Medikinet - Lernen und Abrufen von Lerninhalten und Routinen mit und ohne Medis

Hallo,

ich schreibe hier mit einer Frage: unsere Psychologielehrerin meinte einmal in einer Unterrichtsstunde, in welcher es um Lernen und Behalten von Lerninhalten geht, dass Stimulantien wie Mph Einfluss darauf haben, inwiefern ein Mensch Zugriff auf das Gelernte hat. Sie meinte in diesem Zusammenhang, dass jemand, der unter Einfluss von Stimulantien für eine Prüfung lernt, die Lerninhalte nicht mehr abrufen kann, wenn er die Prüfung ohne Stimulantien schreibt, dh. sich an das Gelernte nur erinnert, wenn er in der Prüfung die entsprechenden Stimulantien genommen hat.

Natürlich ging es ihr in diesem Beispiel in erster Linie um Studenten ohne Adhs, die meinen, sie müssen zur längerne Konzentration Medikamentenmissbrauch betreiben.

Da ich jedoch Ärztlich verschrieben Medikinet einnehme und damit ganz gut klar komme, frage ich mich, ob ihre Aussage auch auf behandelte Adhsler zutrifft.

Hat jemand Erfahrung damit? Vielleicht auch in anderen Kontexten, etwa, dass man sich mit Medikamenten nicht mehr an Dinge erinnert, die Jemand gesagt hat, bevor man seine Tagesdosis eingenommen hat? Wie sieht es mit dem Lernen aus? Seht ihr Unterschiede zwischen Lernen mit und ohne Medis bzw. Lernen mit und Prüfung ohne oder anders herum?

Ich selbst merke, dass mir die Medis (richtig dosiert) sehr gut helfen. Zum Beispiel habe ich das Gefühl, dass ich erst mit der Eindosierung am Ende meines Studiums so richtig kapiert habe, worum es da eigentlich ging. Ich habe auch jetzt während meiner Ausbildung das Gefühl mich an die Themen zu erinnern, die wir während des Studiums gelernt haben (also wenn wir ein entsprechendes Thema behandeln).

Auf der anderen Seite merke ich, dass es Dinge gibt, die ich ohne Medikamente automatischer umsetze bzw. dran denke, als mit. Z. B. habe ich mir in der Zeit vor meiner Diagnose angewöhnt, mir für die Woche einen Tagesplan mit To Do-Listen in meinen Kalender einzutragen, und diese dann Abends abzuhaken und zu ergänzen und morgens darauf schauen und mich orientieren, was an diesem Tag los ist. Diese Routine ist seit ich auf Mph eingestellt bin irgendwie futsch. Verzichte ich einen oder zwei Tage auf Mph, klappt es wieder mit den To Do -Listen (also das Schreiben, nicht das umsetzen.
Was das Lernen angeht, kann ich nicht so viel sagen. Nur dass mir das Behalten von Lernininhalten und Abrufen ohne Medis viel schwerer fällt, als mit.

Habt ihr Erfahrungen dazu?

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Ist das nicht alles, worauf es ankommt?

Dazu noch die gute Selbstbeobachtung, dass Dir manches „mit“ leichter fällt und anderes „ohne“? Und die zunehmende Freiheit, Dich danach zu richten, vorausschauend, je nach Bedarf und Tagesplanung?

Ich wollte jetzt eigentlich einsteigen mit „Ja, da gab es damals diese Studie von Dunning und Kruger aus dem Jahr 1984, die bestätigt hat, dass usw.
Wissen die wenigsten.“

Aber ist ja gar nicht witzig, dass Dich jemand verunsichert, der Dir Sicherheit geben sollte. Belege für ihre Aussage müsste Deine Lehrerin liefern.

Und selbst wenn es dazu evidenzbasiertes Irgendwas gibt: Du bist Du und nicht irgendein „jemand, der unter Einfluss von usw.“

Mach Deine eigenen Labor-Versuche. Mit dem einzigen Arbeitsgedächtnis, das Dir zur Verfügung steht.

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Und deshalb auch nochmal als sachlicherer Versuch:

An diese Studie kann ich mich erinnern: (Das deutet m.E. darauf hin, dass primär Defizite ausgeglichen werden können, aber keine Leistungssteigerung darüber hinaus messbar ist. Wenn, dann ggf. eher Placebo. Sagt aber auch nicht, dass es eine Art „anderes Abspeichern“ gibt, dass dann nur mit MPH-Passwort wieder freigeschaltet werden kann… Und sagt erst recht nichts zu Personen, die eben dieses auszugleichende Defizit diagnostiziert bekommen haben. )

Mal ganz „im Zweifel für Deine Lehrerin“ gelesen: Vielleicht schwebte ihr so etwas vor wie „ohne med. Hilfsmittel dann Wegfall des Placebo und dadurch Verunsicherung und dadurch kein Zugriff mehr“?

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Das habe ich in Bereichen auch. Doch so langsam kommt auch nach 9 Monaten das andere wieder. Ich denke das es mit den Nebenwirkungen und den ganzen neuen Prozessen zu tun hat, die im Gehirn stattfinden. Man verändert sich ja dich Stück für Stück weil man so mit dem Chaos nicht mehr befaßt ist, einem Sachen anders auffallen, die fehlende Impulskontrolle schwindet etc. Es wirkt zwar erst mal alles klein, doch irgendwie hat sich das immer groß angefühlt und es ist groß, denn durch die ganzen Kleinigkeiten entfällt das ich für 3 Handlungen 10 brauche um das Chaos wieder auszubügeln bei Terminen, bei Schriftstücken etc. Es fällt immer mehr auf wodurch Ketten in Gang gesetzt wurden, die dann so viele Probleme und Zeit geraubt haben, ich muß Texte nicht 20 mal lesen um sie wirklich zu verstehen und vieles andere. Egal was sie sagt, konzentriere dich auf dich ind wie du Sachen auch im Umgang mit anderen verstehst, die andere früher gestört oder gar weggetrieben haben oder was sonst deine Baustellen waren, du hast ja gerade weil dir die Stimulanzien gut tun sie wegzulassen und gerade nicht in Prüfungen.

Ich weiß das ich alles genau behalten, auch wenn ich sie vergessen habe, aber die Abrufbarkeit dann wie früher eher Lottospielen ist und nicht konstant wie unter Stimulanzien oder ich sonst zu später bzw. im Nachhinein erst dran denke…

Das mit dem Konzentrieren und dem vorher erlernten Strategien muß damit zusammenhängen, weil wir uns das vorher mühsam eingekämpft haben und dieser Automatismus mit den Stimulanzien auch bei mir so nicht greift und wieder eingeübt werden möchte, danach laufen sie auch wieder selbstständig

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Möchte ich hiermit bestätigen, es ist wirklich noch winzig, aber der Effekt im Nachhinein beschert mir dann doch glänzende Augen :face_holding_back_tears:

Wieder was gelernt :jigsaw: Dankeschön…

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@Elementary
Erst mal vielen Dank für deine Antwort zu der Studie. Wahrscheinlich meinte meine Lehrerin genau das. Ich bin selbst tatsächlich gerade am ausprobieren, wie das mit Medis und Lernen so ist, weil ich erst gegen Ende meines letzten Studiums medikamentös eingestellt wurde und somit „nur“ noch die Bachelorarbeit damit geschrieben habe - was ein wahrer segen war, weil ich endlich mal beim Schreiben einer Arbeit sitzen bleiben konnte. Danach habe ich eine zeitlang gearbeitet und ein paar Jahre später die Weiterbildung angefangen. Deshalb ist das Lernen auf Prüfungen mit Medis eher Neuland für mich und ich weiß noch nicht so genau, wie viel Zeit ich dafür einplanen muss und wie schnell ich meinen Lernstoff behalte. Ohne war es tatsächlich ein hartes Auswendiglernen mit viel Bewegung, Mate und Schokolade. Scheint jetzt leichter zu gehen. Mal sehen, wie sich das entwickelt.

Zu meiner Lehrerin möchte ich noch sagen, sie wusste nicht, dass ich Adhs hab und Medis nehme. Sie hat das eher in dem Kontext gesagt, als wie über Gedächtnishemmer gesprochen haben also Dinge, die das Behalten von Inhalten schwer macht und da fielen laut ihrer Aussage auch Stimulanzien drunter. Sie konnte ja nicht ahnen, dass direkt vor ihr jemand sitzt, der das verschrieben bekommt. :grin:
Von daher habe ich das tatsächlich von ihr auch als Sachaussage genommen mit einer interessanten Info, die mich betreffen könnte.

@Kathy

Tatsächlich geht’s mir genauso. Es war insbesondere am Anfang ein großer Überraschungeffekt, dass ich manche Dinge, für die ich einen ganzen Tag planen musste, plötzlich nur eine Stunde brauche. Daran muss ich mich tatsächlich immer noch gewöhnen.

Das denke ich mir tatsächlich auch. Ich glaube es kommt auch dazu, dass der Kopf mit Medis tatsächlich auch ein bisschen anders funktioniert als ohne. Es macht ja schließlich auch einen Unterschied, ob jemand mit starker Kurzsichtigkeit ohne Brille durchs Leben geht, oder mit und plötzlich nicht mehr so nah dran gehen muss um Schilder zu lesen oder Hindernisse zu sehen.
Da heißt es wohl in diesem Bereich ganz klassisch schauen, wie ich mit Medis mit mir umgehen muss und dann entsprechende Routinen üben, üben, üben
:face_exhaling:

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