Immer erstmal NEIN!

Guten Morgen Ihr Lieben,

ich bin ganz neu hier und habe mich angemeldet, in der Hoffnung ein paar Tips zu bekommen.
Zu uns: wir sind vier Personen, mein Mann und ich, der Siebenjährige mit ADHS Diagnose und sein kleiner vierjähriger Bruder ohne Diagnose. Wir wohnen sehr ländlich mit Hühnern und Kaninchen und ganz viel Platz :slight_smile:
Der Große bekommt Medikinet retard seit Juli diesen Jahres, die er morgens um 07:30 Uhr vor dem Schulbus nimmt, die Diagnose haben wir im Mai ca. bekommen.

Nun zu meinem Problem: Der Junge sagt zu allem und jedem grundsätzlich erstmal nein! Sei es Zähne putzen, anziehen, wir müssen einkaufen, wir wollen auf den Weihnachtsmarkt… egal, er sagt immer nein. Er kann mittlerweile sehr gut alleine und auch mit seinem Bruder zusammen spielen und ich kündige meistens zweimal vorher an, dass gleich etwas ansteht, ich überrasche ihn damit also nicht. Der Kleine macht alles mit Freude mit, der Große nur Theater, läuft weg und versteckt sich und steht sich damit extrem selbst im Weg. Morgens ist alles nur mit einem riesen Stress zu bewältigen, mal mit und mal ohne Tränen und am Wochenende hab ich gedacht ich verkaufe ihn gleich.
Wir wollten nachmittags auf den kleinen Weihnachtsmarkt bei uns in der Nähe und wir waren alle fertig angezogen, nur der Große saß heulend auf dem Boden, weil ich ihm nicht erlaubt habe seinen überdimensionalen brüllenden Dino mit zu nehmen. Wir haben extra alles in Ruhe gemacht Sonntag, es gab keine Termine, den ganzen Tag war freie Zeit zum spielen. Und nur wegen dieses Dinos ist er im Endeffekt nicht mit gefahren. Er war so traurig, dass er nicht auf dem Weihnachtsmarkt war, der Kleine hat eine Waffel gehabt und wir haben ein schönes Foto gemacht und er war dann neidisch. Ja… schade, aber wir haben zwei Kinder und können ja nicht immer sagen, okay, wir bleiben alle daheim. Wollen wir ja auch nicht und „nur“ wegen der Diagnose kann ich ja nun mal nicht die Erziehung aufgeben. Aber was macht man denn da?

Mittagessen wollte er auch nicht, einfach nur weil er lieber nein sagt. Er hatte also morgens ein halbes Brötchen, das Abendessen hat er nachdem ich drei Mal aufs Essen hingewiesen habe auch ausfallen lassen. Um neun Uhr abends kam er weinend runter, er hätte Hunger. Nee… gab ja Abendessen, du hast dich entschieden lieber nichts zu essen, das hab ich schweren Herzens gestern dann auch mal durchgezogen.

Leute meine Nerven… ist das bei euch auch so? Und was macht man da?

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hallo marijul

blos nicht :grin: sonst biste nachher ganz traurig. ist anstrengend und ihr leistet da wirklich beachtliches jeden tag im umgang mit den herausforderungen. :muscle:

wills nur mal gesagt haben.

andere mamas melden sich bestimmt bald schon und haben vielleicht ein paar tipps, bist auf jeden fall nicht alleine damit. :heart:

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Hey @MariJul

Ich kann das sehr gut nachfühlen, wir haben das mit unserem 9-jährigen auch oft… Ich habe kein „Geheimrezept“, aber vielleicht ein paar Ansatzpunkte.

Um den Morgen etwas zu entstressen, würde es ev. helfen, das Medikinet schon früher zu geben, damit bei der Morgenroutine (anziehen, Zähne putzen etc.) schon eine gewisse Wirkung da ist. Zu beachten wäre allerdings eine allfällige medikamentenbedingte Appetitlosigkeit. Falls er darunter leidet, besser zuerst Frühstück und dann Medi.

Beobachte mal (am besten am Wochenende), ob das auch während der Medi-Wirkzeit so ist, oder nur ausserhalb davon. Bei uns ist es während der Wirkzeit viel besser. Weisst du, wie lange es bei ihm wirkt? Ich denke bei einmaliger Gabe um 07:30 ist die Wirkung spätestens um 14:30 vorbei. Das muss man im Hinterkopf haben. Vielleicht auch mal den Arzt ansprechen, ob eine zweite Dosis nachmittags möglich wäre.

Das ist bei uns auch sehr wichtig. Am besten schon am Vortag einmal erwähnen.

Da würde ich unbedingt mal beobachten, ob es wirklich „Trotz“ ist, oder tatsächlich Appetitlosigkeit aufgrund des Medis. Unser Sohn leidet stark unter Appetitlosigkeit (er bekommt Concerta). Er isst Frühstück etwas kleines, Mittags meist kaum etwas, so gegen 17:00 hat er riiiichtig Hunger und vor dem Schlafen oft auch nochmals etwas (bei uns oft Haferflocken mit Milch in der Mikrowelle gewärmt, etwas Honig darüber). Ich bin da nicht „böse“, er kann ja nichts dafür dass er keinen Appetit hat. Ich will natürlich einfach um 20:30 nicht nochmals kochen, deshalb muss es etwas schnelles einfaches sein.

Ach ja, zum Schluss noch etwas ganz wichtiges: Bei uns hilft gegen das Nein-sagen oft ein „einfaches“ Rezept, und das heisst „Taten statt Worte“.

Beispiel 1: Tisch decken, sich setzen und zu essen beginnen. So dass das Kind bemerkt, dass die Familie am essen ist. Das betreffende Kind aber nicht auffordern, an den Tisch zu kommen. Wenn es Hunger hat, kommt es dann schon.

Beispiel 2: Wenn man weggehen möchte, sich lautstark vorzubereiten beginnen, laut vor sich her sagen „So, ich packe jetzt unsere Sachen damit wir gleich losgehen können zum Jahrmarkt“, das andere Kind vorbereiten, mal die Haustür öffnen, langsam nach draussen gehen etc. Das Kind nicht direkt auffordern, sich bereitzumachen. Aber, wenn es in die Nähe kommt, vielleicht (wortlos) die Jacke hinhalten oder die Schuhe bereitstellen.

Beispiel 3: Auch beim morgendlichen bereitmachen: Keine mündlichen Aufforderungen! Die Zahnbürste vorbereiten und ihm in die Hand drücken. Die Kleider bereitlegen und ihm z.B. die Hose hinhalten, damit er reinsteigen kann. Alles ohne Worte. Ist schwierig aber Übungssache.

Mir haben auch die PANDA-Strategien für Kinder mit PDA-Autismus geholfen, kannst du ja mal googeln.

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Das ist so lieb, danke :-*

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Hi @MariJul und herzlich willkommen! :adxs_wink:

Ich lese in Deinem Beitrag viel Erwartungshaltung, Druck und Verzweiflung.
Habt/hattet ihr ein Elterncoaching nach der Diagnose?

Wie lange vorher?

War er dann alleine zu Hause?

Und danach habt ihr erzählt, wie toll es war und ihm das Foto gezeigt?

Das musst Du auch nicht. Aber die Erziehung sollte an die besonderen Bedürfnisse des Kindes mit Diagnose angepasst werden.

Ganz ehrlich: Da möchte ich mit weinen. :face_holding_back_tears:
Nimmt Dein Sohn am Wochenende auch Medis? Appetitlosigkeit ist eine sehr häufige Nebenwirkung. Und selbst wenn nicht, würde ich kein Kind hungrig ins Bett schicken.
Konsequenz ist grundsätzlich nicht falsch und auch wichtig. Aber an der Stelle nicht angebracht.

Ich verstehe total, dass Du nervlich am Ende bist und dann auch sauer wirst. Aber Dein Sohn macht das alles nicht, um Dich zu ärgern. Er kann in diesen Momenten nicht anders. Er macht auch kein „Theater“ und „heult“ nicht. Er ist verzweifelt! Was er dann braucht, ist Euer Verständnis und die Gewissheit, dass er von Euch geliebt wird - egal wie er sich in dem Moment benimmt.

Das heißt nicht, dass ihr im alles durchgehen lassen und erlauben müsst.
Was macht ihr, wenn er „Nein“ zum Zähneputzen sagt oder wegläuft, wenn er sich anziehen soll?

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Appettitlosigkeit hat er nur in der ersten Woche gehabt, danach hat er wieder normal gegessen. In der Schule klappt Mittagessen auch super. Er möchte morgens am liebsten etwas mit Milch, aber die Therapeutin hat gesagt, dass das Medikament dann nicht so gut wirkt… Über eine kleine Nachdosierung wollte ich beim nächsten Termin auch mal sprechen.

Nein sagt er auch während der Wirkzeit.

Taten statt Worte werde ich auf jeden Fall mal ausprobieren, das ist ein guter Tip, vielen Dank! Ich habe oft das Gefühl, dass ich zu viel rede.

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Tatsächlich habe ich oft abends das Gefühl, dass ich wieder viel zu hohe Erwartungen hatte und oft ist mein Abend dann auch gelaufen und ich habe ein schlechtes Gewissen. Ein Elterncoaching hatten wir noch nicht, werde ich mich nach Weihnachten aber mal nach umsehen.

Ankündigungen sind meist eine halbe und eine viertel Stunde vorher. Alles davor vergisst er.

Er ist stattdessen zu seinem Kumpel nach nebenan gegangen. Sein kleiner Bruder hat ihm dann vom Weihnachtsmarkt erzählt…

Erziehungsmaßnahmen sind manchmal völlig umsonst und kommen garnicht an habe ich das Gefühl. Ich weiß mir manchmal in der Situation aber nicht zu helfen.

Appetitlosigkeit hatte er nur ganz am Anfang, danach nicht mehr. Er hat Hunger, aber keine Lust mit uns zu essen. Zumindest sagt er das so. Langsam schaut der kleine Bruder es sich aber ab und will dann trotz Hunger auch nichts essen.

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Wenn er zum Zähneputzen oder zu Dingen, die nun mal gemacht werden müssen nein sagt und abhaut hole ich ihn aus seiner Ecke und stelle ihn vors Waschbecken. Meistens wundert er sich dann wie er dahin gekommen ist und putzt Zähne. :smiley: Klappt auch nicht immer, aber ich muss es ja machen, Körperhygiene ist überhaupt ein Problem, da muss man ihn praktisch zwingen.

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O.k. Kann es sein, dass ihn die Situation mit 4 Personen am Tisch überfordert? Zu laut, zu viele verschiedene Geräusche, Gerüche - kann er vielleicht Essensgeräusche (Kauen, schmatzen) von anderen nur schwer ertragen?
Wird er am Tisch oft zum still sitzen oder wegen unangemessenem Verhalten ermahnt?

Hast du ihm schon mal angeboten, vorher/nachher allein zu essen?

Das funktioniert ja nicht ewig. :adxs_zwinker:
Da muss eine andere Lösung her. Wie schaut es aus mit gemeinsam Zähne putzen?

Kommt mir bekannt vor. :adxs_zwinker:
Bei uns ist das auch mit 15 noch kein Selbstläufer… :hot_face:
Aber immerhin reichen 1-3 freundliche Aufforderungen.

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Manchmal isst er allein in seinem Zimmer am Schreibtisch, weil ihn laut seiner Aussage sein kleiner Bruder nervt, der aber eigentlich vom Großen nur angestachelt wird. Wir ermahnen ihn nicht, weil das gar nicht nötig ist, Er kann beim Essen sehr gut still sitzen und unterhält sich auch gerne mit uns.

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Wäre es schlimm, ihm eine Scheibe Brot zu geben oder einen Joghurt? Muss ja nichts aufwendiges sein.

Abgesehen von der Appetitlosigkeit gibt es auch noch Antrieblosigkeit oder er war mit irgendwas beschäftigt und vertieft…

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Ja, so ähnlich, mit Ausrastern dazu.
Ich habe losgelassen und mich an seinen Tagesablauf angepasst. Mit Medikamenten hat mein Sohn am Nachmittag Hunger. Wenn er mittags nichts isst, dann bekommt er eben was zu essen zu „blöden“ uns unpassenden Zeiten, genau zwischen Mittag- und Abendessen. Mit Medikinet hat er damals von 17-20 Uhr permanent gegessen.

Die Übergänge und losgehen sind hier auch anstrengend. Je nachdem, was das Problem ist, kann man evtl. auch loslassen und erlauben was mitzunehmen. Vielleicht war er unsicher, was ihn da erwarten würde und hat was gebraucht zur Sicherheit.

Mein Sohn zieht grundsätzlich keine Wintersachen an wegen Überempfindlichkeit. Haben wir auch losgelassen. Andere würden wahrscheinlich ihre Kinder so nicht rauslassen bei den Themperaturen :woman_shrugging:t3:

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Dazu wollte ich noch was schreiben:

Ich wüsste jetzt nicht, was gegen eine Schüssel Cornflakes/Müsli/Haferflocken mit Milch spricht. Hauptsache ist doch, dass genug essen ins Kind kommt. Ich würde es einfach mal versuchen.

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Unser Arzt meinte auch, dass Müsli mit Milch in Ordnung ist. Grapefruitsaft darf man nicht. Am besten in der Packungsbeilage nachlesen.

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Ich möchte dir erstmal solidarische Grüße da lassen. Kinder beim groß werden zu begleiten, ist manchmal eine rechte Herausforderung, vor allem, wenn sie nicht die ganz so pflegeleichten Exemplare sind.
Was sagte eine tolle Therapeutin mal zu mir: sie (Tochter) macht es so gut, wie sie es kann. Und wenn es nur xxx ist, ist es das beste, was sie gerade kann.

Ich finde ja, Entspannung im Umgang und das Hinterfragen der Erziehungsziele manchmal echt hilfreich. Muss es so sein, weil „echter Grund“ oder weil „man macht das so“, auch wenn es vielleicht Alternativen gäbe.

ADHS hat ja auch was mit mangelnder Impulskontrolle zu tun. Im Moment sagen sie „nein“ (kein Hunger, weil vielleicht das Lego Interessanter ist) und hinterher ist dann doch der Hunger da. Da einen 7jährigen hungrig stehen zu lassen finde ich hart. Lieber unaufgeregt einen Plan B.

Beim Dino könnte man ggf aushandeln, dass er mit ins Auto kommt und da dann wartet? Oder (je nach Größe) einfach mitschleifen.

Er benimmt sich ja nicht so, um euch zu ärgern, sondern aus innerer „Not“. Da wieder rauszufinden ist nicht einfach. Hinterher leiden die Eltern und die Kinder, ist doch auch blöd. Mit ein bisschen Verständnis und viel „omm“ geht’s oft besser.

Wir hatten schon öfters Situationen, wo dem Kind ne Sicherung durchgebrannt ist. Nach einer gewissen Zeit konnten wir dann drüber reden, „gell, vorhin als… da war…“ und am Ende ganz wichtig, „ich hab dich trotzdem lieb!“

Und aus meiner Perspektive: 7 ist noch so klein, auch wenn es bei euch der große Bruder ist; 7jährige dürfen noch ganz viel unvernünftiges Kind sein.

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In der Packungsbeilage steht tatsächlich nichts davon drin

Hab dir hier noch meine Notiz zum Thema „Kooperation“ reinkopiert mit ganz vielen Ansatzpunkten:

Wenn ich will, dass das Kind etwas tut:

1. Kein Druck & Zwang, weniger Kontrolle ausüben
  • Druck erzeugt Gegendruck.
  • Zeit geben zu kooperieren (Kind kann so das „Gesicht wahren“). Dabei wegschauen & sein Ding machen.
  • Muss etwas wirklich unbedingt sein? warum? (Choose your battles)
  • Muss es jetzt sein?
  • Muss es genau so sein?
2. Vorankündigen
  • Pläne und Erwartungen rechtzeitig mitteilen
  • „neutraler“ Zeitmesser einsetzen (Uhr, Timer, Musikende…)
3. Taten statt Worte
  • etwas (wortlos) geben / hinhalten (Zahnbürste, Lappen, Hose, Schuhe, Gurke…)
  • „Gruppendruck“ z.B. alle an den Tisch sitzen und fröhlich mit Essen beginnen „mmmh!“
  • vorausgehen (z.B. aus dem Haus, vom Spielplatz weg) „Wir gehen!“ Voraus gehen, langsam, nicht zurückschauen. Das Kind kommt dann schon nach. Jacke, Schuhe Kappe etc. mitnehmen und dann draussen (in der Kälte) wortlos (!) hinhalten. Wenn nein, später wieder versuchen (wenn das Kind schon ein bisschen kalt hat).
4. Informationen statt Befehle
  • vor natürlichen Folgen warnen (z.B. wenn du da runterfällst machst du dir weh)
  • „deine Jacke liegt auf dem Boden“
  • „der Kühlschrank ist noch offen“
  • „in der Küche ist ein Lappen“
  • „Der Löffel ist unter deinem Stuhl“
  • „Wir gehen“ (nur 1x sagen dann vorausgehen, siehe oben)
5. Anweisungen richtig geben
  • Augenkontakt & -höhe
  • mit Namen ansprechen
  • positiv formulieren (statt „hör auf auf dem Sofa rumzuspringen“ besser: „Komm bitte runter vom Sofa“)
  • keine Frageform
  • Verständnis zeigen (sagen dass ich das Kind verstehe aber weshalb es trotzdem wichtig ist)
  • ev. Alternative bieten
6. Selber machen lassen
  • so oft wie möglich
  • genügend Zeit einplanen!
7. Etwas Zusammen machen
  • z.B. Hände waschen, Zähne putzen, Duschen, ins Bett gehen, anziehen…
8. Routinen
  • Handlungsabläufe automatisieren
  • immer genau gleiche Reihenfolge
9. Wenn das Kind anderer Meinung ist
  • Wunsch oder Bedürfnis?
  • Was ist das Bedürfnis dahinter? (ev. Selbstbestimmung?)
  • Wie kann es (anders) erfüllt werden?

Wenn ich will, dass das Kind etwas unterlässt:
(Effektivere Alternativen zu „Nein“)

1. „Der Blick“
  • mit Mimik „nein“ sagen
2. Informationen statt Befehle
  • Vor natürlichen Folgen warnen (Der Vorhang reisst wenn du dich dranhängst!)
3. Das Motiv herausfinden
  • Wunsch oder Bedürfnis?
  • Was ist das Bedürfnis dahinter?
  • Wie kann es (anders) erfüllt werden?
4. Anweisungen richtig geben
  • siehe oben Punkt 5
5. Druck rausnehmen
  • Zeit geben zu kooperieren (Kind kann so das „Gesicht wahren“). Dabei wegschauen & sein Ding machen.
6. Taten statt Worte
  • Das Kind vom Gegenstand entfernen
  • an die Hand nehmen / führen
  • Umgebung verändern (zB etwas wegstellen)
7. Ignorieren
  • 1x Info was Sache ist
  • dann komplett ignorieren (ohne Emotion)
  • weggehen, sein eigenes Ding machen
  • Das „Unsinn machen“ ist dann nicht mehr interessant und erhält keine Aufmerksamkeit.

PS: Danke @SneedleDeeDoo für das Klappen-Tutorial!

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Hallo viel Kraft Dir auf jeden Fall. Das ist nicht leicht.
Zu den alltäglichen Dingen wie Zähne putzen und der Morgenroutine würde ich überlegen, wie man das ganze einfacher gestalten kann und ihn miteinbeziehen kann. Oft fällt ja der Übergang von einer Tätigkeit zur anderen schwer.Daher möglichst wenig Schritte, um beispielsweise morgens aus dem Haus zu gehen, da das Kind sonst ein Gefühl von Überforderung erleben kann und sich folglich weigert. (Die Kleidung bereit ins Bad zu legen direkt im Anschluss Zähne zu putzen…die Jacke und den Schulranzen zum Esstisch zu stellen und das Kind direkt danach anziehen.)
Das Miteinbeziehen kann dann beispielsweise sein, die Bedürfnisse des Kindes zu rücksichtigen z. B. dass das Kind während dem Frühstück noch etwas spielen kann und das Aufstehen vielleicht attraktiver wird.
Grundsätzlich: Ich weiß dass es schwer ist, aber es ist wichtig ruhig zu bleiben, auch in Stresssituationen. Zu hetzen und laut zu werden ist meist kontraproduktiv, da sich die Stimmung auch auf das Kind überträgt.
Im Umgang miteinander würde ich das Wort Nein nur dann verwenden , wenn es auch wirklich ausdrücklich so gemeint ist. Sonst vlt ein alternativbegriff oder „Ich bin mir noch nicht sicher“ da das „Nein“ als Grenze und als geltend wahrgenommen werden sollte. So kann das dem Kind vielleicht auch den Raum geben sich nicht direkt entscheiden zu müssen und auch nachzufragen, ob es sich nicht sicher ist und noch Zeit zum überlegen braucht. Sonst kann es sowohl sein das Dein „Nein“ nicht respektiert wird und Du aber auch selber nicht unterscheiden kannst, ob er gerade eine Grenze zieht oder von vornherein verneint.
Gleichzeitig haben viele Kinder das Gefühl nicht verstanden zu werden, was zu Frustation führt. Deswegen ist es wichtig in den Austausch zu gehen und zu versuchen ihn zu verstehen. Zum Beispiel: Hast du das Gefühl…? ich sehe gerade dass du … und ich kann verstehen dass das überfordernd wirkt und du frustriert bist… Ich kenne das auch manchmal und dann fühle ich mich…Und auf ihn eingehen und ihn ernst nehmen, selbst wenn es dir unsinnig erscheint, warum er wegen einem Dino einen Trotzanfall bekommt. Gleichzeitig aber auch deine Sicht erklären, warum er z.B. in die Schule muss und Du zur Arbeit und warum bestimmte Dinge nicht gehen, aber auch eine Motivation darlegen, z.B. am Nachmittag bist du ja wieder hier und wir können uns es schön machen und bspsweise Plätzchen backen oder irgendwas erzählen was er später wieder tun kann, was ihm Fruede bereitet wie z. B. Spielen.
Das führt zum Austausch. Miteinbeziehen ist hier auch wichtig, da sich vor allem neurodivergente Kinder dagegen sträuben, nur Anweisungen zu befolgen und kein Mitspracherecht haben. Es gilt einen Kompromiss zu finden, was sich auch positiv auf die Entwicklung ausübt, da das Kind lernt eigenständig zu denken und Lösungen zu finden. Wenn der Dino so wichtig ist, warum nicht mit ins Auto nehmen, aber dort lassen, weil er nicht mit auf den Weihnachtsmarkt kann? Ein anderes Spielzeug oder Gegenstand mitnehmen? Oder nachhaken, ob sich Dinos dort überhaupt wohl fühlen, weil Kuscheltiere lieber Zuhause sind? Manchmal führt ein Kompromiss auch zu unerwarteten Situationen, auf die man selber nie gekommen wäre.
Allerdings würde ich Strafen vermeiden, da es aus meiner eigenen Erfahrung nicht wirkungsvoll ist, sondern Verständnis zu zeigen. Strafen wirken sich negativ auf die Beziehung zum Kind aus und sorgen für mehr Konflikte. Es können zwar Konsequenzen folgen, die aber nicht aus der Luft gegriffen werden, (Das Kind macht die Hausaufgaben zu spät –> kann nicht mehr Fernsehen, weil es zu spät ist)
Das Kind wird dadurch nicht „verzogen“ oder „verwöhnt“ sondern fühlt sich gesehen, verstanden und nicht als „schwieriges Kind“, das nur Probleme bereitet

Ich dachte als Kind lange Zeit ich wäre böse und schlecht, weil ich das von meinem Umfeld gespiegelt bekam und ständig bestraft wurde. Das Kind macht nichts absichtlich und befindet sich in einem Lernprozess und ist unsicher und muss an die Hand genommen werden. Es ist aber auch wichtig ihm zu sagen, wenn er eine Grenze überschritten hat und es ihm erklären und dabei deine Sichtweise zu schildern.
Gefühle sind okay, Wutausbrüche passieren, das Kind ist noch nicht fähig sich zu regulieren. Anstatt aufs Zimmer zu schicken, lieber begleiten, dass das Kind nicht selber hilflos den Gefühlen ausgesetzt ist. (Ich verstehe dass du wütend bist, das geht vorbei oder das Angebot: hier ich halte ein Kissen hin, Box hinein, lass alles raus, schreie und schlage so viel du willst, also nur auf das Kissen ) Jedoch den Fokus darauf zu legen, NACH und nicht während eines Konflikts, gemeinsam zu reflektieren, was anders gemacht werden könnte und zu betonen, dass Ihr beide Euch in einem Lernprozess befindet. Das schafft Raum für gemeinsames Entwickeln von Strategien. Entschuldige dich, wenn du in brenzligen Situationen falsch reagiert hast und lege aber auch deine Sichtweise dar.

Puuh das ist jetzt echt lang geworden, vermutlich weil es auch für mich ein wichtiges emotionales Thema ist und ich kann jetzt kluge Reden schwingen, aber letztlich liegt es an Dir, wie Du damit umgehst.
Vor allem im Alltag ist es nicht leicht die Geduld und Zeit aufzubringen und man an seine Grenzen stößt.
Ich bin mir nur ziemlich sicher, dass es sich lohnt und je öfter man diese Strategien anwendet, desto leichter wird es.

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Ich kann alles Gesagte nur unterschreiben.

Auch ich werfe nochmal die PANDA Strategie in den Raum. Dazu ebenso der Hinweis, Erziehungsmethoden und Stile zu hinterfragen. Macht ihr etwas aus gutem Grund, oder weil man das eben so macht?

Neurodiverse Hirne funktionieren anders und brauchen demzufolge auch andere Methoden.
Was man so macht oder was einem als „normal“ vorgegeben wird, funktioniert oft nicht. Da braucht man andere Vorbilder. Und an dieser Stelle finde ich es großartig, dass du dir hier Hilfe suchst, wo Andere sind wie ihr.

Meine Tochter war auch schon immer speziell. Ich scherzee immer, dass sie seit der Geburt in der Pubertät ist. Ihr Problem war (und ist teilweise) tatsächlich oft, dass sie den Sinn vieler Dinge schlicht nicht verstanden hat. Sie hat hinterfragt und war oft mit der „weil das so ist“ Antwort unzufrieden. Wenn man einmal den Grund erläutert hat, war alles ok. Und manchmal weiß sie selber nicht, was genau eigentlich gerade stört oder doof ist. Auch heute mit 13 noch nicht. Dann müssen wir gemeinsam überlegen. Das können ganz viele Dinge sein. Am Beispiel Essen: die Konsistenz, die Erwartungshaltung, Appetit, vorher schlechte Stimmung und dann kein Hunger, gerade im Hyperfokus und keinen Nerv für Essen…
Ja, das kann anstrengend sein, aber es wird besser, wenn man ehrlich Interesse hat und sich das Kind verstanden fühlt. Dann ist es auch kompromissbereiter.

Du hast jetzt viel Input bekommen. Sei dir auf jeden Fall sicher, dass wir dich und deine Situation verstehen können! Wir haben das alle schon erlebt oder erleben es gerade. Jeder auf seine individuelle Weise, aber die Gefühle der Hilflosigkeit kennen wir alle.

Nimm jetzt erstmal den Druck raus. Die Erwartungshaltung, wie etwas angeblich zu sein hat. Findet gemeinsam Lösungen, die euch allen entsprechen. Findet gemeinsam Kompromisse. Dinos mit auf Weihnachtsmärkte, aber Zähneputzen muss sein.

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Hi,

ich habe keine Ahnung, ob das passt, aber lies doch mal „Oppositionelles Trotzverhalten / ODD“ nach.
Und sei es nur, um das auszuschließen.

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