Leben mit ADS und Single

Was meint ihr denn mit all in?

Alles auf eine Karte setzen, eine gewagte witzige Bemerkung z.B. Einen Spruch wo dir 99 von 100 Frauen dir ihren Drink ins Gesicht schütten, aber die eine die das nicht tut dich beim 2. Date ghostet :smiley:

Ähm….
Mir ist nicht ganz klar, wofür das dann gut sein soll, wenn es doch offenbar eh nicht zum Erfolg führt :thinking:

Mindestens hat man dann (sich selbst) mal wieder bewiesen, dass alle Bemühungen unnütz sind und die negative Selbstwahrnehmung berechtigt ist. Schuld externalisieren geht auch, sehe ich im Beispiel aber nicht.
Aber die Integrität des Selbst ist gesichert.

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War natürlich überspitzt formuliert, will damit sagen, ich würde mich nicht verstellen sondern mein wahres Gesicht zeigen. Das einzige womit ich eventuell punkten kann ist Humor.

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Das ist schon mal ne ganze Menge. :clap:

So hat mich mein Freund letztlich „rumgekriegt“, obwohl er absolut nicht in mein „Beuteschema“ gepasst hat. :joy:

hmm… Der Satz macht mich iwie traurig (Kein Vorwurf an Dich, @Pete_Sahad). Ich habe im RL zwar ein paar wenige Freunde, aber online geht es schneller „zur Sache“- inhaltlich: Weniger Geplänkel und Gedanken darüber "wie wirke ich?; Wie gucke ich? - da ist keine Umgebung, die mich ablenkt; wie bewege ich mich?, bin ich zu langsam?; nerve ich? etc… RL-Freundschaften kosten oft viel Energie und 24/7 Zusammensein führt bei mir oft zu „Quengeleien“, weil ich Zeit für mich brauche. Online ist das steuerbar, im RL weniger. Das fließt auch in die Entscheidung für oder gegen eine Beziehung ein. Online ist für mich deshalb oft der „bevorzugte Stoff“, wohingegen RL-Beziehungen nach legalen Drogen „schreien“. Geht auch ohne, aber mit mehr gesellschaftlicher Auszeit. Hmm…

Mein einziger und bester Freund ist eine Internetbekanntschaft. In den letzten 20 Jahren hatte ich abgesehen von Online-Bekanntschaften gar keine Freunde. Ich hätte bei ihm keine Sorgen wie ich auf ihn wirke, ich würde aber gerne mal nach der Arbeit auf ein Bier vorbei fahren können um mit ihm zu quatschen, das geht aber nicht. Klar man kann auch über alles per Teamspeak oder Discord quatschen, aber irgendwie ist es nicht das Gleiche wie mit jemanden persönlich zu reden. Für mich sind Menschen auch anstrengend, es geht auch nicht darum jeden Tag irgendwas zusammen zu unternehmen, aber das Gefühl mit Menschen über jeden Blödsinn zu reden, oder einfach nur mal in den Arm nehmen wenn man sich dannach fühlt. Ich glaube ich leide auch ein wenig an touch deprivation. Meine Mutter hat sich mir gegenüber immer sehr distanziert verhalten sagte mir meine Tante neulich. Ich wollte als Kind davon abgesehen auch keine Umarmungen. Scheint mir in meiner Entwicklung nicht geholfen zu haben.

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Dein Freund wohnt wohl weit weg, oder? Kannst Du den mal besuchen oder er Dich?

Die Steigerung von F ist B. Denke, dass einer Beziehung „Freundschaftsfähigkeit“ vorausgeht. Mir fällt es schwer RL-Freundschaften aufrecht zu erhalten. Mein Bedürfnis nach regelmäßigen Telefonaten ist sehr begrenzt :see_no_evil., sich regelmäßig zu treffen, ist auch oft ne Herausforderung. Am liebsten sind mir Freundschaften ohne „ungeschriebene Gesetze“ des regelmäßigen Austauschs. Gibt es, aber sind rar^^.

um die 120 km. Aber du hast Recht das könnte man sich mal vornehmen. Vielleicht ist das auch so wie mit einer Beziehung man stellt es sich toller vor als es dann am Ende ist. Aber ich sehe die zunehmende Vereinsamung der Menschen als Problem an, unabhängig davon ob man ADHS hat oder nicht.Ich kann auch nicht genau mit dem Finger drauf zeigen woran das liegt. Früher gab es vielleicht nicht so viele Möglichkeiten seine Freizeit zu gestalten. Heute ist gefühlt jeder in seiner Bubble und wenn mir jemand was aus seiner bubble erzählt verstehe ich nur Bahnhof.

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Ich frage mich im übrigen auch manchmal, ob das Bild was uns von Beziehungen vermittelt wird nicht zu positiv gezeichnet ist.

Die Realität scheint doch oft genug viel nüchterner und weniger erfreulich zu sein.

Vor alle, da Beziehungen, gemäß Beobachtung, regelmäßig mit viel Krach auseinander gehen.

Positive Aspekte von Beziehungen sind von außen aber vielleicht auch nicht so sichtbar.

Wenn ich einer Frau ein Kompliment machen will oder den Versuch unternehme mit ihr ins Gespräch zu kommen (geschweige den irgendwie zu flirten) habe ich regelmäßig das Gefühl, etwas unanständiges zu tun. Geht das nur mir so?

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Spannendes Thema, hatte das auch schon mit meinem Therapeuten!
(Disclaimer: Ich hatte noch keine Beziehung, will mich jetzt auch nicht als Beziehungsprofi darstellen, ganz im Gegenteil. Aber da ich schon gerne irgendwann eine Beziehung hätte, habe ich mich im Rahmen meiner Therapie auch etwas mit dem Themap beschäftigt)

Ein ähnliches Argument hatte ich in dem Kontext auch angebracht.
Dazu meinte mein Therapeut so ungefähr:
Da haben sie schon nicht grundsätzlich unrecht, weil ja mit Abstand die meisten Beziehungen wieder auseinander gehen.

Aber im weiteren Verlauf des Gesprächs und auch meiner eigenen Reflexion haben wir das etwas erweitert:
Ja, die meisten Beziehungen, die eingegangen werden, sind in der Hinsicht nicht erfolgreich.
Aber nur weil eine Beziehung in der Hinsicht, ob sie überdauert, „nicht erfolgreich“ ist, muss das ja auch Bedeuten, dass die Beziehung für einen persönlich schlecht war oder ist weil:

  • Nichts ist nur deshalb schön, weil es überdauert. Viele Sachen sind deshalb schön, weil sie eben nicht überdauern und man deshalb den Moment genießen sollte. Z.B. ein Film: Am Ende ist der auch vorbei und man hat quasi nichts in der Hand, aber man schaut den trotzdem, weil man es währenddessen genießt. → Man muss vielleicht nicht nur den Ausgang einer Beziehung sehen sondern die Freuden, die man während der Beziehung hat.
  • Man kann auch eine Beziehung als Teil der persönlichen Entwicklung hin zu etwas Größerem sehen: Weil das, was man in einer Beziehung erlebt und lernt prägt einen sicherlich für das weitere Leben. Und wenn die Beziehung nicht die Richtige war, dann ist das Erlebte möglicherweise für die nächste Beziehung oder dafür eine Ehe sehr relevant.

Denke ich auch. So ein Streit ist auch viel einfacher mitzubekommen als vielleicht die innigen Momente, die man dann in einer Beziehung für sich erlebt.
Kommt aber natürlich auch ganz darauf an, wie gut die Beziehung läuft.
Weil Beziehungen können sehr unterschiedliche sein, je nachdem mit wem man sie führt.

Nein, da geht es nicht nur dir so.

Ich versuch das mal aus meiner Perspektive zu erklären, warum mir das auch so schwer fällt:
Ich bin ein Mensch, der in seinem Leben relativ viel Demütigung erfahren hat.
Weil ich lange Zeit nichts von meinem ADHS wusste, konnte ich mein Umfeld nicht hingehend meiner Defizite sensibilisieren.
Und deshalb war ich immer derjenige, der zwar schnell war, auch recht klug, aber dann auch ständig wichtige Dinge vergessen hat und manchmal auch sehr selbstsicher für das gewirkt hat, was ich dann letztendlich aufgrund meiner Defizite leisten konnte (immer wieder mal tolle Momente, gute Einfälle, aber die Umsetzung war dann oft ziemlich schlecht).

Deshalb wurde mir eigentlich mein Leben lang vorgeworfen, dass ich mir nicht genug Mühe geben würde, dass ich mich nicht anstrengen würde und das schlimmste: Viele Menschen haben mir auch vorgeworfen oder mich indirekt spüren lassen, dass sie denken, dass sie mir nicht wichtig seien, weil ich eben wichtige Sachen vergaß oder bei Versprechen, die ich voreilig tätigte, mit der Umsetzung nicht hinterherkam.
Und ich hab auch häufig in meinem Leben freundliches Feedback von Menschen in meinem Umfeld bekommen.

Aber dank Rejection Sensitivity und einem Perfektionismus, den ich eingestellt hatte, um meine ADHS-typischen Vergesslichkeiten einzudämmen, waren es dann doch eher die Demütigungen und das negative Feedback, das sich in mein Hirn eingebrannt hat (zudem haben mir auch viele Leute einfach gesagt, dass ich doch kein ADHS hätte und dass ich einfach nur zu faul oder zu dumm wäre für das, was ich mir vornehme)

Nun habe ich also sehr viel negatives und weniger positives in meinem Leben wahrgenommen. Das Negative war dann auch irgendwann so stark, dass ich das Oositive, das mir noch Menschen sagten, kaum mehr akzeptieren konnte.
Mein Selbstbild war so negativ, dass ich mir Komplimente an mich nur noch als „Schleimen“ und „unehrliche Interaktion“ meines Gesprächspartners bewerten konnte.

Und als das der Fall war, verlor ich auch langsam die Fähigkeit anderen Menschen Komplimente zu machen.
Weil es sich einfach nicht ehrlich angefühlt hatte.
Ich dachte, Komplimente würde man nur machen, wenn man sich bei einem Menschen einschleimen will oder wenn man dem irgendwie näher kommen will, also einfach seinen eigenen Vorteil aus dem ganzen ziehen möchte.

Die Option, dass man Komplimente auch ehrlich meinen kann und dass das eigentlich etwas Schönes ist, daran konnte ich nicht mehr glauben.

Weil es einfach noch so in meinem Gehirn eingebrannt war, dass Menschen mir keine ehrlichen Komplimente mehr machen würden. Menschen sind ja nur ehrlich zu mir, wenn sie Kritik an mir ausüben oder mich gar fertigmachen.

Und da rauszukommen ist echt schwierig und geht meines Erachtens auch nur mit therapie oder wenn man wirklich ein extrem reflektierter, änderungsbereiter und starker Mensch ist.
Weil da rauszukommen heißt eben auch nicht gleich überzukompensieren, was mir dann erst mal passiert ist. Ich bin dann in der Gegend herumgelaufen, hab anderen Menschen möglichst viele Komplimente gemacht und hab auch tatsächlich aktiv versucht viele Komplimente zu bekommen.

Aber da habe ich dann eben überkompensiert und hab nicht das eigentliche Problem verarbeitet. Ich hab eher versucht das eigentliche Problem mit dem komplett gegenteiligen Verhalten auszublenden. Das tut vielleicht kurzfristitg gut, aber sicherlich nicht auf Dauer.

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Man kommt sich ertappt vor ! :grin:

Ich kann vor allem nicht mit dem rumgezicke umgehen. Ständig Liebesbeweise, Aufmerksamkeit, das ganze Drama.

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Genau so geht mir das auch, ich habe so viele Erinnerungen an Ereignisse wo ich verletzt wurde oder ich andere verletzt habe, aber fast keine positiven. Bin mir nicht sicher aber das könnte Teil des Maskings sein. Wenn man sich merkt in welchen Situationen man angeeckt ist versucht man dann instinktiv diese Situationen zu meiden indem man das eigene Verhalten entprechend anpasst. Gelingt aber auch nicht immer.

Ich tu mich auch schwer Komplimente anzunehmen, aber es gelingt mir schon besser, weil ich zu einigen Menschen eine engere Beziehung aufgebaut habe und ich kann von diesen Menschen auch ein Lob akzeptieren ohne die Motive zu hinterfragen. Allerdings tue ich mich schwer Komplimente über Äusserlichkeiten zu machen. Ich bin der einzige Mann in der Abteilung und mal davon abgesehen, dass ich in keinem Hornissennest rumstochern will, sind mir Äusserlichkeiten überhaupt nicht wichtig. Habe aber schon das Gefühl dass es bei manchen Kolleginnen so ein unterschwelliges „fishing for compliments“ gibt. Mein autistisches Ich lässt das aber oft kalt :smiley: Habe aber keine Probleme anderen zu sagen dass sie eine gute Arbeit leisten und zeige mich auch dankbar wenn sie etwas tun was ausserhalb ihrer Verantwortung liegt. Klar könnte noch etwas mehr sein, ich versuch da nach wie vor an mir zu arbeiten.

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Wenn man daran arbeiten will muss man sich wahrscheinlich an einen Psychologen wenden richtig?

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Ich will nicht ausschließen, dass man es ohne Psychologen schaffen kann, je nach Schwere der Symptome, aber ich denke ich schaffe es vermutlich nicht ohne Hilfe. Ich will zumindest ausprobieren ob es mir was bringt. Ich habe immer wieder Phasen wo ich wünschte, ich könnte einfach den ganzen Tag schlafen nur um mein Leben nicht mehr ertragen zu müssen. Von der Alternative will ich gar nicht erst reden. Ich denke wenn man an dem Punkt angekommen ist wird es schwer ohne Therapeuten.

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Ich gebe da @Pete_Sahad recht, jeder muss für sich seinen Punkt finden an dem er sich entscheidet in Therapie zu gehen, das kann man nicht an einzelnen Problemen festmachen.

Aber hey, wenn man denkt das bringt was und dass man da nicht wirklich selbst rauskommt, dann kann eine „frühzeitige“ bzw. eigentlich rechtzeitige Therapie echt tolle Auswirkungen haben, wenn man eben nicht wartet bis sich erst ein riesen Berg an Problemen anhäuft.

Weil die meisten Menschen (incl. mir selbst) glaube ich holen sich auch erst Hilfe, wenn sie wirklich sehen, dass es garnicht mehr ohne Hilfe geht. Was ich aber rückblickend irgendwie als nicht so klug empfinde :see_no_evil:. Man kann sich nämlich viel Leid und Arbeit sparen, wenn man sich rechtzeitig um seine Probleme kümmert.

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