Kurz vor Schuleintritt (warten und nichts tun?)

In meinem Bundesland hat man nicht die Wahl bei der Grundschule.

Bei uns auch nicht, aber es gibt ja immer noch die Privatschulen… und man kann auch bei anderen Schulen einen „Gestattungsantrag“ stellen. Wenn die gewünschte Schule Plätze frei hat, dann können sie das Kind aufnehmen.

Dann kann ich nur hoffen, dass die Politik bei euch in Zukunft nicht denselben Fehler macht wie bei uns in NRW. :frowning:

Okay, super, vielen Dank euch allen. Das war mein erster Beitrag, und ich finde das super hilfreich! Wir werden nun versuchen weiter zu handeln.

Werden bei der Ärztin noch einmal einen Termin machen (hoffen das geht recht fix, da wir ja die „erste Runde“ schon durch haben).

Ich werde für mich auch einen Termin machen, auch wenn es mir so unendlich schwer fällt zu entscheiden bei wem ich anrufe. Leider sehe ich da das Problem der Wartezeit. Ich muss zugeben, ich habe vor Medis bei meinem Junior Respekt. Daher würde ich so unendlich gerne eine unterstützende Selbsterfahrung machen. Natürlich ist mir bewusst, dass man ein kindliches Gehirn in keinster Weise mit meinem Gehirn vergleichen kann und es bei jedem vermutlich anders wirkt. Aber das würde mir viel Sicherheit geben… Aber dafür ist es vermutlich zu spät. In der Geschwindigkeit werde ich das wohl kaum schaffen selbst die Medikamente verschrieben zu bekommen :confused:

Bezüglich Grundschule: das ist bei uns sehr schwer nur möglich. Letztendlich muss die Grundschulrektorin des Schulbezirks da zustimmen. Und das ist in der „Dorfgrundschule“, die ohnehin so wenig Kinder hat, dass die Klassen „zu klein“ sind kaum möglich.

Private Grundschulen in der Umgebung auch nur super wenig. Und wie gesagt - wir wollen ihn im Dorf nicht zum kompletten Außenseiter machen…

Hallo Thorsten,

ich würde da nicht so schnell aufgeben. Bei mir ging es relativ schnell, weil ich folgendes gemacht habe:
Zuerst habe ich mal alle Ärzte in der Umgebung abtelefoniert. Man sollte da aber gleich fragen, ob sie ADHS diagnostizieren können. Da kam ich erst nicht weiter, dann habe ich bei der Krankenkasse (GKV) angerufen und die haben mir eine Liste der Ärzte in der Umgebung geschickt. Da waren auch 3 Unis dabei im Umkreis von 100km.
Ich habe die dann alle abtelefoniert und überall Termine gemacht, wo es ging. Dann habe ich tatsächlich eine Ärztin gefunden, die als IGEL-Leistung (70€) einen Test angeboten hat. Sie ist eine gute Autostunde von meinem Wohnort weg und dort habe ich innerhalb von 3 Wochen einen Termin bekommen.

Meine Kinder waren auch alle in der Grundschule, in die sie laufen konnten. Fahrerei in die Grundschule hätte ich nicht auf mich nehmen wollen und es ist wie Du sagst, sie kennen jetzt die Gleichaltrigen in unserem Stadtteil (außer denen, die jeden Morgen in die Grundschule im besten Stadtteil gekarrt wurden, nachdem man die Kinder dort im Hort angemeldet hatte, damit sie deswegen ein „Recht“ auf die Schule hatten…). Die Grundschule war für HB nicht optimal, aber für das Sozialverhalten schon. Bei ADHS war sie aber gar nicht so schlecht, weil es dort sehr viele Kinder mit Problemen gab. Ab der 5. Klasse hatten wir Glück, weil es ein Hochbegabtengymnasium bei uns gibt.

Vielleicht noch ein Blick „von außen“, da ich im Moment hier nur ab und zu mitlese und die Thread-Entwicklung nicht live mitverfolgt habe:

Für mich klingt es ein bisschen, als würdest Du Dich unter noch mehr Druck sehen als vorher, Zeitdruck oder anderer Druck. Fände ich kein so ideales Ergebnis eines Austauschs hier. Vielleicht liege ich auch falsch.

Ein Großteil der von Dir geschilderten Themen wären in einem Hochbegabten-Forum wahrscheinlich mit „klar, was soll es denn sonst sein als 130+“ beantwortet worden und der Rest mit reaktiven Anpassungsschwierigkeiten auf eine Umwelt der 97 %, die den restlichen 3 % artgerechte Haltung erschwert.

Die Symptome sind eben ähnlich und die Huhn-Ei-Frage scheint mir noch sehr offen. (Weiß nicht, ob Du diesen Thread schon gesehen hast: <URL url="ADHS wird bei Hochbegabung leicht übersehen text=„viewtopic.php?f=11&t=949“>ADHS wird bei Hochbegabung leicht übersehen )

https://www.mensa.de/mensa-vor-ort/kids-juniors/ könnte auch noch eine Anlaufstelle/Spielwiese sein, zB für die von @Hedwig angesprochene Forderung.

Die Möglichkeit von „twice exceptional“ (also known as „Läuse und Flöhe“ / HB und ADxS) macht die Diagnose und Zuordnung mit Sicherheit nicht einfacher. Und das Hohelied der Kompensationsfähigkeit kraft IQ ist sicher auch früher oder später ausgesungen, aber doch nicht zwingend in der ersten Klasse?

Vielleicht ist das „alles neu“ des Schulalltags am Anfang sogar erstmal ein positiver Einfluss. Und in Corona-Zeiten weiß doch ohnehin noch niemand, wie dieser Schulalltag im nächsten Jahr aussieht. Vielleicht sind es erstmal kleinere Klassen, weniger Absitzen, etc. als wir das bisher kennengelernt haben. Lehrer/Lehrerin kann auch über Himmel oder Hölle entscheiden.

Ich habe keinen Erfahrungsvorsprung gegenüber meinen Vorrednern. Du kennst Dein Kind am besten. Wenn es die Chance für einen frischen Start ist, auch gut. Aber Zeitdruck - Druck generell - finde ich keinen guten Ratgeber, gerade bei der Medi-Frage.

Du scheinst sehr wach und offen. Es sind zum Großteil keine Spiegelmedikamente, die wochenlang Reaktionszeit vor einer Wirkung hätten. Ihr könnt schnell situativ reagieren, wenn erstmal Wachheit für das Thema da ist…

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Hallo Thorsten,

du solltest die Behandlung von dir und deinem Sohn trennen. Klar ist es schön, wenn du von dir schon ein Gefühl hast wie das Medikament wirkt, bevor du es deinem Sohn gibst. Bei deinem Sohn gibt es aber Anlass, jetzt Gas zu geben, bei dir nicht so sehr.

Bei mir war es umgekehrt- mein (älterer!) Sohn bekam gut drei Jahre vor mir Methylphenidat, und diese Erfahrung war für mich sehr ermutigend, nach meiner eigenen Diagnose nicht damit zu zögern.

Es sind in Summe/Durchschnitt nicht ganz 130 (aber in Teilbereichen). Sprache z.B. ist das höchste Gebiet.

Mal abgesehen davon, dass eine Messung mit Behandlung, ggf auch Medis vielleicht ohnehin anders ausfällt: Geht mir auch gar nicht um eine magische Grenze wie beim Stabhochsprung. Im Gegenteil… Weniger Druck führt manchmal zu mehr Strahlkraft. Wir sind auch da bisweilen paradox unterwegs.

Okay, verstanden… Lasse ich alles in unsere Überlegungen einfließen…

Bei mir ist es so, dass mein Bruder vor vielen Jahren diagnostiziert wurde (komplett ohne HB). In der Familie extreme gehäufte Schicksale (bis zum verstorbenen Aussteiger Onkel, der zweitweise bei Ureingeborenen gelebt hat, …). Und dann mein Hirn… Ich würde mich schon als Intelligent bezeichnen, aber ich würde gefühlt auch sagen, in einem Bereich der gut über Durchschnitt, aber unterhalb der Messlatte von Mensa liegt.

„Läuse und Flöhe“ ist ein interessantes Stichwort. Habe ich noch nicht gehört. Werde da mal etwas nachforschen.

Hey,
Mein Sohn wird auch im September eingeschult und mir war es wichtig das früh abzuklären bevor er eingeschult wird denn durch bloßes abwarten wird es meiner Meinung nach nicht besser.
Unser Psychiater war auch erst etwas zögerlich, vielleicht auch weil viele Eltern das erst mal ablehnen. Es wurde dann aber recht klar dass es ohne nicht geht.
Leider hatte Junior ja nur Nebenwirkungen auf MPH, das hätte ich in der Schulzeit nicht austesten wollen.

Noch eins zu Schulbezirkswechsel: ich lebe in BaWü, da gibts auch keine freie Schulwahl. Viele tricksen dann rum und behaupten sie hätten dort jemanden zur Betreuung oder „ziehen plötzlich um“ und oft klappt das nicht und wird sehr ungern gesehen. Es gibt aber einen winzigen Passus zu dem man nicht viel im Internet weiter findet: besondere Gründe die in der Person des Kindes liegen.
Ich habe das darüber tatsächlich geschafft von einer sechszügigen Grundschule an eine winzig kleine mit zwei Klassen zu wechseln.

Hey,

ja, das wollten wir auch… Haben uns aber dann doch irgendwie von der „Fachmeinung“ blenden lassen die „erstmal abwarten“ gesagt hat. In den letzten Tagen bin ich da irgendwie unruhig geworden (vielleich auch weil ich mich mit meinem Leidensdruck noch einmal eingehender beschäftigt habe…)

Auch BaWü. Wir haben hier im Ort eine kleine Grundschule, eine erste Klasse und selbst die ist winzig… Aber leider ist die Grundschule sehr „straight“. Das macht uns etwas Sorgen…

Darf ich folgende Fragen stellen:

  • Habt ihr aktiv gefragtr ob Medis möglich/notwendig sind?
  • Wem wurde das klar? Euch oder dem Arzt? Wurde das von sich klar, oder habt ihr da drauf hingearbeitet?
  • Was waren das für Nebenwirkungen?
  • Habt ihr eine Alternative?

Eine Person, die an unbehandeltem ADHS leidet, wird sehr wahrscheinlich mit Medikamenten im Test besser abschneiden, oder?
Grade bei den Aufgaben, die einen nicht so interessieren, kann man sich mit MEdikation wohl eher besser zusammenreißen. Von daher würde ich das nicht als in Stein gemeißelt sehen. Ich habe auch im Hinterkopf, dass man mit 5 noch gar nicht so genau testen kann - das hat mir damals eine Psychologin gesagt.

Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, hatte ich in meinem IQ-Test auch eine Auffälligkeit: Ich hatte im „leichteren“ Untertest für räumliches Sehen nicht volle Punktzahl, im „schweren“ aber volle. In der Auswertung steht, dass das wohl Konzentrationsprobleme waren…
Bei zu leichten Aufgaben neigen wir zu Flüchtigkeitsfehlern…


Was meinst Du mit „straight“?
Kleine Klasse und kleine Schule ist doch schon mal gut. Sind die da streng? Was macht Dir da Sorgen?
Straight kann ja auch heißen konsequent und erfahren - das wäre doch gut, oder?

Mein ADHS-Kind hatte zuerst eine unerfahrene Anfängerin als Lehrerin. Das war eine Katastrophe. Die ging nach einem Jahr wieder weg und es kam eine sehr erfahrene, strenge Lehrerin kurz vor der Pension. Das war ein Segen!

Erfahrungsgemäß kommen ADHS-Kids mit einem „straighten“ System (sprich: klare Regeln und Strukturen, konsequentes Handeln) besser klar.

Wenn straight zudem lehrerzentriert heißt - um so besser. Offenere Unterrichtsformen, die ein hohes Maß an Selbstorganisation verlangen wie z.B. Freiarbeit, Wochenplan etc., sind mMn schon für „normale“ Kids eine Herausforderung und bei ADHS naheliegenderweise eine Überforderung.


DAS würde ich bei ADHS auch für einen sehr triftigen Grund halten, nicht die nächste Schule zu besuchen.


Je kleiner die Klasse, desto besser bei ADHS. Ich würde es da versuchen.

Ich würde sagen, wenn die Klasse voraussichtlich klein ist, muss man sich nicht ganz so einen Druck machen. Denn Reizüberflutung ist ja oft das Problem und dazu die hier immer vorhandene Überforderung der Lehrer, weil mindestens die Hälfte der Kinder keine Muttersprachler sind.

Wenn die Lehrer also auch nicht so große Niveau Unterschiede in der Klasse haben, bestünde die Chance, dass auch euer Sohn etwas gezieltere Aufmerksamkeit der Lehrkraft bekommen kann.

Vielleicht ist es sogar gut, am Anfang mal ohne Medikamente zu schauen, wie es läuft.

Wenn aber ja schon ohne Schule soziale Probleme da sind , dann geht es ja eben nicht nur um Aufmerksamkeit, und da sehe ich persönlich schon Anlass gegeben, es baldmöglichst mal mit Medikamenten zu probieren.

Eigentlich ist es immer von Vorteil, in den Ferien sowas anzufangen, weil ihr Wirkung und vor allem auch die Wirkdauer selber beobachten könnt.

Man müsste auch überlegen, welche Wirkdauer nötig ist. Falls euer Sohn in eine Betreuung geht, wäre es evtl. sinnvoll, auch dort noch Wirkung zu haben.

Concerta/Kinecteen sind soweit ich weiß, länger wirksam als zB retardiertes Medikinet und Ritalin.

Unser Sohn fährt gut damit. Er braucht für die Betreuung auch noch Wirkung, da ihn die anderen Kinder und das Gewusel viel Kraft kosten.

Also ich kann mir nicht vorstellen, wie unser Kind im Unterricht auf einem Stuhl sitzen soll, und dort dem Unterricht folgen oder sogar selbst arbeiten. Eventuell noch Dinge die ihn entweder nicht interessieren (wobei er zum Glück recht wissbegierig und aufgeschlossen ist) oder die er schon kann (wir haben ihn nie gezielt „gedrillt“ - aber er wollte lesen und hat es sich selbst beigebracht. Schon die Erzieherin in der Krippe (er war 2) meinte zu uns, wir sollen schauen, dass wir seinem Kopf Pausen geben können. Wir sollen ihn nicht zu sehr fordern (sie meinte damals, man kann ihn kaum überfordern - wir sollen versuchen ihn zu unterfordern).

Wir kümmern uns um einen Termin bei der Ärztin und schildern nochtmal unsere Sorgen und Nöte… Vielleicht hat sie mit den Medikamenten ja so zögerlich reagiert, weil viele Eltern da so sehr empfindlich reagieren…


Das kann grundsätzlich schon funktionieren, wenn das Setting stimmt. Manchmal wundert man sich als Eltern, was woanders funktioniert, was zu Hause nie klappen würde…

Gibt es denn Berichte vom Kindergarten, die die Dringlichkeit eures Anliegens dokumentieren könnten?