Kombinierte Einnahme Elvanse+Medikinet

Hallo zusammen,

ich habe leider keinen bestehenden Eintrag gefunden, der mir meine Fragen zufriedenstellend beantwortet. Deswegen verfasse ich hier mal meinen ersten Eintrag.

Ich bin Anfang des Monats mit ADS diagnostiziert worden. Ich bin mittlerweile eindosiert mit 60mg Elvanse Hartkapseln 1x täglich. Damit funktioniere ich im Alltag endlich so, wie ich es mir vorstelle. Am Wochenende versuche ich die Medikation nach Möglichkeit komplett zu vermeiden. Meine Ärztin hat mir zusätzlich Medikinet adult (retardiert, 10mg, Hartkapseln) verschrieben, um einem eventuellen Rebound entgegenzuwirken oder an besonders anstrengenden/konzentrationsintensiven Tagen „aufzustocken“.

Meine erste Frage wäre nach euren Erfahrungen mit dieser Methode. Wann wendet ihr das an? Wieviel von dem jeweiligen Medikament nehmt ihr wann ein?

Meine zweite Frage wäre nach der Gesamt-Dosis. Wenn ich nach der Umrechnungstabelle von Kühle gehe, entsprächen 10mg retardiertes Medikinet 10mg Elvanse. Demnach darf ich bei einer Tagesdosis von 60mg Elvanse maximal 10mg Medikinet dazunehmen. Verstehe ich das richtig?

Danke schonmal für eure Antworten.

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Grundsätzlich wirst du mit Elvanse keinen klassischen Rebound haben (siehe Video unten). Medikinet Adult war für mich nicht die optimale Lösung. Ich kann bedarfsweise nicht retardiertes Methylphenidat nehmen. Das nehme ich oft morgens weil Elvanse 1-1,5 h braucht um zu wirken und wenn ich abends noch unterwegs bin oder Auto fahren will.

Ähm, nö. Anderer Wirkstoff und dadurch nicht vergleichbar. Die Umrechnung dient als Orientierung bzgl. der Dosierungen. x mg von Präparat A könnte x mg Präparat B entsprechen. Sprich: Wenn jemand 70 mg Elvanse nimmt (Höchstdosis) ist es möglich noch Methylphenidat zu nehmen. Manche kombinieren sogar Elvanse und Ritalin. Beides hat seinen individuellen Wirkschwerpunkt. Elvanse reduziert bspw. die Impulsivität mehr an, Methylphenidat reduziert die exekutive Dysfunktion (Beispiel, ist bei jedem anders!).

Jeder Körper ist anders und reagiert anders. Andere Erfahrungen bringen dich da kaum weiter.

Da musst du selbst experimentieren und deinen Weg finden.

Warum? Hast du an Wochenenden plötzlich kein ADHS?

Die Wirkung wird damit auch inkonsistent. Elvanse baut einen Steady state auf. Der braucht so 3-5 Tage. Siehe hier:

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Vorab: Vielen, vielen Dank für deine ausführliche Antwort!

Tatsächlich waren das bis jetzt auch die einzigen Situationen (später Nachmittag/Abend, wenn ich noch etwas wichtiges zu tun hatte), in denen ich Medikinet genommen habe.

Okay, das macht Sinn. Das heißt mit der „Nachdosierung“ mit Medikinet ist es wie mit Elvanse auch. Ich muss einfach dich richtige Dosis für mich finden.

Ich habe es bis jetzt am Wochenende nicht genommen, weil ich oft gelesen habe, dass Betroffene die Medikamente am Wochenende nicht nehmen, um einen Toleranzaufbau zu verhindern/verzögern. Da ich am Wochenende zumindest nicht arbeite, hat das Vorgehen für mich auf den ersten Blick Sinn gemacht. Von dem „steady-state“ habe ich durch dich jetzt leider zum ersten Mal gehört. Ich hätte mir gewünscht, dass solche Infos von meiner Psychologin oder meinem Hausarzt kommen. Ich habe mir das Video angeschaut und in weiteren Beiträgen nachgelesen. Ich werde ausprobieren, wie Elvanse bei mir wirkt, wenn ich es „durchgängig“ nehme.

Nochmal vielen Dank!

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Ich sehe gerade, ich habe auf den falschen „Antworten“ Button geklick. Da ich nicht weiß, ob du trotzdem über die Nachricht informiert wirst, markiere ich dich hier nocheinmal @BrainBuzz.

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Hallo Baraz,

ich würde sagen das ist nicht optimal, so mit dem Medikament zu sparen. Du hast ADHS auch am Abend und am Wochenende. Daher wenn du eine für dich richtige Dosis für Methylphenidat nachmittags gefunden hast, warum solltest du es nicht täglich nehmen?

Das gleiche gilt für das Wochenende. Abends und am Wochenende laufen die wichtigsten Vorgänge in unserem Privatleben. Auf das Plus an Lebensqualität möchte ich in der Freizeit nicht verzichten.

Ich kenne jetzt nicht deine Familiensituation und auch nicht wie sich deine ADHS äußert. Meine Frau würde sich sehr „bedanken“, wenn ich mein Medikament abends und am Wochenende wegließe. Meine ADHS beeinträchtigt meine soziale Wahrnehmung, ich bin unausgeglichen, nehme ganz normale Dinge persönlich und fange unnötig Streit an und bin ungeduldig mit meinen Kindern. Muss ich nicht haben.

Ich würde auch nicht mehr ohne Medikament Auto oder Fahrrad fahren, das Unfallrisiko wäre deutlich höher.

Ja, einige wenige (!) Betroffene entwickeln eine Gewöhnung. Ob du zu denen gehörst, weißt du aber gar nicht! Präventiv auf Verdacht jedes Wochenende pausieren, was sich vielleicht oder sogar wahrscheinlich als unnötig erweist, musst du eigentlich nicht.

Und was Medikinet betrifft, das ist ein gutes Medikament, aber macht einen etwas unflexibel, weil man gezwungen ist genau zu der Einnahme etwas zu essen. Die anderen Retardkapseln, z. B. Ritalin Adult, haben das nicht.

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Danke für deine Antwort!

Da hast du schon recht, aber: An einem normalen Tag reicht mir Elvanse tatsächlich. Ich nehme z.B. an Tagen wie heute zusätzlich Medikinet. Um ca. 6:30 habe ich 60mg Elvanse genommen und dann von 07:00 bis 16:00 gearbeitet (Jetzt kann ich die Zeit auch tatsächlich komplett produktiv nutzen). Um 18:00 hatten meine Frau und ich einen wichtigen Termin und ich wusste ich muss dort sehr viele Informationen aufnehmen und verarbeiden. Ich habe um 17:00 schon gemerkt, dass die Wirkung nachlässt. Elvanse hätte da nicht mehr den ganzen Termin ausgereicht. Also habe ich um 17:30 20mg Medikinet genommen. Für den Nachmittag/Abend alleine mit meiner Frau oder mit 1-2 Freunden reicht Elvanse zumindest nach meiner Einschätzung/begrenzten Erfahrung.

Am Wochenende hat es mir schon gefehlt muss ich sagen. Ich habe es aber aus verschiedenen Gründen dann trotzdem nicht getan. Die Sache mit der Toleranz, Unwissenheit im Bezug auf den steady-state, Aussagen von meinem Hausarzt (Ich soll mir lieber einen anderen Job suchen, als Medikamente zu nehmen, weil viele dadurch im Alter Herzprobleme bekommen, etc.), also etwas „Angstmache“ würde ich sagen und Bedenken von verschiedenen Personen bezüglich Suchtgefahr.

Ein sehr guter Punkt. Danke dafür!

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Der Hausarzt und die „verschiedenen Personen“ sind nicht die, die mit ADHS leben müssen.

Wenn die Dosis die richtige ist und Blutdruck und Blutwerte regelmäßig überprüft werden, ist es für das Herz gleichgültig, ob man fünf oder sieben Tage in der Woche Stimulanzien nimmt, würde ich sagen.

Ich nehme Methylphenidat seit 21 Jahren und bin überzeugt, regelmäßig medikamentös behandelte ADHS-ler sind die Gesünderen, denn: Wir regen uns weniger auf und da sich die Stimulanzien nicht mit Alkohol vertragen (jedenfalls nicht bei mir), fällt schon mal eine weitere Ursache krank zu werden weg. Und was das Unfallrisiko betrifft, da habe ich ja schon was zu geschrieben.

Und nichts senkt die Suchtgefahr für ADHS-ler so sehr wie medikamentöse Behandlung. Weil man nicht mehr unbewusst nach einer Kompensation sucht.

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Da hast du auf jeden Fall Recht.

Was heißt regelmäßig? Reicht 1x pro Jahr? Hatte mir vorgenommen einmal im Jahr EKG+BB machen zu lassen.

Den Gedanken hatte ich auch schon, verunsichert hatte mich das ganze dann trotzdem. Das mit dem Unfallrisiko ist bei mir auf jeden Fall auch ein großer Faktor unter der Woche, da ich alleine durch meinen langen Arbeitsweg ca. 1800km/Monat fahre.

Auch ein guter Punkt, wobei ich das durch negativ-Beispiele aus meinem teilweise ehemaligen „sozialen Umfeld“, Disziplin und wahrscheinlich auch eine Menge Glück, einigermaßen unter Kontrolle hatte. Bis auf Nikotin und Koffein. Das kann ich trotz mehrmaliger Versuche immernoch nicht weglassen.

Ich nehme mir eure Antworten auf jeden Fall zu herzen und nehme Elvanse erstmal durch.

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