Mädchen 8 Jahre Eindosierung Medikinet verzweifelt!

Hallo liebe Forumsmitglieder,

vielen könnt ihr mir helfen! Meine Tochter hat ADHS sie ist verträumt und unkonzentriert. Dadurch leidet sie sehr stark in der Schule, fühlt sich dumm und anders als die anderen Kinder. Wegen des hohen Leidensdrucks möchten wir Medikamente ausprobieren.

Wir haben Medikinet Retard bekommen. Da ich viel über ein sanfte Eindosierung gelesen habe, haben wir mit der Hälfte gestartet. Also 2,5g Medikinet Retard morgens nach dem Frühstück. Tatsächlich war sie dadurch (?) Weinerlicher als sonst. Nach einer Woche haben wir auf 5 mg erhöht. Am ersten Tag habe ich nach einer Stunde mit ihr 20 Minuten Hausaufgaben gemacht. Ich war sehr erstaunt wie gut das geklappt hat im Gegensatz zu sonst. Allerdings war sie danach total müde und schlecht drauf. Die nächsten Tage war es nicht mehr so, da war sie wieder nur lustlos, weinerlich und unkonzentriert. Nun haben wir mit 7,5 mg gestartet. Nach ca einer Stunde hat sie total angefangen zu weinen. Sie meinte. Dass es ihr so schlecht gehen würde, sich so müde und leer fühlt. Sie lag dann auch nur lustlos auf dem Sofa und meinte sie wolle einfach nur einschlafen.

Ich habe sie nun zu einer Freundin gebracht mit der sie verabredet war und bin gespannt wie es ihr später geht. Ich weiß nicht ob das alles so sein soll? Sie tut mir sehr leid. Und ich Frage mich, was wir ihr hier antun? Allerdings geht es ihr mit ihren Schwierigkeiten auch sehr schlecht. Wir hatten so große Hoffnungen. Im Moment bin ich selbst traurig und enttäuscht. Der Psychiater kennt sich leider nicht so gut aus und ist keine große Hilfe.

Ich hoffe jemand kennt hier dieses Problem und hat einen Rat.

Liebe Grüße
Hanna-Lena

Hallo @Hann ,

ihr habt also die Retardkapseln aufgeteilt? Das geht leider viel zu ungenau und ist auch nicht zu empfehlen. Mit einer 5mg Kapsel zu beginnen wäre ausreichend gewesen. Immerhin sind 2,5 mg Sofortwirksam und die restlichen 2,5 verzögert. Da seid ihr dann bei einer für den Anfang geringen Dosis :slight_smile: Hat euer Kind denn vor der Einnahme ausreichend gefrühstückt?

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Hallo Bernard,

danke für deine Antwort. Ja. Genau, wir haben den Inhalt halbiert. Ich weiß, ganz genau geht das nicht aber ich hatte Hoffnung, dass es dadurch sanfter geht. Meine Tochter ist einfach sehr sensibel

Gefrühstückt hat sie immer vorher. Unterschiedlich viel aber mindestens ein Brot mit Käse oder eine kleine Portion Porridge.

Liebe Grüße Hanna-Lena

Hallo @Hann,
herzlich willkommen im Forum!

Mein Sohn war auch 8 Jahre, als wir mit der Medikation begonnen haben. Seine Kinderpsychiaterin hat zuerst morgens 5mg Medikinet, unretardiert verordnet. Dann wurde nach relativ kurzer Zeit auf morgens 10 mg erhöht und anschließend hat er 10 mg retardiert bekommen. Später sind wir zu Kinecteen 18 gewechselt und dann zu Equasim.

Solche Unpässlichkeiten können vom Rebound kommen. Er hat sich auch eine Zeitlang in der Schule übergeben. Daraufhin musste sein Medikament gewechselt werden, denn die Schule war sich sicher, dass kommt vom Medikament. Im Gespräch mit den Erziehern und der Schulschwester sind wir jedoch anderem Stress auf die Spur gekommen. Das erbrechen kam von zuviel Eindrücken ringsum. Seitdem darf er sich im Chill-Zimmer erholen, wenn ihm übel ist. Er hat sich nie wieder erbrochen.

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Andererseits haben wir nie solche Stimmungsschwankungen erlebt. Weinerlichkeit kenne ich von ihm nur, wenn er müde ist. dfas würde ja auch zu Deinen Schilderungen passen. Gut ist da, dass jetzt Ferien sind. Denn so kannst Du sie im Alltag gut beobachten. Führe ein kleines Tagebuch.

Was hat sie gegessen, wann das Medikament genommen, was verändert sich (positiv/negativ), was ist ringsum los, wann tritt die Erschöpfung + Weinerlichkeit auf. Nur so könnt ihr herausfinden, was genau los ist.

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Das erscheint mir nicht richtig bzw. nicht passend. Entweder das Medikament an sich oder die Dosierung.
Als mein Sohn zum ersten Mal Medikinet genommen hat, hat er entspannt ewig lange gemalt und gespielt. Längerfristig hat Medikinet nicht gepasst und wir haben andere Medikamente ausprobiert.

Ich würde noch paar Tage beobachten, ansonsten wechseln.

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Danke @Lupine für deinen Erfahrungsbericht. Wegen des Rebounds ist eine Stunde nach Einnahme sehr früh, oder? Wie lange hat denn bei euch die Eindosierung gedauert? Ein Problem ist, dass meine Tochter keine Tabletten schlucken kann. Egal wie klein. Es klappt einfach nicht…
Liebe Grüße

Danke @grübeln! Ja mir kommt das auch nicht gut und richtig vor. Ich habe ein wenig Angst vor einem langen und unangenehmen Weg :confused:

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Hallo Hanna,
nein! Weinerlichkeit gehört da absolut nicht hin!!
Ein Gefühl von Leere auch nicht! Medikinet wirkt ja auch auf das limbische System, das sind Wirkungen, die direkt vom Medikament kommen. Ich an Eurer Stelle würde es wechseln. Was ist mit Elvanse/ Attentin?

Keine Angst vor dem Weg. Der wird nicht leicht, aber er muss weder schlimm noch lang sein. Ihr könnt schon beim nächsten Medikament den Jackpot haben… irgendwas wird sich finden. Dass Psychiater in der Wahl der Medics nicht immer helfen können, liegt einfach auch in der Natur der Sache. Die Wirkungsweise der Medikamente ist so komplex und auch von individuellen Faktoren abhängig, dass Dir keiner im Vorfeld genau sagen kann, welche Wirkung das Medikament konkret bei Deinem Kind erzeugt.
Die Ärzte arbeiten mit den Wahrscheinlichkeiten, die aus Studien resultieren. „80 Prozent der Teilnehmer zeigten folgende Wirkung auf Mefikament xy“…
Das heißt noch lange nicht, dass das bei Deinem Kind auch so ist. Festgelegt als Standard zum Einstieg ist MPH.
Die Angst, die Du fühlst und die Erfahrung, die Du gerade machst, kenne ich sehr gut. Atme tief durch! Ihr packt das ! Es ist noch längst nicht klar, dass der Weg steinig wird… fühl Dich umarmt :upside_down_face:

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Hast Du schon gelesen, was hier über die Wirkung steht?

Danke @Brotbox23 , dass du die die Zeit genommen hast all das zu schreiben :heavy_heart_exclamation: ich hatte auch schon an Elvanse gedacht weil Familienangehörige damit gut Erfahrungen gemacht haben. Der Psychiater wollte aber mit Medikinet beginnen. Die schlimmste Reaktion war ja heute morgen bei 7,5 Mg Retardiert. Ich frage mich jetzt, soll ich es noch ein paar Tage weiter versuchen oder abbrechen? Der Psychiater ist erst im neuen Jahr wieder da…die Mutter der Freundin bei der meine Tochter gerade ist, hat gemeint sie sei nicht so wild wie sonst aber wirkt nicht unglücklich. Dabei muss ich sagen, sie ist normalerweise positiv wild. Überhaupt nicht zu viel und auch nur dann wenn sie sich wohl und sicher fühlt. Das will ich ihr auf keinen Fall durch Medikinet nehmen, du hast mir auf jeden Fall mit gemacht aber in dem Punkt bin ich trotzdem noch ratlos. Ich würde gerne die Ferien nutzen und sie nicht mit einem neuen Medikament in die Schule schicken :confused:

Ich würde schon 2-3 Tage ausprobieren, wenn es nicht geht runter auf 5 mg und beobachten. Oder eben komplett abbrechen.
Wir haben auch schon mal nach kurzer Zeit abgebrochen, weil es unerträglich für alle war.

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ja, das kann ich verstehen…niemand möchte Weihnachten ein unglückliches Kind. Du bist ja „nur“ bei 7,5 mg pro Tag. Das kannst Du problemlos über die Weihnachtstage weglassen.
Unser Psychiater hatte unserem Sohn als Einstieg 10 mg verordnet und an den Wochenenden sollten wir Pause machen. In den Ferien sollten wir sowieso Medikamentenpause machen.
Das hilft Dir jetzt perspektivisch fürs nächste Jahr zwar nicht, aber dann kannst Du vielleicht ein wildes aber fröhliches Weihnachten einplanen…

ich bezweifle auch stark, dass sich die Stimmung ändert. Du hast die Eindosierung so fein vorgenommen, dass da eigentlich kaum Nebenwirkungen hätten auftreten sollen. Wenn Du Dir die Wirkung nochmal genau anschauen möchtest, dann steig doch nach den Feiertagen mit 5mg ein und beobachte es noch 3-4 Tage. Wenn sich die Stimmung nicht bessert, würde ich es nicht weitergeben und dann im neuen Jahr mit einem anderen Medikament starten. Das gute an Medikinet und Elvanse ist ja, das man die Wirkung direkt am gleichen Tag beobachten kann. Du kannst also auch wenn du im neuen Jahr startest am Wochenende beginnen und gegebenenfalls mal einen Freitag oder Montag dazu dein Kind zu Hause behalten um zu beobachten. Das haben wir in Absprache mit der Schule auch so gehandhabt.
Hat sie denn noch weitere ADHS-typische Symptome?

Danke @Brotbox23 für deine ausführliche Antwort. Also wir hatte schon von Anfang an das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt, weil sie sehr viel als Baby geschriehen hat und Unzufrieden war. in jeder Nacht bis sie drei war, ist wie bis zu 20 mal wachgeworden. Sie ist schon immer sehr zurückhaltend, nachdenklich, empathisch und sensibel. Aber auch sehr lustig und klug wenn sie sich sicher fühlt. Sie hat ein großes Herz und Gerechtigkeitsempfinden. Sie möchte alles gut und richtig machen und reagiert häufig emotional nicht altersgerecht, hat viele Ängste und ist eher unselbständig. Sie ist oft sehr unmotiviert und es ist schwer sie in die Gänge zu kriegen. Aufträge vergisst sie unterwegs. Egal ob Zähne putzen oder Schultasche mitnehmen. All das wäre für uns kein Problem. Aber leider hat sie die Teilleistungsschwächen Legasthenie und Dyskalkulie. Und da entsteht bei ihr großer Leidensdruck. Sie braucht so viel länger, diese Dinge zu verstehen obwohl sie echt clever ist. Es hapert vor allem an der Konzentration und Motivation. Sie kann sich in Mathe die Zwischenschritte nicht merken und beim lesen fliegt sie über die Sätze und vergisst die Endungen zu lesen. Sie kann aber auch häufig nicht zuhören und bekommt deshalb die Erklärungen oft nicht mit. Sie sagt oft die Gedanken fliegen einfach durcheinander durch den Kopf… Ja ich glaube das sind die wichtigsten Eigenschaften. Ob das alles typisch ist, weiß ich nicht. Liebe Grüße :blush:

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Ich finde schon, dass das recht typisch klingt, es könnte aber sein, dass eine ASS noch mit reinspielt, nur mal als Idee.
Ist sie definitiv während der Hauptwirkzeit weinerlich und unkonzentriert? Das kann ein recht kurzer Zeitraum sein. Sagt sie selbst, dass in dieser Zeit ihr Kopf klarer ist oder eher noch wirrer?
Es gibt Menschen, die mit solchen paradoxen Reaktionen auf zu niedrige Dosen reagieren, allerdings glaube ich passiert das normalerweise nicht direkt am Anfang sondern erst nach einer gewissen Gewöhnung an Stimulanzien.

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Danke @Hruna ! Tatsächlich stand ASS erst im Raum. Allerdings bin ich mir da sehr unsicher. Welche Anzeichen würdest du da sehen? Ich fand vieles was ich gelesen habe, unpassend. Am Ende wurde auch eine ASS Diagnostik durchgeführt die absolut unauffällig war. Also keine Anzeichen für ASS. Ich bin echt unglücklich dass wir erst jetzt die ADHS Diagnose haben und es vorher nie jemandem aufgefallen ist. Denn wir sind von Arzt zu Arzt gerannt. Im Rahmen der Legasthenie Diagnostik wurde eine IQ Testung durchgeführt. Meine Tochter ist in einigen Bereichen fast überdurchschnittlich aber in den Bereichen die das Arbeitsgedächtnis betreffen fast unterdurchschnittlich. Auch bei diesem Ergebnis wurde nicht an ADHS gedacht. Und wir haben uns die ganz Zeit gefragt warum alles so schwierig ist und warum uns keiner helfen kann… Deshalb hatte ich jetzt auch so große Hoffnung in die Medikamente :sleepy:… Naja Mal sehen wie es morgen wird… Dann achte ich auch nochmal auf die Punkte die du genannt hast und Frage sie, wie sie sich fühlt. …

Direkte Anzeichen sehe ich nicht, kenne mich damit auch nicht aus. Ich habe aber gelesen, dass bei ASS die Medikamente nicht so ohne weiteres gut wirken, weil sie zwar die ADHS-Symptome verbessern, aber dadurch die ASS erst recht rauskommt.

Ja, schau doch mal danach, wie es in der Zeit der Hauptwirkung ist. Du hast selbst keine Erfahrung mit Stimulanzien oder? Meine Tochter ist auch 8 und wir sind mit ihr grade in der Diagnostik, ich gehe fest davon aus, dass sie ADHS bestätigt bekommt. Deine Beschreibung deckt sich in großen Teilen mit dem wie ich bei meine Tochter sehe. :smiling_face:
Falls es so kommt, würden wir auch gerne Medikamente ausprobieren und ich bin sehr dankbar, dass ich selbst diese Erfahrungen jetzt grade mache. Hier können wir die aber natürlich auch sehr gut zur Seite stehen und unsere Erfahrungen teilen, die ja zum Teil auch extrem unterschiedlich sind. Auch die Wirkzeiten können sich erheblich unterschieden, das macht es manchmal schwierig zu beurteilen was Wirkung/Nebenwirkung und was Rebound ist. Wenn sie eher schnell verstoffwechselt (oder sogar genetisch ein echter Schnellverstoffwechsler für MPH ist), kann der Rebound auch bei Retardpräperaten sehr schnell einsetzen. Oder es gibt eine kurze Wirkung, dann ein Loch und dann ein zweites Hoch bei der 2. Freisetzung, ca. nach 3 Stunden. Da könnte man evtl. unretardiertes MPH probieren, das wirkt aber immer nur 3-4h, bei manchen eben auch nur 1,5 bis 2,5h und ist deshalb eher nicht geeignet für die Schule, aber ein Test in den Ferien oder am Wochenende kann vielleicht aufschlussreich sein.

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Das klingt für mich sehr typisch. Gut, dass die Diagnose jetzt da ist. Gut, dass Ihr bereit seid, Medikamente einzusetzen. Hilflosigkeit auszuhalten ist unglaublich schwer. Und dass man oft lange warten muss, bis man wieder mit einem Arzt sprechen kann- gerade in so einer sensiblen Phase- macht die Sache nicht leichter.
Ich war bei dem ersten Behandlungsversuch mit Medikinet auch so hoffnungsvoll… und dann wieder verzweifelt, weil es bei meinem Sohn heftige Nebenwirkungen gab. Aber das kann ja schon beim nächsten Medikament ganz anders aussehen.

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