Guanfacin - Erfahrungen? Ab wann wie bemerkbar?

Zum Thema:
Wiederholte Einnahme (MPH) Ritalin AL/Adult, Medikinet,Concerta etc. … (also retardiert)
Wegen der zu kurzen Wirkspanne von MPH in retardierter Form, habe ich auf Elvanse adult (LDX Retardiert gewechselt)

Wes halb ich aber eigentlich schreibe…
Wenn ich unter Strattera Atomoxetin – Wikipedia lese
„…Atomoxetin wirkt sich auf Herzfrequenz und den Blutdruck aus, weswegen diese regelmäßig zu kontrollieren sind…“ bzw. „…Nach Markteinführung wurde 2005 über ein signifikant erhöhtes Risiko der Begünstigung oder Auslösung von aggressivem Verhalten,…“ lese, leite ich daraus ab, dass Atomoxetin (in Strattera) die Konzentration von Noradrenalin im Synaptischen Spalt erhöht (Noradrenalin > „Stress-Booster“)
Aber…
Lese ich zu Intuniv Guanfacin – Wikipedia dann „… Für die blutdrucksenkende Wirkung ist einerseits die Stimulierung der α2-Adrenozeptoren mit der Folge einer verminderten [Noradrenalinfreisetzung]als auch die agonistische Wirkung an den [Imidazolinrezeptoren] ursächlich…“ bzw. und dass es als Blutdrucksenker (=weniger Stress) entwickelt wurde…

…komme ich auf die Idee, dass sie genau entgegengesetzt wirken.
Laienhaft würde ich sagen

  1. MPH und LDX erhöhen die Konzentration von Dopamin und Noradrenalin im Synaptischen Spalt > Konzentration und innerer Stress steigen.

  2. Atomoxetin erhöhen die Konzentration von Noradrenalin im Synaptischen Spalt > innerer Stress steigt

  3. Guanfacin wirkt nicht im Synaptischen Spalt aber postsynaptisch, bewirkt dort „… dosisabhängiger Rückgang von Impulsivität, der einer angenommenen Unterstützung von Funktionen im präfrontalen Cortex zugeordnet wurde…“
    … also eine Abnahme von Stress.

Falls ich dass falsch verstanden habe, möge man das hier anmerken.
Doch Strattera und Intuniv zusammen zu verabreichen, erscheint mir paradox.

Weitere Links:
Strattera | ADHS Medikamente (adhs-medikamente.de)
„…
*Das Medikament Strattera mit seinem Wirkstoff Atomoxetin beeinflusst das noradrenerge System und erhöht die Konzentration von Noradrenalin
.“

„…
Strattera führt zu einer erhöhten Konzentration von Noradrenalin im synaptischen Spalt, indem es dafür sorgt, dass am präsynaptischen Neuron, das Noradrenalin nicht wieder aufgenommen wird. Da das Noradrenalin also nicht abgebaut wird, kommt es im weiteren Verlauf zu einer Anreicherung des Noradrenalins
…“
*"… *
*4. Wirkung auf Symptomebene und Dosierung *
Es zeigen sich durch Strattera eine geringere Hyperaktivität, eine erhöhte Aufmerksamkeit und eine verringerte Impulsivität (z.B. dazwischen reden, nicht warten können)
…"

Somit „Hyperaktivität“ evtl. ein Stimming (natürliche Selbstregulation mittels Zappeln) missverstanden wurde,
würde dass den scheinbaren Erfolg erklären, jedoch werden m.W. mit Stimming auch andere Neurotransmitter reguliert, so dass hier m.E. nur eine „Stress-Konzentration“
wie beim Angriff eines Raubtieres auf den Menschen, erreicht,
was aber m.E. „von der Natur“ eben nur für kurzzeitige Situationen vorgesehen ist.

Wer aber permanent in der Situation „Angriff eines Raubtiers“ ist, dreht irgendwann durch, wird zum „Hulk“, was eben oft „trotz“ oder „wegen“ der „Medikamente“ beschrieben wird.

Scheinbar muss genauer beobachtet werden, wo das Defizit des jeweiligen Patienten liegt.
Würde also die Regulation von Serotonin und Noradrenalin „ok/normal/nicht gestört/unproblematisch“ sein,
dafür aber tatsächlich nur zu wenige Dopamin zur bewussten Konzentration zur Verfügung stehen,
dürfte man m.E. eben auch nur im Dopamin Medikamentiern und müsste versuchen, die Auswirkungen auf Noradrenalin usw. zu vermeiden oder mit einem zweiten Medikament auszugleichen.

Nach meiner Laienhaften Fantasie würde das im konkreten Fall bedeuten, Ritalin zu Anhebung der Konzentration im Syn.Spalt zu geben und die sekundäre Wirkung des Ritalins auf das Noradrenalin, mittels Intuniv (Guanfacin) wieder auszugleichen.

Wer das besser erklären oder korrigieren möchte, bitte gern.

Das tut hier eigentlich soweit ich weiß niemand…

Mein Sohn nimmt Concerta und Intuniv/Guanfacin…

Zu deinen interessanten Überlegungen hier oben drüber kann ich leider nichts sagen, da ich auf diesem Gebiet leider überhaupt nicht belesen bin und grade auch nach x Wutausbrüchen von jedem Familienmitglied während des Abendessens und unabhängig von der Medikation oder Nichtmedikation fix und fertig bin.

Hallo zusammen,

ich habe mit Interesse Eure Erfahrungen gelesen. auch wenn ich noch nicht ganz bis zum Ende des Threads gekommen bin, möchte ich kurz von meinem Sohn berichten.
Mein Sohn wird 14 und nimmt seit etwa zwei Jahren Intuniv. Wir wussten lange, dass er „anders“ ist, jedoch hat es bis zur zweiten Klasse gedauert, bis die fast schon erlösende Diagnose kam. Extreme Unruhe, Schlafstörungen, Nachtschreck, Reizbarkeit, geringe Frustrationstoleranz, Hungerast, Reizüberflutung und schwere Infekte waren seit dem ersten Lebensjahr unsere Begleiter und haben die Lebensqualität der gesamten Familie stark beeinträchtigt.

Wie alle Betroffenen, die medikamentös behandelt werden, haben wir zuerst Ritalin probiert. Hierdurch steigerte sich die Aggressivität, weswegen wir es schnell wieder abgesetzten. Atomoxetin half die ersten sechs Wochen, dann steigerten sich ebenfalls wieder die Wutausbrüche. Wir lasen schließlich von Intuniv, was uns der behandelnde Arzt nach einer Gesundheitsprüfung zum Glück verschrieb. Es half sofort und trotz der niedrigen Dosierung von 1 mg pro Tag (morgens) und dem altersentsprechend steigenden Gewicht sind wir immer noch sehr zufrieden. Es nimmt die Spitzen, die ihn besonders beeinträchtigen, die Aktivität wird in produktive Bahnen gelenkt, die ADHS-spezifische Kreativität kann ausgelebt werden. Hierdurch ist er zufriedener und belastbarer. Mein Sohn ist weniger reizoffen, die Schulleistungen haben sich verbessert und - für uns ganz wichtig - es wirkt nicht persönlichkeitsverändernd. Eher so, als hätte man etwas Druck aus dem Kessel genommen. Allein die Gewichtszunahme macht uns zu schaffen, aber die nehmen wir in Kauf und versuchen gegenzusteuern. Aufpassen müssen wir nach wie vor bei der Nutzung von Medien (v. a. Computerspiele, aber auch Kino, Fernsehen, Handy u.a. , was für viele Reize sorgt).

Es wird natürlich nicht für jeden Betroffenen das richtige Mittel sein, für uns ist und war es dies aber definitiv.

Viele Grüße und schöne Ostern!

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Ach ja, er nimmt noch etas Melatonin (rein, ohne Baldrian & Co.) zum Schlafen

Schön, dass es bei euch auch längerfristig nur mit 1 mg klappt. Bei meinem Sohn steigt leider wieder der Druck im Kessel (überreizt und genervt von jedem und allem). Wir haben probiert zu erhöhen, da war er schlecht drauf bis aggressiv, dass wir wieder auf 1 mg runtergegangen sind. Eine Lösung haben wir noch nicht gefunden.

Wir sind wirklich mehr als dankbar dafür, dass es für uns funktioniert und ich kann sehr gut verstehen, wie hoch der Leidensdruck ist, wenn es nicht geht.
Die „Lebhaftigkeit“ ist bei uns auch noch da (zum Glück, denn die vielseitigen Interessen sind richtig toll), jedoch haben die Impulsivität und Reizbarkeit abgenommen. Dies hat sich aber erst über die Zeit so entwickelt, genau wie der bessere Schlaf. Ich denke, der Kopf musste erstmal umlernen. Wenn viel los ist, ist es z.T. immer noch nicht ganz einfach, aber viel besser als früher. Bei uns sind Ausdauersport, Medienhygiene und guter Schlaf die Hauptstellschrauben, das Intuniv hat aber die Verbesserung erst möglich gemacht. Vorher könnten wir anstellen, was wir wollten, es wurde einfach nicht besser.

Ich habe hier leider einen Verweigerer. Würde aber bestimmt auch gut tun.

Jau, gerade geht der Sport aus gesundheitlichen Gründen nicht, das macht sich gleich bemerkbar.
Wir haben länger gesucht, bis wir den richtigen Sport gefunden haben. Bei uns ist es Wassersport (Rudern). Die Kombination aus Gleichgewicht, Geschwindigkeit und gleichförmiger Bewegung funktioniert.

Das freut mich sehr für euch, dass es so gut wirkt!

Bei unserem Sohn ist es noch nicht ideal eingestellt.

Er schien bei 4mg aggressiver als bei 3mg, aber ich habe das Gefühl, dass wir nochmal schauen müssen. Der neue Arzt kann es nicht verstehen.

Wir fangen schon wieder mit dem Herumstückeln an, weil er nicht ins Bett findet… also abends nochmal unretardiertes MPH… aber er will nicht so oft Pillen schlucken…

Habt Ihr es mal mit Melantonin (ohne Kräuter wie Baldrian usw) probiert? Ist ein natürliches Schlafhormon und stösst nur den Schlaf an. Mit der entsprechenden Schlafhygiene und etwa 30 min vor dem Licht ausmachen kann das beim Schlafen ganz gut helfen.
Ich erzähle hier nur von den positiven Effekten, damit man in schwierigen Phasen sieht, dass es anders werden kann. Wir haben mehr als zehn Jahre gedacht, dass es immer so weiter geht.

Mir hat eine Vertretungsärztin auch mal gesagt, dass von Intuniv keine Aggressivität kommen kann. Im Internet gibts aber solche Erfahrungsberichte.

Anzumerken bei allen Kommentaren das nicht berücksichtigt wird das Kinder und Erwachsene ADHS und ASS haben können wie in meinem Fall. Auch wenn ASS als Kind und jetzt Verdachtsdiagnose ist, aber mein Verhalten dahingehend ist. ADHS würde als Kind festgestellt und als Erwachsener bestätigt.

Wutausbrüche kommen ehr von der ASS Seite, ADHS triggert das ganze noch durch fehlende Impulskontrolle.

Anzumerken unter diesem Hintergrund dürfen hier niemals die Stimulation zu hoch dosiert sein. Dies sorgt für Verstärkung der ASS Symptomatik.

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Danke, sehr gut beschrieben - so klar haben wir das hier, glaube ich, nicht noch gehabt.

Aber es passt sehr gut auf das, was ich hier zu Hause erlebe.

(Ich nehme an, dass du Stimulanzien schreiben wolltest.)

Ja, das habe ich zum ersten Mal von Dr. Winkler gehört und vielleicht ist wirklich was dran…

Wobei mir lange nicht klar war, dass die Dosierungen von Concerta 27 oder 25mg Elvanse für ein Kind wenig sind, also ungewöhnlich wenig.

Aber vor dem Hintergrund, dass Kinder wohl doch meistens deutlich mehr benötigen als Erwachsene, ist es eben doch auffällig wenig.

Nur bin ich mir da noch nicht so ganz sicher, ob alle, die nur ungewöhnlich niedrige Dosierungen benötigen/ertragen, denn tatsächlich autistische Menschen sind.

Ich dachte, es könnte sich einfach um sehr sensible Menschen handeln.

Denn ich selber brauche auch nur sehr niedrige Dosen und wäre nie drauf gekommen, autistisch zu sein. Aber vielleicht maskiere ich ja wirklich total perfekt und meine „Empathie“ funktioniert irgendwie doch anders als bei „Nicht-Autisten“… ?

Zumindest habe ich ja einen autistischen Sohn und sehe im Nachhinein meinen Vater auch als gut möglichen autistischen Menschen…

Hallo :grinning:

gibt es zufällig einen Erwachsenen der Intunive nimmt? Falls ja - wie viel mg und in welchem Rythmus?

Bei mir (Mitte 30, 92 kg) ist es so das 1Mg nach ca. 20 Minuten für ca. 13 Stunden wirkt. Ich brauche allerdings etwas für 24 Stunden da ich sonst nachts von den kreisenden Gedanken aufwache und nicht mehr einschlafen kann. :confused: Der Versuch mit 1MG abends und 1MG morgens hat leider nicht funktioniert - fühlte sich an wie eine überdosis (Kopfschmerzen, kein Focus, nachts aufwachen und nicht schlafen können…)

Ansonsten habe ich schon diverse Methylphenidat-Präperate durch - diese wirken zwar je nachdem auch ganz ok (manche machen aggressiv) - verursachen aber starke Kopfschmerzen bis Migräne. Ich bin wohl sensibel und spüre was in welchem Gehirnbereich wirkt. Elvanse ist irgendwie merkwürdig - es erscheint alles so gedämpft. Intunive wirkt aktuell am Besten - aber die Dosis erscheint mir etwas niedrig und ich stelle mir die Frage warum 2x1mg schon solche Auswirkungen haben. Außerdem steht was im Beipackzettel von 5-7 Tagen bis eine Verbesserung eintritt.:thinking:

Man kann auch 1 und 2 mg abwechselnd nehmen, dann hat man 1,5 im Schnitt - theoretisch.

Seit wann nimmst du denn Intuniv? Vielleicht hat sich der Spiegel noch nicht aufgebaut?

Eine Woche, danach die 2 mg einen Tag versucht…

Vielleicht musst du etwas langsamer steigern…?

Das gibt es auch, dass auch altes erst mal dran gewöhnen muss bei manchen Medikamenten…

Bei meinem Sohn, 17, wurde bei 1 und 2mg zweiwöchig gesteigert und jetzt soll es dreiwöchig weiter gehen ab 3mg…

Ja - möglich. Ich habe mich am Handbuch orientiert und der Arzt hatte zumindest mal nichts dagegen. Von der Wirkung scheint es tatsächlich mit 1MG zu passen wobei ich heute so ein ekliges Ziehen im Kopf habe…. Woran macht ihr fest dass er mehr braucht?