Hallo Noid,
ein Gutachten im engeren Sinne ist eine Beurteilung, die z. B. für ein Gericht, die Rentenversicherung oder auch die Pflegekasse gemacht wird. Das wird dann auch vom Auftraggeber bezahlt, und der oder die Gutachter/in ist in der Regel kein Arzt, der einen auch behandelt (oder manchmal zufällig doch, aber dann ist er für das Gutachten in einer anderen Rolle).
Was du meinst ist die Diagnose. Denn du willst ja „nur“ die Behandlung der Störung erreichen und nicht etwas gegenüber einer anderen Stelle.
Die Krankenkassen übernehmen natürlich die Kosten der Diagnose einer Störung, deren Behandlung sie auch bezahlt - theoretisch. Praktisch reicht die Zeit, die die Ärztin dafür bezahlt kriegt, nur dafür aus, 10-30 Minuten einen Bogen anzukreuzen. Manchen Ärzten reicht das aus, und sie beginnen dann eine Behandlung - wenn es doch nicht ADHS ist, wird man es im Verlauf schon merken, sagen sie sich.
Andere Ärzte, und das sind in der Regel die besseren, machen lieber eine genaue Abklärung, wie sie in den Richtlinien auch vorgesehen ist. Und ich verstehe, wenn sie das nicht gratis machen möchten.
Von daher - wenn alle Fachärzte/innen in deiner Gegend, die du angerufen hast, Geld haben möchten, dann solltest du es aufbringen. 350 € sind viel Geld, aber die zahlst du nur einmal, die Diagnose muss nicht wiederholt werden - außer wenn man beim ersten Mal Kind war, was ja auch auf dich zutrifft.
Sicher kann man als Kriterium für die Auswahl der Arztpraxis nehmen, ob man zahlen muss oder nicht. Allerdings gibt es mehr und wie ich finde wichtigere Kriterien.
Bei meinem damaligen Arzt habe ich 2003 200 € bezahlt. Ich hätte auch eine Klinikambulanz nehmen können, da hätte ich aber etwas warten müssen und dann viermal einen ganzen Tag hin (bei meinem Arzt nur einmal). Da ich damals schon selbstständig war, wären drei verlorene Arbeitstage viel teurer gewesen als 200 €. Aber was noch wichtiger ist - ich war bis 2019 bei diesem Arzt in Behandlung, einen fachlich und menschlich besseren Psychiater kann ich mir nicht vorstellen.