Hallo liebes Forum,
ich (W27) habe seit Mai 2025 meine Diagnose und bin aktuell noch im feintuning meiner Medikation.
Ich bin schon seit einiger Zeit stille Mitleserin und absolut begeistert, was hier mit dieser Plattform geschaffen wurde. Ihr habt mir schon bei so vielen Fragen weitergeholfen, aber nun bin ich auf ein Thema gestoßen, worüber ich so direkt nichts finden konnte. Ich habe schon viele Beiträge zur unterschiedlichen Wirkdauer von Medikamenten gelesen und hab dazu für mich eine recht spannende Erkenntnis gemacht:
Kurz zu meiner Medikamentengeschichte: Ich nehme Sertralin auf grund einer mittelschweren Depression seit Anfang Mai (zuerst 50 mg und später dann 100 mg) und einige Wochen später kam dann Medikinet adult 10mg dazu. Damit sollte ich mal einen Monat lang einmal täglich zwischen 10-30 mg austesten.
Das hat ganz wunderbar bei meinen ADHS-Symptomen geholfen, allerdings nur bis knapp 2-3 Stunden nach Einnahme, danach war die Wirkung quasi weg (ich habe immer darauf geachtet, ausreichend zu essen und zu trinken, kein Koffein in der Dosisfindung, alle Tipps die ich dank euch aus dem Forum mitnehmen konnte, habe ich genaustens beachtet).
Dadurch, dass die Wirkung so schnell weg war und ich dann (in Absprache mit meinem Psychiater) hochdosiert habe, hatte ich morgens 30mg und dann später am Tag nochmal 10-20 mg - das war zu viel. Ich hatte damit starke Nebenwirkungen, Crashes und heftige Rebounds. Das war absolut nix und nach ca. zwei Wochen mit der höheren Dosis haben wir abgebrochen und sind daraufhin auf Elvanse umgestiegen.
Begonnen mit 30 mg morgens. Die ersten Tage waren KATASTROPHAL, ich war wie leergefegt. Es war so still, leer und einsam in meinem Kopf, die depressiven Symptome waren furchtbar und mein Zigarettenkonsum ist so angestiegen, dass ich mich selbst schon absolut geekelt habe, aber konnte nicht aufhören ständig wieder zur Zigarette zu greifen. Richtig getrieben. Außerdem fehlte mir komplett der Antrieb (eines meiner hartnäckigsten Symptome). Und auch hier - nach 4-5 Stunden war die Wirkung auch nicht mehr zu spüren.
Nach einer Zeit wurde es besser, depressive Symptomatik wurde besser, die Stille wurde normal und ich begann total zu schätzen, was Elvanse für mich tut (Konzentration, emotionale Balance, Ruhe, Struktur, geordnete Gedanken, weniger overthinking/Sorgen). Weil die Wirkung so kurz war und ich kaum mehr Nebenwirkungen hatte, haben wir wieder einen Monat später auf 50 mg Elvanse (und erhöhung Sertralin auf 100mg) morgens gesteigert. Da fings dann an, dass ich begonnen habe, Elvanse zu lieben. Die Motivation, Konzentration und die Lust aufs Leben, die ich morgens nach dem aufstehen hatte, war einfach grandios. Ein neues Leben für mich, das hätte ich mir in meinen schönsten Träumen nicht so ausmalen können. Wirkdauer trotzdem ca. 4-5 Stunden.
Nächster Termin beim Psychiater also nochmal erhöht. 70 mg morgens. Beschriebene Glücksgefühle immer noch gleich, fast schon ein bisschen viel, teilweise richtig euphorisch morgens. Wirkdauer wieder nur 4-5 Stunden.
Erneut einen Monat später (wir testen Dosisänderungen immer im Abstand von 4 Wochen, bevor wir erneut beraten) war die Euphorie und Lebensfreude wieder weniger und auf Grund der vermeindlich kurzen Wirkdauer Aufteilung der Dosis von Elvanse auf 50-30-0. Wenn ich die 50mg um 6:00 Uhr nehme (damit ich um 7 funktioniere), ist die Wirkung ca. bis 10:00 spürbar da (spürbar bedeutet hier übrignes eine für mich deutliche spürbare Verbesserung der Symptome, und nicht ich spüre das Medikament in Richtung “high” oder so!) und wird dann weniger, dann nehm ich um 11:00 Uhr die 30mg, hab bis 14, maximal 15 Uhr nochmal eine feine Wirkung, danach ists wieder vorbei.
Ich hab mir viele Gedanken gemacht, viel gelesen und viel reflektiert. Hab mir Fragen gestellt wie: Kann ich die Wirkdauer verlängern? Was bedeutet “Wirkung” für mich - spürbare Wirkung im Vergleich zu tatsächlicher Wirkung? Welche Erwartungen habe ich von den Medikamenten - sind diese überhaupt realistisch? Wie viel Placebo ist dabei, wie viel ist emotionales Reinsteigern/Hyperfokus/überanalysieren? Zyklusabhänigkeiten?
Und auch weil ich viel gelesen habe von Schnellverstoffwechslern etc - das kann ich praktisch ausschließen. Mein Stoffwechsel ist fürchterlich. Aber die zu langsame Verstoffwechslung vom Elvanse kann ich auch ausschließen, weil ich praktisch kaum mit Nebenwirkungen zu kämpfen habe.
Irgendwie hatte ich ständig ein riesen Fragezeichen im Kopf und ich glaub hier kommts jetzt: Nachdem ich mich intensiv mit den Wirkkurven der Medikamente auseinandergesetzt habe, deren Abbau, Einflüsse auf den Abbau und die Verstoffwechslung der Medikamente habe ich folgende Entdeckung gemacht:
Die Wirkung ist für mich nur da, wenn der Wirkstoffpegel ANSTEIGT. Es wirkt für mich vom Gefühl her, als würde ich auf die Wirkung der Medikamente nur dann ansprechen, wenn der Pegel gerade aufgebaut wird. Sobald der Wirkstoffpegel stabil wird, merke ich fast keine Wirkung mehr. Das würde sich super abdecken mit den 2 Stunden Medikinet adult, den 4-5 Stunden Elvanse UND dem einen Monat nach Dosissteigerung vom Sertralin.
Hat jemand von euch Erfahrungen oder Input dazu? Ich finde online kaum Infos dazu, beziehungsweise, weiß ich auch nicht richtig, wie ich danach Suchen soll. Gibt es Studien zu sowas wie “Peak-Respondern”? Also Menschen, die nur auf Spiegelveränderungen reagieren, nicht aber auf Stabilität und Konstanten? Gibts jemandem hier, der sich wiedererkennt und vielleicht Erfahrungen dazu hat? Und wenn ja - wie läufts so mit eurer Medikation? xD
Würd mich echt interessieren, was ihr dazu sagt! Oder wisst ihr, wie ich konkret danach Suchen kann?
LG Sarah ![]()
TLDR:
Medikamentenwirkdauer war bei mir immer total kurz. Iirgendwann ist mir aufgefallen, dass ich den Wirkanstieg, das Anfluten stark merke, ich danach aber kaum mehr positive Wirkung vom Medikament bekomme. Hat hier jemand Erfahrung damit oder gibt es Studien zu sowas wie “Peak-Respondern”? Also Menschen, die nur auf Spiegelveränderungen reagieren, nicht aber auf Stabilität und Konstanten?