… und nach der Diagnosestellung war ich übrigens erleichtert! Weil ich wusste, dass wir jetzt etwas tun können
Hallo Camille und Brotbox (was ein lustiger Name ),
ich möchte mich in euer sehr interessantes Thema einreihen.
Unser Sohn (12) ist auch hochbegabt, hat nach 2 Jahren Grundschule ins Gymnasium gewechselt und ist jetzt in der 8. Klasse. Die Diagnostik haben wir machen lassen, weil er selbst das Gefühl hatte, sich manchmal etwas schlechter konzentrieren zu können und abschweift. Uns fielen mehr die impulsiven Handlungen auf (aber nie mit Aggressivität verbunden). Die Tests waren wohl auch recht eindeutig auf ADS , der Rest (Anamnese, Fragebogen) unklar, aber als Online Schüler ist er auch in einer besonderen Situation und hat vielleicht manche Probleme dadurch nicht. Er kommt aber eigentlich auch sonst in allen Lebensbereichen ganz gut zurecht, hat super Noten, kompensiert sicherlich viel mit seiner HB. Als wir ihn nun fragten, ob er sich Unterstützung wünscht (Medis etc.) war er unschlüssig, was mir sagt, dass man sicher nicht davon sprechen kann, dass er unter den Symptomen leidet. Trotzdem frage ich mich natürlich, ob ich ihm die Situation nicht trotzdem etwas erleichtern soll oder muss. Auch im Hinblick auf Zeiten, wenn er mehr auf sich gestellt ist, wenn das Anspruchsniveau steigt usw… Andererseits wenn ich von den vielen Problemen lese, die auch weit über die Zeit der Einstellung hinaus gehen, frage ich mich, ob das wirklich der bessere Weg ist. Leichte Tics hat er jetzt schon, ohne Medis, ab und zu beobachte ich auch leichte Zwangshandlungen, große Angst vor Hunden. Verbessere ich nun unter den Medis diese Situation oder das Gegenteil? Ja, ich weiß, das kann von Medikament zu Medikament unterschiedlich aussehen, aber als Tendenz vielleicht doch zu beantworten. Natürlich möchte ich nicht, dass irgendwann Depressionen usw. hinzukommen. Jetzt ist er ein ausgesprochen fröhliches und zumeist ausgeglichenes, zufriedenes Kind. ich finde es enorm schwer das zu entscheiden.
Viele Grüße
ich bins
Unbehandelte Angstzustände können sich verselbständigen und dann ohne äußeren Reiz fortbestehen.
Früh genug eingrätschen.
Wenn das Knie weh tut beim Rennen wartet ihr ja auch nicht, bis es so schlimm ist, dass er nur noch humpeln kann…
Vielen Dank für eure tollen Beiträge.
Noch nimmt er keine Medikamente, da wir die Diagnose bei einem Psychologen machen ließen.
In 1,5 Wochen haben wir dann einen Termin bei unserer Kinderärztin. Die Praxis kennt sich ADHS-Medikation aus. Das gibt mir Vertrauen.
Bislang ist es bei den U-Untersuchungen eben nie aufgefallen, da er mega gut kompensieren kann (genau wie ich). Da gibt es eben ganz andere betroffene Kinder.
Ich bin sehr gespannt wie es wird. Den Medikamente bin ich sehr offen gegenüber, da ich selbst auch gerade in der Eindosierung bin.
Ein ADS nicht zu behandeln, obwohl es scheinbar noch halbwegs gut läuft, ist sehr gefährlich. Zu lesen bei Helga Simchen.
Aus meinen Erfahrungen mit meinem Sohn kann ich nur raten, lieber zuerst die Medikation auszuprobieren.
ADHS Medikamente kann man sehr gut mal ausprobieren und jederzeit absetzen.
Besser, als immer nur gesagt zu bekommen, alles läge nur an der Hochbegabung.
Wir haben jetzt hier drei Jahre Dauerkrise weil der Arzt alles auf die HB schob.
Bei meinem Sohn wurde das ADS wegen der Hochbegabung nicht gesehen, obwohl ich den Psychiater bat, es zu testen und beschrieb, warum ich das denke.
Immerhin waren zu dem Zeitpunkt schon sein älterer Bruder und ich diagnostiziert.
Er fand es alles nicht auffällig.
Mein Sohn geriet zwei Jahre später in eine schwere Krise aus Ängsten, Zwängen, Depression und der Sebstwert auf Null. Schulabsenz für mehrere Monate.
Natürlich wurden Antidepresdiva nötig. Bis heute ist er sie nicht losgeworden.
Und danach wurde wieder ADS getestet, nicht erkannt. Krise wiederholte sich.
Diesmal auch wieder drohende Schulabstinenz, und es geht in Richtung selbstverletzende Handlungen.
Die HB-testende Ärztin sagte vor 6 Jahren, dass die Verarbeitungsgeschwindigkeit im Verhältnis zum Rest einen deutlich niedrigeren Wert ergebe.
Mein Sohn sagte mit 7 Jahren, dass er einen anderen Kopf haben will und dass er lieber gleich sterben will. Und, obwohl er Einser schrieb, dass er kein Mathe kann.
Damals, also schon vor 5 Jahren, habe ich als Laie dem Arzt per Mail geschrieben, ob die langsame Verarbeitungsgeschwindigkeit nicht die Problematik auslösen könne.
Jetzt hat der Nachfolger die Tests im Nachhinein als „aussagekräftig genug“ bezeichnet, die Diagnose ADS gestellt und behandelt auch mit Medikinet.
(“Aussagekräftig“ war bei beiden Computertests, den ADHS-Test, wohlbemerkt, die vergleichsweise langsame Verarbeitungsgeschwindigkeit. Hmmm….)
Die Krise ist jetzt natürlich nicht automatisch beendet. Und das AD konnten wir noch nicht absetzen. Im Gegenteil, wir sollen es sogar in der doppelten Menge geben, damit es überhaupt gegen die Zwänge hilft.
Ich beobachte nur, dass mein Sohn, seit er das AD nimmt, ein Hobby nach dem anderen aufgibt. Auch sich für fast nichts mehr interessiert außer Gaming und Filme oder dicke, spannende Action Romane. Damit betäubt er sich.
Jetzt haben wir die Schule gewechselt und Verhaltenstherapie angefangen und hoffen einfach nur, dass es mal aufhört mit diesem Dauerdrama, und hoffen, dass unser Sohn allmählich mal wieder Freude an etwas finden kann.
Das Sertralin habe ich nicht auf die volle Dosis erhöht, weil ich einfach nicht überzeugt bin und die Nebenwirkungen meiner Meinung nach die Krise am Laufen halten.
Ich bin sehr ratlos. Insbesondere, weil ich fürchte, dass der Arzt uns rauswirft.
Mit dem Entzug des Sorgerechtes hat er schon gedroht, wegen einer ziemlichen Kleinigkeit.
Es ist einfach die Hölle, wenn das ADS nicht wenigstens zeitweise mal behandelt wird, damit das Kind seinen Selbtwert nicht verliert.
Hier ist alles wunderbar dargelegt:
Puh, wie bitte? Der Entzug der elterlichen Sorge geht nur über das Familiengericht und ist der schwerste Eingriff in die elterlichen Rechte. Da muss schon eine massive Kindeswohlgefährdung bestehen (ja, das kann auch Therapieverweigerung durch die Eltern sein, wenn die Entwicklung des Kindes dadurch deutlich gefährdet ist) ABER es gilt immer die Wahl der mildesten mittel.ö, also häufig anderer Interventionen.
Ich finde das Verhalten des Arztes ehrlich gesagt unmöglich, so die Vertrauensbasis zwischen Arzt und Patienten/ Eltern zu stören. Sinnvoller wäre eine feinfühlige Begleitung der elterlichen Sorgen zur Erhöhung der Compliance, aber Ärzte lernen das leider nicht im Studium.
Wow… das klingt wirklich krass. Und es macht mich auch ein bisschen sprachlos!
Zum Glück sind wir bzw. ist mein Sohn noch lange nicht so weit. Bisher liegt es noch weitgehend gut und es gibt auch noch weiteren Komorbitäten.
Für mich steht es außer Frage, dass ADHS meines Sohnes auch medikamentös zu behandeln. Da spielt die Hochbegabung keine Rolle. Viel eher erhoffe ich mir durch die Medikamente und ggf. passende Therapien, dass er sein Potential noch besser ausschöpfen kann.
So etwas wie bei Nono möchte ich für mein Kind keinesfalls erleben und wünsche ich auch niemandem.
Versuch eines Hoffnungsschimmers: Dadurch, dass die Herausforderungen so höllisch ausgeprägt sind, stellen sie sich, während Ihr noch da seid für ihn…
Ihr werdet / er wird einen Weg finden zwischen Bewältigen und Betäuben und Ihr könnt das noch zusammen suchen… Wenn er „pflegeleicht“ durch die Jugend käme, mit viel Coping und Unsichtbarsein, würden ihn die existentiellen Fragen vielleicht erst viel später ereilen, wenn da dann kein Familiensystem mehr ist und keine Schule, die - so belastend sie ist - vielleicht doch noch etwas mehr Halt und Orientierung gibt als ein grenzenloses Universum…
Alles, was Ihr jetzt an Lösungen findet, bleibt ihm ein Leben lang im Werkzeugkasten…
Ja, so man Bahn es auch sehen…
Noch schöner wäre es halt gewesen, der erste Arzt hätte verstanden, was ich meine.
Also das nicht zu verstehen oder nicht verstehen zu wollen, bzw sehen zu wollen … disqualifiziert ihn ja schon beinahe …
Ich habe doch gar nicht gesagt, dass die Angst unbehandelt blieb. Es ist nur auch Fakt, dass einige Medikamente die bei ADHS eingesetzt werden, das Angstniveau steigern können. Daher finde ich eine Abwägung bei milder Symptomatik durchaus angebracht. Auch nach Leitlinien ist eine medikamentöse Therapie bei leichtgradiger ADHS nicht indiziert.
Hallo Nono, das klingt sehr heftig was du schreibst. Und sicher hast du recht, dass man nicht alles der HB zuschieben soll. Das tue ich aber auch nicht. Ich meinte, dass er durch die HB kompensiert und es u.a. deshalb kaum Probleme gibt. Nicht, dass ich die Symptome auf die HB zurückführe nach dem Motte Unterforderung usw. Meine Tendenz geht auch zum Ausprobieren, es ist aber trotzdem schwer Situationen zu vergleichen, weil die Problematiken hier von dramatisch bis kaum vorhanden gehen und die Therapie entsprechend auch unterschiedlich aussehen muss.
Das Thema „Übererregbarkeit“ infolge von HB ist auch immer wieder einen Blick wert:
„Studien …, dass hochbegabte Menschen in der Regel Übererregbarkeit erleben. Mit anderen Worten, sie haben eine aktive Vorstellungskraft und neigen dazu, Emotionen intensiver zu empfinden. Außerdem sind diese Menschen impulsiver. Diese Faktoren führen dazu, dass jene Momente existentieller Krisen sehr problematisch werden können.“
Es ist nicht nur Langeweile durch Unterforderung. Die Überschneidungen der Symptome sind groß,
Hochinteressanter Artikel!
Natürlich hat man hier auch bei meinem Sohn in diese Richtung diagnostiziert und von Entwicklungsarrest und sowas gesprochen.
Schön und gut.
Aber wenn in der Familie alle außer ihm schon regelrecht nach ADXS stinken - dann nicht hinzuschauen, ob es vielleicht helfen würde, wenn er wenigstens in dieser Krise einen halbwegs geregelten Dopaminhaushalt hat…
Ja natürlich ist jeder Fall sehr genau und individuell zu betrachten.
Vielleicht haben wir Dich grade hier mit unseren vielleicht auch ADHS-bedingt etwas überschießenden Antworten auf Deine noch zweifelnden Fragen jetzt doch überrumpelt.
Das tut mir leid.
Ich glaube, uns war nicht klar, wie sehr du eigentlich zweifelst, haderst.
Und dass Du - vielleicht - und - jetzt - doch für diese medikamentöse Richtung eigentlich doch noch nicht offen bist.
Du hast zum Glück ja noch Zeit.
Und ich muss mir nochmal vornehmen, mehr in Ruhe auf Deine Beschreibung Deines Sohnes einzugehen.
Wir haben ja hier schon sehr gute Erfahrungen mit den ADHS Medikamenten bei uns selber und/oder unseren Kindern gemacht.
Klar gibt es hier auch Schilderungen von Problemfällen, bei denen Methylphenidat oder Elvanse/Attentin die Problematik nicht befriedigend lindern konnten. Grade so in den letzten zwei Jahren. Aber das ist schon extrem selten eigentlich.
Im Großen und Ganzen erleben sehr viele Eltern, wie ihre Kinder durch die Medikamente nicht nur in der Schule besser klar kommen, sondern auch viel unkomplizierter mit Gleichaltrigen spielen können, die Familien freier in ihren Aktivitäten werden, der Spielraum und Radius größer wird, alles entspannter wird.
Die erste Wirkung, die mein Sohn merkte - er „diskutierte“ in der Schule weniger mit den Lehrern.
Und fiel auf, dass er nicht so kränkbar ist. Dass er es viel besser verkraftet, wenn wir seine Gaming-Sessions beenden.
Und dass er vor/beim Zubettgehen sich besser an Absprachen halten kann.
Unerwünschte Wirkungen sehen wir überhaupt keine. Außer weniger Appetit, aber das hält sich noch im Rahmen.
Ist Dein Sohn aufgrund von Reizüberflutung Fernschüler?
Wäre Dein Kind, wenn es die Unterstützung durch Medikation hätte, vielleicht doch lieber auch mit den anderen in der Schule… so ganz „normal“…?
Es ist ja viel die Rede von „Teilhabe“… diese wird bei ADS/ADHS tatsächlich durch die Medikamente ermöglicht.
Man kann die Medikamente, wenn die Dosis gefunden ist, nach der Eindosierungszeit auch punktuell nehmen. Also für den Schulbesuch, bestimmte Ausflüge etc…
Das ist das Schöne im Vergleich zu Antidepressiva…
Huch, jetzt hab ich ein paar Tage nicht hineingeschaut, und jetzt ist hier so viel zum Thema geschrieben worden… Hallo Nono erstmal… die Geschichte Deines Sohnes klingt übel. Er ist medikamentös offenbar nicht gut eingestellt. Antriebslosigkeit sollte definitiv NICHT auftreten. Jetzt gibt es also mehrere Möglichkeiten a) das Sertralin hilft nur noch bei höherer Dosierung (was nicht ungewöhnlich wäre) b) es ist das falsche Antidepressivum c) Medikinet ist zu hoch dosiert und macht als Nebenwirkung depressiv.
Ist er denn ohne Medikinet mit Sertralin gut eingestellt gewesen?
Kurzum, ich würde das Sertralin hochsetzen und beobachten, wie die Stimmung ist
Auf jeden Fall würde ich mir eine zweite fachärztliche Meinung einholen.
Leider ist die Einstellung mit Psychopharmaka oft ein elendiges Herumprobieren. Das kann ich aus eigener leidvoller Erfahrung sagen.
Aber eines kannst Du Deinem Sohn sagen…
es geht VORBEi!
…ehrlich gesagt hat es sogar sieben Jahre gedauert, bis ich tatsächlich ein Antidepressivum bekam, das wirklich bei mir anschlug (Venlafaxin).
Ich nehme es auch heute noch. Allerdings in viel viel geringerer Dosierung - eben nur als Erhaltungsdosis.
Ich hab irgendwann eine Schilddrüsenunterfunktion entwickelt und bei deren Behandlung festgestellt, dass mein „ Wohlfühl TSH“ -Wert deutlich unter 2 liegt. Steigt der Wert, tritt Abtriebslosigkeit auf.
Früher hieß das Dosiserhöhung des Antidepressivums. Heute überlege ich erstmal, ob das Schilddrüsenmedikament höher dosiert werden muss.
Dabei ist ein TSH zwischen 2 und 4 überhaupt nicht auffällig und gilt generell nicht als behandlungsbedürftig.
Vielleicht wird es Euch mal helfen, es im Hinterkopf zu behalten…
Hi Ich bin’s ,
schön, dass Du meinen Namen lustig findest!
Ich kann das total nachvollziehen, dass Du sorgfältig überlegst, ob und welche Medikamente Dein Sohn nehmen soll.
In unserem Fall ist die Symptomatik stark ausgeprägt und, trotzdem haben wir es uns gut überlegt, ob wir den Schritt gehen wollen. Medics können Tics verstärken- aber auch abmildern.
Auch wenn es unseren Sohn jetzt so mit den Tics und Zwangshandlungen erwischt hat, bin ich der Ansicht, dass generell der Einsatz der Medikamente für uns richtig ist. Allein schon, weil seine Leistungen schulisch noch steiler bergauf gingen. Er hat also erst dann vollen Zugriff auf sein Potenzial gehabt.
Und DAS sollte er auch haben. Also kurzum, auch wenn Dein Sohn keine gravierende Probleme hat… vielleicht ist es dennoch einen Versuch wert?
Liebe Grüße
Hallo Nono,
vielen Dank für deine aufbauenden Worte. Es ist genau wie du es sagst, ich zweifele noch etwas, weil die Problematik (noch) nicht stark ausgeprägt ist, möchte aber auch auf keinen Fall etwas verpassen. Zumal er selbst es gar nicht als schlimm empfindet, aber ich weiß auch nicht, ob er das einschätzen kann, wenn man nur „das“ kennt. So ähnlich wie ich immer dachte gut genug sehen zu können, bis ich Kontaktlinsen bekam.
Es beruhigt mich aber schon mal sehr, dass dein Überblick hier dir sagt, dass es nur wenig Problematiken gibt und ja, das Gute ist, man kann es einfach absetzen, wenn man merkt es bringt doch nichts.
Einen schönen restlichen Sonntag!
ich bins
Hallo Brotbox,
interessant was zu schreibst. Ich hatte bislang eher von Verstärkung der Tics und Ängste gelesen. Wie war denn bei euch der Einfluss auf die Tics? Und hatte es auch Auswirkungen auf die Zwänge?
Liebe Grüße
ichbins