Lächelt ihr problemlos zurück, wenn ihr angelächelt werdet?

Wie ist das bei euch, reagiert ihr „normal“ auf Angelächeltwerden, also indem ihr einfach zurück lächelt?

Bei mir ist das nicht so. Ich kann nur normal lächeln, wenn in mir selbst gerade ein Grund dafür ist. Im Kontakt heißt das: freu ich mich, die Person zu sehen, lächle ich (z.T. weit darüber hinaus). Wenn mich aber jemand begrüßt und anlächelt und ich empfinde dabei keine Freude, dann muss ich das Lächeln absichtlich aufsetzen und meist zieh ich dann nur die Mundwinkel in eine wahrscheinlich fratzenhaft aussehende Position. Die Augenwinkel bewegen sich dabei überhaupt nicht, außer, ich geb mir sehr Mühe und bewege sie bewusst mit.

Ich finde das sehr anstrengend. Dieses gezwungene Zurücklächeln kostet mich richtig Energie und ich bin hinterher teilweise sogar leicht sauer, weil ich mich gezwungen fühlte.

Auch, wenn ich jemanden ansprechen muss, kostet es mich unheimlich viel Überwindung, ein Lächeln, dass ich gar nicht fühle, aufzusetzen.

Das geht nicht nur dir so. Ich muss mich regelrecht zwingen, zurückzulächeln und wenn mich z.B. in einem Laden einfach so jemand anlächelt, bringt mich das meistens durcheinander. Dann frage ich mich immer, ob ich die Person kenne (ich habe Probleme beim Gesichtererkennen) und sie mich deswegen anlächelt oder warum die Person mich sonst einfach so anlächelt. Menschen, die ich mag, lächle ich übrigens ganz von allein an.

Ich auch, bei großer Freude ist das Lächeln dann so breit, dass ich davon fast Muskelkater bekomme :smiley:

In Läden oder ähnlichen Situationen frag ich mich zwar nicht, ob ich die Person kenne, aber ich frag mich immer: warum lächelt die Person mich an, als würde sie sich irre freuen, mich zu sehen??? (Verkäuferin z.B.) Sowas irritiert mich immer sehr.

Es gibt ein paar Fallstricke dabei.

Zum einen haben viele ADHSler, mich selbst inbegriffen, ein Problem damit, anderen in die Augen zu schauen. Ich schätze mal, dass ich es deshalb oft gar nicht mitkriege, wenn mich jemand anlächelt.

Das zweite Problem ist die Unfähigkeit, sich zu verstellen, echtes zurück lächeln geht also nur, wenn es wirklich zur Stimmung passt.

Ich würde mir da keinen Kopf drum machen. Man kann ja versuchen, so neurotypisch wie möglich zu kommunizieren, aber meiner Erfahrung nach gibt es einfach Grenzen.

Small Talk z.B. werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr lernen, aber ich habe aufgehört, mich dafür zu geißeln.

Ich tue mich sehr schwer damit, da ich andere Menschen nur sehr selten anschaue.

Ja ich lächel gerne zurück oder bin meistens der, der Bekannte und unbekannten Personen ein Lächeln zuschickt. Hab mir das mal angewöhnt und durchweg positive Erfahrung gesammelt.

Btw als kleiner Tipp: wenn ich morgens miese Laune hab Lächel ich sofort nach dem ich wach bin und denk an was schönes, dann geht der Tag bei mir meist besser los

Augenkontakt imAlltag fällt mir auch oft schwer, bzw. fühlt es sich sehr seltsam an, wenn man - z. B. einem Kunden - in die Augen schaut und dabei erzählen muss.

Kann man das denn so pauschal sagen? Bei mir ist es das genaue Gegenteil. Vielleicht ist auch das wieder eine Spektrum- und Wechselwirkungsgeschichte (bzgl. Komorbiditäten) bei AD(H)S?

Ich vermute, es kommt darauf an wie sehr einen diese Rejection Sensitivity im Griff hat (bei mir: sehr). Ich bin leider ein verdammtes Chamäleon. Mit dem zurück lächeln habe ich keine Probleme. Ich lächele die meisten Menschen sogar proaktiv an.

Auch so geht es mir einfach besser, wenn das gegenüber lächelt. Also versuche ich das durch eigenes Auftreten zu forcieren. Das geht bei mir so weit, dass ich auch Chatverkehr (Whatsapp, Emails, Arbeitsumfeld/Firmenintern) selten ohne lächelnde Smilies ( :slight_smile: ) antworte, weil es mir sonst sehr oft so vor kommt, als reagiere ich „zu kalt“.

Das klappt natürlich nicht immer, weil ich mich nicht 24/7 kontrollieren kann.

Ich sagte ja auch: echtes Lächeln.:wink:

Okay, aber echtes Lächeln sollte doch auch unabhängig einer AD(HS) gesehen immer implizit zur Stimmung passen, sonst ist es doch kein echtes Lächeln?

Oder reden wir hier von richtiger Freude? Die kann ich auf jeden fall nicht „faken“.

Auf mich wirkt Lächeln grundsätzlich ansteckend und ich lächle immer zurück, wenn das Lächeln des anderen ein echtes und kein aufgesetztes Lächeln ist.
Aber sehr oft geht das Lächeln auch von mir aus.

So ist es bei mir auch… :slight_smile:

Woher wisst ihr eigentlich, ob ihr lächelt? :wink:

An meinen Gesichtsmuskeln und meinem positiven Gefühl. Und ich lächle ja nur, wenn ich es will und daher gehe ich davon aus, dass mein Wille meine Muskeln beherrscht. :wink:

Ich Unterschreibe so das Satement von @Andromache. Das Gutgefühl ist schon da.

Bewundernswert, was ihr von euch selbst alles mitbekommt. :geek:

Haben wir deine Frage und deinen Kommentar dahingehend zu interpretieren, dass du da weit weniger oder evtl. gar nichts spürst? Das wage ich mir gar nicht vorzustellen…

Doch, doch, das ist leider so. :frowning:

Meine Selbstwahrnehmung ist unter aller Kanone. In der Therapie erfuhr ich zu meiner Überraschung, dass Emotionen üblicherweise mit bestimmten Körperreaktionen verknüpft seien. Das war mir völlig neu. :o

Kein Wunder, dass es mit der Emotionsregulation nicht klappt, wenn es schon mit der reinen Wahrnehmung nicht funktioniert.

Hätte nicht geglaubt, dass es so etwas gibt. Was sind die Ursachen dafür?
Sorry, wenn du das vielleicht schon irgendwo erwähnt hast, aber bei der Vielzahl an Kommentaren bekommt man ja nicht immer alles mit.

Vor der Medikation war meine Selbstwahrnehmung auch unter aller Kanone. Nur war mir das nicht bewusst, wie wenig ich Zugang nicht nur zur meinen eigenen Gefühlen, sondern auch zu meinem Körper hatte. Da war eine riesige Diskrepanz zwischen dem wie ich dachte, dass ich auf andere Menschen wirkte und wie ich wirklich auf sie wirkte. Darum wunderte ich mich, warum ich häufig starke Ablehnung erfuhr wo ich doch niemandem etwas böses wollte.

Klar, dass man den Zugang zu seinen Gefühlen und auch zu seinem Körper als Folge von z.B. Traumata verschließen bzw. verschütten kann, das kenne ich auch. Aber ich kenne es nur so, dass man dann im kronkreten Fall „einfach“ nichts mehr fühlt. So, wie Addy es beschreibt, scheint er ja nicht nur nichts zu spüren bzw. zu fühlen, sondern hat zum Teil auch keine Macht über seine physischen Reaktionen. Und das ist dann nochmals einige Stufen heftiger.