Könnt ihr die innere Unruhe konkret beschreiben?

@allmighty Adhs als Segen oder Wunder zu beschreiben käme mir jetzt auch nie in den Sinn. :joy:

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Kein Wunder!

Erst mal, weil wir uns ja nie auf unser Gehirn verlassen können, weil tausend Gedanken und (bei mir) dieser Brainfog mich hilflos macht, gerade am Morgen.
"Wenn jetzt was passiert, ( Haus brennt ab, nur als Beispiel) kannst du nicht adäquat reagieren, oder machst konfus alles auf einmal…
Ich fühle mich grade am Morgen der Welt so hilflos ausgeliefert.
Zu viel kann passieren, der Tag hat zu viele Möglichkeiten, ihn zu nutzen, was weiss ich, was mein Hirn in drei Stunden vor hat!?

Dabei habe ich erfahren, dass es nicht wahr ist.
Würde jetzt das Haus brennen, wäre ich vom Status Hirnnebel sofort im Hyperfocus, und wüsste intuitiv was zu machen wâre.

Das diffuse Bedrohungsgefühl ist wohl eher ein Stressresultat durch zu viele Gedanken und Sinneseindrücke und durch das ewige abwâgen, dieses „Was wâre, wenn?“ das schnörklige „um die Ecke denken“.
Wo andere Menschen feste (Vor-) Urteile haben, ein sture Weltbilder, die Struktur geben, hinterfragen wir alles.
Wie kann die Welt da sicher sein?

Morgens fühle ich mich am meisten bedroht.
Die Welt ist da, aber mein Gehirn fährt zu langsam hoch, habe ich den Eindruck.

Ist das Widersprüchlich?

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@Hypoborea
Nein, kann Widerspruch. Kann ich gut verstehen.
Ich habe mich gestern noch gefragt wieso ich morgens immer so ängstlich bin. Ich glaube es liegt zum einen wahrscheinlich am hohen cortisol Spiegel den man nach dem aufstehen hat. Aber auch daran das ich morgens gefühlt länger als andere brauche um richtig präsent zu sein. Zum Beispiel fühle ich mich jetzt so :joy:
Ist noch zu früh für mein Gehirn. Fühle mich matschig.

Wie unterschiedlich wir Menschen sind:
Morgens ist bei mir die beste Zeit, voll Power, Freude auf den Tag (und abends ist es komischerweise auch so), dazwischen… naja :smile:
Ich sollte antizyklisch arbeiten :wink:

Euch allen einen tollen sonnigen Tag :kissing_heart:

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Genau das meine ich.
Manchmal muss ich mich dann nochmal hinlegen, dann ist der Spuk vorbei.
Oder hilft es mehr, gleich aus dem Haus, Bewegung, nicht grübeln?
Nur die Motivation dazu…

Unter Elontril war ich morgens gleich wach. Augen auf und los.
Wie ein Roboter gefühlt.
Aber Normalos leben so!
Leider war ich Abends auch zu wach unter Elontril. :frowning:
Bei ADS soll ja Cortisol am morgen zu niedrig sein.

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@Hypoborea
Sehr interessantit mit dem cortisol, das recherchiere ich nochmal genauer nach! Wusste ich garnicht das es da so große Unterschiede gibt.
Tatsächlich komme ich manchmal besser raus wenn ich sehr übermüdet bin, aber trotzdem aufstehen muss. Dann funktioniere ich einfach.

Habe ich auch nur unter adsx.org gelesen.

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Ich auch, nur abends bin auch sehr müde. Eigentlich bin ich voll drauf bis ich etwas gegessen habe, danach muss ich mich hinlegen, sonst kann ich einfach nicht funktionieren. Und wenn ich keine Möglichkeit dazu habe, bin ich ca. 2 Stunden wirklich wie im Trans.

Habt ihr auch dieses Gefühl, wo der Körper eigentlich nicht so müde ist, aber der Verstand schreit „Ich kann nicht mehr“, also fast wie ein Totalversagen innerlich? Weiß nicht wie ich es besser beschreiben kann. Es ist auch keine Lähmung an sich, sondern wie mentale Vollerschöpfung.

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Auch das kenne ich ziemlich gut… Mir fällt gerade auf, da sich in solchen Momenten wo mein Gehirn scheinbar maßlos überfordert ist, häufig den Gedanken habe das ich „nach Hause“ möchte. Selbst wenn ich eigentlich schon zuhause bin. Ich sehne mich dann oft nach einem Knopf mit dem ich meine Gedanken kurz stoppen kann um diesem Gefühl zu entkommen. Wenn ich Tage oder Wochen habe die mental zu viel für mich sind, kann ich quasi schon davon ausgehen das ich ein paar Tage später mindestens einen Tag habe wo ich anfange zu dissozieeren und mit den übelsten Gedankenschkeifen nur in meinem Bett liegen kann. Dann fühle ich mich völlig fern von der Realität, habe kein körpergefühl mehr usw… Passiert glaub ich weil ich vorher meine eigenen Grenzen überschreite, aber es ist so schwer das in dem Moment zu merken

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to long didn’t read:

beschreibung innerer unruhe, situationen mit exfreundin, methode zum stressabbau

kleiner abschnitt mit overload

Innere Unruhe beschreiben:

sehr oft gehabt, nicht gewußt, warum ich mich so fühle, nicht gewußt, daß das nicht jeder hat und so weiter.

Besonders schlimm war das für mich, wenn ich mit meiner Freundin eigentlich was mache, was ich mir die ganze zeit gewünscht habe, zeit verbringen.

Das war so eine Mischung aus Überforderung und Unruhe, würde ich sagen.

Ich hab es damals auf Mediensucht oder so etwas geschoben, da mich dann nach einem Buch/pc/Bier/Zucker/alleineabspülenmithändenimwarmenwasser sehnte, und auch öfters mal einfach verschwand, ohne mich abzumelden.

Ich verschwand natürlich auch, wenn ich beunruhigt war, zb bei Kritik, oder wenn ich keine ressourcen mehr für leute aufbringen konnte.

ich weiß nicht was dann mit mir ist, mein Gesichtsausdruck wird völlig maskenhaft, und alles, woran ich denken kann, ist, daß ich jetzt zuhause sein möchte. wenn ich nicht nach hause kann, dann will ich auf jeden fall weit weg von allem alleine sein. die anderen leute sind für mich nur noch störende statisten, die mich daran hindern, daß ich nach hause komme um alleine sein zu können.

früher dachte ich, ich muss wohl ein komplettes arschloch sein, sonst würd ich ja meine freunde nicht alleine auf einem zeltplan abends um 19.30 sitzen lassen.

heute, durch medikinet, merke ich überhaupt erstmal, wie das so ist, wenn man längere zeit dieses gefühl der unruhe, langeweile, frustration nicht hat.

früher habe ich immer beim fahrradfahren/wandern/spazieren gräser und kleine äste am wegesrand abgerissen, um sie zu zerpflücken. das mache ich jetzt nicht mehr.

und nein, ich kann die innere unruhe immer noch nicht beschreiben.

das, was im diagnosenkatalog beschrieben ist als „Innere Unruhe“, ist für mich sehr viel komplexer und auch sehr schlimm.

Ne Mischung aus „ich muss mich bewegen und will es eigentlich nicht (ungefähr wie restleg leg syndrome wenn man versucht zu schlafen, aber im ganzen körper)“

und

„mein gehirn versucht krampfhaft seine eigenen Grenzen zu durchbrechen, weil es sich in meinem schädel vorkommt wie in einem gefägnis“

von emotionen gar nicht zu reden. meine freundin geht neben mir her, und ich mag sie wirklich und alles, und ich hab lust, sie zu schubsen, einfach nur, damit mein inneres wieder normal wird. (es ist ja nicht die ganze zeit so, daß ich diesen zustand habe)

statt sie zu schubsen fange ich dann an, wahllos auf der straße an den leuten rumzumeckern. also, ich breche keinen streit vom zaun, sondern fange an, mich zu beschweren und zu lästern. sie fragt mich, wie ich dieses streetart finde, ich sage, es ist total scheiße.

sie erzählt mir was von upcycling, ich sage, diese hippiescheisse kommt mir total aufgesetzt vor und scheinheilig, und ich find alle fröhlichen hippies scheiße.

ich dachte wirklich, ich bin von grund auf total zynisch.

ähm nein.

ich hab adhs und hab krampfhaft versucht, mich auf beigen und brechen irgendwie runterzuregeln.

leider wird mir das erst klar, nachdem ich medikinet nehme, und sich mir andere wesenszustände offenbaren.

ok das wars, ich hab da sehr viel drüber nachgedacht die letzten tage.

das ist mehr so overload warscheinlich:

ps: mein lieblingsding ist definitiv, ohne ein wort einfach zu verschwinden. ich schäme mich sehr dafür, ich habe es gerade gestern wieder getan, das war die zeltplatzgeschichte, wo ich einfach gegangen bin, weil das ein riesiger sportplatz/freizeitvereinsgelände war, und dann nur wir 3 leute. das hat mich tief zernagt während ich dort war. komplett kein schutz.

die leute denken, ich würde das willentlich irgendwie tun, weil ich sauer auf die bin, weil mir meine wünsche nicht erfüllt werden (zb kleinerer zeltplatz).

nein. ich hab keine wahl. 90 % meines denkens sind dann abgeschaltet. auf der 2 stunden zugfahrt hab ich mich wieder beruhigt. zug war leer.

Genau.
Irgendwas im Hirn bremst den Bewegungsdrang.
Gaspedal und Bremse gleichzeitig.
Oh, Mann, bin ich froh, dass ich nicht alleine damit klar kommen muss, und ich mir das nicht einbilde.
Und es stimmt, selbst bei angenehmen Zeitgenossen ist es so. Und ich halte das immer aus, bis es nicht mehr geht.
Schwupps, bin ich weg.

Und mit Menschen kann ich gut, solange es mit ihnen um etwas geht, Spaziergang, ein Hobby, ein Thema. Sobald aber leerlauf entsteht, wird es mir mit ihnen unertrâglich, weil ich dann in mich hinein versinke, und Konversationen nur noch stressen.

Nur mit einer Therapeutin war das anders, und mit einem Freund (ADS).
Es gibt doch auch Menschen, die man nicht fortschickt, wenn man allein sein will.

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Hallo, ich bin neu hier und möchte mich nach all den spannenden Antworten auch mal zu Wort melden.

Erstmal: Bei mir wurde ADS zuletzt in der Kindheit diagnostiziert, jetzt wo ich Erwachsen bin, vermute ich aber, dass ich es nicht nur immer noch habe, sondern es sich noch deutlich verstärkt hat. Meinen Termin zur Diagnose habe ich im September.

Ihr alle sprecht mir aus der Seele. Solche Übereinstimmungen mit anderen Menschen erfahre ich gerade zum ersten mal.

Ich vermute, dass ich auch einen gewissen Bewegungsdrang habe, aber das H ist bei mir doch glaube ich etwas kleiner, als bei anderen. Ja, man fühlt sich wie gelähmt. Und das geht so weit, dass das auch depressiv macht. Man ist eigentlich motiviert, möchte so viele Dinge machen und voran bringen und muss Abends im Bett wieder mal feststellen, dass man es nicht mal richtig geschafft hat mit einer Aufgabe anzufangen. Und sowas baut massive Ängste auf. Vor Allem im Beruf.

Die Konzentration und das Gedächtnis sind bei mir die großen Baustellen. Ich kann mich nur selten konzentrieren und sobald eine Aufgabe nicht 100 Prozentig für mich gemacht ist, kann ich sie nicht machen. Man kann es wirklich nicht so richtig gut beschreiben.
Es ist so, als würde man eine Person mit Eisenketten an einen Stuhl festketten. Eisenketten an den Handgelenken, Fussgelenken und am besten auch noch so eine Halbring um den Kopf, damit auch dieser Bewegungsunfähig ist - und dann fordert man die Person auf „einfach“ aufzustehen. So fühlt sich das in meinem Kopf an. Man kann dagegen so Stark wie nur Menschenmöglich ankämpfen, Eisenketten wird man nicht brechen.

Das ist dann das große Problem mit der Konzentration. Aber auch mein Gedächtnis ist leider nicht zu gebrauchen.
Ich war die letzte Woche in einer Art Urlaub und habe da viel Zeit mit einer Person verbracht, welche unheimlich Klug und aktiv ist. Diese Person kann sich super gut konzentrieren und kann sich alles sofort merken, was man ihr sagt. Das spiegelt sich auch in ihren beiden Studienabschlüssen wieder, Pädagogik und Medizin. Die Person hat mir auch Beiläufig von einer Diagnose erzählt, ihr Gehirn ist quasi durchgehend in einer Hochleistung, das wird manchmal für diese Person sogar anstrengend. Aber daraus resultiert eben auch, dass sie sich super konzentrieren kann und ständig am Machen ist, sie kriegt alles sehr schnell fertig und kann sich jeden Mist merken.

Das macht mich jetzt im Nachhinein fertig, denn ich bin das genaue Gegenteil. Ich vergesse ständig alles. Um etwas zu lernen oder um etwas mir zu merken, muss ich gefühlt überdurschnittlich oft etwas lesen oder machen. Mein Gehirn ist einfach zu abgelenkt.

Auch beim lesen fällt mir das auf. Sätze muss man teilweise 5 - 6 mal lesen, weil man sich diese überhaupt nicht gemerkt hat, bzw. überhaupt nicht weiß was man gerade gelesen hat. Das ist total surreal, denn das Gehirn liest ja, die Wörter werden aufgenommen, aber es ist als würden sie dann einfach durch ein Loch fallen, bevor sie in den Teil des Hirns übergehen könnten, der die Worte auch verarbeitet. Selbiges gilt für Videos/Filme/Serien. Man schweift im Kopf einfach völlig ab, spult zurück, nur um wieder an irgendwas anderes zu denken.

Ich habe vorhin auch das erste mal vom „Restless leg syndrome“ gelesen. Ja, endlich. Nach all den Jahren gibt es endlich ein Wort für diese unbeschreibliche Gefühl in meinen Beinen. Man kann dazu nur sagen, dass man die Beine unter Allen Umständen bewegen muss, besser kann man nicht beschreiben, was da vor sich geht.

Auch das Gedankenkreisen kenne ich zu gut. Man geht teilweise fast genau den gleichen Gedankengang, der mit Pech eine halbe Stunde oder länger dauert, immer wieder, über Wochen hinweg fast 1:1 durch. Bis man dann was neues hat, woran man sich aufhängt.

So langsam verzweifle ich, da ich Beruflich auch totale Ängste habe, da ich einfach nicht die Leistung erbringen kann, die von mir erwartet wird. Und man ist schon nachsichtig und erwartet nicht viel.

Ich hoffe wirklich, dass bei mir irgendetwas festgestellt wird. Ich habe nämlich auch Angst, dass der Psychater sagt „Nein, keine Abnormalitäten festgestellt.“ Dann wüsste ich nicht, wie es weiter gehen soll. Ich hoffe stark auf Medikamentöse Behandlung.

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Naja, selbst mit Medis bleiben wir ja wie wir sind.
Nur vllt. mit etwas mehr Klarblick.
Aber wollen wir das unbedingt?

Wollen ja - aber nicht durchgehend. Ich gönne mir auch unbehandelte Tage…

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Das kenne ich nur zu gut!

Du sprichst mir aus der Seele.

Vielen Dank für die sehr interessanten Einblicke!

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Hallo
Bei mir sind die Beine meist in Bewegung und ich kann meine Gedanken selten abstellen.
Gesichtsmuskeln und Kiefer verspannt und gesamte Muskulatur auch.
Viel am Kratzen, an der Haut und Haaren rumziehen.
Mehrere Dinge wie Handy, Tv und was lesen gleichzeitig tun und bei nix wirklich sein.
Ich habe mal paar Situationen im Leben gehabt, wo ich mich entspannt gefühlt hab und es war zu schön, um wahr zu sein.
Geht recht schnell zurück.

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Ja und immer so eine Habachtstellung

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Und gerade fällt mir ein: Ticks wie Geräusche mit dem Mund/ Lippen machen, kann ich schwer beschreiben

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Hallo!
Es ist so unheimlich erstaunlich!
Ihr zählt sooo viele Sachen auf, die ich auch habe!
Die äußere Unruhe tritt bei mir so gut wie gar nicht auf.
Allerdings spiele ich zum Beispiel ständig an meiner Kette.
Aber diese innere Unruhe habe ich auch und war mir dessen bis eben nicht bewusst.
Ist das nicht normal? Ich dachte, das hat jeder.
Diese kreisenden Gedanken und das unterschwellige Gefühl irgendetwas vergessen zu haben oder nicht fertig gemacht zu haben.
Die ENDLOSEN Selbstgespräche im Kopf!

Ich habe nicht alle Beiträge gelesen, also verzeiht, wenn das schon geschrieben wurde…
Mir ist vor allem in letzter Zeit aufgefallen, dass ich unheimlich anfällig für Ohrwürmer bin!
Wenn ich irgendein Lied höre geht es mir Stundenlang nicht aus dem Kopf!
Ständig fange ich an es zu singen und sehr oft sind das Lieder die ich gar nicht mag.
Kennt ihr das auch?

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Das mache ich auch gerne bei Unruhe.
Dem kann man gut mit Achtsamkeitsübungen entgegen wirken.

Bei mir äußert sich die Unruhe in Form von Ungeduld (soziale Interaktion, Gespräche nicht verfolgen können, Aufgaben im Eiltempo erledigen und 100 Sachen anfangen, nichts zu Ende bringen).

Und: geringe Frustrationstoleranz!

Körperliche Unruhe habe ich auch, laufe immer viel rum oder zappel mit den Beinen.

Äußerlich ruhig werde ich mit Smartphone in der Hand, dann habe ich aber 10 Tabs offen zwischen denen ich wechsel.

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