Habt ihr ein Ziel? / Selbst-Struktur / Durchhaltevermögen?

Hallo zusammen,

ich bin 26 und stecke mitten im Studium. Hoffentlich nächstes Semester endlich fertig mit dem Bachelor. Gerade in stressigen Momenten wie der Klausurenphase bin ich immer total abgelenkt und fühle mich immer hin und her gerissen. Meine Partnerin steht fest im Job und das auch ziemlich erfolgreih. Ich höre Podcasts um mich irgendwie zu beruhigen… Auch Podcasts in denen immer von Erfolgsgeschichten erzählt wird, Gründungen von einem Unternehmen oder einen tollen Job. Ich selbst habe zwar eine abgeschlossene Ausbildung als Mechaniker aber hatte darauf keine Lust mehr. Das Studium macht mir auch irgendwie keinen Spaß. Ich habe das Gefühl das dieses ADHS sich bei mir so auswirkt, dass ich nichts richtig anfangen kann und auch nirgends drin aufgehe. Ich suche immer was gibt es. Aber fange nichts neues an oder ziehe vor allem nichts mal am Stück durch. Kennen andere Personen das?

Ich wollte mal fragen, wie ihr Struktur etabliert hat. Wenn ich andere Leute im Internet auf Linked-In sehe, die an renomierten Universitäten eine wahnsinnige Ausbildung gemacht haben und ihnen jetzt eine offene Welt offen steht, frag ich mich immer was ich mit meinen bald 27 noch erreichen kann. Beruflich habe ich neben dem Studium leider nur so typische Jobs gemacht wie Regale eingeräumt oder aber auf Messen gearbeitet… Irgendwie stehen geblieben.

Ich wollte mir nächste Woche mal eine Woche zeitnehmen mich vollständig auszurichten. Wohin soll es gehen? Was ist mir wichtig? Wieso dümpel ich rum? Was sind meine pläne in 2 bis 3 Jahren? Was möchte ich verdienen? Wo möchte ich mal leben? Ich weiß nicht langfristig zu denken und so etwas zu verfolgen ist richtig anstrengend. Ich bevorzuge den schnellen Dopamin Ausstoß. Aber dadurch komme ich in kleinen Schritten nicht weiter.

Ich würde mich über Hilfe freuen. Kernfrage ist: Wie habt ihr es geschafft Erfolgreich für euch zu sein? Was sind eure Stukturtipps? Und wie verläuft eure Karriere?

Zusatz: Ich bin im Leben nicht alleine habe 1 guten Freund im Studium. Eine Partnerin und auch sonst noch 3 bis 4 Freunde von früher um die ich ich ab jetzt auch mehr kümmern möchte. Aber keine Wirklichen Bekannten oder Kollegen in Berufen, sodass man sich auch ranhängen kann sozusagen um weitere Schritte zu gehen. Ein „Netzwerk“ fehlt glaube ich auch, dass an dem ich mich festhalten könnte. Wobei eigentlich das auch eine Abhängigkeit schafft.

Vielen Dank für eure offenen Ohren.

Grüße Der Junge aus Hessen

Ich bin kein gutes Beispiel, aber ich habe mir diese Fragen nie gestellt, da mich solche Zukunftsfragen extrem aggressiv und ängstlich machen. Ich habe bei allem im Leben es drauf kommen lassen. Ich musste irgendwas studieren, was mir halbwegs gefällt, über den Rest habe ich mir erst danach Gedanken gemacht.

Tja, willkommen im Club!
Ich bin ein Mensch der je mehr plant desto mehr scheitert. Daher habe ich es längst aufgegeben.
Sorry, meine Antwort hilft dir bestimmt nicht, bestimmt gibt es bessere Beispiele hier im Forum.

Das heißt du lebst im Moment und traust dich einfach Dinge zu tun? Neuen Job suchen? ohne zu denken oh ich hätte schon vorher einiges machen sollen bzw. die setzen bestimmt mehr voraus? Bist du mit deinem Job zufrieden? Ich habe so Angst mal kein gutes Gehalt zu verdienen, meinem Kind nichts bieten zu können… Wie schaffst du es dann dein Leben zu leben, wenn du dich damit nicht auseinander setzt?

Nu, ich habe keine Kinder zu ernähren und wollte nie welche haben.
Gehalt ist mir wichtig, ich bin auch mit meinem Beruf zufrieden, es hat sich aber alles spontan ergeben.
Ich war/bin nie grundsetzlich zielstrebig, aber hat sich spontan ein Gedanken im Kopf gesetzt oder es ist 5 vor 12, werde ich extrem motiviert. Es muss aber wirklich spontan sein.
Mit so ein Ziel, ab morgen werde ich mich bis zum Kanzleramt hocharbeiten, kann ich nichts anfangen.

Ich bin jetzt knapp Mitte 50. Beruflich bin ich Dir eine Nase voraus, denn ich habe vor einem Jahr mein Erststudium abgeschlossen und bin jetzt seit einem Vierteljahr angestellt.

Rückblickend würde ich Dir folgendes raten (sorry, jetzt wirds mütterlich…):

  1. Überprüfe, ob Du etwas anstrebst weil es Deinen Interessen, Neigungen, Deiner Neugier und Deinem Bedürfnis entsprichst - oder ob Du es willst, „um …zu“ - um es jemandem mal „richtig zu beweisen“ - um „zu zeigen, dass ich es kann“ - um „einen guten Status zu erreichen“. Das sind extrinsische Motivationfaktoren oder auch Kompensationsstrategien, die tragen gerade bei Menschen mit ADHS nur sehr kurz. Oft spielen da auch Glaubenssätze der Eltern mit rein…

  2. Überprüfe, wenn Du z.B. jemanden zum Role Model ernennst, ob Du auch ähnliche Eigenschaften hast. Es bringt Dir absolut gar nichts, eine Normbiografie zugrunde zu legen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wirst Du Deinen eigenen Weg finden müssen. Besser ist da eine Bestandsaufnahme: wo liegt mein Problem - wo bin ich bisher gescheitert - was lief wann unter welchen Bedingungen gut. Und dann sei Dein eigenes Role Model. Ist ohnehin besser.

  3. Was ich auch extrem wertvoll finde ist herauszufinden, was man für ein Stress-Typ ist : Angriff und Kampf, Flucht, Vermeidung, Erstarrung? Bei der Entscheidungsfindung dann auch überprüfen: treffe ich die Entscheidung weil ich diesem Schema folge - also z.B. setze ich mein Ziel derart, dass ich es lieber aufgebe - statt mich mit einer u.U. frustriertenden Tätigkeit, bei der ich scheitern könnte, zu stellen? Was macht Dir Angst? Wie gehst Du damit um?

Das ist jetzt alles deutlich weniger theoretisch wie es klingt.
Ich habe z.B. einen Beruf gewählt, den ich aus dem Elternhaus kannte. Die Begabung dazu habe ich mir eingeredet.
Auch meinen Berufsweg habe ich aus dem meiner Eltern abgeleitet, entsprechend auch die Selbstständigkeit.
Klar, ADHS, da ist man mit Anfang 20 noch ein wenig unreif.
Meine sozialen Ängste habe ich nicht wahrgenommen, für mein Scheitern im Abi habe ich andere veranwortlich gemacht. Entsprechend konnte ich eine tiefgehende, verborgende Versagensangst entwickeln.
Die Berufsentscheidung und die Orientierung an meinen Eltern habe ich aus einer großen Hilflosigkeit heraus getroffen.

Heute weiß ich: ich bin „Forscherin“, absolute Teamplayerin.
Nicht für die Selbstständigkeit geschaffen (lief zwar gut, hat mich aber nicht ausgefüllt - aber zum Kindergroßziehen hats gut gepasst, insofern auch nicht bereut).
Aber ich musste knapp 50 werden um auf den Trichter zu kommen.
Ich habe mich den richtigen Herausforderungen nicht gestellt, stattdessen am „falschen“ Weg, der mich aber mit meinen Ängsten nicht konfrontiert hat, festgehalten. Ich wäre nie! auf die Idee gekommen, dass ich ein Flüchter / Vermeider bin.
Fällt mir in dem Maß eigentlich erst jetzt auf, wo ichs schreibe… strange…

Heute ist man da glücklicherweise anders: da gibt es Berufsberatungen und Coachings zB. mit biografischen Analyseverfahren, die einen anleiten, den eigenen Weg mit den eigenen Ressourcen zu finden.
Damit sowas klappt, sollte man aber sehr offen sein (s.o.).

Kleine Anmerkung zu dem was Du schreibst:


Hör mal her: Du HAST studiert UND nebenher noch was gemacht. Also mit ADHS. Hut ab!
Und Pfoten weg von den Stories aus LinkedIN oder Podcasts. Macht nur traurig.
Ich kann mir mein Leben auch rückblickend schönschreiben (war auch schön, ist auch schön - by the way).

Bloß nicht auf diese LinkedIn-Profile starren… das ist auch nichts anderes als Facebook und Instagram, schaut her, ich bin so toll und lebe ein so tolles Leben… wie es hinter dem Social Media Profil wirklich in der Seele von so einigen dieser Überflieger und Vielflieger aussieht, das ist oft ganz anders.

Ich hab btw bis 28 eine Lebenslüge studiert, die nannte sich Medizin, und heute fahre ich LKW. Wenn ich nach vorne schaue, bin ich glücklich, wenn ich zurück blicke, werde ich unglücklich und beiße mich in den Arsch, wozu ich mir diesen Irrweg einst angetan hab…

Mehr dazu hier: <URL url="Sinnvolle Studiengänge bei ADHS, Studium oder Ausbildung, Akademisierungswahn, Perspektiven nach dem Studium text=„viewtopic.php?f=18&t=146“>Sinnvolle Studiengänge bei ADHS, Studium oder Ausbildung, Akademisierungswahn, Perspektiven nach dem Studium

Und wie heißt es doch: Sich zu vergleichen, ist das Ende des Glücks und der Anfang von Unzufriedenheit.
Oder Udo Lindenberg: ich mach mein Ding (und scheiße auf LinkedIn)…

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Ja BITTE… LKW-Fahrer dürfen niemals zurückblicken! Schon hinter der nächsten Kurve, könnte ein Stauende lauern… :wink:

Lkw-Fahrer sollten schon mal zurückschauen, zumindest beim Abbiegen - oder ein Abbiegeassistenzsystem haben:

Durchschnittlich 30 Radfahrer kommen dabei laut ADAC ums Leben, weil sie von rechtsabbiegenden Lkw übersehen werden. Der Grund: Lkw-Fahrer sitzen deutlich höher als Radfahrer. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Pkw verfügen sie über einen größeren toten Winkel – der Bereich, den Lastwagen-Fahrer nicht über den Rückspiegel einsehen können.
<LINK_TEXT text=„https://www.mdr.de/nachrichten/deutschl … r-102.html“>Abbiegeassistenten werden zur Bedingung für Lkw-Abwrackprämie | MDR.DE</LINK_TEXT>

Das geht vorbei.
Wenn mal dieser Kränkungs-Stachel draußen ist und Du das Ganze integrieren kannst (was das betrifft, haben wir Menschen erstaunliche Fähigkeiten…), wirst Du sehen, dass es seinen Sinn hatte - oder dass Du dem einen Sinn geben kannst.
Ich frage mich ohnehin, wie Du mit der Disposition das Studium durchgezogen hast. Ich mein, das ist ja kein Studium, das man mit ein wenig Inspiration und großer Klappe absolviert… Hab da mal bittschön ein wenig Respekt vor Dir!
Hier ein Kollege von Dir: <LINK_TEXT text=„https://www.brandeins.de/magazine/brand … -der-karte“>Der Anatom der Karte - brand eins online</LINK_TEXT>
Ich bin 30 Jahre lang im Völlegefühl meiner Genialität durch die Welt gestapft und habe alles getan um eine Korrektur meines künstlich aufgeblasenen Selbstbilds zu vermeiden… die Ar*schlandung mit Ü45 war schon echt hart - aber sebst da nicht zu spät. Das kann Dir schon nicht passieren.

Danke für deine Nachricht :slight_smile: mega krass! Bist du manchmal aber ein wenig enttäuscht was du hättest vlt dir alles leisten können oder ähnliches? Du hast wahrscheinlich recht im Bezug auf die Profile. Ich versuche in nächster Zeit meinen Lebenslauf für mich vielleicht ein wenig zu füllen, sodass ich ein gutes Gefühl damit habe.

Hallo Hibbelanna,

sorry das ich jetzt erst antworte. Ich habe noch Klausuren geschrieben und war jetzt mal 3 Tage kaum in dem Forum. Ich gehe mal teil für teil auf deinen tollen Text ein.

Zu 1. Das Interesse ist mir in letzter Zeit verloren gegangen. Ich weiß ich will etwas machen um Geld zu verdienen, sodass ich mein Aktiendepot ausweiten kann und reisen kann. Ich möchte für mich einen Status erreichen, sodass ch gefestigt bin, wenn ich über das rede was ich mache und damit zufrieden bin. Ich weiß das ich nur glücklich werde wenn ich einen intrinsichen Antrieb haben, ich würde es anderes auf Dauer auch gar nicht durchhalten. Ich bin gerade auf der Suche nach etwas was mir spaß macht. Ich bin aber tatsächlich in der Gedankenblase Wirtschaft glaube ich ein wenig gefangen, da ich denke nur da kann man auch Geld verdienen. Meine Eltern waren sind auch nicht gerade selbstbewusst und haben ihren Weg so gefunden. Ich glaube deswegen habe ich da auch ein wenig Probleme. Will das aber angehen.

Zu 2. Höre mir gerne die Geschichten an und denke mir ich möchte auch meine schreiben. Das fällt mir aufgrund des ADHS nur enorm schwer anzufangen. Nicht blockiert und lahmgelegt zu sein. Wenn ich daran denke das ich später meinen Kindern oder meinen Enkeln keine eigenen Geschichten erzählen kann, was gerade der Fall ist, das macht einen einfach nur traurig.
Danke für den Tipp diese Fragen: wo liegt mein Problem - wo bin ich bisher gescheitert - was lief wann unter welchen Bedingungen gut. einmal abzuarbeiten. Mit diesen Frage werde ich mich wohl mal beschäftigen. Ich weiß das ein Problem ist, dass ich mir nichts zutraue und auch nicht anfange mit sämtlichen Dingen. Es wird keine Alternative gehen als in die Angst reinzugehen… Und man muss irgendwie es schaffen das erste mal das ganze zu tun.

Zu 3. Das klingt sehr interessant. Ich weiß das ich die Flucht und Vermeidung ergreife. Ich warte bis der Tag vorüber ist und warte einfach oft ab. Problem ist dabei, dass nur aktive Gegenhandlung Ängste und Sorgen umkehren kann. Man muss ja die andere Erfahrung machen. Hast du dir dazu einen Leitfaden geschrieben, auf den man dann draufschaut? Nehme solche Dinge die ich in einer „schlechten“ Stimmung lese nicht ernst und denke mir dann immer wieso ich sowas brauche und andere bekommen es hin. was auch nicht förderlich ist. :smiley: Würde mir einfach wünschen mein Ding durchzuziehen. Geld zu verdienen, sodass ich mir darüber keine Sorgen machen muss.

Ich muss mich glaube ich mit einem Block mal hinsetzen und deine Fragen durchgehen. Nur eine Lösung zu finden wird schwer. Dinge zu beginnen, nicht wegzulaufen und einfach mal etwas erledigen und dann die Früchte zu ernten das wäre was ich mir so sehr wünsche.

Natürlich denk ich an das Finanzielle, ziemlich oft sogar… das ist sogar der größte persönliche Konflikt, den ich mit meinem „beruflichen Werdegang“ habe, zum einen die Kosten für das Studium, das entgangene Einkommen während dem Studium, das Gehalt, auf das ich „verzichte“ und das ganze Geld, das meine Eltern ausgegeben haben… letztendlich war es eine Mischung aus zum Teil nicht können, zum Teil nicht wollen, die mich da keine Perspektive sehen haben lassen. Ich bin glücklich, dass ich raus bin aus dieser toternsten Medizin, wo jede Leichtigkeit fehlt… dass ich mit 20 das überhaupt jemals angefangen hab, natürlich nagt das, jeden Tag sogar…

…finanziell betrachtet: ohne Erbschaft könnte ich als Hippie mit Rucksack durch die Welt reisen und mich durch die Gegend und durch die Welt promiskuieren, auf ner Matratze in ner Gammelbude schlafen bis 80, Netflix und YouTube und Erling Haaland schauen usw… nun hab ich ne Freundin (da seit 1 Jahr Fernbeziehung) und will mir da noch Perspektiven abseits von Hippie-Leben offen halten… ohne Erbschaft könnte ich mir das abschminken, insofern, ja, ich beiß mich in den Arsch wegen dem Finanziellen, Dinge wie Status sind mir dagegen heutzutage weitgehend egal…

Meinen persönlichen beruflichen Irrweg und die Schlüsse, die ich für mich und für die Gesellschaft daraus gezogen habe plus viele ähnliche Schicksale habe ich hier alles ausgeführt: <URL url="Sinnvolle Studiengänge bei ADHS, Studium oder Ausbildung, Akademisierungswahn, Perspektiven nach dem Studium text=„viewtopic.php?f=18&t=146“>Sinnvolle Studiengänge bei ADHS, Studium oder Ausbildung, Akademisierungswahn, Perspektiven nach dem Studium


Ich habe das im Rahmen einer Verhaltenstherapie bearbeitet.
Das war ungeheuer hilfreich - gerade in Bezug auf das Thema Prokrastination.
Also jetzt weiß ich, warum ich prokrastiniere :totlach

Nee, ernsthaft - es ist ja klar: erst kommt Erkenntnis, Medikation, Therapie - und dann setzt ein „Heilungsprozess“ ein, begleitet von viel Eigenarbeit.
Nicht im Sinne einer Heilung von ADHS - die es nicht gibt - sondern in Bezug auf die Heilung der Kollateralschäden am Selbstbild, am Verhalten etc.
Ich denke, für uns ist es noch wichtiger als für andere, unsere Neigungen, Wünsche und Ängste zu kennen.
Aber gerade bei uns liegen die meist ziemlich tief verschüttet. Und sind darüber hinaus auf „normalen“, erprobten Wegen oft nicht so zugänglich.

Das ist doch wie bei einem Hürdenläufer - trainiert wie bekloppt, ist super begabt, hat auch Spaß am Training, eigentlich auch eine allgemein gute körperliche Konstitution - aber bringt einfach nichts auf die Kette weil er immer und immer wieder stürzt.
Bis ihn mal jemand darauf aufmerksam macht, dass es für ihn als Einbeinigen doch eventuell hilfreich sein könnte, mit einer Prothese an den Start zu gehen…


Mich wundert es, dass Du das überhaupt hast durchziehen können.
Für mich war es so, dass ich weitergemacht habe, weil ich auch endlich mal was durchziehen wollte und meinen Eltern beweisen undsoweiter.
Weil man mir auch ein wenig eingeredet hatte, dass ich ja eine inkonsequente Drückebergerin mit Hang zur Bequemlichkeit wäre und ich das auch voll für mich angenommen hatte - klar, damals sprach man noch nicht von Prokrastination, Versagensängsten, überzogener Gewissenhaftigkeit und pathologischem Perfektionismus, ganz zuschweigen von ADHS.
Spielte das „beweisen Wollen“ bei Dir auch eine Rolle?

Wie ist das mit Deinem sonstigen Forscherdrang - gerade in Bezug auf ethnologische oder soziologische Fragen, beschränkt sich das auf das Thema ADHS?

Der Antrieb, das Medizinstudium zu beginnen, wie auch der Antrieb, es durchzuziehen bestand 1. Aus den naiven Verheißungen des hohen Einkommens und 2. Narzissmus, Narzissmus und noch mal Narzissmus… etwas weniger abwertend formuliert kann man statt Narzissmus auch Ehrgeiz sagen… wie dem auch sei, mein damaliges Selbstbild und Weltbild mit 20 bis mindestens Mitte 20er war einfach nur naiv… als berufenen Arzt hab ich mich niemals gefühlt, weder konnte ich es noch fühlte ich in dem Ausmaß das Feuer um die persönlichen Opfer zu Gunsten vom Dienst an den Patienten zu erbringen…

…Wissensdurst hat auch noch ne große Rolle gespielt… aber Wissenserwerb ist was ganz anderes als bis zur Rente in der Medizin zu arbeiten tagtäglich.

…„alles“ zu wissen (genauer: von allem das Wesentliche) ist eines meiner zentralen Lebensziele. Weltgeschichte, Astronomie (die Dokus auf ntv abends vor paar Monate immer zum Universum, schwarze Löcher, Urknall, Gammablitz, Qasar, Galaxien etc.), Naturwissenschaften hinsichtlich Physik, Chemie, Biologie, Physiologie… in der Hinsicht waren die eher schlechten Jahre in Würzburg nicht umsonst… nichts ist umsonst, aber viel mehr war möglich…

Okay weil der finanzielle Gedanke macht mich auch fertig. Ich will keine Millionen in Cash haben, aber irgendwie möchte ich ein Sorgenfreies leben und auch reisen und dabei braucht man schon den ein oder anderen Euro. Ich bin gespannt ich versuche einfach etwas mehr zu machen und mich weiterzu entwickeln.

Genau… exakt so ist es bei mir auch… ich will keine Million in Cash, aber ein sorgenfreies Leben, reisen etc… die Fragen zum Finanziellen hab ich mir wieder und wieder gestellt… ein Aspekt: sich in finanzieller Hinsicht auf das Wesentliche konzentrieren… soll heißen keine Geld für Statussymbole, also SUV, Perserteppiche, Markenmöbel, meine Eltern haben letztes Jahr ne Couch für 5000 Euro gekauft, beim Ikea gibt’s die für 500, aber nach all dem, was ich meine Eltern gekostet hab, kann ich ihnen das kaum madig machen; Reisen mit Rucksack statt Kreuzfahrt, Kreuzfahrt als körperlich und mental verbrauchter älterer Mensch kostet Minimum 7000 Euro für 3 Wochen, mit 7000 Euro kann ich als junger Mensch Minimum 6 Monate durch Indonesien mit dem Rucksack touren (leider wahr ich so blöd und war als junger Mensch statt mit Rucksack unterwegs mit „Pauken“ am Schreibtisch beschäftigt)… für mich persönlich sind Statussymbole und Geld ausgeben für „Würde“ nachrangig (das heißt nicht im Geringsten, dass ich, wenn ich jetzt ne Million hätte, darauf verzichten würde), meine Freundin ist relativ bodenständig aber eben ne Frau und für die kommt ein Hippie-Leben zum Beispiel schon in weit geringerem Ausmaß in Frage und Würde ist ihr deutlich wichtiger als mir…

…mehr dazu haben ich und andere ausgeführt in dem Thread zu Minimalismus, in dem zwar im Verlauf vor allem der materielle Minimalismus von mir im Wesentlichen thematisiert wurde, wo aber auch Beiträge zu verschiedenen Formen von Minimalismus und Minimalismus insgesamt kamen: <URL url="Minimalismus bei ADHS text=„viewtopic.php?f=18&t=421“>Minimalismus bei ADHS

Letzten September hab ich mich in der Hostel in Palermo mit einem Australier unterhalten… der war ungefähr Mitte bis Ende 20, seit Jahren geht er immer 6 Monate jobben, dann 4 bis 6 Monate reisen, hat von den Stränden in England und von denen auf den Philippinen erzählt, Land und Leute verglichen :+1:
Am Samstag in der Gefahrgutschulung nen Apotheken-Ausfahrer ein bischen kennen gelernt, der ein Kandidat sein könnte. Der fährt Medikamente an die Apotheken aus mit dem Sprinter in ganz Deutschland, kommt ordentlich herum in Deutschland. Vorher hat er ne Teil-Weltreise gemacht mit Rucksack aus der wegen Corona keine Voll-Weltreise wurde. War dann auf Malta gestrandet, hat da für Wettbüro gejobbed und jetzt eben fährt er aus Medikamente an Apotheken… hat mir auch erzählt, als wir uns über das Landesinnere von Griechenland unterhalten haben, dass er ne Fahrradtour gemacht hat von Deutschland über den Balkan über Griechenland über Istanbul immer die türkische Küste entlang bis Bodrum und von da nach Zypern…
ich finde das inspirierend :muscle::+1:

ich war in 8 Jahren Würzburg bis vor Ende des Studiums insgesamt 3 mal im Urlaub, 3 mal jeweils 1 bis 2 Wochen in Spanien, wie geil :-1:

Hi…ich bin neu hier und lese über Ziele und durchhalten…Ich halte durch weil ich muss .Wird geraten abverlangt u erwartet.Das ist das Ziel der anderen.Mein Ziel ist es endlich in Ruhe gelassen zu werden.Doch dann geht’s bergab.Kein Geld nur Stress weil immer mehr darauf wartet erledigt zu werden. Ist ein ewiger Kampf der depressiv macht und frustrierend ist.Gibt es irgendwo eine ADHS Klinik oder gute Therapie die mich aufbaut ?