Ganztagsschule - Frühstück

Hallo,

ich bin ganz neu hier und habe schon einiges mitnehmen können aus den vielen Beiträgen - Danke dafür!

Mein Kind ist 15 Jahre alt und hat recht frisch die Diagnose bekommen und nimmt medikinet retard. Erst 10 mg, nun 20 mg.

Mit 20 mg ist die Wirkung gut, es möchte gerne noch eine höhere Dosis probieren.

Die Nebenwirkungen sind okay, selten mal leichte Kopfschmerzen gegen Abend, ansonsten die typische Appetitlosigkeit. Aber mein Kind ist sehr diszipliniert und isst einfach mechanisch den ganzen Tag über verteilt Häppchen. Einzig das Frühstück ist schwierig. Es hat lange Zeit morgens gar nicht gefrühstückt, jetzt würgt es eine Banane runter. Reicht das für das medikinet oder müsste das mehr sein? Oder was anderes? Das medikinet wird direkt im Anschluss an die Banane geschluckt - wäre es besser da etwas Abstand zu haben?

Zweites Thema: Ganztagsschule. Schulzeit ist von 7:55 Uhr bis 16:00 Uhr und in dem Alter sind nachmittags halt keine AGs mehr sondern richtiger Unterricht und auch Klausuren. Laut meinem Kind reicht die Wirkung etwa bis kurz nach dem Mittagessen (gegen 13:00 Uhr). Wir haben in zwei Wochen wieder einen Termin bei der Psychiaterin und sind sehr gespannt, was sie zur Lösung vorschlägt. Bis dahin haben wir natürlich Geduld, mich würde aber interessieren wie das bei euren Schulkindern ist die in eine Ganztagsschule gehen. Mein Kind hat Angst, dass es dann mittags nochmal eine Dosis nehmen soll (sie hat natürlich Angst das zu vergessen - so wie sie nach einem Jahrzehnt unerkanntem ADHS natürlich ständig Angst hat, etwa zu vergessen…)

herzliche Grüße in die Runde
homunkulus

Das ist doch schon mal schön, das Medikinet so vertragen wird, daß es als Unterstützung empfinden wird.
Ich habe jetzt nucht gefunden, wann Medikinet morgens genommen wird. Setze ich mal 7 Uhr als Annahme an und es hält nis 13 Uhr sind das 6 std. was für Medikinet wirklich gut ist. Die meisten haben eine Range von um die 3 std. bis ca. 5 std. entsprechend gut ist es. Es kann gut sein, wenn wirklich ordentlich gefrühstückt wird Brötchen mit Käse und Ei, oder vergleichbares mit genug Fett und Protein die Wirkung länger anhält. Die Retardierung von Medikinet setzt halt darauf, daß durch viel Nahrung im Magen die Kügelchen die sich später im Dünndarm auflösen sollen möglichst lange im Magen befinden und möglichst langsam in den Dünndarm mit jedem Schwab Nahrungsbrei erst in den Dünndarm überführt werden und sich dann im basischem Milieu des Zwölffingerdarmniveaus mit den basischen Gallensäften erst auflösen.

Entsprechend kann man vermuten je mehr und länger viel Nahrungsbrei vermischt mit den sich im Magen nichtauflösenden Kügelchen verbleibt, desto länger läßt sich die Zeit vielleicht mit dieser Retardierung verlängern.

Medikamente wirken seltener bis nie wirklich mit nur einer Einnahme den ganzen Tag. Eine zweite etwas niedrigere Gabe Medikinet könnte zur Erhaktung der Wirkung reichen, manche auch ich hatte mit Ritalin aber eine gleichhohe Zweitdosis zur Erstdosis gebraucht. Das ist aber etwas was man mit weniger beginnt und nur wenn das nicht reicht die Zweitdosis entsprechend schrittweise nach oben anzupassen. Es kann auch sein, daß vielleicht sogar noch wenn die Wirkdauer etwas nachlassen sollte mit einer kleineren dritten Dosis vielleicht dann auch nur unretardiertes MPH der Tag dann ausreichend lang genug abdecken läßt.

Entsprechend ist da noch ganz viel möglich aber benötigt auch ein wenig Geduld bis es dann wirklich paßt, denn das muß ja mit der Eindosierung bei jedem ausprobiert/ eingestellt werden.

Aber eine gute Wirkung, recht zufrieden mit dem Stimulanz und wohl eine gute lange Wirkung sind wirklich gute Vorraussetzungen eine gute Ganztagesabdeckung erreichen zu können

Wenn dein Kind bisher mit der Banane klarkam scheint es zu reichen? Medikinet kann zum Essen oder auch direkt danach genommen werden. Ich würde trotzdem versuchen dass dein Kind noch etwas mehr Frühstückt. Vor allem auch was eiweißhaltiges . Z.B noch ein Ei dazu oder ein Stück Käse. Wie sähe es aus , die Banane als Shake mit Milch, Buttermilch oder noch besser Quark oder Joghurt? Dazu noch ein paar Haferflocken oder Samen oder Kerne mit in den Shake.
Gut das dein Kind zwischendurch isst.
Eine weitere Einnahme Nachmittags wäre bestimmt hilfreich.
Ich denke dein Kind würde schnell die Vorteile merken und dann von sich aus daran denken. Es ist ja auch nicht in dem Sinne schlimm wenn dein Kind es vergisst , es hat dann nur die Wirkung nicht.

Alternativ gibt es Nahrungsunabhägig Ritalin Adult oder noch besser was länger wirkendes wie Concerta oder Kinecteen.

Aber schön zu hören das Medikinet schonmsl wirkt .

Da du nur von Kind schreibst. Falls es eine Tochter ist. Der Zyklus hat auch noch Auswirkungen.

Ich selbst habe jetzt zusätzlich zu Medikinet Retard noch eine Einzeldosis. Die darf man auch ohne Nahrung einnehmen.
Ich kann nämlich auch nicht gut frühstücken. Daher nehme ich aktuell einen Einzeldosis, dann drei Stunden später richtiges Essen und dazu die Retarddosis.
Auf diese Weise verlängert sich die Wirkdauer natürlich auch noch in den Nachmittag hinein.
Wäre vielleicht eine Option für deine Kind. Ob das bei Kindern so angeboten wird weiß ich aber nicht.

Falls der Wunsch besteht, wirklich nur einmal am Tag das Medikament einzunehmen, müsste ein anderes Präparat her.
Was die Wirkdauer einzelner Medikamente betrifft kannst du auch mal hier nachlesen.

Meine Tochter kam mit der Wirkung von Medikinet nicht zurecht und bekommt jetzt Elvanse, welches länger wirkt. Hier riecht eine Einnahme für sie aktuell aus.

Zum Essen bei Medikinet retard kann ich nichts sagen, meine Tochter bekommt Ritalin LA, da das keine Nahrungseinnahme braucht.
An langen Schultagen hat sie zuletzt unretardiertes noch mitgenommen und in der Mittagspause eingenommen. Klappt sogar ohne vergessen.

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Vielen Dank für die Antworten.
Ich bin sehr begeistert von diesem Forum!

Ja, ich freue mich auch sehr, dass das medikinet so gut anschlägt. Mein Kind kommt plötzlich in guter Stimmung aus der Schule nach Hause. Ich bin so sehr erleichtert!

Also schauen wir mal, ob mein Kind es schafft, morgens mehr Protein und Fett zu sich zu nehmen. Aber quälen möchte ich es halt auch nicht. Ich bin schon froh, dass es mit dem Essen tagsüber klappt. Ich packe zwei Dosen voll mit mundgerechten Häppchen. Rohkost und klein geschnittenes Brot oder Pizzastückchen vom WE. Wichtig ist, dass sie es sofort komplett in den Mund stecken kann.
Das mit der Retardwirkung verstehe ich jetzt auch allmählich, die Infos auf der HP sind auch sehr hilfreich (hier nochmal ein dickes Lob! Das ist echt sehr informativ und super aufbereitet!)

Zu der weiteren Einnahme für den Nachmittag: Ich denke, mein Kind würde das hinbekommen. Gerade auch mit dem Hinweis: wenn du es vergisst, passiert nichts schlimmes, dann hast du halt nur keine Wirkung. Ich glaube, mein Kind ist da schon etwas „geschädigt“. Wenn man ständig wichtige Dinge vergisst, traut man sich irgendwann nicht mehr zu an sowas zu denken. Ich glaube, dass mein Kind das deshalb jetzt so kategorisch ausschließt. Aber da findet ja jetzt auch ein neues Lernen statt in die Richtung sich wieder mehr zuzutrauen.

Und ja, mein Kind ist eine Tochter. Sorry, dass ich so schwurbelig schreibe. Meine großen Kinder haben mir das so angewöhnt, alles immer möglichst neutral zu formulieren. Ich denke noch etwas dran rum, aber ich glaube, gerade im Thema ADHS finde ich das Geschlecht eigentlich tatsähclich wichtig. Zumindest war es ein großes Thema in der Diagnosezeit, die Psychiaterin hat viel von unerkanntem ADHS bei Mädchen und Frauen gesprochen. Auf meine Tochter traf da viel zu, sie ist halt nie durch Unruhe aufgefallen. Wie angespannt sie war merkte man nur wenn man neben ihr saß und ganz genau beobachtet hat.
Also, vielen Dank für den Hinweis auf den Zyklus, da habe ich noch gar nicht dran gedacht und werde mich weiter belesen.

Danke für eure Berichte. Ich schätze auch, die Psychiaterin wird eine weitere Einnahme für den Nachmittag vorschlagen

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Den Hinweis auf eine Einzeldosis unretardiertes Medikinet von @Hobbyhopper finde ich nochmal einen guten Hinweiss .
Wenn deine Tochter Medikinet Adult gut verträgt und dabei bleibt kann man mit der unretradierten Tablette den Tag noch mal etwas anpassen , vor allem wenn es grade parallel mit der Essenseinnahme nicht passt .

Die Idee mit den Mundgerechten Happen ist sehr gut :+1:
Am besten hat deine Tochter für Notfälle immer etwas Traubenzucker und einen Schoko oder Müsliriegel parat , falls die Medikation plötzlich komisch wirkt oder Kopfweh bekommt könnte es daran liegen, dass dem Gehirn „Futter“ fehlt.

Wenn es möglich ist führt einige Zeit eine Tabelle. Das kann helfen die Zyklusschwankungen herauszufinden.

Hier im Forum gibt es eine Vorlage, aber ihr könnt auch selbst was kreieren

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Ich möchte mich nochmal für die hilfreichen Antworten bedanken!

Irgendwie ist es mittlerweile mit dem Aufstehen morgens viel einfacher als früher und mein Kind trinkt nun jeden Morgen eine Bananenmilch, ich kann da Leinsamen oder Haferflocken reinmixen.

Wegen der Wirkung in den Nachmittag rein, soll mein Kind jetzt erstmal die Dosis morgens erhöhen (erst auf 25 mg, dann auch 30 mg). Zum einen um auszutesten was die gute Dosis sein könnte und zum anderen ist dann bei höherer Dosierung ja auch die Wirkung am Nachmittag noch stärker.
Zusätzlich darf das Kind am Wochenende das retardierte Präparat auslassen und mit unretardiertem mph „experimentieren“ .
Wenn es dann mit der erhöhten Dosis auch nicht gut läuft am Nachmittag ist der Plan, dann noch das unretardierte nachmittags nachzunehmen. Aber eben erstmal ausprobieren, wie es mit den 30 mg retardiert läuft.

Hört sich für mich sinnvoll an und mein Kind ist zufrieden.
Fragen habe ich also keine zur Zeit, ich wollte nur mal weiter berichten.

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Gut, dass es voran geht.

Für mich gibt es aber ein paar Unklarheiten bei deiner Beschreibung.
Daher folgendes von mir, wie ich die Medikation verstehe und wie wir es handhaben:
Eine höhere Dosis bedeutet nicht, dass sie auch länger wirkt. Die Dauer wird davon nicht beeinflusst.
Ein Retardmedikament zu spät am Nachmittag kann sich ungünstig auf den Schlaf auswirken.
Sinnvoll kann sein: zum Aufstehen mit Frühstück Retardmedikament nehmen, zweites Retardmedikament zum Mittagessen.
Oder: Retardmedikament früh, untetardiert am Mittag nachschieben, um den Schlaf nicht zu beeinträchtigen.

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Aber eine höhere Dosis bedeutet, dass am Ende der Wirkzeit noch mehr Wirkung da ist. Deshalb dieser Versuch, vielleicht reicht das ja um den Nachmittag zu schaffen.

Vielleicht habe ich mich doof ausgedrückt. Genau das ist für die Zukunft angedacht. Aber jetzt erstmal auf 30 mg erhöhen und schauen wie es läuft. Parallel am WE mit dem unretardiertem „expermientieren“. Wenn unter der Woche die 30 mg ret. nicht reichen, dann kann das Kind für den Nachmittag mit unretardiertem nachhelfen.

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Ah, ok. Dann habe ich das missverstanden.

Was ich sehr löblich finde ist, dass euch bzw. dem Kind vom Arzt Eigenverantwortung übertragen wird. Er vertraut euch, das entsprechend einschätzen zu können, was wirklich toll ist. Auch, wenn das die Norm sein sollte, ist es das leider nicht. Ich freue mich, dass ihr an jemanden geraten seid, der euch so unterstützt.

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Oh ja, das freut mich auch sehr. Wir haben das auch schon so zurück gemeldet.
Ich denke, dass das bei Jugendlichen auf jeden Fall angebracht ist.

Mein Kind macht das aber auch sehr gut. Sie schreibt sehr gewissenhaft auf was ihr auffällt und wird das auch noch länger machen, weil sie nach dem Hinweis hier aus dem Form noch beobachten möchte wie sich ihr Zyklus auf die Wirkung auswirkt. Sie geht das fast schon wissenschaftlich an :smiley:

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