@Nono: Ich frage mich, warum Dich das wundert. 
Als Kind ist es schwerer, den Erwartungen nicht zu entsprechen. als als Erwachsener.
Die Eltern und andere Verwandte haben welche. Der Kindergarten und die Schule haben welche. Man muss dorthin und ist darauf angewiesen, mit den anderen Kindern klar zu kommen. Nach meiner Erfahrung sind Kinder gegenüber abweichenden Verhaltensweisen noch deutlich intoleranter oder vielleicht auch nur offen intolerant, als Erwachsene.
Da eckt man ständig und überall an, wenn man sich nicht so benimmt, wie alle anderen. Das finde ich als Erwachsener sogar einfacher, weil man mehr bestimmen kann, wie und mit wem man leben will.
Ich hatte im Kindergarten das Problem, dass ich die Erzieherinnen wörtlich genommen habe. Wenn die gesagt haben „Kannst Du bitte xy tun oder lassen?“, dachte ich, ich hätte auch die Wahl „nein“ zu sagen.
Dann waren die Damen aus unerfindlichen Gründen (aus meiner Sicht) sauer auf mich. Ich weiß nicht, wie oft meine Mutter wegen meines Benehmens bei der Leitung antanzen musste.
Mit einer alten Erzieherin, die sich klar ausgedrückt hat, lief es super. 
Vermutet, dass da etwas anderes hinter stecken könnte, als ein ungezogenes Kind, hat damals keiner.
Jedenfalls kamen irgendwann Kommentare von wegen, ich könne mich in der Schule nicht so benehmen, das ginge gar nicht usw.
Da habe ich beschlossen, mich anders zu benehmen. Seitdem ist mein zweiter Vorname unauffällig, wenn es um Schule und Beruf geht.
In der Schule und Im Beruf war/bin ich die Frustrationstoleranz in Person, weil ich mich für nichts ernsthaft engagiere oder mich gegen etwas wehre. Wenn die Lehrer irgendeinen Mist wollten, habe ich den halt gemacht. Im Beruf ist es nicht anders.
Würde ich das nicht so machen, würde ich früher oder später explodieren, und das käme nicht gut an. In der Grundschule ist mir das noch 2 oder 3 mal passiert, danach nicht mehr.
Ausbrüche habe ich seit der Grundschulzeit auf zu Hause verschoben, oder wenn ich alleine bin.
Hyperaktiv war ich nie, sondern immer verträumt. Da gab es, aus meiner Sicht, keinen Maskierungsbedarf, weil das keinen gestört hat.
Ansonsten habe ich auch schon als Kind Rollen gespielt, indem ich Personen nachgemacht habe, von denen ich glaubte, dass die gut in bestimmten Situationen sind, oder ich bin Situationen vorher mit verschiedenen Verhaltensweisen meinerseits durchgegangen und habe mich für das sinnvollste entschieden.
Ich war sicherlich kein unauffälliges Kind, und ich vermute auch stark, dass meine Mutter sich zumindest wegen meiner Explosionen und wegen Konzentrationsproblemen beim Kinderarzt und bei meinem Lehrer erkundigt haben wird. Aber vermutlich haben die gesagt, dass manche Kinder eben so sind oder dass sich das verwächst.
Als Teenager bin ich dann implodiert, weil ich es da nicht mehr geschafft habe, mich an die anderen so richtig anzupassen und Interesse für den damals angesagten Krams zu heucheln, den ich öde fand. Die Beziehung zwischen meinen Eltern war außerdem total zerrüttet. Sie sind nur noch wegen mir zusammen geblieben. Meine Mutter wurde damals immer menschenscheuer und merkwürdiger. Ich vermute, sie hatte das gleiche Problem, wie ich.
Ich habe damals mehrfach ernsthaft überlegt, mich umzubringen.
Ich hatte aber zwei Freundinnen als Lichtblick, von denen ich mich verstanden fühlte.
Ich bin zwar kein Boomer, aber in der Generation X wurde man auch nur mit ADHS diagnostiziert, wenn man über Tische und Bänke ging. Als Autist musste man schon mindestens monoton sprechen, den Oberkörper wiegen oder so und keine Ironie verstehen. Das war bei mir alles nicht der Fall.
Vermutlich bin ich auch noch so ein Sondermodell mit AuDHS. Bis 2013 schlossen sich die beiden Diagnosen ja offiziell aus, und ich passe weder komplett in das eine, noch in das andere.
Selbst, wenn meine Eltern in den 80ern einen Fachmann erwischt hätten, der sich mit so etwas ausgekannt hätte, wären das wohl maximal „Züge von…“ geworden.
Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich heute richtig diagnostiziert werden würde. Ich habe schon genug unfähige Ärzte erlebt, die mit weniger komplexen Problemen überfordert waren.
Unser Sohn (14) maskiert anscheinend mittlerweile mehr in der Schule. Das hat er aber lange nicht oder kaum gemacht. Vom Kindergarten und von der Grundschule bekamen wir immer Meldungen, dass unser Sohn (in verschiedenen Varianten) auffällig sei.
„Aber dass man es als Arzt nicht schafft, herauszufinden, was Masking ist und was nicht…?“
Ok, bei Kindern würde man glauben, dass die da noch nicht so gut drin sind, aber vermutlich erwarten die Ärzte bei denen auch nicht, dass sie es überhaupt tun.
Ich fand Erwachsene schon immer naiv, was deren Unglauben anging, was auch jüngere Kinder ihnen schon vormachen können, um damit ein Ziel zu erreichen.