Gut in der Schule trotz ADHS

Guten Abend. Mein ADHS wurde erst sehr spät entdeckt (mit 18) weil ich sehr gut in der Schule war ich hatte zb in der Grundschule immer Mathe Aufgaben einer Klasse höher. Mit 5 Geschwistern/Stiefgeschwistern die auch allesamt was mit sich tragen (teilweise Autismus teilweise Alkohlkranlheit), fällt man wohlmöglich auch nicht so auf, vorallem wenn man Fach Abi ohne Probleme bestanden hat. ^^

Gibt es hier Leute die ähnliche Erfahrungen gemacht haben?
lg

Spät? Ich wurde mit 35 Diagnostiziert.

ADHS ist ein Spektrum, zur Krankheit wird es erst, wenn die Symptome dich beeinträchtigen. Ich persönlich gehöre leider zu den klassichen ADHSlern, die in manchen Fächern sehr gut, in anderen sehr schlecht waren und ich möchte behaupten, es ist sehr untypisch für reines ADHS in allen Fächern gut gewesen zu sein, das spricht für mich ganz klar gegen eine reine ADHS Symptomatik.

Gerade wenn in deiner Familie viel Autismus vorkommt, hast du auch mal das Autistische Spektrum abklären lassen? Autismus, besonders die hochfunktonalen Formen (ASS) wie Asperger Autismus kommen sehr oft, je nach Studie bis zu 60 % in Verbindung mit ADHS. Ich habe selbst Asperger Autismus und ADHS, wobei das ADHS viel stärker ausgeprägt ist, meine Brüder beide ASS ohne ADHS.

Für mich als Laien würde ich sagen, du könntest ASS und ADHS haben mit einem stärkerem ASS.

Hier findest du ab Seite fünf eine sehr schöne Gegenüberstellung zwischen Autismus-Spektrum und ADHS Symptomen.

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Moin und herzlich Willkommen @Knox

Mit 18 bist du mit deiner Diagnose sehr früh dabei.
Vor allem im hier vertretenen (geschätzten) Durchschnitt betrachtet.

Ich hab meine erste Anfang letzten Jahres mit 32 bekommen.

Teilweise haben / hatten wir hier (vereinzelt) User die erst im Rentenalter ihre Diagnose bekommen haben.

Mach dir deswegen bitte keinen Kopf.
Da bist du echt gut mit dabei :wink:

Schön dass du da bist und schau dich erstmal in Ruhe um.

Bei Fragen einfach fragen :slight_smile:

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Ich war nie richtig gut aber auch nie richtig schlecht in der Schule. Meine Lernkurve erläuft anders. Ich brauche länger um zu verstehen, länger als der Durchschnitt. Irgendwann ziehe ich nach und weiß mehr als der Durchschnitt.

Anyway, die Frage ist immer wie man was kompensiert. Wenn man gut kompensieren kann, kann man auch gut in der Schule sein.

Ich habe sehr viel nach Gefühl und Intuition gemacht. Deutsch, Englisch … war ich gut ohne eine einzige „Regel“ zu können. Ich hatte ein Gespür dafür was sich richtig und gut anhört.

Bei Mathe bin ich leider an meine Grenzen gekommen was kompensieren angeht. Habe glaube ich noch nie eine einzige Aufgabe bis zum Ergebnis ohne Fehler hinbekommen. Weniger weil ich es nicht verstanden habe, mehr weil die Konzentration nicht gereicht hat.

Was räumliches Vorstellungsvermögen angeht und logisches / abstraktes Denken würde ich mich fast als behindert bezeichnen :see_no_evil::confused:.

Trotzdem habe ich ein Maschinenbaustudium durchgezogen. Wie? Irgendwie durchdrücken, eine Lerngruppe die mich mitgezogen hat. Aber auch Fleiß und Hyperfokus.

Was war der Preis dafür? Ich habe mich verheizt und meiner Gesundheit geschadet durch brutales Kompensieren. :man_shrugging:t2::relieved:

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Genau so. Grammatikarbeiten mit Anwendung von Regeln… schrecklich. Nach Gefühl immer sehr gut.
Hab im Leben noch keine Gliederung geschrieben. Hatte das komplett im Kopf.

Alles mit Zahlen dafür Vollkatastrophe. :sweat_smile:

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Ich war immer sehr gut in der Schule.

Naja, nicht ganz. Genauer:

Ich war unaufmerksam, beteiligte mich nur, wenn mich die Themen interessierten, musste mich extrem quälen, um Hausaufgaben fertigzukriegen, zumindest wenn es tumbe Wiederholungsübungen waren, hatte die Hälfte der Zeit keine Ahnung, worum es gerade ging, schrieb aber reihenweise Einsen und Zweien, besonders in Fächern, wo ich mir den Stoff entweder logisch herleiten konnte (Mathe, manchmal auch Physik) oder „erlabern“. In Fächern, wo ich nicht ums Pauken von Einzelinformationen herum kam (Chemie, Geographie, Physik sonst), konnte ich das mühelos ausgleichen. Mühevoll aber auch.

Noch genauer: Wann immer ich selbsttätig etwas schaffen oder ergründen konnte, war ich dabei. In Englisch waren Aufsätze mein Ding (labern!), Vokabeln lernen gar nicht. (Welche dieser Übersetzungen gehörte jetzt zu welchem dieser gleich klingenden Wörter? Egal!) Wenn wir ein Kapitel lesen und die fremden Vokabeln rausschreiben sollten, hatte ich nichts, denn mir fielen die fremden Wörter gar nicht auf, solange der Kontext klar war.

Um nicht als Streber zu gelten, wurde ich noch unaufmerksamer und unbeteiligter. Das legte sich erst in der Oberstufe, wo der Stoff entweder interessanter oder schwieriger oder beides war, also mehr Aufmerksamkeit erforderte.

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Also wenn wir jetzt hier unsere Schulerfahrungen aufschreiben:

Ich war in der Grundschule ganz gut, da hat besonders meine Mutter viel ausgeglichen und ich hatte Spaß und Interesse am Lernen.

Ab dem Gymnasium wurde es dann die Hölle, ich hab mich mit allen Lehrern angelegt, nichts mehr gelernt oder Hausaufgaben gemacht und so weiter.

Meine Mutter hat mal gesagt, sie hat mich nie als faul gesehen, es schien ihr eher, als hätte mir bei meinen ganzen Nebenaktivitäten die Zeit für das Schulische gefehlt. Ich hab tatsächlich einfach gar nichts für die Schule gemacht, spätestens ab der Oberstufe, es gab Fächer, in denen ich trotzdem überdurchschnittlich gut war, dafür andere, in denen mir jede Grundlage fehlte.

Als ich im Abitur durchgefallen bin, hat mich mein damaliger Klassenlehrer bei der Notenbekanntgabe zuerst nach vorne gebeten, um mir einen Büchergutschein zu überreichen, weil ich eines der besten Ergebnisse der Schule in gleich zwei Fächern (Deutsch, Englisch) hatte, dann hat er erst gemerkt das ich tatsächlich auch durchgefallen war (Mathe, Physik).

ich verstehe bis heute nicht, warum da nie jemand auf ADHS gekomen ist, ich bin wahrscheinlich ein archetypisches AD(H)S Kind und Jugendlicher gewesen, aber durfte mir von den Pädagogen immer nur anhören, ich sei faul und nicht reif genug.

Geholfen hat mir schließlich die Akzeptanz meiner offensichtlichen Begabungen und Defizite, auch wenn ich sie mir nicht erklären konnte. Es gibt eben Tätigkeiten, in denen ich überdurchschnittlich begabt zu sein scheine, dafür aber andere, die für mich blockiert zu sein scheinen, die ich einfach nur mit größter Mühe oder gar nicht erledigen kann. Es ist ja Fluch und Segen und besonders, wenn man sich das eben nicht erklären kann.

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Ich war solange gut in der Schule bis mein Wissen/Intelligenz, das fehlende Interesse und das „nicht aufpassen“ und „nicht lernen“ nicht mehr kompensieren konnte.
Also ca. bis 6 Klasse, danach machte ich immer noch wenig für die Schule, aber diesmal widerspiegelte sich das auch in den Noten (ausser in Deutsch und bis zu einem gewissen Grad Englisch, die beiden Fächer, bei denen ich mit geringstem Aufwand gute Noten schrieb)
Und als ich dann mal merkte, dass ich mehr tun sollte und für meine Verhältnisse sehr viel lernte für einen Mathetest und trotzdem ne miserable Note schrieb, beschloss ich, dass wenig Aufwand zum selben Aufwand führte.

Hab dann meine Abschlüsse geschaft (Druck hat mich dann gepusht)

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Gute Noten und ADHS schließen sich nicht aus. Es gibt beispielsweise ja dieses „twice exceptional“ und dutzende andere Gründe. Man muss ja nicht gleich hochbegabt sein.

Schullaufbahn… mhm…

In der Grundschule war ich teilweise richtig schlecht. Das Zeugnis liest sich wie eine riesige, rote ADHS-Warnleuchte. War dann sogar bei der Ergotherapie. Da kam Anfang der 90er wohl keiner auf die Idee, dass ich ADHS habe. Meine „Hibbeligkeit“ haben meine Eltern auf die Farbstoffe und den Zucker im Ketchup geschoben. :sweat_smile:

Also ging es auf die Hauptschule. Da war ich dann von Beginn an der Klassenbeste. Ohne einen Finger krumm zu machen. Vor allem in Englisch. Vokabeln saßen in der Regel nach ein oder zweimal durchlesen, weil Interesse. Die Inhalte haben nich eben weitestgehend interessiert.

Da hat sich dann auch schon etwas abgezeichnet was sich bis zum Abi durchziehen sollte: Das Unverständnis der Lehrer warum ich in Physik mit der 1 heim gehe aber in Mathe eher in Richtung 3 tendiere.

Auf die Realschule durfte ich dennoch nicht wechseln, weil keine Ahnung.

Danach die mittlere Reife. Trotz gefühlt dauerstoned noch immer passabel abgeschlossen ohne einen Finger krumm zu machen.

Ab in die Ausbildung. Den schulischen Teil mit 1,8 abgeschlossen. Wieder ohne einen Finger krumm zu machen.

Auf der Berufsschule habe ich dann auch zum ersten Mal jemanden kennengelernt der ADHS hat. Ein super netter Typ der so sehr gestottert hat, dass er kaum einen kompletten Satz herausbekommen hat und nicht in der Lage war einen Dreisatz zu lösen. (Das war dann mangels besseren Wissens, das für mich, wie Menschen mit ADHS sind. Shame on me auch, wenn ich es nicht besser wusste. Das spiegelt aber glaube ich ganz gut wider wie Menschen mit ADHS auch heute noch von der Gesellschaft gesehen werden).
Also kam auch mir selbst nie der Verdacht.

Ab ans Abendgymnasium mit Anfang 20. Am Tag in Vollzeit arbeiten und abends in die Schule. Die beiden Unterstufenklassen ohne großen Aufwand jeweils mit 1,0 abgeschlossen. In der Oberstufe sind die Noten dann aber deutlich schlechter geworden. Das lag an privaten Umständen und einer Dreifachbelastung aus Arbeit, Schule und alleiniger Pflege eines Angehörigen.
Das erste Halbjahr in der Oberstufe war eine Katastrophe. Fast alle Unterkurse einfahren die man maximal haben durfte. Musste dann Umstandsbedingt erstmal die Abendschule unterbrechen. Als ich wieder angefangen habe lief es auch erstmal schleppend aber dann hatte ich plötzlich eine wahnsinnig gute Lehrerin in Mathe. Die hatte schon fast etwas mütterliches an sich und hat mich wirklich nochmal motiviert, weil ich sie Stolz machen wollte. Und selbst da habe ich es dann mit (nur) regelmäßigen Hausaufgaben geschafft von „kurz vor Unterkurs“ zu immerhin 12 Punkten als Anmeldenote im Abi zu kommen. Abi ungelernt geschrieben und bestanden. Ohne das eher suboptimale erste Halbjahr wäre mein Abischnitt im 1,x Bereich gewesen.

Ich kann glaube ich an einer Hand abzählen wie oft ich in meiner gesamten Schullaufbahn wirklich mal gelernt habe. (Das ist mir im Studium richtig auf die Füße gefallen… :sweat_smile:). Hausaufgaben waren für mich auch immer eher ein freundlicher Wunsch als eine Verpflichtung. Weshalb ich eigentlich immer nur Ärger hatte. Geschichteabi einen Tag vorher vorbereitet und 14 Punkte (keine 15, weil ich vergessen hatte das Handout vor der Prüfung an die Prüfer auszugeben…)

Gut für die Unterstufe muss man auch in Rechnung stellen, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt bereits die Hauptschule, die mittlere Reife und eine Ausbildung hinter mir hatte und das Einzige was wirklich neu war, war Französisch. Aber durch Sprachbegabung und ein gutes Gehör für Sprachen war das eher weniger ein Problem.

Wie soll man da darauf kommen, dass einer ADHS hat? Ich war zwar immer irgendwie verhaltensauffällig aber, da die Noten gepasst haben hat es niemanden interessiert. Die Zeichen waren dennoch immer da.
In der Berufsschule habe ich mal mit zwei Kollegen ein bisschen „Quatsch“ im Unterricht gemacht. Die bekamen einen Anschiss, ich nicht. Argument der Lehrerin nach berechtigter Beschwerde: Der (ich) kann den ganzen Tag aus dem Fenster glotzen und hat trotzdem bessere Noten als ihr Beiden zusammen. → pädagogisch Wertvoll… :sweat_smile:

ADHS ist in den Köpfen vieler Leute wohl noch immer diese reine „Lernschwäche“. Darauf schauen die Schulen. Passen die Noten fällt man durchs Raster.

Das war jetzt viel unnötige Information glaube ich. :sweat_smile:

Liebe Grüße :slight_smile:

Edit: Ah ja, Diagnose mit 33. Du bist als noch relativ früh und ich beglückwünsche Dich dazu. :slight_smile:

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Hallo! Ich bin 44 und denke, dass bald ADHS diagnostiziert werden wird. Die Psychiaterin ist aber über meine Schulnoten und die Beurteilungen in der Grundschule gestolpert. Ich war ein Einser-Schüler, habe ein gutes Abi und ein Staatsexamen - alles mit viel Leid und Kampf errungen. Kompensation bzw. Maskierung durch Hochbegabung und die Strenge meines Vaters. In einem Zeugnis steht sogar: „… folgt mit großer Aufmerksamkeit dem Unterricht“. Spricht halt absolut dagegen; aber mich hat Schule auch interessiert, mir hat das alles Spaß gemacht, ich wollte gut sein, war dadurch sehr „lebhaft“ und vorlaut, habe mich nicht an Regeln gehalten und immer die richtigen Antworten nach vorne geschrien, ohne mich zu melden. In den Zeugnissen stehen viele Gefälligkeiten, ab dem Gymnasium wurde das Sozialverhalten dann deutlich schlechter. Trotzdem gute Noten.
Im Erwachsenenalter spricht nun ALLES dafür: Substanz-Missbrauch, Schlafstörungen, immer wieder Depressionen, Ritzen, Impulsivität, Spontankäufe, Sammelwut, leichte Verletzbarkeit, schlimmer Lebenslauf, vieles abgebrochen, gekündigt, neu angefangen. Riskantes Verhalten, rebellische Haltung, Internet-süchtig, geräuschempfindlich, Ich bin hibbelig uns arbeite unstrukturiert in meinem Beruf. Noch viele andere Dinge.
Trotzdem kann ich das immer noch einigermaßen verbergen, sodass ich nun auch wieder viel positives Feedback in der Arbeit bekomme, aber um welchen Preis! Habe aber kaum mehr Freunde, bin fast allen beleidigt.
Kann jemand was damit anfangen? :upside_down_face:

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Ja, klar, ich finde du passt voll ins Schema. Die aufschlussreiche Wendung ist eben alles mit viel Leid und Kampf errungen. Es kommt nicht nur darauf an, was wir geschafft oder verpasst haben, sondern auch wie.

Wer würde auch behaupten, alle schlechten Schüler hätten ADHS und alle guten nicht?

Herzlich willkommen bei uns, @driwag ! :adxs_knuddel:

Ja, absolut…
Barkley (der amerikanische ADHS-Papst, der Leiter der DSM-IV-Kommission war) sagt: vergesst das Kriterium, dass ADHS bis zum Alter von 6 (DSM IV) oder 12 (DSM 5) aufgetreten sein muss. Es muss aufgetreten sein, bevor die Gehirnentwicklung beendet ist, und das ist mit 23 bis 25…
Falls also dein aktueller Arzt es alleine an den Grund-/Schulzeugnissen scheitern lässt, hast du eine Odyssee vor dir - zu den wirklichen ADHS-Spezialisten. Bis einer sich erbarmt, die aktuelle wissenschaftliche Sichtweise in Betracht zu ziehen…

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Ich denke nicht, dass sie es daran scheitern lässt. Sie ist halt drüber gestolpert, weil es nicht typisch ist. Sie fand es übrigens auch untypisch, dass ich die Zeugnisse überhaupt noch gefunden hatte und sie fein säuberlich hochgeladen habe :joy: Dank dir.

Ich danke dir!

Hallo Driwag,
das klingt für mich eher nach einer Borderline Störung als nach ADHS, was meinst du?
LG

Ne, mein ich nicht.

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Hört sich sehr danach an!
Zu den Zeugnissen: ich hatte in der Grundschule immer Lobhuldigungen im Zeugnis stehen und ich bin ein klassischer Fall vom hyperaktiven Typ. Als Mädchen damals trotzdem nicht wirklich aufgefallen (70er/80er Jahre). Ich habe sogar Dyskalkulie und Zahlen sind bis heute nur Worte für mich, hat aber auch keiner gemerkt, ich hatte ne 2 in Mathe. Ich konnte alle Aufgaben und Ergebnisse auswendig, habe mich nur gewundert, was der Blödsinn soll.
Ich war auch sehr gut im Abschreiben, was auch einfach kein Lehrer bei mir vermutet hätte.
Der Lehrer hatte schon meinen Vater und Onkel unterrichtet und später meine Geschwister (Dorfschule). Auch da nix Außergewöhnliches bemerkt, alle mehr oder weniger betroffen mit etwas unterschiedlichen Schwerpunkten.

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Heute Nacht war ich stundenlang wach und hab mich immer wieder gefragt, was passiert, wenn ich jetzt wieder nicht die richtige Hilfe bekomme. Weil ich gute Noten hatte und in der Grundschule gut mitgemacht hab! Denke nicht, dass ich dann nochmal eine gute Wende im Leben hinbekomm.

Ich hatte auch gute Noten und ich denke, du hast den Grund dafür schon genannt. Zum einen die Hochbegabung, durch die du vieles kompensieren konntest, und zum anderen deine vielseitigen Interessen, die dich haben aufpassen lassen. War bei mir genauso. Mein schlechtestes Fach am Gymnasium war immer Gemeinschaftskunde, das hat mich einfach nicht interessiert. Teilweise war bei mir auch der Ehrgeiz geweckt, z.B. eine kniffelige Matheaufgabe zu lösen. Weiß deine Psychiaterin von der Hochbegabung?

Ich denke, viele Diagnostiker müssen dringend ihre Ansicht von „typisch“ in Bezug auf ADHS überdenken. Schau dich mal hier im Forum um. Hier schwirren etliche ADHSlerInner rum, die gut und unauffällig in der Schule waren. Wenn alle ADHSler in der Schule auffällig wären, würden jetzt nicht so viele „auftauchen“, die als Kinder durchs Raster geflutscht sind und ihre Diagnosen erst im späten Erwachsenen-Alter bekommen haben. :adxs_zwinker:

Gerade intelligente ADHSler erkennen sehr früh, welches Verhalten erwünscht ist und finden intuitiv Anpassungsstrategien. Das heißt aber nicht, dass sie keine Probleme hätten - man sieht die Probleme halt nicht „von außen“.

Mit einer schnellen Auffassungsgabe nimmt man auch den Schulstoff „im Vorbeigehen“ mit. Dafür reicht bloße Anwesenheit im Unterricht, bei der man immer noch genug „nebenbei“ mitbekommt, auch wenn das Hirn parallel mit anderen Dingen beschäftigt ist.

Wie sah es denn in Deiner Schulzeit mit Freundschaften aus? Hattest Du Freunde oder warst Du eher ein Einzelgänger oder jemand, der zwar überall mit dabei war, aber trotzdem nicht wirklich „dazu gehörte“?

Hast Du Hausaufgaben immer gemacht oder oft „vergessen“?

Hey, Du hast trotz aller Schwierigkeiten schon so viel in Deinem Leben hinbekommen! :adxs_knuddel:

Wenn die Ärztin zwar über Deine Schulnoten gestolpert ist, aber trotzdem die Diagnostik macht, scheint sie gar nicht so übel zu sein. Solltest Du die Diagnose und damit die richtige Behandlung bei dieser Ärztin doch nicht bekommen, dann suchst Du Dir jemand anderen und versuchst es nochmal. Auch damit bist du nicht allein! Das haben hier einige durch - mit Erfolg. Das wichtigste ist: Dranbleiben. Nicht aufgeben. :four_leaf_clover:

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