseren Advents-Kerzenhalterdings holen…

Hier liegt übrigens Schnee!! :snowflake::snowman_with_snow::cloud_with_snow:

Der könnte aber auch vom nahegelegenen Industripark-Dampf stammen… Dann liegt der nur im Kilometer rundum und sonst nirgends…

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Von mir auch ein :sparkling_heart:liches Dankeschön @Elementary ! Normalerweise lese ich keine Geschichten, und wenn doch dann keine Krimis, aber das Häppchen heute hat richtig gut getan, ich bin jetzt so schön entspannt und freue mich schon auf die nächsten Türchen :hugs:.

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Vielen lieben Dank für die netten Rückmeldungen. Beim Werkzeugköfferchen-Thread haben wir das ja mal probiert mit der abgetrennten Diskussion. War auf Dauer nicht so „unser Naturell“. :wink:

Für Paul ist das völlig OK, dass man die Türchen gerade am Anfang etwas suchen muss. Das trägt sogar zum Original-Kalender-Flair bei. Ich kenne mich aus, denn ich habe einst immer alle Kalender-Türen direkt am Anfang aufgemacht. Danach musste ich dann meine Impulskontrolle trainieren, nicht noch an die Vorräte meines Bruders zu gehen, der seine Schokolade stoisch in einem Schüsselchen sammelte. (Vielleicht macht Paul daraus irgendwann ein ADHS vs. ASS-Familien-Diagnose-Tool. Im Rückblick leuchtet auch das für mich jedenfalls wie eine Lichterkette…)

Also alles fein, wie es ist. Tür 2 öffnet sich pünktlich und mal sehen, wie lange wir zusammen etwas Advents-Spaß haben. Mir taktet es ein bisschen den Tag und lässt mich an meine anthroposophische Yoga-Lehrerin denken, die immer sagte „Rhythmus ist der beste Arzt“.

Der Tischtennis-Mausefall-Gedanke ist bezaubernd, @Nono. Wer Seitenarme und Alternativhandlungen stricken will, findet dafür sicher auch Darstellungsoptionen. Viele Wege führen nach und aus Seligenburg.

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… ich setze schonmal einen Punsch an…

Bis später… :penguin::chipmunk::ram: :adxs_koo:

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Tür 2: Leni, Niklas, Julia und die Super-Ratte

Pauls „Bitte wenden“-Manöver hatte ihn an der Pizzeria des Nachbarorts vorbei und damit zu drei Familien-Pizzen auf dem Beifahrersitz geführt. Das hatte die Ankunft zwar nochmal verschoben, aber er fühlte sich etwas besser für das kommende Abenteuer gerüstet. Als er endlich in die Einfahrt bog, riss Leni schon die Haustür auf und lief ihm entgegen.

„Wo warst Du denn noch? Stimmt was nicht? Warum geht Mama denn nicht ans Handy? Ich habe es gerade dreimal bei Ihr versucht.“

„Sie ist noch auf der Zwischenintensiv, Leni. Da soll sie kein Telefon benutzen wegen der ganzen Geräte. Rike ist stabil. Ihr Kreislauf ist nur noch durcheinander nach der Narkose. Sie war wohl unterkühlt bei der Einlieferung. Das ist evtl. gerade das größere Problem als die Tibia-Fraktur, also die gebrochene…“

„Ich weiß, was das bedeutet.“

„Entschuldige. Klar. Immer noch volle Kraft voraus Richtung Rechtsmedizin, ja? Sehr cool, dass Du das jetzt schon weißt.“

„Das ist alles meine Schuld, Paul. Mama ist nur so früh los, weil sie Koriander für mein Geburstags-Ramen einkaufen wollte. Davon gibt es immer nur ein paar Bund auf dem Markt hier. Und wir hätten Mama auch sicher schnell gefunden, wenn wir zur Schule gelaufen wären wie sonst immer. Aber die Nachbarin hat uns heute mit dem Auto mitgenommen über die Hauptstraße. Ich hatte einen großen Karton Muffins für meine Klasse mit. Da hatte Frau Schmied uns schnell… “ Den Rest verstand Paul nicht mehr, weil Leni längst Rotz und Wasser heulte.

„Langsam, Leni. Nichts hiervon ist Deine Schuld. Gar nichts. Unfälle passieren. Da kann keiner was dafür. Außer dem Schneemann vielleicht… “ Er wollte die Stimmung auflockern. Blöde Idee.

„Was?“ Lenis Blick erstarrte, als sei Paul doch kein rettender Onkel in der Not, sondern auch nur einer der sie sonst immer umgebenden Idioten.

„Erzähl ich Dir vielleicht später. Lass uns doch erstmal reingehen, bitte. Ist spät, dunkel und die Pizzen werden kalt.“

An der Tür wartete Julia mit einer Plüschmaus, die mindestens halb so groß war wie sie selbst. Das war Mario, nach einem Kindergarten-Praktikanten benannt, in den Julia mit vier verliebt gewesen war. Rike hatte Paul das mal in einer Geburtstagskarte geschrieben. „Julia! Maus Mario! Gut, Euch zu sehen. Montag ist Euer großer Tag, oder? Da darf Mario mit in den Kindergarten!“

Julia strahlte ihn begeistert an. Wenigstens die Familienmitglieder unter 6 hielten Paul also noch für den allwissenden Erzähler dieser Geschichte. Beruhigend. „Das mit dem Kuscheltier-Tag hat mir Deine Mama heute Nachmittag verraten. Es geht ihr schon besser, und vielleicht können wir morgen oder übermorgen zu ihr.“

Paul hatte kaum die Pizza-Kartons in der Küche abgestellt, da fiel sein Blick schon auf ein riesiges Whiteboard mit 2-Wochen-Übersicht und einer Spalte pro Person pro Wochentag mit kryptischen Kürzeln und Farbcodes. Trotz des einladend warmen Lichts im Haus, das schon von der Straße zu sehen gewesen war, fühlte sich Paul plötzlich wie in der Kommando-Zentrale eines Atomkraftwerks.

„OO“ stand da z.B. jeden 2. Abend in der Spalte von Rike, und das tauchte am Morgen in der Spalte von Niklas wieder auf mit einem Pfeil auf: „MPH40!“. Bei Leni stand dort auf gleicher Höhe nur: „E“. Morgen und Freitag früh stand ein „FG“ mit einem grünen Punkt in der Rike-Spalte. Sonntag stand eine Welle bei Julia. Ab Montag stand bei Rike dann wieder „FG“, aber die ganze nächste Woche mit blauem Punkt und einem Ausrufungszeichen. Bei Julia war Montag ein Mausgesicht eingezeichnet. Dann stand noch in Niklas‘ Spalte am Montag ein L mit einem Blitz daneben. Dienstag um 16 Uhr stand bei Rike und Niklas dreimal unterstrichen KJP und +ApoDring! Nächsten Donnerstag stand neben dem Niklas-Blitz ein E. Samstag dann EST!! bei Rike mit Pfeil auf Niklas und Pfeil mit Fragezeichen auf Leni. In Lenis Spalten waren außerdem an diversen Tagen Strichmännchen eingezeichnet wie in der Sherlock Holmes-Geschichte „Die tanzenden Männchen“.

Was Paul hier vor sich hatte, war ersichtlich Rikes täglicher Kampf gegen Entropie, Chaos und den Alltag an sich. Heute hatte hier im Haus klar #TeamChaos den Sieg errungen. Wenn Paul ab morgen für seine Schwester wieder etwas Land zurückerobern wollte, musste er wohl schleunigst Rikes Codes hier knacken. Auf Basis der paar Informationen vom Nachmittag? Reichte dafür lebenslange Sherlock-Holmes-Lektüre?

Paul war wohl mehrere Minuten in den Plan versunken gewesen, denn eine der Pizzen war schon aufgegessen, als er Leni und Julia wieder neben sich wahrnahm.

„Wo steckt denn eigentlich Niklas? Noch draußen beim Skaten?“

Leni zog die Nase hoch. „Du warst echt lang nicht mehr hier, Paul. Skaten war 2021. Davon dann die Weber A-Fraktur und dann kamen der 2. und 3. Lockdown. Seitdem hängt Niklas eigentlich nur noch vor dem Rechner.“

„Programmieren oder zocken?“

„Kommt drauf an, wer fragt. Seit ein paar Wochen schließt er meistens ab und hört auch kein Klopfen mehr wegen der neuen Noise-Cancelling-Kopfhörer. Die braucht er angeblich wegen der Reizüberflutung. Wenn es dringend ist, geht Mama an den Sicherungskasten.“

„Verstehe.“

„Echt? Da wärst Du aber der Erste. Ist das übrigens ok, wenn Du erstmal auf dem Sofa schläfst? Ich wollte noch das Gästezimmer …, aber Mama streicht da seit Wochen eine Kommode vom Sperrmüll. Und die Häkel- und Puzzle-Sachen sind auch alle da und die Bügelwäsche und die Sportsachen von… Ist alles gerade ein bisschen speziell bei uns.“

„Speziell ist ok. Da fühle ich mich gleich wie zu Hause. Das Sofa ist super. Danke, Leni.“ Er aß jetzt auch ein Stück Pizza, nicht mehr richtig warm.

„Deinen Geburtstag hast Du Dir auch anders vorgestellt, oder? Und die Party dann nächste Woche, oder wie war das geplant?“

Sie winkte ab. „Ich weiß gar nicht, ob überhaupt wer kommen würde.“ Gerade als Paul nachfragen wollte, hörte er das Schloss in Niklas‘ Zimmertür.

„Entschuldige. Ich schau besser mal nach ihm. Kommt sonst sicher nicht gut, wenn ich ihm zur Begrüßung gleich den Strom abklemme?“

Paul hörte die Klospülung und sah dann Niklas mit Kopfhörern auf dem Weg zurück in sein Zimmer … Was war das passende Verb, wenn jemand die Hose im Gehen hochzieht und sich dabei wie beim Sackhüpfen fortbewegt? Paul nutzte die Flurlampe als Lichthupe, um auf sich aufmerksam zu machen. Das hatte er im Studium mal in einem Gebärdensprachkurs gelernt. „Hey, Niklas. Wir haben Pizza in der Küche. Kommst Du auch? Sonst ist gleich nur noch die mit Ananas da.“

„Hi, Paul. Geht später? Die warten gerade auf mich. Wichtiges Level für das Team. Nur noch kurz, echt.“ Niklas schien auch durch den Wind, aber auf ganz andere Weise als seine Schwester Leni.

Leni reichte es jetzt: „Merkst Du eigentlich noch irgendwas, Niki? Du kümmerst Dich hier um gar nichts und hast noch nicht mal nach Mama gefragt!“ Niklas schrie zurück, dass Leni ihm gar nichts zu sagen habe, und schon war die Tür wieder zu. Next level shit.

„Das wird schon, Leni. Mit so einem Unfall geht jeder anders um. Wir schaffen das.“ Paul blickte wieder in Richtung Küchentisch, auf dem Julia saß und gerade die ganze Salami von der zweiten Pizza pflückte, um sie Mario mit Schmatz-Geräuschen vor die Plüsch-Schnauze zu halten und sie dann wie eine Spur aus Brotkrumen auf den Boden zu werfen. Als Paul sich fragte, ob Mario nicht lieber den Käse von der Pizza essen würde, fühlte er sich langsam angekommen in Seligenburg.

Kurz beschlich ihn das Gefühl, dass sein ganzes Leben ihn auf diesen Moment vorbereitet hatte: Er hatte Plüschtiere belebt wie Julia. Gezockt wie Niklas. Sich dann um alles und alle gekümmert wie Leni, als in seinem Elternhaus alles im Chaos versank. Die Entropie bekämpft wie Rike. Gelernt, was ihm hilfreich erschien, um sich einen Reim auf das alles zu machen. Promoviert über „Modulation der Dopaminausschüttung von Ratten bei Bedrohung durch Artgenossen in sog. rat parks". War irgendwie alles mit allem verbunden, oder wollte er nur tröstlichen Sinn finden, wo eigentlich keiner war?

Er ahnte noch nicht, dass er drei Tage später bereuen würde, was er jetzt nach seiner wilden Assoziationskette für eine Spitzen-„Onkel Paul“-Idee hielt: „Julia, Mario – was haltet Ihr von Zähne putzen und der Gute-Nacht-Geschichte „Mario, die Super-Ratte, rettet die Prinzessin“?

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Wow, krass, liebe @Elementary !!

Unglaublich, was Du da mal eben so hin typst…

Sehr cool der Küchenkalender!!!

Ich habe mich grade mit einer Mutter von 5 Kindern ausgetauscht, die auch bei Martin W im Buddy Coaching ist. Sie hat ein White Board im Flur, einen Aktenordner gleich in der Küche für Elternbriefe etc von der Schule… und dann einen Kalender und zusätzlich einen Spiralblock als Journal… und dann hat sie mir ihre Ablage für die Arzt Berichte, Notizen etc erklärt. Ich bin gespannt, ob das mir weiter hilft…

Aber ich komme vom Thema ab…

Also ich lauere jetzt schon, was die Kürzel auf dem Kalender bedeuten und ob Niklas ohne Sicherung aufhört… Ich mach das auch ziemlich oft mit der Sicherung… :roll_eyes::rofl:

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Wann läuft die Versteigerung der Buchrechte?
Ich will mitbieten…

:adxs_respekt: :adxs_read:
:adxs_read::adxs_respekt:

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Wenn Du zum 24. die Hörbuch-Fassung auf Spendenbasis einliest, schenke ich sie Dir.

Der Kitsch-Tonfall ist natürlich Absicht und wird rechtzeitig Teil der Handlung. So etwas würde mir ja sonst nie unterlaufen. Der Schneemann erklärt Euch alles, wenn Ihr Geduld habt.

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Hey, da wüsste ich jemanden :adxs_anfeuer:

Ich liebe die Geschichte schon jetzt :star_struck:

PS: Irgendwie habe ich das Gefühl, jemand hat dich in mein Haus von 2028 reingelassen… (gibt es eigentlich ein Gegenteil zu einem „Déja-vu“?) Jetzt habe ich ein bisschen Angst, wie die ganze Sache ausgeht :see_no_evil:

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Deal :slight_smile:
Schick mir den Text, ich spreche es dir ein…

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Fan Nr. 1 und auch sonst ein Ehrenmann. Die ersten zwei Teile hast Du schon. :kissing_heart:

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@Elementary ich bin begeistert, ich muss schon sagen Du hast das Schreiben von Geschichten wirklich echt Super drauf, und wirklich einen unverkennbaren Schreibstil, wirklich sehr schön.

Die Beschreibung des Küche Kalenders und des Whiteboard hat mich an mein früheres Leben erinnert, als ich noch alles für die Kinder organisieren musste, nur hatte ich nebst einem „Familienplaner Kalender“ und einer riesengrossen Pinnwand, auch noch am Kühlschrank alles voller „Merkzettel“ die dort mit bunten Magnet Pins aller möglichen Formen und Farben befestigt waren.

Heute frage ich mich oft wie ich das damals eigentlich alles geschafft habe, und all die Jahre ohne irgendeine Hilfe von irgendjemand aus der Familie, oder womöglich einer Nanny, die ganzen Termine und wichtigen Aufgaben für die gesamte Familie irgendwie immer alles unter Dach und Fach gebracht habe.

Und mich dann ausserdem auch noch um unser Haus mit einem grossem Garten und meinen anspruchsvollen Mann zu kümmern, der auch ständig irgendwas von mir wollte, und sehr oft Rum nörgelte, oder sowieso immer meinte er wüsste alles besser, und extrem schnell beleidigt war wenn ich mal keine Zeit für ihn hatte, weil ich mich ja rund um die Uhr um die Kinder und den Haushalt kümmern musste.

Jedenfalls kam mir mein Mann oft vor als sei er mein drittes Kind und garnicht mein Mann, ständig fragte er „wo ist dies“ oder „wo ist das“, als sei er unfähig dazu sich ein einziges mal merken zu können wo im Haus welche Sachen sind, noch dazu nicht mal wenn es um seine eigenen Sachen ging, und dann war da auch noch das Stiefkind das regelmässig zu Besuch kam, oder die Schwiegerfamilie die oft zu uns zu Besuch kamen, und die ich dann bewirten musste, und und und, jedenfalls als ich noch Single war hatte ich keine Ahnung davon wieviel Arbeit das eigentlich ist wenn man sich um eine Familie kümmern muss.

Wie auch immer, bevor ich weiter in meinen Erinnerungen abdrifte, Danke Liebe Elementary für Dein wunderbares Advents Geschenk an uns alle.
:heart:

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Liebe Abrissbirne - beschreibst Du da meine Situation??? :grinning::roll_eyes::flushed:

Echt ich muss Dich für das damals Geleistete grade mal ganz doll knuddeln!!! :adxs_winy:

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Liebe @Nono ich knuddle Dich gerne von ganzem Herzen zurück, und Dein Lob an mich nehme ich gerne an, möchte Dich aber gerne ebenfalls loben, denn auch Du gibst jeden Tag das Beste für Deine Familie, und ausserdem auch für viele andere Menschen, so wie hier in unserem ADHS Forum, wo wir ja auch wie eine Familie miteinander umgehen, und uns gegenseitig soviel Trost und Hilfe gegenseitig geben wie es eben unseren bescheidenen, aber von Herzen kommenden Möglichkeiten entspricht.

Ausserdem möchte ich mich bei dieser Gelegenheit auch mal wieder bei @UlBre und der ganzen Crew von Moderatoren*innen bedanken die dieses ADHS Forum überhaupt erst möglich gemacht haben, und immer noch machen, Danke ihr lieben Leute, ihr seid toll, und ich wünsche euch allen eine schöne Adventszeit, und im voraus, eine schöne Weihnachten, Danke das ihr euch hier jederzeit einbringt, dass ist wirklich sehr lieb von euch.

Und dann natürlich hier an dieser Stelle, vielen herzlichen Dank an unsere Liebe @Elementary , ich danke Dir für jedes gute Wort und jede Hilfestellung die Du mir im Forum von Anfang an gegeben hast, und nach wie vor immer wieder tust, genauso wie Du für jeden Menschen hier im Forum schon seit langer Zeit immer ein offenes Ohr hast und für gute Stimmung und interessante und hilfreiche Links und persönliche Beiträge für alte und neue Mitglieder sorgst, und jetzt in der Adventszeit des Jahres 2024 uns allen so einen schönen und einzigartigen Adventskalender schenkst, bei dem man sich jeden Tag aufs neue freut wie ein kleines Kind und denkt: „Wie wird es wohl Morgen hinter dem nächsten Adventskalender Türchen mit der Geschichte weiter gehen?“, ich für meinen Teil bin jedenfalls schon gespannt wie ein Flitzebogen, und kann den morgigen Tag kaum erwarten.

So ihr lieben Menschen hier alle, jetzt gerade bin ich am Ratatouille kochen, ich wünsche euch allen einen angenehmen Abend und denke beim ersten Kerzenlicht meines Plastik Adventskranzdingens voller Liebe an euch, bis Morgen und gute Nacht.
:people_hugging: :sparkling_heart: :candle:

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Tür 3: Der Sherlock Holmes von Seligenburg (Lesezeit: 7 bis 8 Minuten)

„Mario, die Super-Ratte? Ernsthaft?“ Paul hatte den großen Drucker am Empfang der Praxis nur benutzt, weil er von dem ständigen Papierstau in seinem eigenen Gerät schon den ganzen Tag genervt war. Aber was lag da noch für ein Ausdruck unter seinen letzten Druckaufträgen?

Seit die Praxis die Termin-Vergabe auf Doctolib umgestellt hatte, war seine Assistentin, Frau Meyerling, offenbar nicht mehr ausgelastet. Wenn sie jetzt oft so schnell und viel tippte, dass jeder in Hörweite sich im Vergleich unproduktiv und faul fühlte, waren das also gar nicht Mails oder die Quartalsabrechnung. Es sah aus wie ein heimlicher Groschenroman. Was war los? Hatte sie jetzt zu wenig soziale Ansprache? Oder Imaginational Overexcitability nach Dabrowski vielleicht? Paul hatte davon neulich in einem Online-Forum gelesen. Betroffene konnten sich ihren Tagträumen und Innenwelten nur sehr schwer entziehen. Eigentlich hatte er nichts gegen eine phantasiebegabte Mitarbeiterin. So jemand konnte sich vielleicht besser in die Perspektive der oft komplexen Patienten versetzen. Aber musste sie ausgerechnet seine ganze Familie zu Fanfiction-Protagonisten machen? Horror. Er hätte das Konvolut lieber nie gesehen, aber blätterte es dann doch durch.

Weit kam er allerdings nicht: Der Handy-Wecker riss Paul um 6 Uhr abrupt aus dieser Szene. Erst war er noch so müde, dass er das „Schlummern“ auf dem Screen kaum entziffern konnte, aber dann schnell im Alarm-Modus: nur noch 3 % Akku! Er hatte gestern nach der Super-Mario-Geschichte für Julia nicht mehr lange durchgehalten und vor dem Crash auf dem Sofa weder seine Tasche noch das Ladekabel aus dem Auto geholt.

Oder war das mit Rikes Anruf, dem Unfall und Seligenburg doch alles nur in seinem Kopf passiert, als er an seinem Schreibtisch mitten auf all den überfälligen Briefen und Berichten eingeschlafen war? Er wusste gerade nicht, welcher Teil real war und was er geträumt hatte. Wenigstens dieses Rätsel löste sich aber schnell. Nichts auf der Welt holt so effektiv in die Gegenwart wie … Rückenschmerzen. Das alte Sofa, das seine Eltern noch gekauft hatten, mochte ein Klassiker sein. Für Pauls mittelalte Knochen war es die Hölle. Wenn ihm alles weh tat, war das hier wohl: die Wirklichkeit.

Er konnte frühestens gegen Mittag wieder zu Rike und sie - falls es ihr einigermaßen ging - um eine Gebrauchsanleitung zu den Abkürzungen auf ihrem Whiteboard bitten. Hoffentlich erzählte sie nicht wieder was von Schneemännern. Das Symptom hatte Paul am meisten Angst gemacht. So oder so: Bis zu dem Besuch bei ihr war er noch auf sich gestellt. Welche US-Serie war das nochmal, in der ein älterer Geheimagent eine Wandtapete seiner bipolaren Kollegin entschlüsselt hatte? Egal, für Fiktion hatte er jetzt keine Zeit. Wofür standen OO und FG und der blaue Punkt und der grüne? Klang fast wie „die blaue Pille oder die rote“. Pillen! Klar: MPH40 und E. Darauf hätte er sofort kommen müssen. War eben spät gestern.

Geräuschvoll stand er vom Sofa auf. „Vielleicht sind Schmerzen Kerosin“ erinnerte er sich an eine Zeile aus Niklas‘ Spotify-Playlist. Die hatte Paul auf der Fahrt nach Seligenburg extra durchgehört für den Fall, dass er sich patenonkelig würde ranschmeißen müssen. Blöde Boomer-Idee. So einfach würde das hier nicht mehr sein, ahnte er inzwischen schon.

Kerosin brachte ihn auf Koffein. In der Küche suchte er nach Kaffee, aber ausgehend von der einzigen Packung, die er fand, gab es hier im Haus nur noch „Schamong koffeinfrei“. Er ahnte sogar, warum. Paul hatte Rike vor einer Weile mal den Wirkungskreislauf rund um Koffein und Dopamin erklärt („Koffein daher besser ganz weglassen, vor allem während der Eindosierung!). Aber damals konnte er ja nicht wissen, dass er jetzt selbst zum entzügigen Opfer seines eigenen Klugscheißens werden würde.

„So ist das mit Rat-Schlägen. Selbst schuld, Paul“ machte ihn sein innerer Kritiker runter. Diesen Persönlichkeitsanteil hatte Paul doch draußen im Auto lassen wollen - statt der Tasche und dem Ladekabel. „Nur noch 2 % Akku!“ kam da aber schon die nächste selbstkritische Ansage seiner inneren Default Mode-Stimme, die Paul jetzt mindestens so nervte wie gestern die Frau aus dem Navi.

Auch die Pizza-Kartons hielten nur noch Enttäuschung bereit. Niklas war nachts wohl doch nochmal aus seiner Höhle gekommen und hatte bloß verbrannte Kanten übriggelassen. Wenigstens konnte Paul dann Rike versichern, dass unter seiner Aufsicht niemand verhungert war. („Am Tagesbeginn unbedingt kleine Siege und Erfolge feiern! So bauen Sie Momentum auf!“ Zum inneren Team rund um den Kritiker hatte sich offenbar gerade noch Pauls innerer Coach gesellt. Drill Instructor gegen pseudoempathischen Walla-Walla-Zuspruch… Woran erinnerte ihn das bloß? Darüber musste er später nachdenken. Keine Zeit jetzt. Trotzdem ging sein innerer Soundtrack wieder los: „Meine Geister sind mein Team!“ Der Satz war aus demselben Track wie der mit dem Kerosin, wenn Paul sich richtig an die Playlist erinnerte. Rückenschmerzen plus Ohrwurm, lief ja wirklich alles überragend heute.)

Nächster Versuch auf seiner zunehmend verzweifelten Dopamin-Jagd: der Kühlschrank. Dessen Tür war voller Merkzettel und Magneten in sicher bedeutungsvollen Formen und Farben. Auf einigen stand >PLAN!! Das waren wohl Erinnerungsposten, die noch in die 2-Wochen-Übersicht übertragen werden mussten. Jugendfreizeit-Anmeldung für die nächsten Ferien, ein etwas dickeres Schreiben im Umschlag vom Amtsgericht (mit einem großen Urlaubssouvenir-Magneten der Freiheitsstatue angebracht) und diverse Flyer. Paul nahm sich vor, Rike bald zu fragen, was er davon alles angucken und vielleicht angehen sollte, an der Kühlschranktür und sonst so. Das würde aber sicher kein leichtes Gespräch.

Im Kühlschrank selbst fand er dann die beste Überraschung seit langem: Jemand war wohl gerade tief im Meal-Prep-Hyperfokus. Geschnittenes buntes Allerlei in Instagram-tauglichen Klarsicht-Boxen, appetitlich gestapelt wie bei Tetris. In Vorratsgläsern im oberen Fach stand etwas, das Paul an das Bircher-Müsli auf der Skifreizeit in der Jugendherberge 1994 erinnerte. Das mussten die Haferflocken sein, die Rike gestern in ihrem Mental Load Express Brain Dump erwähnt hatte.

Natürlich: OO – Overnight Oats! Das passte doch. Daher der Pfeil zu MPH40 in Niklas‘ Spalte. Medikinet, Retard-Funktion von ausreichender Nahrung abhängig, klar. Erst als Paul etwas zu stolz auf seine detektivischen Fähigkeiten die Kühlschranktür schloss, sah er Leni in der Küche stehen.

„Das E in Deinen Spalten steht für Elvanse, oder?“ Er hoffte, die Minuspunkte der Schneemann-Bemerkung von gestern etwas auszugleichen und wieder Vertrauen aufzubauen. Wirklich beeindruckt schien Leni aber nicht. Bevor sie antworten konnte, hörten sie beide schon ein Türschloss im Flur. Leni explodierte wieder: „Niklas, nein! Guck auf den Plan. Heute gehe ICH zuerst ins Bad! Drecksscheiße!“

Im Rennen rief sie Paul noch zu: „Wir müssen Julia wecken und ihr einen Zopf machen. Anjas Mutter kommt in einer halben Stunde und bringt die beiden zur Kita. Kannst Du fragen, ob sie nächste Woche für Mama einspringen und die Fahrten übernehmen kann?“

FG – Fahr-Gemeinschaft. Grüner Punkt – Anjas Mutter. Blauer Punkt mit ! stand dann wohl für Rike. Check. Check. Check. Dr. Paul Krampitz, einfach der Sherlock Holmes von Seligenburg!

Angetrieben von diesem „Erfolgserlebnis“, aber auch den andauernden Kerosin-Rückenschmerzen stellte Paul wie ein Jugendherbergsvater das riesige OO-Vorratsglas auf den Tisch, als kurz darauf Niklas in die Küche kam. Also war Leni noch schnell genug gewesen. („Kleine Siege! Auch im Team Momentum aufbauen! So entsteht Family Flow.“ Ist ja gut, innerer Coach. Leg Dich doch mal auf das Sofa, mach es Dir da unbequem und schweig‘ eine Weile. Ich muss hier in Ruhe etwas klären.)

„Guten Morgen, Niklas. Sag mal, nimmst Du Dein MPH selbst oder hat Rike das hier irgendwo und legt Dir das immer raus?“

Niklas schien von der Frage genervt, als er sich die OO-Haferflocken in eine Schüssel schaufelte. „Ich bin nicht mehr 5, Paul. Da verwechselst Du mich mit Julia.“

„Verstanden. Dann benimm Dich aber auch nicht wie ein Kleinkind. Ich will Deiner Mutter nachher sagen, dass wir hier alle einigermaßen klarkommen.“ Wenigstens das musste jetzt raus. Wie es ankam und wirkte, würde Paul dann sehen. Den Vortrag zu Reifeverzögerung und Suchtgefahren bei ADHS würde er Niklas besser mal später halten.

Jetzt erstmal ein Zopf für Julia und das in den nächsten 20 Minuten. Wie machte man einer verschlafenen 5-Jährigen einen Zopf? Gab es dazu ein YouTube-Tutorial? („Versuch‘ es gar nicht erst. Nur noch 1 % Akku!“ meldete sich der innere Kritiker.)

Da kam Paul die nächste Eingebung seines inneren Coaches: „Der Benjamin Franklin-Effekt!“ Das gut erforschte Phänomen, eine Person sympathischer zu finden, der man mit einem kleinen Gefallen geholfen hat. Es geht dabei um kognitive Dissonanz. Das Gehirn kämpft immer um eine logische Konsistenz zwischen Handlungen und Wahrnehmung und will deshalb denken: Wenn ich einer Person einen Gefallen tue, dann mag ich sie wohl. Er würde Niklas um Hilfe bitten!

„Niklas, kannst Du mir bitte schnell mal Dein IPhone-Ladekabel leihen?“ „Sorry, hab‘ Samsung. Frag doch Leni. Dann kommt sie auch schneller aus dem Bad.“

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Liebe @Elementary dieser Teil der Geschichte gefällt mir persönlich wirklich irgendwie besonders gut, warum genau fällt mir leider gerade schwer in die richtigen Worte zu fassen, was bei mir übrigens schon als kleines Mädchen so war, heisst immer dann wenn ich beschreiben sollte WARUM mir etwas besonders gut gefallen hatte, dann fehlten mir plötzlich die richtigen Worte um das beschreiben zu können was ich in diesem Moment dachte oder fühlte, und so ist es leider auch heute noch.

So oder so, jedenfalls gefällt mir Deine Geschichte, Deine Charaktere, Deine Spontanität, Deine Sprache, Deine Ausdrucks Weise, der Aufbau Deiner Geschichte, dass Einfügen von passenden Links, und die Wahl von Wörtern die einen beim Lesen auch mal wieder „geistig fordern“, wie z.B. das Wort „Konvolut“, (dass musste ich tatsächlich erst mal googeln), wirklich sehr interessant, und Deine Geschichten halten unter anderem z.B. Seniorinnen wie mich bis ins hohe Alter geistig fit, was ich persönlich wirklich überaus toll und sehr ansprechend für mich persönlich als Lektüre finde.

Von daher, vielen Dank für Deine sowohl unterhaltsame als gleichzeitig geistig anregende Geschichte, Du machst das wirklich grossartig.
:+1: :sparkles: :sparkling_heart: :sparkles:

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Echt cool weiterhin dieser Kalender - ich fühle sowas von mit Sherlock Paul… !

Beim Thema Duschen dachte ich schon, ah, jetzt duschen die Kids bestimmt auch 45 Minuten wie unsere :wink: aber den Böller hast Du noch nicht verschossen - der kommt bestimmt erst in einer Abendszene :grinning:

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Mein Mann ist auch chancenlos bei unserem Küchenkalender…

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