Gerade am Radio einen Tipp gehört und auf meine To-Do-Liste gesetzt:
Nicht lÀnger To-Do- oder Vorsatz-Listen schreiben, sondern immer öfter Let-It-Be-Listen! (Zeitforscher Karl-Heinz Geissler)
Muss ich unbedingt umsetzen⊠Oder jetzt eben sein lassen? Ich bin verwirrt!
Ich hör mal weiter, vielleicht kommt noch ein Tipp, wie man zur Entscheidung gelangt, was auf die Let-It-Be- und was auf die To-Do-Liste kommt. Aber was schwatz ich da, das kennt ihr doch alleâŠ
Herzlich und mit WĂŒnschen fĂŒr einen guten Tag!
Felixyz
Ich stehe grade in der KĂŒche und ĂŒberlege, ob das bei ADHSlern so funktioniert:
To Do-Liste = LAAAANGWEILIG
Not-To-Do-Liste = Oh, das ist INTERESSANT! DAS sollte ich machen! Jetzt sofortâŠ!
Jetzt mĂŒsste man es nur noch so hinbiegen, dass man die To-Do-Liste mit der Not-To-Do-Liste vertauscht, aber so dass man es selber nicht merkt⊠nein im Ernst: @Felixyz: Welcher Sender? Ich bin fĂŒr einen Versuch offen!
Es war keine Sendung zu einem Thema, sondern thematische Inputs verteilt ĂŒber den Morgen. Von da her eher nicht wirklich geeignet zum Nachhören. Neben der Arbeit konnte ich nun auch nicht den gesamten Block verfolgen, ich weiss daher auch nicht, wie gut der Rest ist/war.
Das hat bei mir jetzt Kindheitserinnerungen an meine Mutter ausgelöst. Sie war immer zu SpĂ€Ăen aufgelegt und hat mich gerne mal veralbert. Schwierig daran war, dass ich alles wortwörtlich aufgefasst habe und deshalb oft schwer daran zu knabbern hatte. Ich habe deshalb bei meinen Kinder versucht, das nicht zu tun, obwohl ich selbst zu solchen SpĂ€Ăen neige.
Mein Vater hatte einen Bekannten, der taub war. Das hat mich brennend interessiert. Ich habe also meine Mutter gefragt, warum er nicht hören kann.
Antwort (in ernstem Ton): âEr war als Kind auf einer besonderen Schule. Dort wurde den Kindern beigebracht, nicht zu hören.â
Der doppelte Sinn ist mir natĂŒrlich entgangen. Und ich habe ĂŒber mehrere Wochen hinweg versucht, nicht mehr zu hören (akustisch gemeint).
Es gibt noch mehr solche Erinnerungen:
âKomm, wir gehen BLUMENTO-Pferde kaufen.â
Ein Auto hatte Rostflecke:
âDas ist ein ObsthĂ€ndler. Wenn er die Applgriebsche (= KerngehĂ€use) aus dem Fenster schmeiĂt, gibts Obstflecke!â
âDie Farbe heiĂt nicht tĂŒrkis. Das heiĂt kiestĂŒrkgrĂŒn, weil der Kies von den TĂŒrken so grĂŒn ist.â
Naja, und ich am nĂ€chsten Tag in der Schule. Das darf ich mir bei jedem Klassentreffen anhörenâŠ
Ich fasse eine âLet-it-be-Listeâ als eine Listung von Dingen auf, die man verwirklichen will und das setzt also wahrscheinlicher einen positiven Trigger. âTo-do-Listeâ hat einen anderen Klang, weil das wiederum eher nach öder Arbeit oder bereits Liegengebliebenem klingt.
Andererseits ist die Ăbersetzung im Sinne von âsein lassenâ auch richtig grandios. Ich kann diesen Song zukĂŒnftig nicht mehr singen, ohne es im Inneren mit âsein lassenâ zu verbinden. Eventuell denken das andere, wenn ich âLet it beâ singe?
@Lupine: Ja, das kenne ich, das mit den SpÀssen⊠Es war bei uns lÀngst nicht so schlimm, wie du es aus deiner Kindheit erzÀhlst, und es tut weh, dir zuzuhören. Wie unfair, wie herzlos. Ich weiss nicht, wie man das Kindern antun kann, das hat niemand verdient.
Meine Kinder lieben meine SpĂ€sse, weil ich die SpĂ€sse immer sofort auch wieder auflöse. Es entsteht jeweils nur ein kurzer Moment der Irritation. Und dann lachen wir zusammen darĂŒber. Ich versuch oft, nicht sie als die Dummen hinzustellen, sondern mich selber. Und immer wieder mal erklĂ€re ich auch, wie SpĂ€sse funktionieren und wie eben nicht. Mehr kann ich glaub nicht tun, um sie auf ihr Leben vorzubereiten, das viel Spass enthalten kann, der nicht auf ihre Kosten oder anderer geht.
So war sie nicht. Ich bin mir sicher, sie hat nicht erfasst, dass ich als Kind den Witz nicht begreife. Und sie hatte Freude an Wortspielen. Ich liebe das auch. Gerade Buchstabendrehereien sind super:
Ich wollte nichts unterstellen, das ist mir rausgerutscht. Mein Vater war so. Nicht sehr oft, aber vielleicht auch in dieser Dosis schon mehr ich verarbeiten konnte. Er war nicht immer so, nein. Ich erinnere mich an viele gute Momente. Und wĂ€hrend ich viel Unschönes vergessen habe, das Allermeiste fast vollstĂ€ndig verblasst ist, auch SchlĂ€ge, sind diese âRĂ€tselâ, die mein Kopf nicht auflösen konnten, unvergesslich, unlöschbar.
Ich dachte mir bereits, dass ich GefĂŒhle getriggert habe. Das gute ist, dass wir uns hier darĂŒber austauschen können und dadurch Impulse bekommen. Die regen zum Nachdenken an und wir können stetig dazu lernen und uns weiter entwickeln.
Und das haben wir gemeinsam. Wir haben verinnerlicht, dass diese SpĂ€Ăe an Kindern Schaden anrichten können und machen es bei unseren Kindern besser
Ich denke, dass meine Mutter auch mit im Boot sitzen wĂŒrde, wĂ€re sie noch am Leben. Und deshalb kann ich sie gut verstehen und weiĂ, welche KĂ€mpfe sie selbst hat fĂŒhren mĂŒssen. Sie hat nĂ€mlich auch nirgends hingepasst.
Ja. Unbedingt. Und wie ich andernorts schrieb: Gerne immer mit dem Wissen und der gegenseitigen Sicherheit, dass wir alle mit Guten Absichten unterwegs sind, mögen allfÀllige MissverstÀndnisse uns noch so in eine andere Richtung zu locken versuchen.
Schön, mit dir im Austausch stehen zu dĂŒrfen. Danke dir!
@Lupine: Das mit den Scherzen habe ich auch als Kind erlebt! Mein Vater hat mir auch solche Kracher erzÀhlt.
Deshalb dachte ich als Kind, dass Schwarz-WeiĂ-Filme ohne Farben sind, weil die Farben damals noch nicht erfunden waren.
Ich dachte auch sehr lange, dass der SchaltknĂŒppel im Auto dazu da ist, um das Benzin umzurĂŒhren und beim Osterspaziergang habe ich sehr viele Eier gefunden, die ich alle stolz meinem Vater brachte, damit er sie einpackt - wir kamen aber nur mit einem Ei wieder zu Hause an, da er immer wieder das selbe Ei versteckt hat.
Die einzige Sache, die ich meinen Eltern wirklich ĂŒbel genommen habe war, als ich von der Schule abgeholt wurde und mir auf dem Nachhauseweg erzĂ€hlt wurde, dass dort ein Hund auf mich wartet und dieser sich dann als Dekoration aus Pappmaschee, - der eine Wand anpinkelt, entpuppte.
Ich finde den Let-it-be Gedanken gar nicht so abwegig,- wie oft passiert es uns ADxSlern, dass man sich im Chaos sitzend ertappt, z.B. dabei einen Schrank komplett auszumisten, obwohl man doch eigentlich nur den Boden wischen wollte. Weil das Chaos im Schrank in dem Moment, in dem man das Putzmittel rausholt einen abgelenkt hat. Ich muss nur noch kurzâŠ
Ich fand auch nur die Blumento Pferde fies. Ich war nĂ€mlich ganz erstaunt, dass wir jetzt doch Pferde bekommen. Ich hatte mir das lange sehnlich gewĂŒnscht. Das ging natĂŒrlich nicht, wir hatten keinen Stall und keine Weide. Und natĂŒrlich wurden mir die Pferde beschrieben.
Welche Farbe? - Braun, nur manchmal bekommen sie oben drauf weiĂe Flecke.
Und wo wohnen sie? - Na in der Garage.
Aber da ist doch dann kein Platz mehr fĂŒrs Auto! - Das macht nichts, das steht solange drauĂen.
Die schwarzweiĂ Filme habe ich immer in âbuntâ gesehen denn ich habe das Fehlen der Farbe gar nicht bemerkt.
Dass du das Pferd nicht bekommen hast, ist natĂŒrlich eine herbe EnttĂ€uschung! Ich hatte wenigstens einen Hund aus PappmascheeâŠ
WÀrst du in der Zeit geboren, in der die Menschen ja noch schwarz-weià waren, weil die Farben noch nicht erfunden waren, dann hÀttest du es wenigstens schön bunt gehabt
Ich habe mich nicht gewundert, als meine Eltern wiehernd und schnaubend beim Mittagessen saĂen, wĂ€hrend wir Frikadellen gegessen haben. Dass ich grade Pferd esse⊠da stand ich wohl auf ner sehr langen Leitung!
O Gott, unsere crazy lustigen bunten neurodiversen Eltern
Naja, vielleicht hĂ€tte ich es im Topf wachsen lassen können. Ein bisschen Pferdeapfel rein und regelmĂ€Ăig gieĂenâŠsie hĂ€tten bestimmt irgendwo ein kleines Holzpferd besorgt.
DafĂŒr habe ich nach dem Umzug ein kleines hellbraunes Kaninchen bekommen, ein ganz echtes und herzallerliebstes HĂ€schen
Mein Vater hatte immer so Phasen, in denen er eine/ n KĂŒnstler In ziemlich ununterbrochen gehört hat. Wahrscheinlich, bis der letzte Rest Dopamin rausgequetscht war. In seiner Johnny Cash Phase hat er mir erzĂ€hlt, dass die Stimme deshalb so sei wie sie sei, weil Johnny Cash mit Kieselsteinen und Whiskey gegurgelt habe.
Ich habe das geglaubt bis ich erwachsen war .
Habe gerade eben mal den Google-Ăbersetzer bemĂŒhtâŠ
Let it be = KĂŒmmer dich nicht darum
Aha
Ich habe schon seit Jahren eine âNicht-kaufen-Listeâ. Jetzt - also seit zehn Jahren - muss ich die nur noch meinem Mann beibringen, nur hat der dafĂŒr gar keinen Platz mehr in seinem Kopf. Da ich also froh sein kann, dass er meistens einkauft und eigentlich bis auf ein paar vereinzelte echte Aussetzer immer was VernĂŒnftiges im KĂŒhlschrank ist, lass ich es sein.