Hallo @AbrissBirne ,
danke, dass du dir diese Gedanken machst. Ich versuche mal der Reihenfolge nach zu antworten:
Ja, es ist traurig! C. hat mir vor ca. einem Jahr zum ersten mal gesagt, dass sie sich „ganz klein und dumm“ fühlt. Dass sie im Gegensatz zu anderen „nichts gut kann“. Sie hat ein sehr schlechtes Selbstbild obwohl das schlichtweg nicht stimmt! Sie ist sportlich und musikalisch, kann super schön malen, hat ein riesen Herz, ist loyal, sanft und liebevoll. Sie hat einen lustigen Humor und bringt durch Ironie auch viele Erwachsene zum lachen. Sie kann riesige philosophische Gedankengebäude aufbauen und sprachlich ihre Gefühle und Gedanken top reflektieren und ausdrücken.
Woher ihr schlechtes Selbstbild kommt ist eine sehr gute Frage auf die wir nie eine Antwort gefunden haben. Seit der ADHS Diagnose letztes Jahr, vermuten wir dies als Ursache. Wir als Eltern haben eigentlich keine großen Ansprüche daran, was sie können „sollte“. Unsicher und perfektionistisch war C. schon im Kindergarten. Sie hat Spiele nicht mitgespielt, aus Angst zu verlieren und hat Bilder zerissen, damit keiner sieht, wie „schlecht“ sie sind. Wir haben die Bilder von ihr eher gerahmt und aufgehangen oder an die Familie verschenkt. Auch die Erzieherinnen haben versucht sie zu stärken und waren super lieb. C. hat noch immer Kontakt zu ihnen und darf sie regelmäßig in der Kita besuchen, was sie leibt. ( Das nur als ein Beispiel wie seltsam C.s Selbstbild ist, wir haben viele solcher Beispiele)
Zu der Schreikindproblematik: C. hat bis jetzt noch keine Nacht durchgeschlafen. in den ersten 2 Jahren war sie bis zu 25 mal wach! Manchmal auch nur 8 mal. Dafür dann aber bis zu 2 Stunden am Stück. Zwischen 2und 3 Jahren ist das besser geworden. Aber gut ist es nie geworden. auch jetzt noch ist sie regelmässig bis zu 4 Stunden wach, und einer von uns direkt mit, weil sie alleine angst hat.
Ob sie als Baby Schmerzen hatte, kann ich natürlich nicht ausschließen, Hunger und Durst aber schon. In jedem Fall haben wir sie nie alleine gelassen. Entweder sie lag bei uns im Arm oder wir haben sie rumgetragen. Es war der pure Horror! Um meine Haltung klar zu machen: Ich habe ihr während des Schreins immer wieder ins Ohr geflüstert: „wir schaffen, das! du wirst wieder einschlafen! solange kuscheln wir einfach…“
An ADHS habe ich damals nicht gedacht. Erst letztes Jahr kam diese Vermutung auf. Wir haben damals alles versucht. wir waren bei Heilpraktikerinnen, Osteopathinnen, Psychiaterinnen, Ärztinnen usw. - erfolglos. Und auch Ortswechsel haben zu keiner Veränderung geführt.
Eine Verbesserung hat sich in dieser Zeit zufällig ergeben: Wir haben, als sie geschriehen hat, einmal den Wasserharn angemacht um einen Schnuller abzuwaschen. Das hat sie etwas beruhigt! von da an haben wir in unserer Verzweiflung mit lautem Radiorauschen geschlafen. Das hat etwas Besserung gebracht!
Wir als Eltern finden unser Kind gut, wie es ist! Durch ihre Entwicklung hat sich vieles seit damals verbessert. Alles was auf diese zwei Jahre folgte war im Vergleich eher ein Spaziergang! Aufgrund ihres Wesens haben wir sie auf einer Montessori Schule angemeldet. Es gibt dort keine Noten und ein Großteil des Lernens ist freiwillig. Leider verglicht sie sich trotzdem mit den anderen. Sie merkt, dass weniger „hängen bleibt“, wundert sich, warum die anderen so schnell „viel können“. Nicht falsch verstehen: C. ist sehr schlau! Sie hat von vielen Dingen ein sehr viel größeres Verständnis als viele ihrer Freundinnen…Aber sie kann es nicht erkennen. Sie sagt selbst „Mama ich möchte das glauben, aber irgendwie ist es, als könnte ich das nicht entscheiden und mein Körper glaubt mir nicht, auch wenn ich ihm sage „du kannst dass““
Als C. dann schlussendlich meinte, sie fühle sich „klein und dumm“, hat mich das so mitgenommen, dass ich nochmal aktiv geworden bin. Ich habe sie nochmal bei einer neuen psychologischen Praxis vorgestellt, die auf ADHS und ASS spezialisiert ist. Dort wurde ASS ausgeschlossen und die ADHS Diagnose gesichert. Natürlich kann man über Diagnosen streiten. Und ja, ich frage mich manchmal, vielleicht ist es doch was anderes? Aber andererseits, was bleibt uns anderes übrig? Ein liebevolles, bestärkendes Umfeld, tolle Freundinnen und super liebe Lehrerinnen, die versuchen alles positive hervorzuheben und Psychotherapie haben nicht dazu geführt, dass C. sich gut fühlt. Wenn tatsächlich ein Dopaminmangel im Gehirn dafür verantwortlich ist, empfinde ich es fast als unterlassene Hilfeleistung, es nicht zu probieren. Und leider gibt es keinen anderen Weg als es zu versuchen. Für mich ist das auch mega hart!
Also, vielleicht fällt dir mit diesem Hintergrundwissen ja noch etwas ein, ich bin für Sichtweisen aus allen Richtungen offen.
Ich selbst habe mich übrigens gleich mit diagnostizieren lassen und nehme seitdem Medikamente, was zu einer erheblichen Vereinfachung meines Alltags führt.
Liebe Grüße