Prolog: Sollte das Thema bereits schon irgendwo aufgekommen und/oder diskutiert worden sein: Sorry!
In dem Fall bitte einfach den Beitrag verschieben oder löschen - merci
Würde gerne, wie der Titel schon vermuten lässt, eine Aussage einer ärztlichen Internetpräsenz zur Diskussion stellen, welche wie folgt lautet:
„Erwachsene mit ADS (mit oder ohne Hyperaktivität) können ihre eigenen Probleme, die sie im Beruf, in der Beziehung und in der Familie haben, oft gar nicht selbst feststellen. Die Erkrankung selbst - mit Ursache einer Störung in der Selbstwahrnehmung - steht dem entgegen. Ich kann nicht etwas erkennen, was ich gar nicht wahrnehme. Die Art zu denken, steht der Analyse entgegen.“
Quelle: Internetpräsenz des Zitats
Als Betroffener sowie Psychologie-Studi finde ich aktuell, sowohl aus Sicht der Forschung sowie aus eigener Erfahrung, keine zufriedenstellenden Argumente respektive Erklärungen, welche diese Aussage untermauern könnten.
Was selbstrendend nicht bedeutet, dass es diese nicht gibt
Aus diesem Grund würde ich gerne Mal die Meinung der Community dazu hören (und hoffe, die Schilderung meiner eigenen Perspektive ist nicht zu suggestiv sondern wird als Motivation zur Nachfrage in diesem Forum verstanden)
Beim Lesen dieser Aussage fehlt mir momentan etwas die Trennschärfe zwischen (selektiver) Wahrnehmung von Reizen aus der Umwelt vs. Introspektion respektive der Wahrnehmung (= Richten der gezielten Aufmerksamkeit auf die/) der eigenen emotionalen Gefilde
Würde zum jetzigen Zeitpunkt sogar so weit gehen, zu sagen, dass gerade Betroffene einer Ad(h)s aufgrund des Feedbacks der Umwelt sowie der eigenen, oft langfristigen & schmerzlichen, Erfahrungen bzw. des Gefühls, dass man „anders“ ist, gerade als Folge dessen ihre Introspektion-Skills über Jahre hinweg „geschärft“ haben (könnten).
Aus meiner subjektiven Wahrnehmung spricht diese o.g. Aussage Betroffenen irgendwie die Fähigkeit ab, reflektiert zu sein - was mir, wie man evtl. schon gemerkt hat, etwas aufstößt
Sollte Letzteres für Betroffene nur moderat oder gar nicht möglich sein, so wären die Effektstärken einer beispielsweise VT/DBT-Psychotherapie, welche ein gewisses Maß an Reflexionsfähigkeit voraussetzt, doch nicht so groß, oder?
P.S.: Selbstverständlich kann man weder die oben zitierte Aussage noch meine kurze eigene Perspektive dazu generalisieren und für alle Betroffenen gleichermaßen „anwenden“. Die Range der Kompetenz zur Reflexionsfähigkeit bzgl. des eigenen Verhaltens & Emotionen ist bei neurotypischen Personen ja auch relativ groß. Dies ist bei neurodivergenten Menschen wahrscheinlich ebenfalls nicht anders.