Medikinet Probleme nach 1,5 Jahren

Hi an Alle :),

ich bin seit Langem stille Mitleserin - auf diesem Wege ein großes DANKE an Alle, die hier so fleißig schreiben, sei es beim Schildern ihrer Situationen, die ich mitfühlen kann/kenne oder mit den vielen, tollen Antworten…

Ich bin seit 1,5 Jahren diagnostiziert und nehme seitdem Medikinet adult. Haupt’probleme’ sind bei mir Antrieb, unglaubliche Reizoffenheit, Organisation und Motivation. Konzentration zB gar nicht wirklich.
Daher leide ich sehr darunter, dass ich mich in meiner Selbstständigkeit nicht so motivieren, strukurieren und Dinge erreichen kann, wie ich es mir wünsche und auch soooo gerne tun würde, weil ich es doch eigentlich liebe. Und zweites, dass ich einfach in meiner Freizeit immer sehr zum Abkapseln neige, weil mir schnell alles zu laut, zu viel, einfach too much wird.

Zunächst bin ich super gefahren mit Medikinet 10 morgens und nachmittags, sowie manchmal abends 10 unretadiert, wenn ich bis spät nachts auf Events gearbeitet habe. Habe dann auch 15 morgens und 10 nachmittags erhöht und war immernoch happy und eigentlich keinerlei Nebeniwirkungen.

Nun zur jetzigen Situation, die so seit einem halben Jahr vorherrscht: Ich nehme meist dieselbe Dosis, nur manchmal 15-15-0. Ich bin super antriebslos, kann mich zu gar nichts aufraffen, nicht einmal zum Essen (ich liebe essen!!!), ich sehe keine Freunde mehr, weil sich alles zu viel anfühlt und ich mich zu 80% dissoziativ/neben mir stehend fühle, wenn ich um Menschen bin und das macht keinen Spaß.
Das Schlimmste für mich ist allerdings mein Stimmungs AUF und AB… Ich traue mich gar nicht mehr mich drauf zu verlassen, wenn ich jemanden schreibe, etwas plane, erzähle, wenn ich im hoch bin, denn es fühlt sich an wie im Rausch… Aber ich weiß genau, dass das Tief folgen wird und ich mich depressiv und müde fühlen werde. Ich bin da wirklich gefühlt wie high…
Wichtig zu wissen: Ich trinke immer eine Flasche Club Mate morgens und manchmal mittags und da ist ja viel Koffein drinnen und ich denke, dass mich das so sehr pushen könnte?

Ich bin einfach so verunsichert, weil ich keine kontinuierliche Stimmung und Motivation habe und den Spaß und die Leichtigkeit am Leben vermisse… Ich fühle mich nicht mehr wie ich.
Hat jemand das ähnlich oder Ideen/Vorschläge? (Elvanse hatte ich 6 Wochen ausprobiert wg längerer Wirkdauer, aber es hat bei mir sehr starke negatvie Gefühle ausgelöst und meine Reizoffenheit sogar verstärkt)

Aktuell bin ich seit einer WOche komplett ohne Medis und es geht mir so viel besser! Es ist sehr komisch muss ich sagen, da ich normalerweise ohen Medikinet sofort spüre, wie ich reizüberflutet bin, weniger schaffe und sehr müde bin, aber tatsächlich ist es dieses Mal so, dass all diese Symptome nicht da sind und es mir besser geht… Ich bin etwas ratlos. Außer, dass ich mein wiedergefundenes ICH genieße…

DANKE schonmal - ich weiß eure Hilfe und Ratschläge zu schätzen!

Hallo,

Das klingt alles deutlich nach Überdosierung und Koffein verstärkt es natürlich noch.

Hast du denn zur Einnahme von Medikinet adult immer ausreichend gegessen?

Ich würde die Dosis reduzieren und eventuell das Präparat wechseln. Concerta zum Beispiel oder Ritalin adult.

Und vielleicht ab und zu an freien Tagen mal Pause machen. Schlaf ist auch sehr wichtig.

Hier habe ich mal erklärt, welche Präparate mit Methylphenidat in D für Erwachsene zugelassen sind und was die wichtigsten Unterschiede sind

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Hallo,

ich weiß nicht ob die Dosis zu hoch ist. Ich würde eher Koffein ganz weglassen und schauen, ob nicht vielleicht der Abstand zu lang ist. Dann hättest du zwischendrin ein Wirkungsloch, das würde auch die schwankende Stimmung erklären.

Isst du auch zu jeder Einnahme? Ja ich weiß, wenn du den Abstand verkürzt und zu jeder Einnahme etwas essen musst, ist das ziemlich unflexibel. (Ich nehme deswegen morgens Medikinet Adult und mittags Ritalin Adult - da muss man nichts zu essen.)

Wenn du morgens 15 mg nimmst, brauchst du abends nicht 10 mg unretardiert, das ist dann viel zu viel!

Also lieber früher als später nachnehmen und die letzte Dosis klein halten, d. h. wenn du abends nichts nimmst nachmittags nur 10 mg Kapsel, und wenn du abends etwas nimmst, dann nur 2,5 bis 5 mg unretardiert.

Ohne Koffein kannst du vielleicht sogar etwas steigern. Aber wie gesagt nicht bei der letzten Dosis.

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Koffein unbedingt ganz weglassen!!!
Erst wenn du sicher bist, was von den Medis und was vom zusätzlichen Koffein kommt, kannst du es wieder dazu nehmen.

Erstmal ein herzliches Danke für eure Antworten - das hat mir schonmal zur Einschätzung sehr geholfen und auch mental, dass man nicht alleine ist :). Danke!

Wg Koffein: Ja das stimmt. Sagt man ja auch zur Eindosierung und aktuell bin ich ja quasi wieder beim Eindosieren. Werde ich weglassen :).

Wg anderer Präparate: Habe leider Zöliakie, daher fällt Ritalin leider weg wg Weizen. Aber Concerta könnte ich mal bei meiner Ärztin ansprechen.
Aber ich denke ich versuche es zu reduzierenbzw nehme ich ja weiterhin grade gar nichts und wenn ich dann wieder beginne dann nochmal ganz von vorne.

Ich hab bezüglich der Dosierung noch ne Frage:
Macht es mehr Sinn mittags mal nur 5 zu nehmen und dann am spaeten Nachmittag 10 oder eher am spaeten Nachmittag/abends 5 zum Runterkommen? Und kann ich da unretadiertes nehmen zum besserern Einschlafen?
Mich stört der Rebound abends, wenn ich nicht arbeite und gern was mit Freunden machen würde, aber dann halt nicht in der Lage bin wg Rebound Symptomen :(.

Danke nochmals

Mittags weniger und abends mehr hat keinen Sinn. Man braucht mittags etwas weniger als morgens und abends noch mal deutlich weniger - und unretardierte Tabletten musst du grundsätzlich nur halb so hoch dosieren, sie wirken ja auch nur halb so lange. 10 mg unretardiert ist dieselbe Dosis (aber nicht dieselbe Wirkdauer) wie 20 mg Kapsel, und abends braucht man weniger - also 2,5 bis 5 mg abends könnte passen, und je geringer die (letzte) Dosis desto erträglicher der Rebound.

Und die Abendmenge am Mittag „einsparen“ ist auch nicht sinnvoll - der Bedarf am Mittag ändert sich ja nicht, weil du später noch etwas nimmst.

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Ich bin etwas ratlos. Außer, dass ich mein wiedergefundenes ICH genieße…

Hallo fairdinkum,
auch wenn mein Fall völlig anders gelagert ist, vielleicht hilft dir mein Beitrag trotzdem.

Ich selbst habe damals den Absetzzeitpunkt des Medikinets etwas verpasst. Am Anfang war das Medikinet nötig und dann gab es einen Kipppunkt und alles wurde schlechter. Als ich bei mir alles abgesetzt habe, hat sich mein Kopf begonnen neu zu vernetzen. Er hat die Erkenntnisse durch das Medikinet begonnen zu verarbeiten, um es auch ohne das Medikinet zu schaffen.
Das hat bei mir (und braucht es gerade noch) sehr viel Zeit benötigt. Es geht vieles langsamer als mit dem Medikamenten, aber alles ist anders als früher. Dafür habe ich das Gefühl, dass es viel werthaltiger ist.

Daher kannst du dir auch eine Chance geben. Es könnte sein, dass du jetzt die Sachen lernen kannst, die vorher nicht möglich waren. Dass du durch die Gegend gehen kannst, ohne Reizüberflutung. Und mit der Zeit lernst die Reize, die dich interessieren punktuell zu- und abzuschalten. Mir hat dazu noch sehr viel innere Ruhe und Gelassenheit (Achtsamkeit auf den Körper) geholfen, teils auch in vollständiger Dunkelheit, um den Lichtreiz auszublenden, und die anderen Reize zu verarbeiten.

Grüße,
Peter