Medikinet, "Achterbahn" fahren und co

Hey Liebe Community,

ich bin neu hier, 24 Jahre alt, Student und suche Rat.
Im September habe von meiner Fachärztin Medikinet Adult (Retardiert) verschrieben bekommen.

Steigerung von 2x 5mg auf 10, dann 15, dann 20, dann 30.

Die ersten leichten Effekte habe ich bei ca. 2x15mg bemerkt.
Bei 20mg ging es besser, aber immer mit dem Gefühl von „Da ist noch Luft nach oben“
Ich bin nun bei 30mg angekommen und vor mir liegt ein großes Rätsel.

Manchmal wirken die 30mg wahre wunder, ich bin total im Fokus und alles ist super, ich fühle mich gut und bekomme mich motiviert Dinge zu erledingen, Sauberkeit aufrecht zu erhalten, etc.
Oft jedoch fühlen sich die 30mg als viel zu viel an.
Die letzte Woche aber fühlten sich 30mg an, als hätte ich (fast) kein Medikinet zu mir genommen, bevor es gestern wieder eingeschlagen ist wie eine Bombe (negativ).
Wechselnde Nebenwirkungen sind:

  • Übelkeit
  • Unerklärlicher Husten
  • Magen-Darm Beschwerden
  • Kopfschmerzen (mittel bis stark)
  • Herzrasen
  • Schwindel
  • Müdigkeit / allgemeine Schwäche => Starke Augenringe
  • Benommenheit
  • (Nervosität)
  • Verschwommenes Sehen
  • Schwitzen
  • (Halsschmerzen bzw. Rachenentzündungen)
  • Muskelzuckungen

Wenn ich jedoch 20 oder (was ich z.B heute probiere) 25mg nehme profitiere ich nicht von einer so großen kognitiven Veränderung wie von 30mg, auch wenn ich darunter oft starke Nebenwirkungen habe.
An anderen Tagen ist jedoch, wie bereits erwähnt, 30mg die perfekte Dosis und ich komme super durch den Tag und auch durch meinen Unikram. Dann wiederum merke ich an manchen Tagen irgendwie „gar nichts“, was sich auch in meiner Konzentrationsfähigkeit widerspiegelt. Es ist wirklich wie Achterbahn fahren.

Mir ist bewusst, dass meine Honeymoon-Phase nach 2 Monaten bereits abgeklungen ist und da auch viel intrinsische Arbeit gefordert ist.
Jedoch stehe ich vor einem riesigen Rätsel.
Ich kann leider meine Ärztin nicht erreichen, da diese seit geraumer Zeit in längerem Urlaub ist(bis Anfang Dezember) und mein Kontrolltermin erst ende Dezember.

Habt ihr irgendwelche Tipps? Wie sollte Medikinet denn wirken?
Dazu findet man Online (bzw. ich zumindest) nicht allzu viel.
Ich habe bei guter Dosis gemerkt, dass ich etwas genommen habe (das etwas kommt).
Ist das überhaupt richtig so? Wie fühlt sich das für euch an?

Ich habe mich mittlerweile sehr viel in das Thema reingelesen und oft gehört, dass Elvanse anscheinend das Mittel to go sein soll? Wieso?

Ich habe hier im Forum auch schon öfter gelesen, dass Leute verschiedene Medikamente, oder Medikamente in retadiert/unretadiert in Abwechslung nehmen. Welche Kriterien gibt es dafür? Was muss man da denn beachten? Wie bemerkt man, was man braucht? Ist das komplett trial and error?

Ich hoffe, ihr könnt mir ein wenig Rat geben.

Grüße,
TheDude :slight_smile:

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Nimmst du eine zweite Dosis?
Hast du immer zum Zeitpunkt der Einnahme ähnlich viel gegessen und getrunken?
Wann treten die Nebenwirkungen auf, gleich nach der Einnahme oder eher später?

Ich bin seit drei Monaten in der Einstellung Medikinet adult und muss noch mehr auf regelmäßiges Essen und trinken achten, habe doch deutliche Unterschiede gemerkt zwischen „Schüssel Haferflocken mit Apfelmus und Joghurt“ und „Zwei Löffel Restgrießbrei, damit was im Magen ist“

Ich habe mit elvanse keine Erfahrungen, habe dem Forum aber soweit entnommen, dass elvanse zumeist sanfter anflutet - bei Medikinet merke ich deutlich, wann die Wirkung einsetzt) und dann auch deutlich schiebt, was sich teilweise für die Leute wohl auch nach „Zwang“ oder ein bisschen freudlos und verbissen anfühlen kann.
Während elvanse eher entspannt, die soziale Kommunikation und die Ängste besänftigt, eventuell aber nicht so deutlich wahrnehmbar bei der Produktivität und Motivation hilft.

Wie gesagt habe ich keinen direkten Vergleich.

Da ich sozial gut zurecht komme, ganz gut kommunizieren und mich auf Leute einstellen kann und eher Probleme mit Müdigkeit, Antrieb, Vergesslichkeit, Verpeiltheit habe, ist Medikinet bei mir wahrscheinlich das bessere Medikament.

Würde trotzdem irgendwann gerne sehen, was Elvanse noch zu bieten hat, aber erstmal müssen noch Dinge abgearbeitet, erledigt werden und dafür ist das Medikinet bei mir Gold wert.

Und: herzlich willkommen hier :partying_face:

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Erst mal vielen Dank für deine Antwort und dein herzliches Hallo! :slight_smile:

Ja ich nehme eine zweite Dosis. Ich bin gerade bei 2x30mg.
Habe heute mal 25 mg probiert aber der Effekt ist wirklich nur okay.

Ich esse mittlerweile morgens pi mal Daumen das gleiche. 2 Brote und einen Quark.
Mir ist auch schon aufgefallen, dass ich NUR meinen Quark am Morgen eher vergessen kann… dann ballert das Medikinet ganz böse rein.

Die Nebenwirkungen treten 2-4 Stunden nach der Einnahme auf. Herzrasen ist zum Beispiel etwas, das mir anzeigt, dass das Medikinet grade anfängt zu wirken. Ich habe auch mit dem schieben gar kein Problem, das ist für mich eher ein Zeichen von „ah okay, jetzt kannst dich mal an deinen Kram setzen!“
Ich bin sozial auch gut angebunden und stark. Meine Probleme gleichen deinen sehr! :smiley:
Das zeigt wohl nach deiner Aussage, dass ich bei Methylphenidat bleiben sollte.

Hast du dann einen Rebound? Ich habe immer gelesen, dass die zweite Dosis unbedingt kleiner sein soll, um den Rebound abzumildern. Ich habe noch keinen festgestellt, weiß aber nicht, ob starke Verpeiltheit und Müdigkeit wie ohne Medikament dann auch ein Rebound ist.

Zwei Brote morgens finde ich super, das ist mir zu viel morgens, wenn ich dürfte, würde ich vielleicht um 10 oder 11 was essen, muss aber um 7 los und entsprechend auch das Medikament nehmen und was essen. Was heißt bei dir, es ballert böse rein?
Ich habe noch nie mehr als 30 mg auf einmal genommen und habe immer noch das Gefühl, da wäre Luft nach oben. Morgen gehe ich zur Psychiaterin, um die 30 mg zu evaluieren und dann werden wir vermutlich auch auf 40 mg gehen, allerdings habe ich schon mal 30/20 ausprobiert und das war bis jetzt das beste.
Ich merke auch Herzklopfen, Pulsanstieg, aber ich bin normalerweise so runter mit dem Blutdruck und dem Kreislauf, dass ich das als sehr positiv empfinde.

2-4 Stunden wäre doch eigentlich der Zeitpunkt, wo die zweite Hälfte der ersten Dosis anfängt zu wirken? Also eher 4.
In welchem Abstand nimmst du die zweite Dosis nach?

Die Verpeilten unter sich :wink: Ich habe in einem Arbeitskontext 2 Kolleginnen, eine undiagnostiziert, eine diagnostiziert aber unbehandelt und ich mit Diagnose und in der Medikamenteneinstellung, wenn da eine was typisches bringt, fängt mittlerweile immer eine der anderen beiden an mit „Gib mir ein A! Gib mir ein D!“ Das ist herzig, weil wir voreinander einfach sein können. Die lassen mich labern und rumtanzen, ich lasse sie oversharen und quietschen und dramatisieren und keiner guckt komisch.

Für mich sprechen meine angelesenen Infos hier für Medikinet, wenn man verpeilt ist und Durchhaltevermögen, Abschirmung von Reizoffenheit und Antrieb braucht (Jetzt schaffe ich was, merke das auch und bin dabei vielleicht ein bisschen verbissen, Wirkung kann man selbst bestätigen und teils auch von außen wahrnehmen) und für Elvanse, wenn man in der zwischenmenschlichen Kommunikation, beim Selbstbewusstsein und im Bezug auf Rejection Sensitivity Hilfe brauchen kann, aber vielleicht nicht auf den Punkt funktionieren und liefern muss (ich kann besser kommunizieren und schaffe nicht alles, aber fühle mich dabei besser mit mir selbst, Wirkung wird eher von anderen bestätigt).

Aber das ist nur angelesen hier im Forum. In ein paar Threads hier wurden die Wirkungskurven besprochen und die Wirkung diskutiert, vielleicht findest du da noch was schlaues?

Ansonsten meldet sich hier bestimmt noch jemand, der oder die Erfahrungen mit beiden Medikamenten hat.

Habe ich mit Medikinet auch am Anfang gehabt, jetzt nicht mehr so. Bei mir wurden die Stoffwechselprozesse verlangsamt, was mir aber entgegen kam, weil mein Körper anscheinend schnell verarbeitet und alles direkt wieder rausschmeißen will, was nicht immer praktisch ist.

Das hier klingt allerdings ein bisschen nach Überdosis. Wobei Überdosis und Unterdosierung wohl auch manchmal schwer auseinander zu halten sein können.

Wenn du regelmäßig isst, könnte es am Schlaf liegen? Wenn ich zu wenig schlafe, macht mich Medikinet zwar wacher, aber ich bin keineswegs so „funktionierend“ und klar, wie wenn ich es schaffe, 7 Stunden oder mehr zu schlafen.

Und dann fällt mir noch ein, dass man wohl unter Medikinet einen höheren Bedarf an Glukose hat, einige hier haben die Kopfschmerzen wegbekommen und die Wirkung verlängert/ eingepegelt, wenn sie darauf geachtet haben, zwischendurch was glukosehaltiges zu essen.

Es ist mal wieder der reinste Selbsterfahrungstrip.

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Hallo,

hier ein paar allgemeine Infos zur Eindosierung von Stimulanzien bei AD(H)S.

1. Koffein komplett vermeiden
Wirklich wichtig: kein Koffein bei der Eindosierung von Stimulanzien. Nicht nur weniger, sondern ganz konsequent: gar keines.

Koffein ist ein Adenosinantagonist, d.h. es hemmt Adenosin. Und Adenosin hemmt Dopamin. Im Ergebnis fördert Koffein Dopamin.
Es ist oft so, dass Koffein und Stimulanzien jeweils allein gut vertragen werden, während sie bei gemeinsamer Einnahme eine Zitterigkeit auslösen können, wie bei einer Stimulanzienüberdosierung - und ebenso andere, gravierender Nebenwirkungen.

Nach der Stimulanzien-Eindosierung, also wenn das passende Medikament und die passende Dosis gefunden wurden, kannst du bei neuem Koffeinkonsum problemlos erkennen, falls Nebenwirkungen aus diesem resultieren und nicht aus den Medikamenten.

Koffein findet sich in Kaffee, Schwarztee, Grüntee, Cola, Energydrinks; verwandte Stoffe finden sich in dunklem Kakao.

2. Eindosierungsleitfaden lesen

3. Eindosierungshilfetabelle verwenden
Besonders wichtig für Frauen aufgrund des Monatszyklus.
Download hier:

https://adhs-forum.adxs.org/t/ein-dosierungshilfetabelle/7270

4. Arzt ist der Maßstab
Und klar: alle Hinweise und Informationen hier im Forum und bei ADxS.org dürfen nie dazu führen, ärztliche Anweisungen zu missachten, sondern dienen ausschließlich dazu, mit dem Arzt besser kommunizieren zu können.

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Gut, aber wenn morgens 30 mg richtig sind, genügen mittags wahrscheinlich 20 bis 25.

Ich esse mittlerweile morgens pi mal Daumen das gleiche. 2 Brote und einen Quark.

Morgens Brote und Quark. Und zur Mittagskapsel isst du auch etwas?

dass Leute verschiedene Medikamente, oder Medikamente in retadiert/unretadiert in Abwechslung nehmen. Welche Kriterien gibt es dafür? Was muss man da denn beachten? Wie bemerkt man, was man braucht? Ist das komplett trial and error?

Bei mir hat es sich über die Jahre so ergeben - ja, trial and error, wobei ich mir hinterher durchaus erklären konnte wieso was am besten passt.

Ich nehme morgens Medikinet Adult, weil ich gut und gerne frühstücke. Mittags Ritalin Adult, weil ich eher unregelmäßig zu Mittag esse.

Und am frühen Abend unretardiertes Methylphenidat, weil die beiden Kapseln nicht ganz bis in den Abend reichen - aber noch eine dritte Kapsel wiederum zu lange wirken würde.

Nicht jede Ärztin ist es gewohnt, wenn man sich seinen Medikationsplan so zusammensucht wie auf der Pizza-Speisekarte. Wie gesagt, das hat sich nach und nach entwickelt, und dann konnte ich nach und nach meinem Arzt sagen was gut ging und was nicht. Ich nehme Methylphenidat seit 2003, die oben genannten Medikamente in der heutigen Dosis seit 2015.

(Allerdings gab es 2003 auch noch keine Adult-Kapseln. Da hatte man nur unretardiertes MPH - und war froh dass es das gab.)

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Gut, aber wenn morgens 30 mg richtig sind, genügen mittags wahrscheinlich 20 bis 25.

Manchmal fühlen sich leider selbst die 30mg morgens nicht richtig an.
Irgendwie hängt in letzter Zeit auch stark meine Motivation und auch die Ordnung.
Das liegt aber wohl eher an der Mittelschweren Depression, die mir diagnostiziert wurde.

Morgens Brote und Quark. Und zur Mittagskapsel isst du auch etwas?

Ja! Ich versuche immer, eine halbe Stunde vor der zweiten Dosis etwas zu essen.

Nicht jede Ärztin ist es gewohnt, wenn man sich seinen Medikationsplan so zusammensucht wie auf der Pizza-Speisekarte. Wie gesagt, das hat sich nach und nach entwickelt, und dann konnte ich nach und nach meinem Arzt sagen was gut ging und was nicht. Ich nehme Methylphenidat seit 2003, die oben genannten Medikamente in der heutigen Dosis seit 2015.

Ich weiß nicht, ob meine Ärztin da so scharf drauf ist.
Sie meinte "Medikinet, das ist’s. Damit hat fast keiner Probleme. Nehmen Sie das, dann verschwinden alle direkt mit ADHS in Verbindung stehende Probleme.

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Ich hatte tatsächlich bisher noch keinen „wirklichen“ Rebound.
Ich nehme aber auch meine Dosis immer sehr ordentlich, rechtzeitig.
Habe gestern mal weniger genommen… Ein bisschen kleinerer Effekt aber ich habe quasi nichts negatives gemerkt.

Was hat deine Psychaterin jetzt gesagt? :slight_smile:
Ich glaube ich sollte auch mal eine 30/20 oder 30/25 Mischung ausprobieren.
Ich tendiere aber doch irgendwie dazu, meine Ärztin im Dezember nach Ritalin zu fragen…
Ich empfinde es schon als sehr komisch, dass Medikinet manchmal richtig reinballert, manchmal gar nicht, manchmal mit der vollen Breitseite an Nebenwirkungen und manchmal total smooth.

6-7 Stunden nach der ersten Dosis.
Wenn ich Gefahr laufe es zu vergessen und noch dran denke, dann auch mal schon nach 5 1/2

Ich brauch je nach Situation eigentlich beides :smiley:

Sehr valider punkt, davon bekomme ich in letzter Zeit viiiiiel zu wenig.

Tipp direkt heute mittag umgesetzt, als der Kopf angefangen hat wehzutun und was soll ich sagen?
Hat geholfen, tausend dank!!!

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Deine Ärztin sollte scharf darauf sein, dass es ihren Patienten gut geht.

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