Hallöchen Community,
vielen lieben Dank für’s durchlesen und Antworten im vorraus!!
Zu mir und meiner Geschichte:
Ich bin 29 Jahre jung und habe im Alter von 6 Jahren ADHS diagnostiziert bekommen. Damals erhielt ich für 2 Monate Ritalin. Meine Eltern setzten es aber ab, weil es mich zu ruhig und ängstlich machte. Anschließend folgten einige Sitzungen Ergotherapie und mit dem Engagement meiner Eltern schaffte ich es in der zweiten Klasse von einer Sonderschule auf eine „normale“ Grundschule. Ich wurde etwas gebändigter und schlängelte mich so durchs Leben. Ich selbst habe mich nie als krank aber schon immer als anders angesehen. Umso älter ich wurde, wurde ich reifer und wusste mich immer besser vor Autoritäten und Fremden zu benehmen. Vom Bengel zum Engel sozusagen. Zumindest vornerum. Hintenrum war ich schon ziemlich früh sexuell aktiv und begann auch schon mit 13 Jahren das Rauchen. Auch bin ich schon mit 14 Jahren Auto ohne Fahrerlaubnis gefahren. Nicht nur einmal, sondern öfters. Mit 16 hatte ich ein eigenes Auto und mit 17 wurde ich dann erwischt. Weshalb ich mit 18 zur MPU musste, bevor ich überhaupt meinen Führerschein machen konnte. Die Schule habe ich mit einem mittelmäßigen Hauptschulabschluss abgeschlossen und die darauf folgende weiterführende Schule suspendierte mich wegen zu vieler Fehltage. Dann begann ich das kiffen für mich zu entdecken. Es war aber eher ein Zwang, den ich gar nicht erklären kann. Ich Kiffte obwohl ich es nicht vertragen habe. Ab meinem 18. Lebensjahr sogar immer mehr, erst synthetische Cannabinoide und dann Cannabis. Durch meine offene und kommunikative Art, dazu Charm und sicheres Auftreten (vornerum! Innerlich fühlte ich mich nicht geliebt, schlecht und wie ein loser) bekam ich schon relativ jung durch meinem Nebenjob in einem Restaurant, Job Angebote für den Vertrieb angeboten. Einen dieser Jobs nahm ich dann mit 18 Jahren an, mit der Bedingung eine duale Ausbildung beginnen zu dürfen. Schließlich finge ich eine Ausbildung für Versicherungen und Finanzen an. Es folgten nach einer gewissen Zeit wieder viele Fehltage in der Berufschule, ich begann Alkohol zu trinken. Jedoch nicht ein wenig sondern bis zum „geht nicht mehr“. Auch dies machte wenig Sinn, da ich nur Nachteile dadurch hatte aber immerhin fühlte ich mich nach den ersten Gläser euphorisch.
Der Vertriebspartner hat mir die Ausbildung nur angeboten weil er sich erhoffte, dass ich schon selbständig einige Verträge in meiner Privatzeit für die Firma abschließe. Dies tat ich aber nicht. Also kam es zu Konflikte, welche ich nicht einsah. Nach einem Jahr sah ich mich nach einer anderen Ausbildung um und erhielt schließlich einen Ausbildungsplatz in einem 5 Sterne Hotel und beendete schließlich das Ausbildungsverhältnis beim Versicherer. Die Ausbildung sollte 250 km entfernt von meinem Wohnort stattfinden, meine Eltern, welche ein Restaurant betrieben und bis dahin an Wochendenden immer auf meine Hilfe (wenn auch zum Teil mit Verspätung) rechnen konnte, waren zwar damit einverstanden, aber ich wollte sie nicht im Stich lassen. Es fühlte sich zumindest damals so für mich an, dass ich sie mit diesem Schritt im Stich lassen würde. Also sagte ich die Ausbildung am Tag des Ausbildungsbeginns ab und arbeitete von da an ganz bei meinen Eltern. Nun war ich 20 Jahre jung und konnte abends den Showmaster spielen, nachts feiern und morgens ausschlafen. Dieses Leben führte ich bis zu meinem 27. Lebensjahr. In den Jahren von meinem 20. Lebensjahr bis zu meinem 27. Lebensjahr hatte ich wiederholt Ärger im Straßenverkehr. Bußgelder wegen Rasen, Falschparken aber auch zwei Fahrentzüge wegen fahren unter Einfluss von Cannabis und fahren unter Einfluss von Alkohol. Einmal musste ich eine MPU machen und hatte mein Führerschein nach 9 Monaten wieder und die Alkoholfahrt wurde mit einem Monat Fahrverbot bestraft. Hinzu kamen hohe Geldstrafen, welche mir aber nicht viel ausmachten, da ich ohnehin kein Gefühl für Geld verspürte und durch meine Eltern als Arbeitgeber immer mehr Geld verdiente als wie es für meine Leistung entsprechend gewesen wäre. Ich sah auch gar keine Fehler ein bzw habe ich mich auch nicht wirklich mit einem Problem beschäftigt, weil ich es gewohnt war, Konflikten aus dem Weg zu gehen und damit scheinbar Erfolg zu haben. Ohne jemals mein Verhalten zu hinterfragen, änderte ich mich zwar etwas, da ich reifer und erfahrener wurde aber nie so ganz. Mit 27 Jahren kam dann die Krönung meiner „Karierre“. Ich wurde drei mal innerhalb von 5 Wochen mit Nachweislichem Einfluss und Besitz von Cannabis im Straßenverkehr angehalten. Mit meinem Anwalt konnte ich den Entzug der Fahrerlaubnis zeitlich etwas nach hinten rücken. In dieser Zeit begann ich allerdings eine Straftat und zwar , gefährlicher Eingriff im Starkenverkehr. Ich fuhr auf der Autobahn und ein Autofahrer überholte, während ich mit hoher Geschwindigkeit auf der Überholspur war. Ich betätigte die Lichthupe und machte den Scheibenwischer bzw Vogel mit meinen Händen und hupte nahezu ununterbrochen. Der Autofahrer betätigte die Bremse und ließ sich nahezu 2 Minuten Zeit um den LKW zu überholen und ordnete sich dann rechts ein. Nun Fuhren wir nebeneinander und zeigten uns beide den Vogel, den Mittelfinger und hupten. Dies reizte mich noch mehr und ich wurde sehr impulsiv und aggressiv und Drückte erst mal auf Vollgas und nach 30 Sekunden wurde ich langsamer und „wartete“ auf den Autofahrer auf der rechten Spur. Ich war stinksauer. Ich fühlte mich verletzt und provoziert. Ich wollte es ihm bewusst heim zahlen. Ich hatte einen Shake Becher in der Mittelkonsole und mein Schiebedach war geöffnet. Ich wartete bis er kam, doch er schien Verdacht zu schöpfen und wurde langsamer. Als er sich dann doch näherte, weil ich meine Geschwindigkeit immer mehr reduzierte, und sich dann neben mir Fahrend befand, nahm ich den Becher und schmiess diesen aus dem Fenster. Der Becher landete zum Glück direkt auf dem Mittelstreifen. Nun begann eine Verfolgungsjagd. Ich sah wie sein Kamera Licht an war und er mich versuchte zu filmen. Ich hatte Angst, denn mir wurde ziemlich plötzlich bewusst, was ich da getan hatte und wollte wie immer, flüchten. Dies gelang mir erstmals aber schließlich kam alles raus. Der Autofahrer war ein Polizist in privat. Erst leugnete ich alles, später gab ich alles zu. Diesmal gab es eine sehr hohe Geldstrafe, welche ich später als Sozialstunden ableistete .
1 Monat nach dieser Tat musste ich ohnehin den Führerschein wegen den Cannabis Delikten abgeben. Ich wusste, dass ich diesmal nicht mehr so einfach aus dieser ganzen Sache raus kam. Ich wollte auch endlich mein Leben wirklich ändern und vor den Fakten konnte ich nicht mehr fliehen. Ich hab mich selbst nicht verstanden. Es wurde mir alles zu viel. Schließlich begann ich eine Langzeit Therapie auf einem Bauernhof. 18 Monate lange lebte ich dort ohne Internet, Fernsehen, Zigaretten, Drogen, Alkohol, Sex. Der Tag war strukturiert und voll ausgeplant, eine Sache die ich noch nie zuvor in meinem Leben hatte. Anfangs war es super, anschließend wurde es sehr anstrengend. Aber ich habe es durchgezogen. Diese Therapie hatte kein ausgebildets psychologisches Personal , es war auch kein Krankenhaus. Wir haben wie eine Familie zusammen gelebt , die aus Männern mit verschiedensten Vergangenheiten und Helfer die ehrenamtlich halfen, bestand. Die Heilung bestand darin, dass wir mit einem Tagesmotto, welches jeden Tag neu war, unser Verhalten ändern. Das enge zusammenleben brachte natürlich immer wieder Konflikte, welche wir uns mit Hilfe des Tagesmottos erleichtern sollten. Dadurch habe ich mich auch wirklich verändert. Aber ich merkte immer noch, dass ich irgendwie schneller schlapp wie die anderen bin. Das meine Gefühle oft sehr unterschiedlich und gemischt sind. Das ich dennoch immer noch viele Sachen, obwohl ich sie doch so gerne machen wollen würde, nicht hinbekomme. Mir der Fokus oft fehlt und ich immer noch für tausend Dinge brenne, die sich dann wieder in Luft auflösen.
Nachdem ich dieses Jahr im März meine Therapie beendet habe, bin ich durch Zufall im Internet auf ein Video gestoßen, welches eine Reportage über eine junge Frau zeigte, welche an ADHS leidet. Die Symptome kannte ich sofort! Ich fühlte mich verstanden. Sah mir noch mehr Videos und Berichte darüber im Internet an. Alle diese Leute behandelten ihr ADHS mit Medikamente. Ich erkannte, dass mein ADHS aus der Kindheit eventuell das Problem meiner Alltagsprobleme sein könnte. Also stellte ich mich bei einem Psychiater vor. Nach einem 20 minütigen Gespräch sagte er mir, das er mir Medikinet verschreiben möchte. Mit diesem Vorschlag war ich nicht ganz einverstanden, da ich mittlerweile auch einiges über die Nebenwirkungen gehört und gelesen hatte. Außerdem wollte ich keine Medikamente nehmen. Deshalb fragte ich nach Alternativen. Er sagte mir, das man diesen Fehler im Gehirn nicht anders verbessern kann und das mein Lebenslauf deutlich zeigt, dass ich darunter leide, was natürlich stimmte. Und ich es doch versuchen solle. Die Dosierung sei auch ganz gering. Ich zeigte mich einverstanden, da ich aber so zufrieden über die Fortschritte, die ich bisher durch meine Therapie erlebt hatte, war, wollte ich es erstmal nicht nehmen. Nun holte ich aber zuvor schon das Medikament bei der Apotheke. Ich legte es in meine Nachtisch Schublade und ließ es dort über 5 Wochen lang liegen.
Mittlerweile hatte ich angefangen in einem Restaurant zu arbeiten. Die Arbeit ist anstrengend aber macht mir Spaß. Ich merkte, wie ich 100 Dinge gleichzeitig machen möchte und mir die Arbeit erschwere und meine Kollegen dadurch etwas nerv. Da ich dieses Jahr auch noch eine Weiterbildung anfangen möchte und es nicht wieder versauen möchte und an die Tatsache gedacht habe, wie viele Leute über die Erleichterung durch das Medikament schwärmen, habe ich erst bei meinem Psychiater angerufen und ihn über mein Vorhaben informiert und mit Medikinet 20mg begonnen.
Die Medikation verlief wie folgt:
Medikinet retard 20mg
Tag 1
Einnahme direkt nach einem Schinken Brötchen
Wirkung:
Sehr fokussiert, konzentriert , locker, keine 100 Gedanken auf einmal, nicht angespannt sondern total entspannt, etwas euphorisch,
- hält bis zum späten Abend an
Tag 2
Einnahme: nach dem Aufstehen , direkt nach einem Schinken Brötchen
Wirkung:
Lockerer, fokussierter und konzentrierter
Aber ab dem Mittag, ca 5 Stunden nach Einnahme tritt Müdigkeit ein, später leicht introviert , etwas benommen, kalte Hände (habe sonst immer warme Hände)
Ca. 3 Stunden später ist es mental wieder viel besser und gegen ganz spät, ist es wie wenn nie was gewesen wäre und ich fühle mich wieder konzentrierter und ruhiger
Tag 3
Einahme, nach dem Aufstehen direkt ein Schinken Brötchen und die Tablette
Wirkung:
Introviert, dennoch konzentriert und locker, nach 2 Stunden werde ich depressiv, schwach, kalte Hände , kalte Füße, Benommenheit .
Es ist Freitag, ich Versuche über die 116117 Hilfe zu suchen und recherchiere im Internet, dort werde ich aufmerksam gemacht, dass die Dosierung prinzipiell bei 5mg beginnen sollte. Auch die 116117 bestätigt mir das. Über die 116117 wird mir auch mitgeteilt, dass ich das Medikament einfach absetzen kann. Gegen Abend, ca 12 Stunden nach der Einnahme fühlte ich mich wieder besser wenn auch etwas müde.
Nun dachte ich mir, dass es an der Dosierung liegt und hab an Tag 4, die Kapsel geöffnet und in etwa die Hälfte des Kapselinhaltes in ein Glas stilles Wasser getan und dieses Glas nach dem Frühstück zu mir genommen.
Schon 20 Minuten später fühlte ich mich schlecht, wie am Abend zuvor. Introvertiert, meine Stimme wurde leise, ich fühlte mich benommen. Ich verspürte eine Art von Ängstlichkeit und im Wechsel dazu fühlte ich nichts, also Gefühlslos. Dazu kamen Herzrasen in unregelmäßigen Abständen. Mein linker Arm Schmerzte.
Dieser Zustand hielt ca 3 Stunden an und die Symptome wechselten insgesamt häufig.
Ich fühlte mich auch sensibel , introvertiert und schwach. Mein Kopf wirkte wirr.
Nach einem Mittagessen, ein Teller Nudeln, machte ich einen kurzen Spaziergang, duschte mich und legte mich hin. Es wurde besser. Mein Kopf fühlte sich klarer an, auch wenn er gefühlt etwas brummte. Ich verzeichnete außerdem Müdigkeit.
Nun liege ich seit 2 Stunden im Bett und tippe diesen Text zu Ende.
Außerdem noch am Rande: seit ich das Medikinet nehme habe ich gar keine Lust mehr auf Sex und hatte auch nur einmal morgens eine Erektion. Zuvor war ich schon fast Sexsüchtig.
Ich bin e
nttäuscht, denn am ersten Tag war die Wirkung hervorragend und ich hatte viel Hoffnung dadurch, aber unter diesen Umständen werde ich das Medikament selbstverständlich nicht mehr weiter zu mir nehmen. Ich finde es nur komisch, dass am ersten Tag alles so perfekt schien. Hat jemand vielleicht dazu eine Erklärung? Und einen Tipp, welche Behandlung ich nun anstreben könnte? Hat mein Arzt mich mit der Behandlung von 20mg überdosiert?
Gerne freue ich mich auch über weitere Anregungen.
Ich habe meinen Lebenslauf verkürzt und einige andere Ereignisse ausgelassen, da es sonst viel zu viel geworden wäre. Ich möchte einfach nur ein normales glückliches Leben führen und weder für andere noch für mich eine Last sein. Ich habe mich bereits verändert und werde mich weiterhin ändern.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Sunny1993