Ich frag mich ernsthaft, wie da eine fundierte Diagnostik zustande kommen soll, von Differentialdiagnostik und möglichen Komorbiditäten mal ganz zu schweigen.
Hab gesehen, dass es jetzt auch noch zusätzlich Freitags Vormittag
Extra express Testung gibt. Aber scheint wohl ziemlich lukrativ zu sein das Ganze, was da an einem Tag zusammenkommt, dafür muss ein anderer Psychiater einen Monat Kassenpatienten behandeln.
Jede Wette, das da keiner rausgeht, ohne ADHS Diagnose.
Und wie gesagt, ich war mit meinem Partner bei dem Arzt, aber als Kassenpatient bekommt man da nur ein Schulterzucken.
Hey, ich muss Mal ganz doof fragen. Warum sollte bei der Expressdiagnostik jeder mit der Diagnose rausgehen? Man zahlt im voraus die Gebühr unabhängig von dem Ergebnis, im Nachgang fallen keine weiteren Kosten an.
Ich denke auch es sollte keinen Unterschied zur „normalen“ Diagnostik machen. Im Endeffekt dauert eine gewöhnliche Diagnostik ja auch nicht länger als die Expressdiagnostik, es sind nur quasi alle Termine an einem Tag
Und dass der Arzt per se keine Zweifel äußern würde, wenn er welche hätte - und zur Differentialdiagnostik raten würde - das ist ja erst Mal eine Unterstellung. Wenn auch von der Einzelerfahrung her abgeleitet, aber ich würde auch meinen, das zu pauschalisieren geht wahrscheinlich einen Schritt zu weit.
Ist halt meine persönliche Meinung bzw. Erfahrung.
Ich hab ja gesehen, was eine Fehldiagnose ADHS bewirken kann, daher kann ich es mir für mich nicht vorstellen, so ein Verfahren zu wählen.
Zumal mir da auch unklar ist, warum man das ganze Programm durchziehen soll, obwohl eine Testung eigentlich nur dann zur Absicherung in Frage kommt, wenn die vorherige Anamnese und die Gespräche einen Hinweis ergeben haben.
Danke für deine Antwort und ich habe direkt eine weitere Frage an dich
Magst du berichten, was bei dieser Fehldiagnose geschah?
Ich bin dort, weil es einfach der schnellste und auch - wenn man deren Bewertungen liest, kompetenteste Weg für mich ist. Es selbstverständlich Gründe, weshalb ich dort angemeldet bin und das Erstgespräch hat ebenfalls eine Menge Informationen beidseitig geliefert.
Gerne beantworte ich Deine Frage. Vielleicht ist dann auch nachvollziehbar, warum ich eine gewisse Skepsis an den Tag lege.
Angefangen hat es bei meinem Partner 2015 mit mehreren Nervenzusammenbrüchen aufgrund der Arbeitssituation und der dort herrschenden Umstände. Es folgen Diagnosen wie Depressionen, Anpassungsstörungen, Schlafstörungen, usw. 4 Jahre später, nach mehreren Versuchen, eine Diagnose oder Besserung zu erreichen, wurde ein Verdacht auf ADHS vom Hausarzt in den Raum geworfen. Mein Partner suchte daraufhin eine Psychiaterin auf, um das abklären zu lassen bzw.um überhaupt zu erfahren, ob ADHS eine Erklärung für seine Symptome sein kann.
Es folgten 2 kurze Gespräche ( max. 10min.) und direkt ein Privatrezept für 2x 30mg Medikinet, da die Dia9noch nicht " offiziell" war. Die schriftlichen Tests wurden dann in der Praxis Klinga durchgeführt. Als das vorlag, gab es offiziell die Diagnose und eine Steigerung auf 90mg Medikinet.
Dann ist m. E. zum einen der sog. Kanalratten- Effekt aufgetreten und zum anderen hat diese Dosis meinen Partner in eine Psychose katapultiert. Das ganze ging knapp 4 Jahre so, weil trotz Psychose die Medikation weiterging ( jetzt aber nur noch 2x30mg) und zum anderen keine weitere Diffenzialdiagose stattfand.
Mittlerweile wurde festgestellt, dass es eigentlich immer " nur" eine Ptbs war. Und das die Medikation eher die Sache noch verschlimmert hat. Sämtliche Traumata, die noch teilweise unter der Oberfläche waren, wurden dadurch hochgeholt und schlagen nun mit voller Wucht zu.
Und f<r mich ist es daher sehr zweifelhaft, ob ein Arzt in der Kürze der Zeit wirklich so Differentialdiagnostisch und Ausschlußdiagnostisch arbeiten kann. Um eine Ptbs klar von einer ADHS oder einer Persönlichkeitsstörung klar abgrenzen zu können, bedarf es einfach Zeit.
Denn das alles kann auch für den Betroffenen nach hinten losgehen.
Von den Folgen ganz zu schweigen, mit denen man dann allein da steht., weil man auch irgendwann keinen Arzt mehr findet, der sich das nochmal ansieht.
Das war auch mein erster Gedanke. Eine „Express ADHS Diagnose“
Klang für mich nach - da verkauft jemand ADHS Diagnosen am Fließband.
Schon durch den Namen.
Aber ich denke, man kann durchaus eine Leitliniengerechte Diagnostik machen an einem Tag - Ich glaube es gibt auch vorher schon Gespräche welche über Videotelefonie stattfinden? Warum nicht.
Es gibt andere Ärzte , die nur mal einen Fragebogen durch die medizinische Fachangestellte ausfüllen lassen.
Ich finde es allgemein erschreckend, wie weit da die Diagnostik auseinander geht.
Und klar, kann man das auch an einem Tag machen, aber bei 12 Leuten frag ich mich schon, wie lange da ein ärztliches Gespräch dauert.
Wenn ich mir die Abläufe in den Ambulanzen ansehe, dann frag ich mich doch, warum dauert das da so lange, wenn es wohl auch Xpress funktioniert?
Es soll ja grad keine ToGo Diagnose werden, weil es immer noch um Menschen mit ernsthaften Problemen geht. Wie immer auch die Erkrankung nun heisst.
Glaube kaum, daß es einer gutheißen würde, wenn man ihm im Schnellverfahren ne Schizophrenie oder ne Bipolare Störung diagnostiziert.
Und wenn dann noch gut 3/4 aller ADHS’ler noch mind. eine weitere Komorbidität haben, dann finde ich den Begriff „für Eilige“ doch etwas unangebracht.
Aber das ist, wie gesagt, nur mein Standpunkt und mein Empfinden.
@Karl aber warum hat Dein Partner ab dem Moment wo er eine Psychose bekam dann nicht SOFORT die Medikation abgebrochen?, sondern sogar noch 4 weitere Jahre ! fortgeführt ?, und nimmt sogar TROTZDEM auch HEUTE NOCH immer noch 2 x 30mg Medikinet ein, auch wenn ihm das nicht gut tut?.
Sorry, aber das verstehe ich jetzt gerade irgendwie überhaupt nicht.
Ich dachte, er nimmt jetzt keine Medikamente mehr?
Mittlerweile hat er die Medikation selbstständig beendet, obwohl der Psychiater das nicht verstehen konnte.
Nach der Psychose meinte die Ärztin, dass die Dosis wohl einfach zu hoch war und deshalb gab es dann nur noch 2x30mg. Was nicht mehr direkt eine Psychose ausgelöst hat, sondern eher so einen immer mal wieder auftauchenenden Kurzzustand. Ist schwer zu beschreiben.
Die Medikation hat natürlich auch in gewisser Weise manche Symptome kurzzeitig gemildert, was bei meinem Partner dazu geführt hat, dass er dachte, er braucht die.
Für mich war es ehrlich gesagt, eine Abhängigkeit. Nicht, weil die Medikamente einen Rausch oder ähnliches gebracht haben, sondern eher wie jemand, der von Schmerzmitteln abhängig wird, weil er ständig Angst vor Schmerzen hat.
Erst als mein Partner verstanden hat, dass die Diagnose ADHS wohl nicht stimmt, konnte er davon Abstand gewinnen.
@AbrissBirne Karl hat darüber in einem anderen Thread geschrieben.
Und es kann durchaus zu Fehldiagnosen kommen.
Liebe @Justine natürlich ist es mir klar das es zu Fehldiagnosen kommen kann, und nicht nur bei Adhs.
Deshalb habe ich ja eigentlich nur EXPLIZIT gefragt warum der Partner TROTZDEM WEITERHIN Medikinet eingenommen hatte, und es SOGAR HEUTE NOCH NIMMT, obwohl er eine Psychose davon bekommen hatte.
Ich glaube das ich mich eigentlich schon einigermassen „verständlich“ ausgedrückt hatte, und @Karl mich auch richtig verstanden hatte.
Von daher glaube ich, dass @Karl und ich uns schon selbst darüber austauschen können und die Möglichkeit nützen um zu einem gegenseitigen Verständnis zu kommen.
Ich weiss Du meinst es gut, aber wie gesagt, ich glaube @Karl und ich können uns alleine miteinander verständigen.
Aber Danke nochmals das Du mich aufklären wolltest.
P.s. und Sorry liebe @Justine , ich bin einfach jemand wo manchmal noch mal „nachfragen“ muss, oder noch mal „nachhaken“ muss, NICHT weil ich die Aussagen von, wie hier in diesem Thema, von zum Beispiel @Karl in Frage stellen möchte, oder anzweifeln möchte, sondern nur für mich, zu meinem besseren Verständnis, und sonst eigentlich nichts, keine negativen Hintergedanken, was weiss ich, sondern nur das ich alles besser verstehen kann, dass ist eigentlich alles und sonst wirklich nichts.
Und wie gesagt, Karl und ich können uns dann alleine und selbständig darüber austauschen, ich glaube dass das möglich ist.
P.s. übrigens habe ich den anderen Thread von Karl noch garnicht gelesen, schaue jetzt mal wo ich ihn finde, ist aber vermutlich im Vorstellungs Thread, vermute ich mal.
Von daher: Willkommen Karl .
Ich wollte den Post hier auch nicht kapern , oder OT gehen.
Sondern nur meine Gründe darlegen, warum ich eine fundierte, ordentliche Diagnostik für wichtig halte. Gerade, wenn die Medikation auch nicht ohne Risiko ist.
Und mir sind in diesem Zusammenhang die Begriffe XPress oder Für Eilige etwas aufgestoßen, weil es sich mehr nach Botox ToGo als nach ernsthafter Diagnose anhört.
ADHS sollte m. E. auch nicht als eine Art Modediagnose verkommen, die man sich mal schnell abholt und die einen irgendwie „special“ macht.
Dafür ist das ganze zu komplex und ernst. Weil egal ob nun ADHS oder Ptbs, die Betroffenen leiden unter ihrem Zustand und bedürfen der richtigen Therapie.
Das habe ich absolut verstanden - und ich finde das sehr sympathisch, weil ich nämlich auch so bin
Liebe @Justine , alles gut.
Also ich verstehe die Skepsis, was allein die Namenswahl betrifft - „Express-Diagnostik“, das klingt sicherlich erst einmal nach wenig Sorgfalt. Vielleicht ist aber auch einfach die Wahl des Namens ungeschickt, weil sie solche Assoziationen verursacht?
Im besten Fall wäre es so, dass sich der Ausdruck „Express“ einerseits auf die deutlich kürzere Wartezeit auf einen solchen Termin bezieht (da Selbstzahler) und andererseits darauf, dass die eigentlich mehreren Termine eben gestaucht werden auf einen Tag ohne Quantitäts- oder Qualitätsverluste der Diagnostik.
Davon werde ich persönlich erst einmal ausgehen - in dubio pro reo - und dann können nach dem Termin tatsächlich mehrere Menschen aus ihrer Sicht schildern, wie sie die Diagnostik erlebt haben und ob sie das Gefühl hatten, Teil einer wenig gründlichen Massenabfertigung zu sein.
Was ich mir außerdem noch dachte: wie oft gibt es denn die perfekte Diagnostik? Der eine Kliniker achtet vielleicht akribisch darauf, dass alle Fragebögen und Testbatterien zur ADHS-Diagnostik ausgeschöpft sind, könnte dabei aber einen noch größeren Augenmerk auf das persönliche Interview legen. Der andere nimmt sich dafür unglaublich viel Zeit für das persönliche Gespräch und fällt damit ein scheinbar besonders gut durchdachtes Urteil. Welches bei näherer Betrachtung aber doch (zu) subjektiv für eine Diagnose sein könnte, wenn statistisch eingeordnete Diagnostikanteile fehlen oder mangelhaft sind.
Ich bin gespannt auf den kommenden Termin und hoffe natürlich für mich und alle anderen Beteiligten, dass die Diagnostik fachlich akzeptabel vonstatten geht und wir uns am Ende mit unserem diagnostischen Urteil identifizieren können.
Das ist Gatekeeping par excellence…der Name ist doof, Modediagnose, blablabla.
Vielleicht ist es trotz des Namens und des Preises eine Möglichkeit für Menschen, die unter ihren Symptomen leiden, an eine schnelle Diagnose und somit auch Hilfe zu kommen. Die Diagnose wird ja nicht mehr wert, nur weil man lange drauf gewartet hat und das Verfahren länger dauert.
Ob Karl Müller dann denkt, dass ich mir die Diagnose gekauft habe, ist mir letzten Endes aber ehrlich gesagt eh egal, es ist mein Leben und ich bin nicht auf die Zustimmung von Dritten angewiesen.
Ich freu mich, euch unbekannterweise Samstag zu treffen und hoffe, dass dort allen geholfen werden kann.
Ich finde, @Darkside hat es sehr gut geschrieben!