Hey, ich frage mich, ob das Jemand von euch kennt. Ich habe mich selbst immer als sehr empatisch wahrgenommen, was mit von Außen auch immer so gesagt wurde. Ich war vor meiner Diagnose als „Borderlinerin“ (Fehldiagnose, dann nach 12 Jahren AuDHS - yeeeeehaaaa) in einigen Klinike und hatte oft das Gefühl, ich würde die Geschichte und die Emotionen meiner MitpatientInnen schon oft in mir „hören“ und spüren, noch bevor sie irgendein Wort darüber verloren hatten. Meine Hypothesen zu diesen Menschen waren erstaunlich oft korrekt. Manchmal ist es bei Menschen die ich neu treffe so, als würde ich sofort verstehen, wen ich da vor mir habe. Wie die Person drauf ist, was ihre Ziele sind, Wette etc. Ich kann das nicht beschreiben.
Ich bin seit einigen Jahren als Sozialarbeiterin tätig und berate psychisch kranke Erwachsene . Auch hier habe ich oft das Gefühl, sofort zu „sehen“ was los ist. Wenn ich in Teamsitzungen komme spüre ich schnell, wie die Stimmung ist und wie das Verhältnis der einzelnen KollegInnen zueinander ist ohne das ein Wort gesagt wird. In Gesprächen nutze ich oft sehr bildhafte Metaphern die mir in den Kopf kommen wenn ich Klient*innen ( oder ehem. MitpatientInenn) vor mir sehe um sie zu fragen, ob sie sich so fühlen. Die Ressonanz ist dann meistens sehr positiv, ich bekomme ständig gesagt dass ich so unglaublich empathisch bin und dass es ja so gut tut, endlich verstanden und validiert zu werden.
( diese hohe emotionale Intelligent/Empathie hat mich auch davon abgehalten, dem Verdacht auf eine vorliegende ASS einer ehem. Therapeutin nicht nachzugehen - ich war selbst leider viel zu sehr von Vorurteilen geprägt..)
Ich dachte immer, wenn ich so emapthisch bin, wäre ja die Soziale Arbeit der perfekte berufliche Weg für mich. Aber ich merke jetzt, dass mich das alles völlig auseinandernimmt. Ich nehme einfach alles in mir auf. Ich bin, was Gefühle anderer Menschen angeht, wie ein Schwamm der ins Wasser geworfen wird. Und meine eigenen Emotionen? Eigenes Befinden und Bedürfnisse? Keine Ahnung. Die existieren nicht, solange Ich von allem eingenommen werde, was an zwischenmenschlichen Emotionen um mich herum passiert. Ich kann mich nicht abgrenzen und verfalle in komplettes People Pleasing, vielleicht auch in der Hoffnung, dass ich irgendwann mal mich selbst und meine Emotionen spüren darf. Denn sobald ich alleine bin und keine Kompetenz mehr von mir erwartet wird, wird mein emotionales Erleben zu einem riesigen grauen Brocken, der unidentifizierbar ist - nur dass es sich nach viel zu viel anfühlt, das merke ich.
Das Masking auf der Arbeit, niemals Nein sagen zu können, die eigenen Bedürfnisse immer hinter jene anderer Menschen zu stellen ( und eigene Grenzen? Ich merke erst, dass ich wohl doch welche habe, wenn es schon viel zu spät ist) stehen dem Wunsch unbedingt okay sein zu wollen und eigentlich einfach nur ich mit meinem Spezialinteresse sein zu dürfen so hart gegenüber, dass ich völlig überfordert bin, mein Gehirn oft einfach während meiner Freizeit die Idee hat, in den Shutdown zu gehen, weil ich mich so gefangen fühle..
Puh ja, ich glaube die Intention meines Posts war, zu fragen ob das Jemand kennt? Wie geht ihr damit um?