wir sind ja bei unserem Sohn schon seit gut einem Jahr dabei, dass passende Medikament zu finden.
Ich frage mich, ob man eine gute Wirkung bei sehr impulsiven Verhalten erhalten kann.
Wenn jemand z.B. starke Ausraster und oppositionelles Trotzverhalten hatte, jetzt „nur noch“ auf den Tisch haut und laut wird - ist damit schon das Maximum erreicht?
Es ist mir klar, dass alle anders auf Medikamente reagieren. Ich frage mich, ob es grundsätzlich möglich ist so eine Verbesserung überhaupt zu erreichen und ob wir noch weitere Medikamente ausprobieren sollten.
Verhaltenstherapie hatte er schon - hat nichts gebracht, falls das relevant ist.
Vielleicht verträgt er das Medikinet nicht so gut. Lese ich immer wieder. Gibt ja noch weitere Mittel mit anderer Zusammensetzung aber gleichem Wirkstoff. Die können bei ihm besser funktionieren.
Vielleicht wirkt das Medikinet aber auch mit mehr so und der Rebound setzt ein? Gerade für Kinder kann ich mir das als Qual vorstellen, weil die Symptome mit dem Rebound verstärkt aufkommen?
ODD-Impulivität mit AD(H)S-Medis plattzumachen könnte mit sich bringen, dass die Wirkung in Bezug auf andere Symptome überdosiert ist.
Ich würd daher bei so starker Impulsivität für die eher was eigenes, selektiveres nehmen. 3 bis 5 mg Escitalopram (SSRI) könnten da vielleicht helfen.
Ich kenne mich nicht aus, laut Internet ist es für Erwachsene.
Ich weiß nicht, ob es dieselbe Gruppe ist, Risperidon will der Arzt wegen den Nebenwirkungen nicht verschreiben.
Ok, du kannst gerne weiter nach Lösungen fragen. Wenn du aber vorher schon weisst, was du willst oder nicht willst, ist das ein etwas nutzloses Umterfangen…
Es geht nicht darum, dass ich was will oder nicht will. Das o.g. Medikament kenne ich nicht und ich dachte, es wäre nur fur Erwachsene. Ich werde darüber nachlesen.
Der Arzt von meinem Sohn will nur MPH, Elvanse, Intuniv und Straterra verschreiben. Mit deiner Info und konkreten Vorschlag, werde ich ihn direkt ansprechen. Vielen Dank
Hintergrund:
Stimulantien dämpfen das limbische System. Damit auch die Emotionalität und auch Impulsivität.
Nur: wenn man das weit hoch dreht, kommt irgendwann der Zombie-Modus (abgesehen davon, dass manche Betroffene da sehr empfindlich sind - oder überdosiert).
Atomoxetin dämpft das limbische System nicht. Nach meinem Verständnis müsste das eigentlich darauf hindeuten, dass Impulsivität auch nicht so stark gedämpft wird.
Die Fachliteratur berichtet das aber anders: https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Atomoxetin
Aber unabhängig davon: wenn du ein Bündel Symptome hast (die Gesamtheit der AD(H)S-Symptome), aus denen ein einzelnes extrem heraussticht, dann kannst du auch das einzelne versuchen, mit den breitbandig auf alle Symptome wirkenden Medis plattzukriegen. Nur - was das mit den anderen Symptomen macht (die ja alle dimensional sind - es gibt ja auch eine zu geringe Motorik, eine zu hohe Aufmerksamkeit etc.) kannst du dir dann vorstellen.
Dass dein Doc mit Antipsychoptika nicht um sich wirft ist ja erst mal sinnvoll. Ich würde auch immer zuerst al schauen, was noch übrig bleibt, nachdem AD(H)S-Medis otimal eingestellt sind.
Wenn aber dann die Impulsivität immer noch extrem raussticht, wäre es eben sinnvoll, die gezielt anzugehen anstatt weiter mit der Bratpfanne (breit) auf einen einzelnenn Nagel (selektiv) draufzuhauen.
Und da wären mir dann niedrig dosierte SSRI (Escitalopram unterhalb der Dosis, die man für eine Depressionsbehandlung verwendet) immer noch lieber als Antipsychotika.
Aber am Ende zählt: wer heilt, hat recht.
ich habe von Fällen gehört, in denen eine sehr geringe Antipsychotika-Augmentation genau richtig war.
Es braucht halt Geduld bei der Einstellung.
Wie gehts ihm nach dem Wing Tsun? Macht er es gerne und wie alt ist er? Interessiert er sich auch für andere Aktivitäten?
Ich tu mich auch schwer an einer Aktivität Interesse zu halten und habe gerade in der Vergangenheit viele Dinge phasenweise gemacht. Typischer ADHSler halt. Schwimmen war aber das, was mich immer entspannt und zugleich ausgelastet hat und was ich heute noch im Sommer im nahen Badesee regelmäßig mache. Da ist man auch unabhängig von anderen und kann, sofern ein Schwimmbad in der Nähe ist, fast jederzeit für 1-2 Stunden ab einem gewissen Alter selbst hin. Gilt auch für Klettern/Bouldern nach ein paar Kursen. Gerade beim Bouldern gibt es verschiedene Schwierigkeitsstufen, welche eine Gamification ermöglichen.
Er mag es schon und kommt da immer gut gelaunt raus. Zuhause zeigt er auch, wenn er was neues gelernt hat.
Es fällt ihm schwer in Gang zu kommen. Im Moment ist sowieso alles schwierig, egal was man vorschlägt, schwer für irgendwas zu begeistern.
Andere Sportarten will er nicht, schwimmen gehen wir, aber selten, müssen wir immer Zeiten aussuchen, wo nicht so viel los ist. Wenn viele Menschen da sind, wird es ihm zu viel, wird er aggressiv.