Das ist doch auch doppelsinnig, kĂŒmmer Dich nicht darum.
Oder lass Dich nicht bekĂŒmmern?
Es ist nicht einfach, Verantwortung abzugeben, jedenfalls nicht fĂŒr mich.
Mein erstes Trainingsziel ist also: einfach Dinge selber machen und keinen Gedanken daran verschwenden, ob - wann - wie andere in die Puschen kommen.
Ich finde in diesem Zusammenhang das âPartnerschaftspartizipâ von Axel Hacke erwĂ€hnenswert. In diese Falle laufe ich regelmĂ€Ăig. Einer sollte, jemand mĂŒssteâŠ
Ja, genau. Ich denke, das sollte die Richtung sein. Nicht, sich um etwas nicht zu kĂŒmmern, es laufen zu lassen, sondern sich nicht unnötig zu Ă€rgern, wenn ein anderer es nicht ganz so macht, wie du es gemacht hĂ€ttest, weil dann hĂ€ttest du es selbst machen mĂŒssen, damit es so wird, wie du es haben willst.
Ich kann das eigentlich auch nicht. Jedesmal wieder eine Ăbung. Gerade das Einkaufen war etwas, wo ich richtig gut war, beinahe perfekt, sehr organisiert, mit Preislisten, Fahrstrecken, ewiger Einkaufszettel mit Verbrauchsstatistik und so weiter. Jetzt muss ich mich darauf verlassen, dass das jemand anderes gut macht. Und wenn ich mal mitgehe, bin ich jedesmal wieder völlig verblĂŒfft, wie einfach mein Mann sich das macht. Und es funktioniert trotzdem. Und gar nicht mal schlecht.
Weiter oben warf jemand âNot-To-Doâ-Listen ein, vielleicht unabsichtlich, von mir jedenfalls erst unbeachtet. Dann kam mir das KĂ€nguruh in den Sinn und dann der Unterschied, den ich gerne festmachen möchte: Not-To-Do ist ist etwas, das ich mit gleicher Dringlichkeit einhalten muss (oder - hust-hust - mĂŒsste), weil ich mich dem verpflichtet fĂŒhle. Let-It-Be ist in meinem Empfinden aber âscheissegal, lass oder mach, gerade so wie du gerade jetzt magst oder eben nicht, aber lass es doch eher, hast ja eh genug zu tun, und es zu lassen ist absolut OK, es steht nĂ€mlich genau darum auf dieser Listeâ.
@Lupine Partnerschaftsprinzip? Google fĂŒhrt mich zu einem Video, das ich mir grad nicht ansehen kann und Axel Hacke kenn ich nicht. Ein KleinkĂŒnstler? Und Partnerschaftsprinzip ein StĂŒck von ihm?
Axel Hacke hat frĂŒher Kolumnen verfasst, er ist Schriftsteller und Journalist. Die Kolumnen sind eher lustiger Natur und wir haben etliche HörbĂŒcher.
PARTIZIP nicht Prinzip
Es drĂŒckt aus, dass ICH möchte, dass der andere etwas tut. Statt das ganz direkt zu formulieren, wird das Partizip angewendet:
Eigentlich mĂŒsste mal jemand die MĂŒlltonne raus stellen.
Einer sollte mal Milch kaufen gehen.
Erinnert mich grad an Dialoge mit meinen Kindern aus frĂŒheren Zeiten:
A: âJemand mĂŒsste noch die KĂŒche aufrĂ€umen.â
B: âIch nicht.â
A: âNa toll, dann macht das also wieder niemand?â
C: âWer ist Niemand?â
A: âNaja, das bin dann wohl ich.â
einen Tag spÀter:
A: âWer ist dran mit KĂŒche machen?â
B+C im Chor: âDer Niemand!â
Wurde dann zum Running-Gag, ĂŒber den wir grad vor ein paar Tagen wieder gesprochen haben, weil⊠Ja, auch gestern gabs eine KĂŒche, die aufgerĂ€umt werden wollte.
Warum ich jetzt nachlese, was ein Partizip Perfekt Passiv ist, will niemand wissen und auch nicht, dass bei Wiki dazu ein Satz steht wie: Als Adjektiv bildet es ein PrĂ€dikat ĂŒber das Objekt des zugrundeliegenden Verbs und drĂŒckt zusĂ€tzlich typischerweise den Resultatszustand des vom Verb bezeichneten Ereignisses aus oder sonst eine Vorzeitigkeit.
Die KĂŒche ist sauber. Meine beiden Kinder sind sehr hilfsbereit oder können sehr hilfsbereit gemacht werden, falls es nötig ist. Zwei SchĂ€tze. Eins mit, eins ohne AD(H)S. Vermute ich. Das zu klĂ€ren, auch mit der Kindsmutter, steht noch aus. Jemand sollte⊠Ja. Ich werds bald machen. Morgen. Morgen geht immer. Jeden Tag von neuem.
Liebe @Lupine sehr gut Deine Beispiele.
Auch âwĂŒrdestâ oder âkönntestâ Du heute bitte noch den MĂŒll raus bringen ist eigentlich ehr schwammig, weil man mit diesen Formulierungen eben trotzdem auch immer noch einen gewissen Spielraum offen lĂ€sst, heisst die Möglichkeit einrĂ€umt das die Person das dann vielleicht aus irgendeinem Grund doch nicht âwillâ oder âkannâ, denn man war ja höflich und hat dadurch noch etwas Platz gelassen fĂŒr eine Ausrede oder eben das berĂŒhmte HintertĂŒrchen.
Statt zu sagen: âIch will das Du heute Abend nach dem Essen noch schnell den MĂŒll raus bringstâ, man also genau sagt was man will, und wann man will das die Arbeit getan wird.
Wichtig dabei ist meiner Meinung aber auch das man sich dann auch bedankt und damit Anerkennung zeigt.
@Felixyz ja hast Recht, dass mit dem âschnellâ wird in der Schweiz schnell in SĂ€tze eingefĂŒgt.
Man ist sich das einfach so gewohnt ohne eigentlich gross darĂŒber nachzudenken, aber jetzt wo Du es sagst, ja klar Du hast natĂŒrlich Recht.
Danke das Du mich darauf aufmerksam gemacht hast.
Da fĂ€llt mir ein, dass in meiner Welt eine Bitte lediglich der Wunsch auf ErfĂŒllung ist, eine Bitte ist etwas, was man nicht erfĂŒllen muss Es ist die ĂuĂerung eines Wunsches. Und ich kann entscheiden, ob und wann ich eine Bitte erfĂŒlle.
Deswegen bin ich auch ein absoluter Fan von Klartext. Am besten mit RĂŒckversicherung. âBringst du nachher den MĂŒll raus?â âJa, nach dem Essenâ Wobei das hier sowieso eher nonverbal ablĂ€uft.
Interessant. In meiner Welt ist nur eines klar: Dass nichts klar ist, was diese Bitten und Partizipe anbelangt, und da pack ich die Fragerei rund um âwie gehts?â gleich noch obendrauf.
Wenn es mir gut geht, erkenne ich, was in diesen Aussagen drin steckt: Das Formale, das Unausgesprochene etc.
Wenn es mir weniger gut geht, kann ich Aussagen und WidersprĂŒche ignorieren und handle nach eigenem GutdĂŒnken mal passend, mal alles ignorierend, mal trotzig falsch.
Ganz ĂŒbel wird es, wenn ich die Aussage höre und darĂŒber nachzudenken beginne oder gar eine Diskussion vom Zaun reisse, dass man das doch auch anders verstehen könne und ĂŒberhaupt: was denn jetzt wer warum genau von mir gerne hĂ€tteâŠ
Aus meiner Kindheit erinnere ich mich an SĂ€tze wie âChasch mer bissoguet rasch hĂ€lfe?â (âKannst du mir - sei so gut - rasch helfen?â).
Ob das dem hiesigen Dialekt entsprach oder eine Eigenheit meiner Familie war, weiss ich nicht. Dieses âbissoguetâ höre ich nicht mehr und ich frag mich grad, ob das ĂŒberhaupt noch irgendwo benutzt wird. Es wurde auch einleitend benutzt: âBissoguet, mach mer doch rasch die SchachtlĂ€ zueâ. Vermutlich kann es an Stelle von âbitteâ stehen. Ich werde jetzt dazu keine Studie verfassen.
@Felixyz in dem Fall muss ich Dir ja nichts ĂŒber das Schweizerdeutsch erzĂ€hlen, obwohl da natĂŒrlich auch jeder Dialekt seine eigenen Wörter und Begriffe ect. hat, aber im grossen und ganzen versteht man sich, ausser wenn man dann kein französisch oder italienisch kann, und die ja dann auch noch mal ihre Dialekte haben, je nach Region und so, ganz abgesehen vom rĂ€toromanischen, von daher haben es die deutschen natĂŒrlich schon einfacher.
Als ich meinen Freund kennen lernte fragte er mich oft anstatt âhĂ€sch du das au gĂ€rn?â immer âhĂ€sch du das nöd gĂ€rnâ, dass hatte mich dann verunsichert, weil diese Art der Fragestellung ja sozusagen im vorraus impliziert das er âannimmtâ das ich das was er gern hat nicht gern habe.
Statt eben einfach zu fragen âhĂ€sch du das au gĂ€rn?â, dann weiss ich erstens das er es gerne hat und kann dann zweiens einfach darauf antworten âjo ich hanâs au gĂ€rnâ oder ânai ich hanâs nid gĂ€rnâ.
Puh ist Kommunikation manchmal kompliziert.
Kleine nachtrĂ€gliche Korrektur: in meinem Dialekt wĂŒrde ich sagen âJo ich haâs au gĂ€rnâ oder âNai ich haâs nid gĂ€rnâ, Sorry das hin und her zwischen deutsch und Dialekt fĂŒhrt bei mir auch schon wieder zu Schreibfehlern, Oh Mann, schon verrĂŒckt das ich hier weder in meinem Dialekt noch in perfektem deutsch schreiben kann, was bei mir in meinem speziellen Fall, als Auslandschweizerin, sowieso meistens mehr als schwierig ist.
Aber vielleicht zum besseren VerstĂ€ndnis: meine Familie mĂŒtterlicherseits stammt aus dem Kanton Baselland, wĂ€hrend meine Familie vĂ€terlicherseits aus dem Kanton ZĂŒrich stammt, aber Hey was sollâs ich selbst verstehe sowieso nichts von Kantönligeist, entweder jemand ist mir sympathisch oder nicht, egal woher er* stammt.