ich habe schon über beide Wirkstoffe auf adxs.org gelesen, habe noch Fragen dazu (ich versuche kurz zu fassen):
kann man vereinfacht sagen, dass z.B. Guanfacin mehr bei Symptom x und Atomoxetin mehr bei Symptom y geeignet ist?
Mein Sohn hat gefühlt (vielleicht auch tatsächlich) alle ADHS Symptome. Nur mit MPH sind wir nicht vorangekommen. Kombi Intuniv und Medikinet war eine zeitlang ok. Jetzt nicht mehr. Bald ist der nächste Termin, unser Arzt fragt uns was wir möchten (eigentlich erwarte ich von ihm eine Empfehlung, es ist aber ein anderes Thema)
Mein Sohn ist sehr geräuschempfindlich und gestresst, fühlt sich schnell gestört, genervt und angegriffen. Er kocht permanent und explodiert dann wegen Kleinigkeiten (greift körperlich an)
Die Wirkung von Guanfacin laut adxs.org passt an sich zu seinen Symptomen. Er hat auch gesagt, dass die Kinder nicht mehr nerven. Zuhause hatten wir weniger Widerstand und es lief insgesamt deutlich entspannter.
Nun nervt wieder alles, Guanfacin zu erhöhen hat nicht geklappt.
Jetzt denke ich an Atomoxetin, ob es was für ihn wäre. Es soll ja Emotionen regulieren. Wenn Emotionen stabil sind, dann wäre er hoffentlich auch weniger impulsiv und weniger handgreiflich (in seinem Fall). Oder verstehe ich es falsch?
Hier wüsste ich aber auch nicht, wie wir die Wochen überstehen sollen, bis es wirkt, nur mit MPH kommt er ja auch nicht klar.
ATX wirkt schon recht schnell, aber es kann dauern, bis es die VOLLE Wirkung erreicht hat.
Die Wirkungen der Medis sind leider schon ziemlich individuell.
Wenn Guanfacin + MPH nicht mehr tut, ist ATX + MPH sicher einen Versuch wert. Aber vorher würde ich noch Elvanse probieren.
Hab grad heut Nacht was von Banaschewski et al gelesen, die meinten, es könne bei ATX auch 4 Wochen dauern, bis man die erste Wirkung merke und 8 Wochen oder mehr bis zur vollen.
Deckt sich nicht so mit dem, was ich sonst so lese und höre.
Kenne auch Betroffene, die es tageweise genommen haben und dementsprechend tageweise eine Wirkung hatten. (Von einem tageweisen Gebrauch von ATX rate ich aber dringendst ab, das kann in die Depression führen.)
Medizinisch kann ich das nicht beurteilen, aber es ist zumindest eine Idee. Ich habe von der Kombination noch nichts gehört, aber man könnte das auslegen wie: Intuniv ist eigentlich gut und wird beibehalten; Medikinet/Ritalin/… wirkt nicht lange genug und kann nicht erneut gegeben werden, weil er dann gar nichts mehr essen würde; die traurige, zurückgezogene Stimmung soll verbessert werden, darum Atomoxetin. Auf dem Papier klingt die geplante Kombination für mich clever - als Laie.
Bei meiner großen Tochter sind wir schon mit 18mg Atomoxetin sehr zufrieden, auch wenn das vom Hersteller (Agakalin) nur als Eindosierungspackung für 14 Tage verkauft wird. Mehr hat dazu geführt, dass sie nach genau einer Woche morgens heulend im Flur stand und nicht wusste, was los ist. Davon hatte eine befreundete Mama auch berichtet. Bei solchen Effekten könntet ihr ja wieder zurückgehen.
Mein Sohn und ich haben es ab dem ersten Tag angenehm gespürt. Und ich habe mit weniger als 5mg angefangen, mein Sohn mit 5mg angefangen.
Damals hatte ich hier im Forum noch fast nichts zu Atomoxetin gehört, nur eher vorsichtige Warnungen. Daher die Vorsicht mit niederigen Dosen und besonders langsamer Steigerung. Ich wollte verhindern, dass eventuelle emotionale Verstimmungen auftreten.
Es gab überhaupt keine Probleme.
Nur bei meinem Sohn beim Absetzen ganz zum Schluss, als wir die letzte Dosis von 20 auf 10mg und dann auf 0 gegangen sind.
Beim letzten Schritt war es irgendwie ein wenig zu schnell und er war zwei Wochen lang weinerlich. In unserem Thread habe ich das damals geschrieben, weiß grade nicht mehr genau, wie es war.
Ich meine auch, was gemerkt zu haben. Ich habe kein konkretes Beispiel. Es ist so, als ob er nicht mehr auf „Alarmstufe rot“ wäre, irgendwie entspannter als sonst. Am Abend war er auch nicht so aufgedreht und wurde sogar müde. (Er hat 18 mg bekommen)
Heute ist der 6. Tag (Intuniv 1mg, Medikinet 10 und Atomoxetin 18 mg)
Einerseits merke ich schon positive Veränderungen:
etwas weniger Widerstand
etwas entspannter
reagiert lockerer in manchen Situationen.
Es sind eigentlich Kleinigkeiten, die dann den Tag schon entspannter machen.
Andererseits haben wir hier jeden 2. nachmittag einen Nervenzusammenbruch wenn er pc ausmachen soll. Es war immer schon schwierig auszumachen, ja, aber nicht in dem Maße. Hier bricht die Welt regelrecht zusammen.
Ich dachte schon, es wäre so eine Art Mediensucht, nur dieses extreme Verhalten fällt mit Atomoxetin zusammen.
Anscheinend wirk Atmoxetin (noch) nicht 24 Stunden, Medikinet hört sowieso auf und die Welt bricht zusammen. Wieder mal schwierig, ich hoffe, dass es mit der Zeit besser wird.
Wenn man sich überlegt, wie fertig ein Mensch sein muss, dass man wegen so etwas einen Nervenzusammenbruch bekommt, dann würde glaube ich niemand von diesen Menschen erwarten, dass er, wenn sechs Tage lang das, was bisher das Fass zum Überlaufen gebracht hat, jetzt weg ist, das Fass dann nicht mehr übervoll wäre. Das dauert auch für den Menschen ein paar Tage, um aus diesem Zustand wieder rauszukommen, unabhängig davon, ob die Marktmedikamente wirken. Oder?
Ja, Stimulanzien sollten sofort wirken. Atomoxetin (und ich meine auch Guanfacin) brauchen ein bisschen, bis sie wirken. D. h., selbst die Medikamentenwirkung ist noch nicht da.
Auf jeden Fall für mich hochinteressant euer neuer Dreifachweg.
Hier im Forum [das Wort fehlte ursprünglich im Post] hatten weiter noch keinen Fall, bei dem Intuniv mit Atomoxetin gleichzeitig bzw parallel an selben Tag gegeben wurde.
Könnte für meinen Sohn auch eine Chance sein.
Ich muss nochmal alles nachlesen und mir Gedanken machen, nächste Woche oder so komme ich hoffentlich mal dazu.